Samen

Samen

Samen, animalischer, das Produkt besonderer Drüsen (Hoden) im Organismus der männlichen Thiere, ist eine dickflüssige Materie von weißlicher Farbe und eigenthümlichem Geruche, wird an der Luft dünnflüssiger und durchsichtig, gerinnt durch Weingeist u. Aether; die chemische Reaction ist schwach alkalisch. Der wichtigste Bestandtheil des S.s sind die S.thierchen (Spermatozoën) oder S.fäden, organische, fadenförmige Elemente, an welchen sich eine eigenthümliche u. selbständige Bewegung beobachten läßt. Sie sind am einen Ende, Kopfende, dicker und endigen in einen, den größten Theil ausmachenden, Schwanz; beim Menschen messen sie 1/401/50'''. Nach Kölliker entstehen sie in besonderen Zellen der S.kanälchen des Hodens. Bei der Befruchtung durchdringen sie nach den neuesten Entdeckungen von Barry, Newport und W. Bischof durch drehende Bewegungen mit dem Kopfende das zu befruchtende Ei, was beim Ei des Frosches u. Kaninchens beobachtet worden ist. Was alsdann aus den S.fäden wird, ist zur Stunde noch unbekannt. Die chemischen Elemente des S.s nach Frerichs sind: Schleim, geringe Mengen von Chlornatrium, phosphor- u. schwefelsaure Alkalien. Die S.fäden bestehen aus Proteïnbioxyd und enthalten etwa 4% butterartigen Fetts, Phosphor und etwa 5% phosphorsauren Kalk. – S., vegetabilischer, heißt das befruchtete, reife Ei. Man unterscheidet an diesem S. 1) die S.hülle, 2) das S.korn. Die S.hülle entsteht bei der Zeitigung aus den Eihäuten. Aus der innersten Eihaut wird die eigentliche S.haut, welche nie fehlt. Außer dieser kommt noch bei einzelnen Pflanzen eine weitere S.decke (arillus). die sich aus den äußeren Eihäuten gebildet hat, vor, z.B. bei den Muskatnüssen bildet diese Decke das, was man im gemeinen Leben Muskatblüte heißt. Außer der S. hülle ist der einzelne S. stets noch entweder für sich allein oder gemeinschaftlich mit andern S. von der Fruchthülle umschlossen. Die S. der Zapfenbäume (Coniferae) machen allein eine Ausnahme, indem die Fruchthülle d.h. die einzelne Schuppe des Zapfens z.B. bei der Fichte. Föhre sich nicht schließt, sondern den nackten S. mit ihrer Flügeldecke nur zur Unterlage dienen. Manche Fruchthüllen z.B. die der Gräser, mancher zusammengesetztblütiger und Schirmpflanzen, sind so fest mit der S. haut verwachsen, daß man im gemeinen Leben die ganze Frucht für den S. ansieht z.B.: die Frucht des Reises, der Gerste, des Hafers, des Lattichs, der Astern, der Sonnenblume, des Fenchels, Kümmels, Anis etc. Oft ist die S. haut von ganz eigenthümlicher Beschaffenheit, nicht glatt wie gewöhnlich, sondern höckerig, stachelicht, behaart. Die Haare von vielen Arten von Gossypium (der Baumwollstaude) sind Gegenstand des Welthandels geworden. Manche S. sind durch eigene Gefäßbündel, Nabelstränge an die Fruchthülle angeheftet z.B. Bohne, Erbse, Magnolien. Der wesentliche Theil des S.kerns ist der Keim (embryo). Bei vielen S. besteht der Kern blos aus dem Keim; bei andern enthält er noch einen Eiweißkörper (albumen). Im ersten Fall enthält der Keim in seinen dicken S.lappen (cotyledones) die erste Nahrung der jungen Pflanze selbst, im andern Fall nährt sich der Keim bei seiner ersten Entwicklung aus dem Eiweiß. Die Theile des Keims sind: 1) die S. lappen, 2) die Keimknospe (plumula), 3) das Würzelchen. Bei keinem Pflanzentheile sind die Verhältnisse: Lage, Größe, Richtung etc. so beständig wie bei dem S. u. insbesondere bei dem Keim. Man hat deßwegen auch in der Systematik die Verhältnisse dieser zu Unterscheidungszeichen für die Abtheilungen der höchsten Ordnungen benützt. Diesem nach hat man die gesammte Pflanzenwelt in erster Reihe getheilt in plantae embryonatae und pl. exembryonatae; letztere entsprechen den Cryptogamen, welche sich nicht durch S., sondern durch Sporen fortpflanzen; die pl. embryonatae theilen sich wieder in pl. polycotyledones, dicotyledones und monocotyledones. Erstere Abtheilung bilden die Coniferen u. andere mit mehr blätterigem S.lappen. Die Dicotyledonen entsprechen den exogenen Pflanzen, wozu der größte Theil unserer Flora, namentlich unsere Bäume gehören, den Monocotyledonen aber entsprechen die endogenen Pflanzen (die Gräser, Palmen, Lilien, Orchideen etc.). Außer diesen großen Gruppen kommen noch bei Bildung von Unterabtheilungen innerhalb der Pflanzenfamilie selbst die häufigsten Anwendungen von den Verhältnissen des S.s vor z.B.: bei den Umbelliferae, Cruciferae, Compositae etc. Die Benutzung der Pflanzen-S. ist bekanntlich von der ausgedehntesten Anwendung; neben den nährenden Bestandtheilen: Amylum, Pflanzeneiweiß, Kleber, fettem Oele, Zucker, Gummi, welche in größter Menge in den verschiedensten Pflanzen-S. vorkommen, sind es gar häufig auch die sehr heftig auf den Organismus einwirkenden und eine bestimmte Pflanze vorzugsweise charakterisirenden Pflanzenstoffe, welche ihren Lieblingssitz in den S. der Pflanzen haben z.B.: die ätherischen Oele, die Alkaloide, scharfen Harze. Als Beispiele mögen gelten: die ätherischen Oele der Kreuzblüten, Senf, Rettich, Kohlarten, die Alkaloide der Nachtschatten, Atropine, Hyosciamine, Solanine, das scharfe Harz des Pfeffers und mancher Euphorbien, Ricinus etc.


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