Kutschen

Kutschen

Kutschen. Die Tragebetten, auf welchen sich die reichen üppigen Römerinnen von 6–8 stämmigen Leuten durch die Straßen Roms tragen ließen, gaben den Kutschen ihre Entstehung. Früher und schon in den ältesten Zeiten mußten offene sowohl als bedeckte Wagen die Kutschen ersetzen, denn erst zur Zeit der römichen Kaiser kamen sie auf. Ruhebetten von Erz, Silber, Gold und Elfenbein, mit allerlei Verzierungen und purpurnen Teppichen behangen, weit und geräumig, mit den üppigsten Pfühlen und Schwanenkissen ausgelegt, hob man auf vier Achsen und bildete so ein vierräderiges Fuhrwerk, in welchem man mehr lag als saß und Vielerlei mit größter Bequemlichkeit verpacken konnte; sie wurben von Maulthieren oder Pferden gezogen. Anfangs bedienten sich ihrer bei pomphaften Aufzügen und luxuriösem Gepränge in der Stadt nur die Vestalinnen und Kaiserinnen, welche in diesen prachtvollen fahrbaren Betten mit einem großen Gefolge sich dem Volke zeigten. Bald aber wurden sie allgemein zu Landpartien gebraucht. Ihnen folgten die zweiräderigen Cabriolets zum Schnellfahren, nach hinten offen, mit Sitzen versehen und auf das Schönste gearbeitet. Noch sieht man dieselbe Form an den Siegeswagen auf antiken Gebäuden, Triumphbogen, Gemälden und Säulen. Vierräderige Reise- und zweiräderige Streitwagen waren bei den alten Galliern und Deutschen wie bei den alten Hellenen, bei den Persern und im ganzen Orient von Alters her gewöhnlich, aber die in Riemen hängenden, mit Polstersitzen, Vorhängen, Fenstern und bequemer Bedeckung, erhielten die Franzosen erst aus Italien. Nur Damen durften sich ihrer Anfangs unter dem Namen chariots damerets bedienen; die Benennung »Kutsche« leitet man aus dem Altungarischen. In Deutschland waren Postpferde und öffentliche Postchaisen schon seit 1480 gemein; hundert Jahre später wurden sie unter der Regierung Elisabeth's durch die Franzosen in England eingeführt. Heinrich Graf von Arundel nennt man als den Ersten, der sich eine der prächtigsten Leibkutschen machen ließ; 1695 waren sie allgemein im Gebrauch, wiewohl eine Parlamentsacte den Männern die K. als allzu luxuriös verbot. Schon 1625 kamen die Lohnkutschen auf, die zuerst verboten, sich doch schnell verbreiteten. 1778 gab es in England 23,000 Lohnkutschen. – Die in Wien und Offenbach gefertigten so eleganten K. sind in ganz Europa beliebt. Selbst der industriöse Engländer kauft sie in Offenbach.

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http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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