Auflagen

Auflagen

Auflagen, Abgaben sind eines theils die verschiedenen Leistungen, welche eine politische Gesellschaft für gemeinschaftliche Zwecke von ihren Mitgliedern in Anspruch zu nehmen berechtigt ist, anderntheils Gefälle (Naturalabgaben und Dienstleistungen), welche auf dem Grund und Boden ruhen und in einem Mit- oder Obereigenthumsrecht ihre Quelle finden, also mit wenigen Ausnahmen, z.B. der Quartier- und Militärpflicht, privatrechtlicher Natur sind. Erstere entspringen dagegen dem öffentlichen Recht und werden nach der politischen Gesellschaft, welche solche Abgaben zu beziehen berechtigt ist, Staats-, Korporations- oder Gemeindeauflagen genannt. Diese A. bestehen wiederum theils in persönlichen Dienstleistungen, theils in Natural- und Geldabgaben. Unter der Herrschaft des Feudalsystems bildeten die persönlichen Dienstleistungen eine umfangreiche Quelle der Abgaben und der größere Theil der Staatsangehörigen hatte einen oft sehr bedeutenden Theil seiner Arbeitskräfte und Arbeitszeit dem großen Grundbesitz und damit den Regentenfamilien und dem Staate, als den größten Grundbesitzern, zu widmen. Seit Adam Smith durch seine Lehre von der Arbeit, als der wichtigsten Güterquelle, der politischen Oekonomie neue Bahn gebrochen, sind auch die praktischen Staatsmänner mehr und mehr zu der Ueberzeugung gelangt, daß die persönlichen Dienstleistungen als A. die Produktivität eines Volkes und damit das Volksvermögen schwächen, und daß nur in der freien Arbeit die höchste Leistungsfähigkeit liege. Deßwegen darf es da als eine höhere Stufe der staatlichen Entwicklung betrachtet werden, wo die persönlichen Dienstleistungen auf das äußerste Maß, Kriegsdienst, Hilfeleistung zu Ueberwindung von Elementarereignissen etc. beschränkt worden sind. Die Naturalabgaben entspringen einestheils dem Lehensverband, d.h. der Theilung der Eigenthumsrechte auf Grund und Boden, andererseits dem Verbot der Forderung von Zinsen aus den dem Grundbesitze angeliehenen Kapitalien. So erhält der Lehensherr als Obereigenthümer einen bestimmten Theil des Ertrags des von ihm an den Vasallen (Nutzungs-Eigenthümer) verliehenen Grund und Bodens und der Darleiher von Kapitalien als Miteigenthümer Naturalzinse, Gülten genannt. Mit der Auflösung und Zerstörung des Lehenverbandes sind in den meisten europäischen Staaten die Naturalabgaben theils ohne, theils unter Entschädigung der Berechtigten gefallen. Als wichtigste Quelle zu Aufbringung der Mittel zu Bestreitung der Gemeinde- und Staatsausgaben bleiben sonach außer dem unmittelbaren Gemeinde- und Staatsvermögen nur die Geldabgaben, d.h. die auf dem Volksvermögen und dem Einkommen ruhenden Steuern übrig. S. Steuern, Accise.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Auflagen der deutschen Euromünzen — 53,5 Millionen deutsche Starterkits gab es ab dem 17. Dezember 2001 Die deutschen Euromünzen werden seit 1998 in unterschiedlicher Auflage geprägt. Wichtig für die Bestimmung der Auflage sind das Jahr und das Münzzeichen. Folgende Prägestätten… …   Deutsch Wikipedia

  • Tausend-Auflagen-Preis — Der Tausend Auflagen Preis (TAP) ist eine Kennzahl aus der Mediaplanung. Sie gibt den Geldbetrag an, wie viel eine Anzeige (meist Printwerbung) für 1000 Exemplare eines Werbeträgers kostet. Dadurch werden zum Beispiel die Kosten für Anzeigen in… …   Deutsch Wikipedia

  • Kränzchen-Bibliothek — Die Kränzchen Bibliothek war eine Mädchenbuch Reihe des Verlags Union Deutsche Verlagsgesellschaft, die von 1899 bis 1934 erschien. Die Romane wurden zu Beginn als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift „Das Kränzchen“ veröffentlicht,… …   Deutsch Wikipedia

  • Baedeker-Reiseführer — Reiseführer Baedekers Berlin und Umgebung, 16. Auflage (1910) Als Baedeker wird ein Reiseführer für Reiseziele im In und Ausland bezeichnet. Er erschien erstmals 1832 in dem von Karl Baedeker 1827 gegründeten gleichnamigen Verlag in Koblenz …   Deutsch Wikipedia

  • Hansgeorg Stengel — (* 30. Juli 1922 in Greiz; † 30. Juli 2003 in Berlin) war Journalist, Dichter, Satiriker und Kabarettist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2.1 Bücher …   Deutsch Wikipedia

  • Henriette Davidis — ca. 1860 Henriette Davidis (* 1. März 1801[1] in Wengern; † 3. April 1876 in Dortmund) gilt als berühmteste Kochbuchautorin Deutschlands. Obwohl zur gleichen Zeit bereits viele ähnliche Kochbücher erschienen sind und unter anderem da …   Deutsch Wikipedia

  • Praktisches Kochbuch — Henriette Davidis ca. 1860 Henriette Davidis (* 1. März 1801[1] in Wengern; † 3. April 1876 in Dortmund) gilt als berühmteste Kochbuchautorin Deutschlands. Obwohl zur gleichen Zeit viele ähnliche Kochbücher erschienen, entwickelte sich das… …   Deutsch Wikipedia

  • Kochbuch — Kochbücher beschreiben in Rezepten die Zubereitung von Speisen und sind grob in drei Kategorien zu unterteilen: Nüchterne, ausführliche Rezeptsammlungen für Berufsköche Lehrbücher mit Standardrezepten für Anfänger, die auch allgemein in… …   Deutsch Wikipedia

  • Wickel — Ein Wickel beschreibt ein oder mehrere zirkulär um den Körper (Ganzkörperwickel) oder einen Körperteil (Teilwickel) angelegte Tücher, die mit einer temperierten Flüssigkeit befeuchtet oder mit einer Substanz bestrichen sind. Zu den Wickeln werden …   Deutsch Wikipedia

  • Rezeptbuch — Anna Halm: „Neues praktisches Kochbuch“, 1900 Kochbücher beschreiben in Rezepten die Zubereitung von Speisen und sind grob in drei Kategorien zu unterteilen: Nüchterne, ausführliche Rezeptsammlungen für Berufsköche Lehrbücher mit Standardrezepten …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”