Taubstumme

Taubstumme

Taubstumme. Der liebende Scharfsinn des Menschen suchte und entdeckte oft für die scheinbar unheilbarsten Uebel den rettenden Balsam; birgt doch die reiche, gütige Natur in ihrem mütterlichen Schooße für alle Wermuthsbecher einen Tropfen Süßigkeit! Auch jene Unglücklichen, denen sich zwei Hauptpforten schlossen, durch welche Liebe und Verständniß im lieblichen Wechselverkehr auf- und niederwallen, sollten in neuerer Zeit durch die Bemühungen wackerer Männer, wie eines Heinicke in Leipzig, und des berühmten Abbé de l' Epée in Frankreich, der Civilisation, der Menschheit, der Gesellschaft wiedergegeben werden. Und gar viel gibt es dieser Elenden; denn nach den neuesten Berechnungen kann man wenigstens 650 auf eine Million oder auf 1539 Menschen einen T. rechnen, so daß man sonach in Europa 145,131, und auf der ganzen Erde 568,413 T. annehmen dürfte. Zugleich übertrifft die Zahl der männlichen T. stets die der weiblichen; in Sachsen z. B. sind sie im Verhältniß wie 4: 3. Der Taubstummenunterricht zerfällt jetzt in zwei verschiedene Hauptmethoden: nach der einen wird das laute Sprechen des Lehrers für den wichtigsten Gegenstand des Unterrichts, nach der anderen hingegen die Geberdensprache für die Muttersprache der T. angesehen. Im Ganzen zählt man jetzt 174 Taubstummeninstitute in Europa: Spanien und Portugal haben davon jedes eins, Frankreich 28 und Deutschland 52, doch ist diese Zahl nicht vollkommen hinreichend, und Dänemark ist bis jetzt der einzige größere Staat, in welchem jeder bildungsfähige T. Unterricht erhält.

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http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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