Arnim

Arnim

Arnim, altes norddeutsches Adelsgeschlecht, das seinen Ursprung aus Holland herleitet und im 10. Jahrh. nach Brandenburg gekommen sein soll. Von Vorchard Heinrich von A., 1280, beginnt die Theilung in die Biesenthalische und Zehdeniksche Linie; erstere spaltete sich in die sächsische, boitzenburgische, greifswaldische; letztere in die fränkische, magdeburgische und fredenwaldische. Eine große Anzahl A. begleitete hohe Posten in sächs. und noch mehr in preuß. Diensten. Die bedeutendsten A. sind: A., Joh. Georg von, geb. zu Boitzenburg 1581, diente Schweden, Polen und dem Kaiser, wurde 1628 kaiserl. Feldmarschall, ging darauf in kursächs. Dienste und spielte eine noch nicht aufgeklärte Rolle in den Unterhandlungen Wallensteins mit Sachsen, Schweden und Franzosen. Nach dem Prager Frieden nahm er 1635 seinen Abschied, wurde 1637 von den Schweden arretirt und nach Stockholm geschleppt, weil er für einen allgemeinen Frieden wirkte, entkam durch kühne Flucht und warb eben ein kaiserl. sächs. Bundesherr, als er 1641 zu Dresden starb. – A., Karl Otto Ludwig von, geb. 1779; zuerst in der diplomatischen Laufbahn dienend, dann interimistischer Intendant der königl. Schauspiele in Berlin, Reisender, königl. Kammerherr, sehr fruchtbarer Schriftsteller in deutscher und engl. Sprache: »Napoleons conduct toward Prussia«, London 1814; »German national melodies«, mit deutschem und engl. Text, London 1816; »der Smaragdring«, Lustspiel in 5 Akten; »Flüchtige Bemerkungen eines flüchtig Reisenden«, 6 Bde., Berlin und Leipzig 1837–50. – A., Ludwig Achim von, geb. 1781 zu Berlin, studirte Arzneikunde und Naturwissenschaften, lebte später in Heidelberg, auf seinem Gute Wiepersdorf und in Berlin, starb 1831. Mit seinem Freunde und Schwager Clemens Brentano gab er 1806 des »Knaben Wunderhorn« heraus; von seinen poetischen Erzeugnissen führen wir an: »die Gräfin Dolores«, 1810; »Halle und Jerusalem«, 1811; die »Schaubühne«, 1813; die »Kronenwächter«, 1817; A. war eine edle Natur, und in seinen originellen Schöpfungen blitzt das Genie durch die Nebel und Wolken, mit der seine Phantasie regellos und vielfach in bizarrer, sich selbst zerstörender Laune den Horizont umhüllt; deßwegen findet er auch nie nationalen Anklang trotz seines deutschen Gemüthes und bleibt mehr für kritisch gebildete Leser eine genußreiche und dankbare Aufgabe. – A., Elisabeth von, geborne Brentano, Gemahlin des Achim, bekannt als Schriftstellerin unter dem Namen Bettina, geb. 1785 zu Frankfurt a. M., eine geniale Frau, in deren Schriften sich das schwärmerische Lieben, Hoffen, Streben und Irren des deutschen Gemüthes seit dem Befreiungskriege abspiegelt; daher ist jedes ihrer Werke interessant, aber läßt keinen harmonischen Eindruck, keine Befriedigung zurück. »Göthes Briefwechsel mit einem Kinde«, 3 Bde. Berlin 1835. »Die Günderode«, 2 Bde. Berlin 1840. »Dies Buch gehört dem Könige,« 2 Bde. Berlin 1843, »Ilius Pamphylius und die Ambrosia«, 2 Bde. Berlin 1848. – A., Heinrich Alexander Freiherr von, geb. zu Berlin 1789, focht in den Freiheitskriegen, trat 1820 in Staatsdienste und wurde 1840 Gesandter in Brüssel, 1846 Gesandter in Paris, von wo er nach der Februarrevolution nach Berlin zurückkehrte. Nach den Märztagen wurde er Minister des Auswärtigen, trat jedoch schon den 8. Juni aus, wurde 1849 Mitglied der ersten Kammer, ist seitdem Gegner des Ministeriums Manteuffel und einer der Hauptredner der preuß.-unionistischen Partei. – A., Heinrich Friedrich, Graf von A.-Heinrichsdorf, geb. 1791 zu Werblow in der Prov. Preußen, Gesandter in Brüssel 1832, 1841 in Paris, 1845 in Wien, trat 1848 ab. Am 24. Februar 1849 wurde er Minister des Auswärtigen, legte aber am 3. Mai sein Amt nieder, weil er weder Preußen in Deutschland, noch Deutschland in Preußen aufgehen lassen wollte, sondern an der Föderation Deutschlands und dem Zusammenwirken mit Oesterreich festhielt; ist seit 1851 wieder Gesandter in Wien. – A., Adolf Heinrich, Graf von A.-Boitzenburg, geb. 1803, trat frühe in den Staatsdienst, war 1842–1845 Minister des Innern; 1847 war er bedeutendes Mitglied der Herrencurie auf dem vereinigten Landtage. 1848 war er im März nur wenige Wochen Ministerpräsident, später Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt, wo er ebenfalls nicht lange bleiben mochte. Seitdem ist er eines der bedeutendsten Mitglieder der preuß. Kammer, der eigentliche Wortführer des Grundadels in dem Sinne einer gewichtigen constitutionellen Berechtigung desselben.


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  • Arnim — ist männlicher Vorname sowie Familienname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Bekannte Namensträger 3 Sonstiges 4 Siehe auch …   Deutsch Wikipedia

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  • Arnim — (urkundlich auch Arnym, Arnimb, Arnheim), märk. Adelsgeschlecht, nach dem Dorf A. im Kreise Stendal in der Altmark benannt, das 1204 zuerst vorkommt und von dem Mitglieder nach dem Lande Barnim in der Ukermark übersiedelten; später ließen sich… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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  • Arnim — (Ludwig Joachim, dit Achim von) (1781 1831) écrivain allemand. Il mêla de façon originale le romantique au fantastique: romans (les Gardiens de la couronne, 1817), nouvelles (Isabelle d égypte, 1812), drames (Halle et Jérusalem, 1811) …   Encyclopédie Universelle

  • Arnim — Ạrnim,   1204 ersterwähntes, mehrfach verzweigtes märkisches Adelsgeschlecht mit Besitzungen v. a. in der Uckermark. Der Zweig Arnim Boitzenburg wurde 1786 in den preußischen Grafenstand, der Zweig Arnim Suckow 1841 in den preußischen… …   Universal-Lexikon

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