Nationalpark Müritz

Nationalpark Müritz
Müritz-Nationalpark
Der Priesterbäker See nahe dem Ostufer der Müritz
Der Priesterbäker See nahe dem Ostufer der Müritz
Deutschland
Lage: Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
Nächste Stadt: Waren (Müritz), Neustrelitz
Fläche: 322 km²
Gründung: 12. September 1990
Adresse: Nationalparkamt Müritz

Schlossplatz 3
D-17237 Hohenzieritz

Die Havel zwischen Granziner See und Pagelsee

Der 1990 gegründete Müritz-Nationalpark befindet sich im Süden Mecklenburg-Vorpommerns und ist ein deutscher Nationalpark. Der Park erstreckt sich über zwei räumlich getrennte Gebiete der Mecklenburgischen Seenplatte und eines Teiles der Feldberger Seenlandschaft. Der westliche größere Teil ist das Teilgebiet Müritz, der kleinere östliche Teil wird Teilgebiet Serrahn genannt. Zwischen den Teilgebieten liegt im Wesentlichen das Stadtgebiet Neustrelitz.

Inhaltsverzeichnis

Charakteristika

Der insgesamt 318 km² große Nationalpark ist zu 65 Prozent von Wäldern und zu 12 Prozent von Seen bedeckt. Die Restfläche teilt sich folgendermaßen auf: acht Prozent Moore, sechs Prozent Wiesen und Weiden sowie drei Prozent sonstige Flächen.

Landschaftsprägend war die Weichseleiszeit vor etwa 15.000 Jahren. Die Gletschermassen der Pommerschen Hauptendmoräne hinterließen Findlinge, Zungenbecken, Rinnen und zahllose Toteislöcher. Letztere sind heute als Seen (zum Beispiel die Wienpietschseen) und Sölle überall in der Landschaft verstreut.

Insgesamt gibt es im Nationalpark 100 Seen und unzählige kleinere Stillgewässer. Die Müritz ist mit einer Fläche von 117 Quadratkilometern das größte Gewässer, das vollständig innerhalb Deutschlands liegt.

Teilgebiet Müritz

Das Teilgebiet Müritz umfasst vor allem das östliche Hinterland der Müritz. Außer der Müritz, die nur zu kleinen Teilen im Nationalpark liegt, sind größere Gewässer im westlichen Teil der Feisnecksee, Rederangsee, Specker See und Woterfitzsee. Einige Seen am Ostufer der Müritz waren auf Grund von Wasserstandsschwankungen durch Mühlenstaue und der Regulierung der Elde[1] zeitweise Teil der Müritz.

Die höchste Erhebung im allgemein flacheren Müritzer Teil ist der Käflingsberg mit 100,3 m ü. NHN. Hier befindet sich mit dem Käflingsbergturm ein kombinierter Aussichts-, Feuerwacht- und Mobilfunksendeturm.

Teilgebiet Serrahn

Das Teilgebiet Serrahn umfasst den östlichen Teil des Nationalparks und befindet sich im Übergang zwischen der Mecklenburgischen Seenplatte zur Feldberger Seenlandschaft. Im dem waldreichen hügeligen Teil des Nationalparks gibt es mit dem Großen Fürstenseer See, Schweingartensee und Zwirnsee größere Seen. Diese sind jedoch nicht so landschaftsprägend wie im Westteil. Große Gebiete des Teilgebietes gehören zum Naturpark Feldberger Seenlandschaft.

Im Teilgebiet Serrahn befinden sich mit dem Hirschberg (143,7 m ü. NHN) und dem Warsberg (143,2 m ü. NHN) die höchsten Erhebungen im Nationalpark. Weitere bedeutende Anhöhen sind die Serrahner Berge mit 124,2 m ü. NHN.

Klima

Der Müritz-Nationalpark liegt in einer Zone des Übergangs vom subatlantischen zum subkontinentalen Klima. Das heißt, der ozeanische Einfluss ist nur noch schwach ausgeprägt, und das kontinentale Wetter hat erst geringe Bedeutung.

Das Mikroklima im Bereich der Müritz wird wesentlich durch den See beeinflusst. Der Jahresgang der Temperatur wird durch die große Wasserfläche sowohl bei der Erwärmung im Frühjahr als auch bei der Abkühlung im Herbst abgefedert.

Waren (Müritz) hat mit dem langjährigen Mittel von -4 °C die niedrigsten Februartemperatur in Mecklenburg-Vorpommern. Dadurch, dass Niederschläge häufig über der Müritz und den anderen mecklenburgischen Großseen abregnen, herrscht im westlichen Teil des Nationalparks relative Niederschlagsarmut. Im östlichen Teil nehmen die Niederschläge vor allem im Sommer zu. Als Ursache könnte die starke sommerliche Erwärmung der Sanderflächen und die damit verbundene erhöhte Gewittertätigkeit, als auch das Abregnen an über 140 m ü. NHN hohen Anhöhen des Strelitzer Lobus, der Pommerschen Endmoräne, angenommen werden.

Im östlichen Teil treten durch die großen geschlossenen Buchenwälder und die eingebetteten Senken lokalklimatische Einflüsse auf. So kommt es in den Senken sehr oft zur Bildung sogenannter Kaltluftseen. Eine andere Art von Mikroklima tritt in dem Offenlandgebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Speck auf. Hier gibt es durch die fehlende Vegetationsdecke sehr große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht.[2]

Fauna und Flora

In dem Gebiet haben unter anderem viele See- und Fischadler ihr Einstandgebiet. Insbesondere die Fischadler kann man von Aussichtskanzeln aus bei ihrer Brut und beim Jagen beobachten.

Krick- und Knäkenten brüten in der dichten Ufervegetation der Müritz, Teichrohrsänger und die seltene Rohrdommel sind in den Feuchtgebieten zu Hause. Während der Vogelzugzeit halten sich Watvögel wie Zwergstrandläufer, Rotschenkel und Grünschenkel im Gebiet auf. Schwarzstörche und Kraniche sind Brutvögel im Müritz-Nationalpark.

Botanisch bemerkenswert sind Riede aus seltenen Sauergrasarten wie dem Schneidried (Cladium mariscus) und große, landschaftsprägende, am Ostufer der Müritz auch flächig vorkommende Wacholderbestände, die ehemals intensiv als Viehweiden genutzt wurden.

Geschichte

Buchen-Urwald „Serrahn“ mit Totholz
Hochmoorsanierung: Durch angehobene Wasserstände sterben die Birken ab

Als eine der letzten Amtshandlungen der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gelang es dem damaligen stellvertretenden Umweltminister Michael Succow zusammen mit weiteren engagierten Naturschützern im Rahmen des Nationalparkprogramms, mehrere Großschutzgebiete (Nationalparks, Biosphärenreservate) auszuweisen, darunter auch 320 km² inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte.

Während der Zeit der DDR war in dieser Region ein sogenannter „produktionsintegrierender Naturschutz“ propagiert worden. Das extrem dünn besiedelte Land wurde für militärische Übungen, Karpfenzuchten und Staatsjagden sowie eine intensive Forst- und Landwirtschaft genutzt. Zwölf Kilometer der Uferzone der Müritz standen allerdings auch schon zu DDR-Zeiten unter strengerem Naturschutz.

Die intensive Forstwirtschaft hat dafür gesorgt, dass monotone Kiefernforste den Nationalpark heute noch prägen. Eine Entwicklung hin zu naturraumtypischem Laubwald ist von der Nationalparkverwaltung eingeleitet, jedoch wird dieser Prozess mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen. In einem separaten Areal im Osten des Nationalparks, auf den Hügeln von Serrahn, lässt sich jedoch schon besichtigen, welches Gesicht das Gebiet tragen wird, wenn sich Waldgesellschaften wieder ungestört gemäß den natürlichen Bedingungen entwickeln können. Hier findet man einen größeren, urwaldartigen Bestand alter Rotbuchen.

Die von der DDR-Verwaltung fortgesetzte Entwässerung des Gebiets durch Kanäle senkte den Grundwasserspiegel kontinuierlich. Ausgedehnte Birkenwälder entstanden im Lauf der Jahre. Die aktuelle Nationalparkverwaltung sperrt die Kanäle und hebt somit das Grundwasser auf das ursprüngliche Niveau. Die Birken sterben ab, die eigentliche Flora entsteht langsam wieder. Da der Prozess ohne weiteren Eingriff durch den Menschen verläuft, sind derzeit ausgedehnte Flächen mit Birkenstümpfen zu sehen.

Filmographie

  • Im Müritz-Nationalpark. Dokumentarfilm, 45 Min., Deutschland, 1998, von Hanna Lehmbäcker und Martin Rötger, Produktion: Komplett-Media-GmbH, Grünwald (ISBN 3-89672-494-0), Kurzbeschreibung des MDR

Einzelnachweise

  1. Fred Ruchhöft: Der Wasserstand der „Oberen Seen“ in Mecklenburg in Mittelalter und früher Neuzeit in: Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern, Bd. 6, 1999
  2. Infoblatt Nationalparkamt Müritz 2002

Weblinks

53.43638888888912.8366666666677Koordinaten: 53° 26′ 11″ N, 12° 50′ 12″ O


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