Sombreuil, Mademoiselle

Sombreuil, Mademoiselle

Sombreuil, Mademoiselle, die heldenmüthige Tochter des Herrn von Sombreuil, Gouverneurs der Invaliden in Paris, eine der Heroinnen der französischen Revolution. Bereits seit 8 Tagen seufzte sie mit ihrem greisen Vater in den Gefängnissen der Abtei, als die gräßlichen Septembertage (2–10. Sept. 1792) nahten. Schon waren viele der Gefangenen unter dem Beile der Henker gefallen, und die Wuth der entmenschten Mörder forderte immer neue Opfer. Schon ergriffen sie auch den alten Sombreuil, um ihn an den Silberlocken zum Blutaltar zu schleppen: – da erhob sich seine Tochter bleich wie der Tod von dem ärmlichen Lager, stürzte sich zitternd gegen die Mörder, – die einen Augenblick vor der Hoheit ihrer jungfräulichen Gestalt zurückschrecken. Wohlan denn, rief einer der Unmenschen, dein Vater soll frei sein, wenn du dieses Glas voll Blut hier ausleerest! Bei diesem Vorschlage wandte sich die Arme schaudernd ab: – aber nur eine Sekunde, die kindliche Liebe siegte, und mit fester Hand leerte sie den Becher voll der Verwesung! Zwei Jahre vergingen der Tochter wie dem Vater in wehmüthiger Einsamkeit. Ost wurde die erstere von den schmerzhaftesten Krämpfen gepeinigt, eine Folge jenes verhängnißvollen Trunkes. Aber ihre liebende Aufopferung ermüdete nicht, die letzten Tage des müden Greises mit den Blumen der treuesten Kindesliebe zu bekränzen. Wie sie den Blutbecher einst für ihn geleert, so schwand nun auch in seiner Wartung und Pflege das eigene Blut von ihren jugendlichen Wangen; bleich und schlaflos saß sie eben an seinem Lager und beugte sich liebend über ihn, um seinen unruhigen Schlummer zu beobachten; – da traten auf einmal wiederum die Häscher des Blutgerichts ein und schleppten beide zum zweiten Male in das Gefängniß! Und die weiße Rose saß in dem finstern Kerker mondenlang neben dem todtmüden Vater, und spendete ihm liebend alle die letzten Thautropfen himmlischen Trostes, und drückte ihm lind die heißen Schläfe mit den zitternden Händen, und legte ihm, indem sie sich zum Lächeln zwang, den Balsam der Erinnerung an die schönen Tage der Vergangenheit, wie kühlenden Nachtschatten auf das wunde Herz. Bis zur letzten Stunde blieb sie an seiner Seite, und als sie ihn zum letzten Mal umarmt, und als sein theures Haupt unter dem Messer der Guillotine gefallen, – da weinte sie keine Thräne mehr hienieden. Starr und stumm saß sie lange Jahre in ihrem Kämmerlein, und brütete nur dumpf über das räthselhafte Nichts ihres räthselhaft an die Vergangenheit gebannten Geistes. Endlich trat das erste Lächeln wiederum auf die erstarrte Wange: – mit ausgebreiteten Armen winkte ihr der verklärte Vater, und freudig reichte ihr die Göttin für den Blutpokai den Becher der ewigen Jugend!

B.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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