Maria, Königin von Ungarn

Maria, Königin von Ungarn, Tochter des Erzherzog's Philipp von Oestreich und Johanna's von Aragonien, geb. 1503 in Brüssel, wurde mit Ludwig II., König von Ungarn, dem tapfern, jugendlichen Sohne des jagellonischen Wladislaw, vermählt, und das Band, was Convenienz geknüpft, ward bald inniger noch durch die Liebe vereint. Allein früh wurde Mariens Himmel zertrümmert. Ludwig mußte gegen den gefürchteten Beherrscher der Osmanen, Solyman, ziehen und verlor in der blutigen Schlacht bei Mohacz, 1526, sein Leben. M. zog sich in die Einsamkeit zurück und suchte Frieden in dem Gelübde ewiger Witwenschaft. Doch ihr Bruder, Kaiser Karl V., gab sie dem Leben wieder und verlieh ihr 1536 die Statthalterschaft der Niederlande. Aeußere Feinde, besonders Dänemark, innere Religionsspaltungen, die Wiedertäufer, machten ihre Regierung zu einer unruhigen. Gebeugt durch manche Unfälle und körperliche Schmerzen legte Kaiser Karl 1555 und 56 seine Kronen nieder und zog sich nach Spanien in die heilige Stille eines Klosters zurück. Hierher folgte auch Maria dem kaiserlichen, hochgefeierten Bruder, dem sie mit warmer Liebe zugethan war. Die Welt liebt es einmal, »das Strahlende zu schwärzen;« und so hat es auch nicht an Solchen gefehlt, welche die geschwisterliche Liebe Beider in den Kreis sittlicher Gemeinheit zu ziehen versuchten.

Sp.