Amalia, Herzogin v. Braganza

Amalia, Herzogin v. Braganza

Amalia, Herzogin v. Braganza Auguste Napoleone, Herzogin von Braganza, war zwölf Jahr alt, als am 21. Februar 1824 ihr Vater, der Prinz Eugen von Beauharnais, Herzog zu Leuchtenberg und Fürst von Eichstädt, starb. Seine Gemahlin und seine Kinder hatten ihn auf das Zärtlichste geliebt; der gemeinschaftliche Kummer über sein so frühes Dahinscheiden knüpfte seine Hinterlassenen nur um so fester zusammen. Auf die Mutter, die ihnen geblieben (Auguste Amalie, königliche Prinzessin von Baiern, geboren den 21. Juni 1788, vermählt den 13. Januar 1806) trugen die Verwaiseten nun die Liebe zu dem verlornen Vater über, und hingen daher mit verdoppelter Innigkeit an ihr, die mit seltener Treue und Fürsorge über dem Gedeihen und der Erziehung ihrer Kinder wachte. Die Prinzessin Amalia Auguste, die zu einer ausgezeichneten Schönheit erblühte, fand in dem stillen, aber hochgebildeten Familienleben, dem sie entsprossen war, Alles, was ihre reine Seele zum Glück bedurfte. Daher mußte die Vorstellung, ihr theures Vaterland, ja sogar Europa und die von ihr so unendlich geliebten Ihrigen für immer zu verlassen, ihr Gemüth auf das Tiefste erschüttern, als eine Bewerbung des damaligen Kaisers von Brasilien, (seit er resignirte, Herzog von Braganza) ihr unter einer fernen, heißen Zone eine zwar glänzende, aber durch die Trennung von Allem, was ihr bisher theuer war, sehr verbitterte Bestimmung anwies. Der Rath der Mutter und die ehrerbietige Anerkennung, welche der Kaiser ihren Reizen sowohl als ihren Verdiensten zollte, von denen glaubwürdige Stimmen ihn unterrichtet hatten, bewog sie, das Anerbieten seiner Hand für einen Wink des Himmels zu halten, der auf diese ungewöhnliche Weise ihr Schicksal entscheiden wollte. Als sie entschlossen war, einzuwilligen, strebte sie mit Umsicht und Eifer, die Lichtseiten der ihr so fremden, von mancher Einwirkung umschatteten Laufbahn aufzufinden, die sie als den Weg ihres künftigen Lebens betrachten sollte. Ihre unerfahrene Unschuld, mit der holden Schwärmerei der ersten Jugend verschmolzen, fand in der Hoffnung, auf ein so großes Reich, wie Brasilien, das in seiner Bildung noch auf einer sehr tiefen Stufe steht, einen wohlthätigen Einfluß zu erlangen, seine Begriffe aufhellen, seine Sitten verfeinern, und seine Unterthanen beglücken zu helfen, die feste Stütze, die sie vor dem Erliegen bewahrte, als sie sich nun mit dem Anscheine, als sei es auf ewig, von der geliebten Heimath losreissen mußte. Auch die Ueberzeugung, den mutterlosen Kindern des Kaisers eine liebevolle Führerin und Freundin sein zu dürfen, war ihr ein heller Stern, der ihrer Zukunft leuchtete. Ihre Reise glich von München an bis zu dem Bord des Schiffs, das sie über das Meer tragen sollte, einem Triumphzug. Denn ihre blendende Schönheit. veredelt noch durch Geist und ein tiefes und zartes Gemüth machte sie allenthalben, wo sie erschien, zu dem Gegenstand der allgemeinsten Bewunderung. Wer sie nur sah, war von der himmlischen Anmuth ihrer äußeren Erscheinung entzückt, und wer so glücklich war, sie – wenn auch nur flüchtig – kennen zu lernen, behielt den unauslöschlichen Eindruck von der sittlichen und geistigen Liebenswürdigkeit, die sie umstrahlte, in der Seele. Es konnte daher nicht fehlen, daß ihr erster Anblick den Kaiser auf das Tiefste ergriff und bezauberte. Alle Nachrichten, die man aus sicheren Quellen von ihrem ersten Zusammentreffen geschöpft hat, vereinigen sich, ihn von freudiger Rührung wegen seiner weit übertroffenen Erwartungen, und von dem Glück ihres künftigen Besitzes durchdrungen zu schildern. Nicht völlig zwei Jahre verlebte sie in jenem Lande südlicher Gluth, dessen reiche und herrliche Natur den durch europäische Sitten Verwöhnten doch nicht ganz mit den Mängeln und Gebrechen seiner Staatseinrichtungen, seiner Gebräuche, und seiner Kultur versöhnen kann. Von seinem leidenschaftlichen Charakter hingerissen, führte der Kaiser das Steuer der Regierung nicht mit fester, sichrer Hand; er vergaß, daß eine Nation, die noch in der Kindheit ihrer Bildung steht, nur nach und nach für ein höheres Fortschreiten empfänglich gemacht werden kann, und seine Heftigkeit übereilte und erschwerte die Ausführung der Pläne, die das Beste Brasiliens bezwecken sollten. Haß und Furcht waren die Gefühle, die er seinen Unterthanen einflößte, während das Gute, das er beabsichtigte, unerkannt blieb. So bildete sich eine Verschwörung gegen ihn, die nur durch Ruhe, Gegenwart des Geistes und muthige Ausdauer hätte überwunden werden können. Don Pedro aber verschmähte diese Heilmittel seiner tief verletzten Rechte. Empört durch die Falschheit und den Widerstand derer, die er sich durch Wohlthaten verpflichtet zu haben glaubte, resignirte er am 7. April 1831 zum Besten seines sechsjährigen Sohnes, der vermittelst der väterlichen Entsagungsakte den Thron unter Vormundschaft bestieg, und schon am 11. Juni erreichte der Kaiser, der jetzt den Titel eines Herzogs von Braganza angenommen hatte, am Bord der französischen Fregatte Volage, Cherbourg. Alle, welche die köstliche Perle kennen, die sein Geschick ihm in dieser Gemahlin verliehen hat, finden, daß selbst nach dem Verlust seiner Krone ihm doch das höchste Kleinod geblieben ist, das aus dem Sturm der politischen Umwälzung Brasiliens für ihn zu retten war.

A.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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