Arnold Wahnschaffe

Arnold Wahnschaffe

Arnold Wahnschaffe (* 14. Oktober 1865 auf dem Gut Rosenfelde im Landkreis Deutsch Krone; † 1941) war Chef der Reichskanzlei von 1909 bis 1917.

Inhaltsverzeichnis

Familie und Ausbildung

Als Sohn des Rittergutsbesitzers Philipp Wahnschaffe und seiner Ehefrau Hedwig von Wangenheim († 1867) besuchte er ab 1866 bis 1882 die Schule des Königlichen Pädagogiums in Putbus auf Rügen.

Danach studierte er das Fach Rechtswissenschaften in Berlin, Lausanne und Heidelberg ab 1883. 1884 wurde er Mitglied des Corps Saxo-Borussia Heidelberg.[1] Landwirtschaftliche Studien absolvierte er in Halle (Saale), die er 1886 (oder 1887) beendete. Bis 1892 erfolgte der Dienst als Referendar in Schwedt, Landkreis Deutsch-Krone, Elbing, Berlin, Frankfurt (Oder) und Danzig. Dabei legte er die 1. und 2. Staatsprüfung für die höhere Verwaltung ab. Seine Militärdienstzeit verbrachte er bei dem 1. Brandenburger Dragoner Regiment Nr. 2 in Schwedt.

Dienst in der staatlichen Verwaltung

Es folgte der Dienst als Regierungs-Assessors von 1892 bis 1897 in Breslau, Bonn, Hannover und Halle (Saale). Als Landrat betätigte er sich von 1897 bis 1905 in Landsberg an der Warthe. Im Jahre 1904 starb sein Vater und sein Onkel Paul Wahnschaffe im Jahre 1901. Damit erbte er die Güter von Rosenfelde und Rottmanshagen im Landkreis Demmin in Pommern, die er von einem Verwalter bewirtschaften ließ.

Im Jahre 1905 heiratete er Irma von Möllendorf.

Dienst in der Reichsregierung

Ab 1905 wurde er ins Preußische Landwirtschaftsministerium gerufen, wo er die Position eines Vortragenden Rates einnahm. Daben wirkte er als Kommissar des Landwirtschaftsministers und war Mitglied der Ansiedlungskommission für Posen. Als Vortragender Rat hatte er die gleiche Aufgabe wie im Landwirtschaftsministerium von November 1907 bis 1909 in der Reichskanzlei. Im Jahre 1909 übernahm er als Unterstaatssekretär die Aufgabe des Chefs der Reichskanzlei von Unterstaatssekretär Friedrich Wilhelm von Loebell, der Regierungspräsident der Provinz Brandenburg wurde.

Siedlungspolitik im Osten

Im Oktober 1907 vermittelte Wahnschaffe eine Resolution und die Denkschrift an die Regierung, die im Hauptvorstand des Deutschen Ostmarkvereins verabschiedet wurde. Diese Schriften betrafen eine Stellungnahme zu der Forderung nach einer gesetzlichen Regelung zur Enteignung polnischen Grundbesitzes.

Wahnschaffe wurde in seinem neuen Amt eine bedeutende Schüsselfigur (Fritz Fischer) der deutschen Politik gegenüber Polen. Dabei handelte er den Vorstellungen gemäß, die Bethman-Hollweg bezüglich der Frage der Ostgrenzstreifen entwickelt hatte. Er gab dem ehemaligen Generalkonsul von Warschau, Albrecht von Rechenberg, am 27. August 1914 den Auftrag, eine Denkschrift über die Zukunft von Polen zu erstellen. In weiteren Gesprächen diskutierten Wahnschaffe und Rechenberg dessen Konzeption, die polnische Bevölkerung aus den Gebieten von Posen und Westpreußen nach Kongreßpolen umzusiedeln.

Krieg und Sozialdemokratie

Vom 16. Juli bis zum 18. Juli 1914 war Wahnschaffe nach Hohenfinow gereist. In diesen Tagen erlebte er dort in Gegenwart des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg die Auswirkungen der Julikrise. Als der Krieg dann doch am 1. August in Berlin verkündet wurde, bekräftigte Bethmann Hollweg gegenüber Wahnschaffe die Entschlosssenheit, den Krieg siegreich zu beenden.

Eine entscheidende Rolle in der Politik von Bethman Hollweg bestand darin, die Rolle der Sozialdemokraten in der Kriegspoltik im Reichstag zu beeinflussen. Wahnschaffe hatte dabei die Aufgabe, die Gespräche zur Klärung der Haltung der Sozialdemokraten zu führen. In einer Unterredung vom 2. Oktober 1914 mit dem Reichstagsabgeordneten Max Cohen-Reuß erklärte Wahnschaffe die Erwartung, dass die Sozialdemokraten sich mit der Existenz der Monarchie abfinden müssten. Cohen sicherte dabei zu, dass sich die Sozialdemokraten in diese Richtung bewegen könnten, wobei der rechte Flügel der Partei diese Haltung unterstützen würde.

Erste Friedensaktivitäten

Am 6. Juli 1916 gehörte Wahnschaffe neben dem Privatsekretär des Reichskanzlers Kurt Riezler, dem Chef des Pressereferats im Auswärtigen Amt Otto Hammann, Paul Rohrbach (1869-1956) und dem Staatssekretär im Reichskolonialamt Wilhelm Solf zu den Gündern vom Deutschen Nationalausschuß für einen ehrenvollen Frieden (DNA), auch Wedelscher Ausschuß genannt. Diese Vereinigung hatte die Aufgabe, die wachsenden Spannungen innerhalb der Gruppen über den Kriegsausgang zu kanalisieren und die Politik von Bethmann Hollweg zu unterstützen. Die gesetzten Ziele des DNA stießen aber auf wenig Resonanz, so dass der DNA Ende 1916 wieder aufgelöst wurde.

Widmung am Reichstag und Rücktritt

Im Jahr 1916 wandte sich Wahnschaffe in einem Brief an den Kaiser mit der Bitte, die versprochene Denkschrift über dem Eingangsportal des Reichstags, die Dem Deutschen Volke als Widmung heißen sollte, doch zu verwirklichen. Der Text dieser Widmung soll auf mehrfache Initiativen von Wahnschaffe zurückgehen.

Mit dem Rücktritt von Bethmann Hollweg als Reichskanzler gab auch Wahnschaffe sein Amt im August 1917 auf. In der Zeit vom 11. Oktober bis November 1918 kehrte er noch einmal zur Vertretung kurzzeitig in die Reichskanzlei als Chef zurück. Danach reiste er auf sein Gut Rottmanshagen zur Bewirtschaftung der Ländereien.

Mitgliedschaft und Positionen

  • Vorstand der Zuckerfabrik Stavenhagen in Mecklenburg
  • Vorsitzender des Aufsichtsrats der Molkerei Stavenhagen
  • Sonderausschuss für Bauwesen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG)
  • Ausschuss des Deutschen Auslands-Instituts in Stuttgart
  • Deutsche Gesellschaft (1915-1934)
  • Deutscher Ostmarkverein (1894-1934)

Referenzen

  • Biographische Übersicht
  • Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Bd. 2, Berlin 1931
  • Georg Wenzel, Deutscher Wirtschaftsführer, Berlin 1929
  • Willibald Gutsche, Aufstieg und Fall eines kaiserlichen Reichskanzlers, Berlin 1973
  • Fritz Fischer, Griff nach der Weltmacht, Düsseldorf 2002
  • Hermann A.L. Degener, Wer ist's?, Berlin 1928

Literatur

  • Kurt Winkelsesser, (Bearbeiter), Deutsches Geschlechterbuch. Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien. Quellen- und Sammelwerk mit Stammfolgen deutscher bürgerlicher Geschlechter, Band 3, Limburg 1972

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1930, 71, 887

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