Peru

Peru

Peru, südamerikan. Republik zwischen dem Stillen Ocean, Ecuador, Brasilien, Bolivia und Chili, auf 27000 QM. berechnet, hat dem Ocean entlang einen ziemlich schmalen, ebenen, meistens sandigen u. nur an wenigen Stellen fruchtbaren Küstenstreifen, dann erhebt sich die ungeheure Wand der Cordilleras. Diese steigen bis 20000, tragen Hochebenen von 10–12000' Höhe und auf denselben Landseen, von denen der Titicacasee, fast 300 QM. groß, der bedeutendste ist. Die allgemeine Senkung des Gebirges ist gegen Norden gerichtet, daher eilen die zahlreichen Flüsse durch tiefe Thäler in dieser Richtung dem Amazonenstrome zu. Auch in Peru haben die Cordilleras mehre thätige Vulkane, von denen der gegen 17000' hohe Arequipa der bedeutendste ist; Erdbeben sind häufig. Das Klima ist nach der Höhe des Bodens verschieden; an der Küste, in den tiefen Thälern und auf den östl. Grasebenen herrscht das tropische; in einer Höhe von 8000' tritt das gemäßigte ein; auf dem Hochgebirge selbst waltet der ewige Winter. Dieser Abwechslung entspricht auch die natürliche Production des Landes, das im Allgemeinen sehr fruchtbar ist. Ein Hauptreichthum P.s sind seine Bergwerke auf Gold und Platin, Silber, Quecksilber, Kupfer u. Eisen; wichtige Gegenstände der Ausfuhr sind ferner die Vicunawolle, Fieberrinde, Sassaparille, Tabak, in neuester Zeit namentlich der Guano. Die Zahl der E. mag sich auf 11/2 Mill. belaufen, von denen mehr als die Hälfte Indianer sind, deren Sprache auch vorherrscht; dann folgen der Zahl nach die Mischlinge, hierauf die Creolen, endlich in sehr geringer Anzahl die Neger. Die Republik ist in 7 Departemente u. 63 Provinzen getheilt; Hauptstadt ist Lima. Die Verfassung wurde wie bei den andern südamerikan. Republiken der der Vereinigten Staaten Nordamerikas nachgebildet, kam aber wegen der fast unaufhörlichen Bürgerkriege noch nie zur festen Geltung. Die kathol. Religion ist Landesreligion unter 1 Erzbischof und 5 Bischöfen. Die stehende Armee beträgt jedenfalls keine 6000 Mann, hat aber mehr Generale und Offiziere als eine zehnmal so starke europ. Ueber die Ausgaben und Einnahmen des Staates verlautet nichts Bestimmtes od. Uebereinstimmendes, in ruhigen Zeiten müßten die reichen natürlichen Hilfsquellen bedeutende Leistungen ermöglichen; die Staatsschulden betragen nach der geringsten Angabe 46 Mill. Thlr. P. war bei der Ankunft der Spanier 1531 ein mächtiges Königreich, das eine Eroberungspolitik befolgte. Der Name P. entstand aus einem Mißverständniß der Spanier, die E. selbst nannten ihr Land Tahuantinsuyu u. erzählten über dessen Urzeit mancherlei Mythen. Die Civilisation der wilden Bewohner schrieben sie den Sonnenkindern Manco Capac und Mama Oellozuaca zu, von denen auch die Könige, Inkas, abstammen sollten. Die Gründung des Reiches mag in das 10. Jahrh. n. Chr. fallen; es umfaßte außer dem jetzigen P. u. Quito den größeren Theil von Chili und Bolivia, und hatte eine theokratisch-monarchische Verfassung. Alle Gesetze wurden im Namen der Gottheit (Sonne) gegeben, von welcher der Inka seine Herkunft ableitete. Das Volk war in Abtheilungen von 10, 100, 1000 Menschen getheilt, von denen jede einen eigenen Aufseher hatte, die unter den obersten Behörden der Provinzen standen. Das Reich war in 4 Theile eingetheilt, deren Statthalter Prinzen königl. Geblüts waren. Die Strafen waren sehr streng und immer körperlich, die Controle des Unterthanen und Beamten in jeder Beziehung eine scharfe, unterstützt durch eine Art geheimer Polizei des Inka. Die Viehzucht beschränkte sich auf das Lama, Hauptgeschäft war der Ackerbau. In den eroberten Ländern behielten die E. den für ihre Bedürfnisse zureichenden Boden, der andere wurde zu gleichen Theilen für den Sonnentempel und den Inka mit seinen Beamten abgetheilt. Saat und Aernte wurden gemeinschaftlich vorgenommen, Nachlässige streng bestraft; außerdem arbeitete jeder Mann im Jahre 1 Monat für den König. Auch die Heirathen wurden von den Vorstehern angeordnet u. dem jungen Paare Haus und Feld von der Gemeinde angewiesen, so daß das Leben bis in die kleinsten Einzelnheiten von oben herab geleitet wurde. Der Ackerbau blühte, eine Menge Kanäle waren zur Bewässerung angelegt, Straßen verbanden die wichtigsten Orte, dagegen waren die eigentlichen Gewerbe z.B. Baukunst, Bearbeitung der Metalle etc. in einem sehr rohen Zustande. Als Pizarro 1526 mit einer kaum 200 Mann starken Bande Abenteurer anlangte, war P. durch Thronstreitigkeiten in der Inkafamilie zerrüttet, so daß den Spaniern die Eroberung erleichtert wurde; sie gelang, indem Pizarro nach den ersten Erfolgen neue Schaaren Spanier an sich zog, auch Treulosigkeit u. Grausamkeit in der Art zu Hilfe nahm, wie es sonst bei keiner andern Eroberung durch die Spanier geschah. Die Eroberer geriethen jedoch bald selbst wegen der Hauptstadt Cuzco in Streit; Franz Pizarro brachte seinen Genossen Almagro auf das Schaffot, er selbst fiel durch Meuchelmord und als Karl V. die persönliche Freiheit der Indianer erklärte und in Nunnez de Vela einen Commissär schickte, empörten sich die Eroberer, Vela fiel in einem Treffen und Gonzalez Pizarro bemächtigte sich der Gewalt. Endlich schickte Karl V. den Geistlichen Pedro de la Gasca, der die königl. Gewalt und damit die Ordnung wiederherstellte, nachdem G. Pizarro enthauptet war. Noch einigemal erneuerte sich Ungehorsam u. Bedrückung der Indianer, bis die span. Herrschaft vollständig geordnet war u. P. wie die andern Colonien regiert werden konnte; es lieferte seitdem eine Masse edler Metalle, die Humboldt 1803 auf 1232445500 Piaster berechnete. Die Indianer blieben persönlich frei, waren jedoch zu einer wiewohl nicht drückenden Bergwerksfrohne verpflichtet, daher sie auch 1809 ruhig zusahen, als die Creolen einige Versuche machten, die span. Oberherrschaft abzuschütteln. Die Aufstandsversuche mißlangen deßwegen vollständig und als San Martin 1820 mit 5000 chilenischen Truppen landete, konnte er wohl den Vicekönig (seit 1776 war P. eigenes Vicekönigreich, nachdem es vor 1739 zum Vicekönigreich Neugranada, seitdem zu Buenos Ayres gehört hatte) aus dem Küstenstriche, nicht aber aus dem innern Lande vertreiben und erst 1824 endigte die span. Oberherrschaft durch die Siege der columbischen Armee unter Sucre. Nach der Befreiung und republikanischen Selbstconstituirung begann der Kampf der centralistischen od. Militärpartei und der föderalen oder bürgerlich-aristokratischen. Die Verwirrung benutzte der bolivische General Santa Cruz dazu, P. in 2 Republiken zu scheiden, die sich mit Bolivia verbanden und das Reich der Inka wiederherstellen wollten, aber Chili zersprengte 1838 durch einen entscheidenden Sieg über S. Cruz die ganze Föderation. Seit 1843 sind die Centralisten wieder am Ruder, einzelne Aufstände der Föderalisten wurden niedergeschlagen, jedoch blieben die Verhältnisse der Bevölkerung nicht der Art, daß sich eine feste Staatsordnung so bald entwickeln könnte.


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