Natural Color System

Natural Color System

Das Natural Color System (NCS, auch NCS-Farbsystem) ist ein standardisiertes Farbsystem, welches auf der Farbwahrnehmung (Farbempfinden) eines durchschnittlichen, dem europäischen Kulturkreis angehörenden Betrachters beruht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Basierend auf der Theorie der Gegenfarben (Opponententheorie) von Ewald Hering im 19. Jahrhundert entwickelte der Physiker Tryggve Johansson zwischen 1937 und 1939 ein eigenes Farbsystem, das die Grundlage für den Farbatlas von Sven Hesselgren mit mehr als 500 Farben wurde. Der Farbenatlas wurde von Anders Hård in das moderne NCS-System verfeinert.[1] 1946 wurde durch Anders Hård das Scandinavian Colour Institute in Stockholm gegründet, das die Rechte am NCS-System hält. NCS ist ein eingetragenes Warenzeichen des Skandinavischen Farbinstitutes (Scandinavian Colour Institute) mit Sitz in Stockholm, Schweden.[2]

NCS-Farbtheorie

Das Natural Color System geht dabei von den vier bunten Grundfarben aus, die von diesem als "rein" empfunden werden – Gelb (Y), Grün (G), Rot (R) und Blau (B). Die farbmetrischen Eigenschaften dieser Grundfarben wurden unter Laborbedingungen mit Hilfe einer statistisch relevanten Anzahl von Testpersonen ermittelt. Es sind diejenigen Farben, die als frei von anderen Farben empfunden werden. Beispielsweise kann jeder (normalsichtige) Mensch ein Blau definieren, das als frei von Rot oder Grün empfunden wird. Demgegenüber lässt sich kein Gelb vorstellen, das Blau enthält und kein Grün, das Rot enthält. Diese Farbenpaare werden deshalb als Gegenfarben im Kreis gegenüberliegend angeordnet.

Alle weiteren Farbtöne werden als Übergang zwischen diesen Grundfarben gesehen und in Prozentanteilen angegeben. Hinzu kommen die unbunten Farben Schwarz und Weiß.

Ähnlich wie beim Ostwaldschen Doppelkegel befinden sich die gesättigten Farben auf einem Farbkreis, der gleichzeitig Grundfläche für einen nach oben (reines Weiß) und unten (reines Schwarz) zugespitzten Kegel bildet. Auf der Außenseite des oberen Kegels befinden sich die Farben, die durch Abtönen mit Weiß, auf der des unteren Kegels diejenigen, die durch Abtönen mit Schwarz entstehen. Im Inneren des Doppelkegels sind Farben zu finden, die mit unterschiedlichen Anteilen von Schwarz und Weiß abgetönt sind. Schneidet man aus dem Doppelkegel längs der Weiß-Schwarz-Achse ein (sehr dünnes) Kuchenstück heraus, so erhält man eine farbtongleiche Fläche, bei der sich längs der Oberkante schwarzgleiche Farben (= Farben mit gleichem Schwarzanteil), längs der Unterkante weißgleiche Farben (= Farben mit gleichem Weißanteil) und längs der Schwarz-Weiß-Achse die reingleichen Farben (= Farben mit gleichem Reinheitsgrad) ablesen.

Die NCS-Farbkennzeichnung ist in zwei Teile aufgegliedert: Der erste Teil gibt den Schwarzanteil sowie die Farbigkeit (also Farbsättigung) einer Farbe wieder, der zweite Teil die Position des Grundfarbtons auf dem YRGB-Farbkreis. Alle Zahlenwerte gehen dabei von 100 als Maximalwert und 0 als Minimalwert aus. Alle Farbwerte im NCS-System werden linear (nicht logarithmisch) und als theoretische Werte angegeben. Die Farben, die mit existierenden Pigmenten nicht herzustellen sind, sind in den NCS-Farbfächern nicht vorhanden.

Ein zu 30% gesättigtes, etwas ins Rötliche tendierendes Gelb mit 30%igem Schwarzanteil würde im NCS-System folglich NCS 3030 - Y30R bezeichnet:


\begin{matrix}\mathbf{NCS} \\ \ \end{matrix}\ \ \begin{matrix}\underbrace{\mathbf{30}} \\ \mathsf{Schwarzanteil}\end{matrix}\ \ \begin{matrix}\underbrace{\mathbf{30}} \\ \mathsf{Farbigkeit}\end{matrix}\ \ \begin{matrix}- \\ \ \end{matrix}\ \begin{matrix}\underbrace{\mathbf{Y}} \\ \ \mathsf{Grundfarbe}\end{matrix}\ \ \begin{matrix}\underbrace{\mathbf{30R}} \\ \mathsf{Anteil\ Mischfarbe}\end{matrix}


Farbtöne, die direkt auf der Grauachse liegen, erhalten statt der Farbtonbezeichung ein N für neutral, Z.B. NCS 5000-N, ein mittleres Grau.

Ein vorangestelltes S (bei obigem Beispiel also NCS S 3030 - Y30R) bedeutet, dass der entsprechende Farbwert der Second Edition, also der Überarbeitung von 1995 entstammt.

Das NCS-System ist eines der wenigen, weltweit verwendeten Farbsysteme (neben dem RAL-Design-System mit 1688 Farben und dem Pantone Matching System), in dem zurzeit 1950 Farbmuster strikt organisiert, durch Buchstaben und Zahlen benannt, vorliegen. Während die NCS-Edition 2 (verwendet nur ökologisch unbedenkliche Pigmente) 1750 Farben umfasste, kamen neuerdings noch 200 - hellere Töne - dazu, was die aktuelle Zahl 1950 NCS-Farben ergibt.

Siehe auch

  • Farbraum – Übersicht über Farbräume, Farbraumsysteme, Farbmodelle
  • HSV-Farbraum - Ein mit NCS besonders nah verwandtes Farbraumsystem

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Das NCS (Natural Colour System )“, eingesehen am 23. April 2009
  2. „NCS Natural Colour System“, eingesehen am 23. April 2009


Farb-Check-RGB.png

Die in diesem Artikel verwendeten Farben werden auf jedem Monitor anders dargestellt und sind nicht farbverbindlich. Eine Möglichkeit, die Darstellung mit rein visuellen Mitteln näherungsweise zu kalibrieren, bietet das nebenstehende Testbild: Tritt auf einer oder mehreren der drei grauen Flächen ein Buchstabe („R“ für Rot, „G“ für Grün oder „B“ für Blau) stark hervor, sollte die Gammakorrektur des korrespondierenden Monitor-Farbkanals korrigiert werden. Das Bild ist auf einen Gammawert von 2,2 eingestellt – den gebräuchlichen Wert für IBM-kompatible Computer. Apple-Macintosh-Rechner hingegen verwenden bis einschließlich System 10.5 („Leopard“) standardmäßig einen Gammawert von 1,8, seit dem System 10.6 („Snow Leopard“) kommt Gamma 2,2 zum Einsatz.


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