Nazigold

Nazigold

Der Begriff Raubgold oder auch Nazigold bezeichnet von den Deutschen vor und während des Zweiten Weltkriegs geraubte Wertgegenstände. Diese stammten hauptsächlich aus dem „arisierten“ Besitz von Personen, die in Konzentrationslagern eingesperrt und zum Großteil darin umgebracht wurden. Der Verbleib des Raubgolds nach dem Zweiten Weltkrieg ist weitgehend ungeklärt.

Inhaltsverzeichnis

Spekulationen

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges und danach begann die Suche der Alliierten nach gestohlenen Kunst- und Wertschätzen. Wahrscheinlich den Großteil des Reichsbankgoldes, einige 100 Tonnen, fanden die Amerikaner in einer Kaligrube in Merkers/Thüringen. Rund sechs Tonnen, die in Österreich zunächst auf Schloss Fuschl angehäuft waren, wurden gegen Kriegsende in Bad Gastein und Hintersee versteckt und offenbar von den Amerikanern gefunden. Infolgedessen wurden kleinere „Depots“ später von diversen Personen teilweise verkauft.[1] Die Amerikaner bemühten sich allerdings oft nicht, sichergestellte Nazibeute den ursprünglichen Besitzern zurückzugeben, sondern eigneten sich vieles selbst an. So gelangten z. B. vom „Goldzug“ mit Wertgegenständen aus ungarischem Regierungsbesitz (u. a. Raubgold), den sie im Mai 1945 im Tauerntunnel beschlagnahmten, nur Objekte im Wert von 1,8 Mio Dollar zur Versteigerung zugunsten jüdischer Flüchtlinge. Der Zug soll ursprünglich Gold und andere Wertgegenstände im Wert von rund 206 Mio Dollar geladen haben. Auch der Verbleib des in Merkers gefundenen „Nibelungenhortes“ ist nicht zur Gänze geklärt.[2] Derartige lang nicht veröffentlichte Vorgänge begünstigten eine Legendenbildung.

Eine Theorie lautete, Nazigold sei mit U-Booten nach Argentinien gebracht worden. Tatsächlich waren zwei deutsche U-Boote Anfang Mai 1945 Richtung Argentinien geflohen und dort im Juli bzw. August angekommen. Prominente Nationalsozialisten oder Gold waren aber wohl nicht an Bord.[3] Dennoch gelangten zweifelsohne große Geldsummen durch die vielen Nazi-Flüchtlinge nach Argentinien, beispielsweise durch Ante Pavelic, den kroatischen Nazigünstling, oder den SS-Mann Johannes Bernhardt. Hubert von Blücher, in dessen Garten Hitler Teile des Reichsbankgoldes hatte vergraben lassen, machte dies unter Mithilfe Horst Carlos Fuldners in Argentinien zu Geld: 400 Mio Dollar.[4]

Einiges an geraubtem Gold hatten die Nazis schon während des Krieges veräußert, etwa an die Schweiz.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Kenneth Angst (Hg.): Der Zweite Weltkrieg und die Schweiz. Reden und Analysen NZZ Libro, Zürich 1998 ISBN 978-3-85823-729-3
  • Douglas Botting & Ian Sayer: Nazi Gold - The Story of the World´s Greatest Robbery and its Aftermath 1984 (engl.)
  • Stuart E. Eizenstat & Holger Fliessbach (Übers.): Unvollkommene Gerechtigkeit. Der Streit um die Entschädigung der Opfer von Zwangsarbeit und Enteignung Vorwort Elie Wiesel. C. Bertelsmann, München 2003 ISBN 3570006808 (Aus dem Engl.: Imperfect Justice: Looted Assets, Slave Labor, and the Unfinished Business of World War II ISBN 1903985412
  • Jan Surmann: Raubgold und die Restitutionspolitik der USA gegenüber der neutralen Schweiz in: Sozial.Geschichte - Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21. Jahrhundert, Jg. 20 (2005), Heft 1, S. 57–76
  • Gerhard Zauner: Verschollene Schätze im Salzkammergut. Die Suche nach dem geheimnisumwitterten Nazi-Gold Stocker, Graz 2003
  • Jean Ziegler: "Die Schweiz, das Gold und die Toten", Goldmann Verlag, München 1998 ISBN 3-442-12783-1

Einzelnachweise

  1. orf. http://salzburg.orf.at/magazin/studio/stories/7987/
  2. mdr. http://www.mdr.de/thueringen-journal/1886645.html
  3. stern. http://www.stern.de/politik/historie/index.html?id=538051&q=uki
  4. zdf2. http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/21/0,1872,2401109,00.html
  5. Unabhängige Expertenkommission Schweiz–Zweiter Weltkrieg. http://www.uek.ch/de/publikationen1997-2000/nazigold_kurzversion.pdf

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