Neubrandenburg-Katharinenviertel

Neubrandenburg-Katharinenviertel
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Neubrandenburg
Neubrandenburg
Deutschlandkarte, Position der Stadt Neubrandenburg hervorgehoben
53.55713.26120Koordinaten: 53° 33′ N, 13° 16′ O
Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Höhe: 20 m ü. NN
Fläche: 85,65 km²
Einwohner: 66.735 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 779 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 17033, 17034, 17036
Vorwahl: 0395
Kfz-Kennzeichen: NB
Gemeindeschlüssel: 13 0 02 000
Stadtgliederung: 10 Stadtgebiete
Adresse der Stadtverwaltung: Friedrich-Engels-Ring 53
17033 Neubrandenburg
Webpräsenz:
Oberbürgermeister: Paul Krüger (CDU)

Neubrandenburg (historisch auch häufig: Neu-Brandenburg, N. Brandenburg oder Brandenburg; plattdeutsch Nigen-Bramborg oder verkürzt Bramborg) ist eine kreisfreie Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, etwa 135 Kilometer nördlich von Berlin. Neubrandenburg ist drittgrößte Stadt sowie eines der vier Oberzentren des Bundeslandes.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Neubrandenburg liegt im Südosten Mecklenburgs in etwa 19 m Höhe über NN (Stadtzentrum) am Nordufer des zur Stadt gehörenden Tollensesees und in den Flusstälern der hier beginnenden Tollense und Datze und der in den Tollensesee mündenden Linde sowie den umliegenden Erhebungen der Grundmoränenplatten auf etwa halbem Wege zwischen Berlin und der Insel Rügen.

Stadtgliederung

Stadtgebiete und Stadtgebietsteile

Altes Rathaus am Marktplatz (1945 zerstört)

(Nach der amtlichen Stadtgebietseinteilung vom 5. Oktober 1995)

  • Innenstadt (mit Jahnviertel)
  • Stadtgebiet West (mit Rostocker Viertel, Broda und Weitin)
  • Vogelviertel
  • Reitbahnviertel
  • Datzeviertel (mit Datzeberg)
  • Industrieviertel (mit Ihlenfelder Vorstadt, Monckeshof)
  • Stadtgebiet Ost (mit Oststadt, Carlshöhe, Fritscheshof, Küssow)
  • Katharinenviertel
  • Stadtgebiet Süd (mit Südstadt, Fünfeichen)
  • Lindenbergviertel (mit Lindenberg, Tannenkrug und Landwehr)
Stargarder Tor (Vortor)
Treptower Tor (Vortor)

Stadtgebiet Ost: Die Oststadt ist der mit rund 16.000 Einwohnern größte Stadtgebietsteil von Neubrandenburg. Sie ist ein Wohnviertel mit über 8700 Wohnungen aus größtenteils sanierten Plattenbauten (1970 bis 1989 gebaut) und Eigenheimsiedlungen. An die Oststadt grenzen die ehemaligen Ausbauten Carlshöhe und Fritscheshof sowie das eingemeindete Dorf Küssow, ein kleines Dorf mit idyllischer Kirchenruine. Das Besondere an Küssow ist die größte Neubrandenburger Kleingartenanlage, die vom „Kleingartenverein Küssower Berg e. V.“ betrieben wird.

Datzeviertel: Das Datzeviertel, zu dem vor allem der „Datzeberg“ gehört, liegt auf einem nördlich der Innenstadt gelegenen Hügel und ist nach einem kleinen Flüsschen am Fuße des Berges benannt. Gegen Ende der 1970er Jahre (Fertigstellung des ersten Wohnblocks 6. März 1978) entstand hier ein typisches DDR-Neubaugebiet mit sieben Hochhäusern mit 14 Stockwerken sowie vorwiegend fünfstöckigen Plattenbauten mit zusammen 3.474 Wohnungen für ca. 10.000 Menschen. Es umfasste weiterhin drei Polytechnische Oberschulen (19., 20. und 21. POS), eine HO-Kaufhalle und diverse Dienstleistungseinrichtungen. Mit der Innenstadt und den weiteren Stadtteilen war es durch einige Buslinien verbunden.

Seit 1993 wurden das Wohnumfeld im Viertel im Rahmen der Städtebauförderung verbessert und Wohnungen saniert. Es folgte ein weiterer Stadtumbau ab 2003. Viele Plattenbauten wurden und werden abgerissen oder zurückgebaut.

Stadtgebiet West: Das Stadtgebiet West ist neben dem Stadtgebiet Ost und dem Reitbahnviertel eines der größten Stadtgebiete. Hier leben ca. 9.000 Menschen in zum Teil siebenstöckigen, größtenteils sanierten Plattenbauten aber auch in Ein- oder Mehrfamilienhäusern (Broda, Weitin). In der Weststadt gibt es ein Einkaufszentrum namens Oberbach-Zentrum und weitere Geschäfte. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV; eine der vielzähligen Auskunfts- und Beratungsstellen) und die Neubrandenburger Hochschule haben hier ihren Sitz. Das in diesem Stadtgebiet liegende Rostocker-Viertel liegt in der Nähe des Tollensesees direkt am Oberbach (dem wichtigsten Ausfluss des Sees). Im Stadtgebiet West ist der Sportclub Neubrandenburg (SCN) ansässig. Die Kanuten trainieren regelmäßig auf dem Oberbach und dem Tollensesee.

Zum Stadtgebiet West gehören auch die ehemaligen Dörfer Weitin und Broda. Broda (westslawisch: Furt, Ort an der Furt) ist ein mittelalterlicher Fährort am Nordufer des Tollensesees und war zugleich Bezeichnung für ein Kloster (Kloster Broda) des Prämonstratenser-Ordens. Nach der Säkularisation des Klosters Mitte des 16. Jahrhunderts wurde es herzoglich mecklenburgisches Verwaltungsamt, das kurz vor 1800 aufgelöst wurde. Jetzt werden die Wohngebiete unterteilt in Broda Dorf, Broda Höhe und Broda Holz.

Stadtgebiet Süd: Die Südstadt ist ein südlich der Innenstadt gelegener Stadtgebietsteil, der durch Altneubauten der frühen 1960er Jahre sowie durch Hochhäuser aus den 1970er und 1980er Jahren, wodurch hier 4281 Wohnungen entstanden, gekennzeichnet ist. Für die ca. 7.000 Einwohner stehen unter anderem zwei Gymnasien, eine Realschule und mehrere Kindergärten zur Verfügung. Zur Südstadt gehört auch ein Teil des Kulturparkes.

Reitbahnviertel: Nördlich vom Stadtzentrum liegt das Reitbahnviertel. Hier entstanden in den 1980er Jahren 3.033 Wohnungen in Plattenbauweise für über 7500 Menschen. Seit 1993 wurde das Wohnumfeld im Viertel im Rahmen der Städtebauförderung verbessert und die Wohnungen saniert. Es folgte ein weiterer Stadtumbau ab 2003.

Vogelviertel: Zwischen dem Reitbahnviertel und dem Stadtzentrum erstreckt sich das Vogelviertel. Reihenhäuser, oft aus Backstein, aber auch Neubaublöcke prägen das Bild des beschaulichen Stadtteils. Die Straßen tragen, bis auf wenige Ausnahmen, die Namen von Vogelarten, wie beispielsweise die zentral gelegene „Kranichstraße“. Das Albert-Einstein-Gymnasium, welches das größte Gymnasium der Stadt ist, befindet sich im Osten des Gebiets. Unweit entfernt hat die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde „St. Michael“ ihren Sitz.

Neugliederung der Landkreise

Gemäß der Entscheidung des Landtags am 5. April 2006 sollte es im Zuge der Kreisreform Mecklenburg-Vorpommern 2011 ab dem 1. Oktober 2009 einen „Großkreis Mecklenburgische Seenplatte“ mit der Kreisstadt Neubrandenburg geben. Dieser Großkreis sollte die bisherigen Landkreise Müritz, Demmin und Mecklenburg-Strelitz sowie die bisherige kreisfreie Stadt Neubrandenburg umfassen. Nach dem Urteil des Landesverfassungsgerichtes vom 26. Juli 2007 kann das Reformgesetz als mit der Verfassung des Landes unvereinbar nicht umgesetzt werden. [1]

Geschichte

Neubrandenburg im Morgennebel, Caspar David Friedrich, um 1816–1817

Vorgeschichte

Am 18. August 1170 wurde bei der Wiederherstellung des Havelberger Domstifts von Herzog Kasimir I. von Pommern im jetzigen Stadtgebietsteil Broda ein Kloster gegründet, um die Christianisierung der ansässigen slawischen Bevölkerung zu beschleunigen. Baubeginn der Klosteranlage kann nach neuesten Forschungen jedoch kaum vor 1240 gewesen sein, er geht der Stadtgründung von Neubrandenburg also unmittelbar voraus.

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Die Gründung von Neubrandenburg am 4. Januar 1248 durch Markgraf Johann I. von Brandenburg und die bald nach der Jahrhundertmitte erfolgte Ansiedlung des Franziskanerordens deuten auf eine besondere Bestimmung des Ortes unter den askanischen Markgrafen hin.

Nach der Gründung der Stadt blieben die Bürger Neubrandenburgs für knapp sechs Jahre abgabenfrei und hatten verschiedene andere Vergünstigungen. Von einer Stadtbefestigung ist zunächst keine Rede. Die erste Nachricht über eine provisorische, hölzerne Wehranlage oder die Absicht der Neubrandenburger, eine solche zu errichten, findet sich in einer Urkunde von Markgraf Otto III. von Brandenburg aus dem Jahre 1261. Man nutzte dafür, was zur Verfügung stand: Holz, Erde und Wasser. Ein palisadenähnlicher Zaun, umgeben von Erdwällen und Wallgräben bildete den ersten Schutzgürtel. Da diese hölzerne Wehranlage schon bald nicht mehr ausreichenden Schutz bot, ersetzte man später den eichenen Plankenzaun durch eine steinerne Stadtmauer. Der genaue Zeitpunkt von deren Baubeginn ist jedoch nicht überliefert. Man vermutet in Anlehnung an Überlieferungen aus Friedland, dass mit dem Bau bald nach 1300 begonnen wurde. Gestützt wird diese Vermutung durch Ergebnisse dendrochronologischer Untersuchungen von Hölzern aus verschiedenen Stadttoren.

Das Friedländer Tor, hier die Feldseite des Haupttorturmes, gilt als älteste Toranlage der Stadt

Ab etwa 1300 wurde auch der Bau von drei steinernen Stadttoren in Angriff genommen, die vermutlich schrittweise ältere Holzkonstruktionen ersetzten. Die Backsteinbauten der älteren drei Tore sind alle nach gleicher Art angelegt: Im Verlauf der Stadtmauer steht auf annähernd quadratischem Grund ein Torturm ohne Seitenbauten, im Zuge des äußeren Walles steht ein Außentor, mit dem Innentor durch Verbindungsmauern zu einer in sich allseitig geschlossenen Torburg zusammengefasst. Die Wehranlagen bestehen aus einem annähernd kreisrunden, doppelten System aus Erdwällen und Gräben, die allerdings nur teilweise geflutet werden konnten, und der steinernen Mauer, welche mit 54 (in der Literatur schwankt die Zahl zwischen 52 und 56) Wiekhäusern besetzt war. Später versuchte man die Wehrhaftigkeit der Stadt durch zwei Türme zu verstärken, die die Mauer überragten (einer stürzte 1899 ein). Anfangs führten nur drei Tore in die Stadt, später erbaute man aus verkehrstechnischen Gründen ein viertes Stadttor. Um den natürlichen Schutz zu erhöhen und die früher so lebenswichtige Wasserversorgung der Stadt zu sichern und Mühlen vor den Toren der Stadt anlegen zu können, wurden zusätzlich umfangreiche Wasserbauten ausgeführt.

Neubrandenburg – Detail der Stadtmauer mit Resten eines Wiekhauses

Wichtiger Zentralort blieb Neubrandenburg auch, als die Stadt 1298 mit der Herrschaft Stargard in die Hand der Mecklenburger gelangte und mit dieser ab 1347 schließlich als Reichslehen zum Besitz der Fürsten, Herzöge, zuletzt Großherzöge zu Mecklenburg zählte. Seit dem Spätmittelalter gehörte Neubrandenburg neben Güstrow und Parchim zu den wichtigsten Verwaltungszentren des mecklenburgischen Binnenlandes. Im 14. und 15. Jahrhundert war die Stadt Hauptresidenz des (Teil-) Herzogtums Mecklenburg-Stargard. Als Vorderstadt des Stargardischen Kreises hatte die Stadt im Rahmen der landständischen Verfassung Mecklenburgs unmittelbaren Einfluss auf die Landesverwaltung, ihre Bürgermeister zählten im altmecklenburgischen Ständestaat zu den ranghöchsten Politikern.

Bereits 1523 predigte der Stralsunder Johann Berckmann mit herzoglicher Hilfe in Neubrandenburg die lutherische Lehre. Das bedeutende und seit Stadtgründung bestehende Franziskanerkloster hielt sich bis etwa 1552 in der Stadt. Selbst der Guardian war übergetreten.

17. bis 19. Jahrhundert

1631 wurde die befestigte Stadt von kaiserlichen Truppen der katholischen Allianz unter General Tilly erobert und verwüstet. Hunderte Menschen wurden gefoltert, gequält und ermordet, Kirchen und Wohnhäuser ausgeraubt und zerstört. Selbst das Kircheninnere bot der wehrlosen Bevölkerung keinen Schutz. Noch Jahrhunderte später waren diese Ereignisse als Schreckenstage der Stadtgeschichte im Lebensalltag der Menschen präsent. Infolge des Dreißigjährigen Krieges musste Neubrandenburg 1671 als einzige mecklenburgische Stadt den Stadtkonkurs anmelden. Es brauchte mehr als eineinhalb Jahrhunderte, ehe sich Neubrandenburg von den Kriegsfolgen allmählich erholt hatte. Noch im 18. Jahrhundert lagen in Hauptverkehrsstraßen der Altstadt einzelne Hausgrundstücke wüst oder wurden temporär als Gärten genutzt.

Verheerende Stadtbrände vernichteten 1676 und 1737 große Teile der historischen Bausubstanz. Seit Ende der 1730er Jahre entstanden nunmehr alle markanten Gebäude, die neben den mittelalterlichen Wehrbauten das Bild der Altstadt bis 1945 prägten. Dazu gehörte ein spätbarockes Rathaus als Mittelpunkt des zentralen Marktplatzes nach Entwürfen des herzoglichen Hofbaumeisters Christoph Julius Löwe. Nachdem die Wahl zur fürstlichen Hauptresidenz des 1701 neu gebildeten (Teil-) Herzogtums Mecklenburg-Strelitz noch am Bürgerstolz der Neubrandenburger gescheitert war, belebte Herzog Adolf Friedrich IV. die mittelalterliche Residenzstadtfunktion Neubrandenburgs in der zweiten Hälfte seiner Regierungszeit neu. Ab 1774 entstand direkt auf dem Marktplatz ein fürstliches Residenzschloss (in Neubrandenburg traditionell als „Palais“ bezeichnet, seit den 1920ern in städtischem Besitz und vor der Zerstörung 1945 teilweise museal genutzt).

Alljährlich während der Sommermonate wurde die Stadt fortan zum Mittelpunkt des höfischen Lebens im kleinen Landesteil Mecklenburg-Strelitz. Der landestypisch bescheidene Glanz monarchischer Prachtentfaltung endete dann allerdings mit dem Tod des Herzogs. Heute kündet nur noch das „Schauspielhaus“, der älteste erhaltene Theaterbau in Mecklenburg-Vorpommern, von dieser Glanzzeit der Stadtgeschichte.

Trotz äußerem Schein blieb die wirtschaftliche Grundlage des Lebens dürftig. Der Niedergang des Landes im Dreißigjährigen Krieg, die Lage in einem der am dünnsten besiedelten Gebiete Deutschlands, vor allem aber der Fortbestand der landständischen Verfassung in Mecklenburg bis 1918 hemmten die Entwicklung der Stadt nachhaltig. Neben der Eigenversorgung beschränkte sich die wirtschaftliche Bedeutung Neubrandenburgs in der Folgezeit im Wesentlichen auf Nahmarktfunktionen für das Umland. Die Industrialisierung setzte im 19. Jahrhundert nur zögernd ein. Verarbeitungsbetriebe für landwirtschaftliche Erzeugnisse entstanden, Eisengießereien und Maschinenbaufabriken produzierten für Agrarbetriebe aus dem Umland. Weithin berühmt waren jedoch Neubrandenburger Pferde- und Wollmärkte.

Seit Beginn des 18. Jahrhunderts festigte sich die Rolle Neubrandenburgs als Vorderstadt und politisches Zentrum innerhalb des Verfassungssystems des altmecklenburgischen Staates. Die förmliche Inthronisation neuer Herrscher im Strelitzschen Landesteil, vollzogen nach alten Gebrauch durch den „Handschlag“ (d. h. den Treueeid) der Ritter- und Landschaft, wurde traditionell in Neubrandenburg zelebriert. Hier trafen sich auch die parlamentarischen Gremien und es blieb bis zum Ende der Monarchie der Sitz ihrer Kreisbehörde.

1770 fand in Neubrandenburg die letzte öffentliche Hinrichtung statt (Goethe war 21 Jahre alt, als man in Neubrandenburg noch immer „räderte“).

Den Anschluss an die Moderne ermöglichte der Beitritt beider mecklenburgischer Landesteile zum Norddeutschen Bund. 1863 wurde die Tor- und Zollsperre aufgehoben. 1864 erhielt Neubrandenburg Bahnanschluss, 1867 begann der Betrieb auf der Linie Lübeck-Stettin, 1877 folgte die Linie Berlin-Stralsund. In der Stadt erwachte eine rege Bautätigkeit. In der Altstadt wurden vielfach alte Fachwerkbauten saniert oder durch Neubauten ersetzt. Zugleich wuchs die Stadt zügig über den mittelalterlichen Mauerring hinaus. Mit besonderer Sorgfalt bemühte man sich im 19. Jahrhundert, die längst schadhaft gewordenen mittelalterlichen Wehrbauten instand zu setzen und ganz nach dem historistischen Zeitgeschmack noch schöner erstrahlen zu lassen als je zuvor. Vor allem diese Leistungen früher Denkmalpflege in Neubrandenburg haben die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Stadt heute die am besten und vollständigsten erhaltenen mittelalterlichen Wehranlagen in ganz Norddeutschland präsentieren kann.

Eine jüdische Gemeinde bildete sich in Neubrandenburg um 1864. Die rasch steigende Mitgliederzahl führte 1877 zum Bau einer aufwändig orientalisch gestalteten Synagoge in der (heutigen) Poststraße. Bis zur Jahrhundertwende hatte die traditionelle Ausgrenzung der Juden in Neubrandenburg aufgehört und jüdische Mitbürger – vor allem Kaufleute – unterschieden sich nicht mehr von anderen Bewohnern der Stadt. Seit 1914 war Neubrandenburg Sitz der israelitischen Landesgemeinde von Mecklenburg-Strelitz, jedoch blieb der Anteil jüdischer Mitbürger an der Stadtbevölkerung, wie überall in Mecklenburg, gering.

Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Obwohl die Nationalsozialisten im landwirtschaftlich geprägten Norden schon seit den 1920ern eine wachsende Anhängerschaft verzeichnen konnten, setzte antisemitische Propaganda in Neubrandenburg erst vergleichsweise spät, nach dem Wahlsieg der NSDAP als führenden politischen Kraft, ein, unterschied sich fortan jedoch kaum von zeittypischen Vorgängen, wie sie überall im Reich zu bemerken waren. In der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni 1933 fand auf dem Marktplatz eine Bücherverbrennung statt, die in Nachahmung der „Aktion wider den undeutschen Geist“ der Deutschen Studentenschaft von der örtlichen NSDAP organisiert wurde, deren Ortsgruppenführer auch die Hauptrede hielt. Nach Abwanderungen zahlreicher Familien lebten 1938 noch 15 Einwohner jüdischer Herkunft in Neubrandenburg. In der Reichspogromnacht (1938) steckte der SA-Mann Klaus Reinke die Synagoge in Brand; die Feuerwehr ließ sie ausbrennen und verhinderte lediglich ein Übergreifen der Flammen auf die anliegenden Häuser. Auch die Neubrandenburger Presse trug zur antisemitischen Hetze bei, indem sie unter anderem Schilder an Eingangstüren von Geschäften forderte, die Juden den Zutritt untersagten. Unter nationalsozialistischem Druck verzichtete die jüdische Gemeinde schließlich 1940 auf das Erbpachtrecht an ihrem Bestattungsplatz am Ende der Scheunenstraße vor dem Friedländer Tor und stimmte dessen Auflassung zu. Die nationalsozialistische Presse bejubelte die Verlegung des jüdischen Friedhofs mit den Worten: „Damit verschwindet ein Schandfleck im Stadtbild!“. Die vorhandenen Gräber wurden auf den sogenannten Alten Friedhof umgebettet, später baubedingt nochmals in einen anderen Friedhofsteil verlegt und mit ihm in den 1980er Jahren schließlich ganz aufgelassen. Während bei der Beräumung des Friedhofs nahezu alle erhaltenen Grabmale Neubrandenburger Bürgerfamilien vernichtet wurden, sorgte der um die Stadtgeschichte sehr verdiente Steinmetzmeister Dassow dafür, dass wenigstens die noch vorhandenen jüdischen Grabsteine erhalten blieben. [2]

Während des Zweiten Weltkrieges waren Frauen aus dem KZ Ravensbrück zur Zwangsarbeit in dem Rüstungsbetrieb Mechanische Werkstätten Neubrandenburg (MWN) eingesetzt, die im Barackenlager Ost in der Ihlenfelder Vorstadt untergebracht waren. In den Jahren 1942/43 wurde das Barackenlager West als Außenlager des KZ Ravensbrück errichtet, in das diese Frauen umgesetzt wurden. Zu ihnen kamen weitere 2.500 weibliche Häftlinge, die unter unvorstellbar grausamen Bedingungen zur Arbeit gezwungen wurden. Viele von ihnen starben an Hunger, Krankheiten und Misshandlungen.

Nach dem Einmarsch der Roten Armee, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde die Stadt Opfer von Zerstörung und Brandschatzung, welche die historische Altstadt zu mehr als 80 Prozent vernichteten. Die Verantwortung der Roten Armee für diese Vorgänge versuchte die SED-Propaganda in der Nachkriegszeit durch vielfältige Legenden zu vertuschen. So hieß es beispielsweise, dass sich in der Innenstadt einige Einheiten der Wehrmacht verschanzt hätten und die Stadt eine Kapitulation verweigerte (die Verteidigung der Stadt erfolgte durch das SS Fallschirmjägerbataillon 600) oder dass der Umstand maßgeblich gewesen sein soll, dass Neubrandenburg die Geburtsstadt von Otto Ernst Remer war. Die moderne Stadtgeschichtsforschung konnte all diese Aussagen inzwischen zweifelsfrei als mehr oder weniger frei erfundene Propagandalügen entlarven.

Kriegsbedingte Lager in Fünfeichen

Die Geschichte der kriegsbedingten Lager in Fünfeichen bei Neubrandenburg zählt zu den schwärzesten Kapiteln der Stadtgeschichte. 1939 entstand auf dem Gelände des Gutes Fünfeichen ein Kriegsgefangenenlager „Stalag II A“. Geplant und gebaut für 10.000 Gefangene waren 1944 im Lager 20.000 Kriegsgefangene untergebracht.

Nach Kriegsende und Auflösung des Kriegsgefangenenlagers wurde Stammlager Neubrandenburg-Fünfeichen als Internierungs- und Speziallager des NKWD unter dem Namen „Speziallager Nr. 9“ weitergenutzt. Interniert waren fast ausschließlich Deutsche, die meist ohne Untersuchung festgenommen wurden, keine Verurteilten und keine Kriegsgefangenen. Darunter waren viele Jugendliche, die meist unschuldig unter dem Vorwurf standen, zum „Werwolf“ zu gehören. Bis zur Schließung des Lagers 1948 zählte man ca. 18.000 Internierte, von denen über 5.000, d. h. mehr als ein Viertel, an den Haftbedingungen gestorben sind. Der Höchststand lag im September 1946 bei 10.679 registrierten Häftlingen. Das sowjetische Lager gehörte zu den Tabuthemen in der DDR. 1993 wurde ein Mahnmal eingeweiht, zwei Gräberfelder sind zugänglich.[3]

Entwicklung nach 1945

Neubauten an der östlichen Marktplatzseite, 1959

Der Wieder- oder richtiger Neuaufbau des Stadtzentrums ab 1952 erfolgte in Neubrandenburg bis in die frühen 1960er Jahre hinein mit besonders hohem ästhetischen Anspruch. Das historische Straßenraster wurde weitgehend beibehalten. Die Neubebauung dieser Zeit nahm besondere Rücksicht auf die Wehrbauten des Mittelalters. Man bemühte sich, herausragende Bauformen aus dem historischen Stadtbild in den Neubauten zu zitieren und damit die Erinnerung an das zerstörte alte Stadtbild wach zu halten. Zwar erhielt der Neubrandenburger Stadtkern im Zuge dieses Neuaufbaus ein völlig neues Gesicht. Gleichwohl findet diese Neubrandenburger Aufbauleistung in der Fachwelt zunehmend mehr Anerkennung und Wertschätzung.

Von 1952 bis 1990 war Neubrandenburg wiederum Verwaltungszentrum und Behördensitz – nunmehr des gleichnamigen Bezirkes der DDR. Ziel war es, die Stadt weiter zum wirtschaftlichen und politischen Zentrum im Norden der DDR auszubauen. Dazu war ein Ausbau auf mindestens 100.000 Einwohner sowie die Ansiedlung zahlreicher Industriebetriebe vorgesehen. Als große Neubaugebiete mit typischen Plattenbauten entstanden seit Mitte der 1960er Jahren die Stadtgebiete Ost und West, der Datzeberg mit rund 3500 Wohnungen, das Reitbahnviertel mit rund 3000 Wohnungen sowie die Erweiterungen des Stadtgebiets Süd, u.a. um den Stadtgebietsteil Lindenberg. Industrieanlagen wurden erweitert oder neu errichtet, darunter ein Reifenwerk und ein Reparaturwerk für Militärtechnik sowie ein Containerbahnhof mit entsprechenden Abfertigungsanlagen. 1989 wurde in Neubrandenburg eine Pädagogische Hochschule eröffnet, die sich in der darauffolgenden Zeit zunächst zur Fachhochschule und schließlich zu einer Hochschule umprofilierte.

Ab 1. Januar 1969 war Neubrandenburg wiederum kreisfreie Stadt mit einem Oberbürgermeister als Stadtoberhaupt (seit den 1930er Jahren bis etwa 1948 besaß Neubrandenburg schon einmal einen Oberbürgermeister als Stadtoberhaupt). Neubrandenburg verfehlte den Aufstieg zur Großstadt (100.000 Einwohner) nur knapp und ist heute trotz sinkender Einwohnerzahlen Oberzentrum und drittgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern.

Nach 1991 wurde im Rahmen der Städtebauförderung mit der Sanierung des historischen Stadtkerns mit dem Schauspielhaus und der Konzertkirche begonnen. Auch die Plattenbausiedlungen – vor allem das Reitbahnviertel und der Datzeberg sowie die Nordstadt mit der Ihlenfelder Vorstadt – wurden seit 1993 bzw. 1999 durch Programme zum Stadtumbau und zur „Sozialen Stadt“ erheblich verbessert.

Eingemeindungen

  • 1. Juli 1950: Gemeinde Broda
  • 1. April 1959: Gemeinde Küssow
  • 1. Juli 1961: Gemeinde Weitin

Einwohnerentwicklung

Im Jahre 1989 erreichte die Bevölkerungszahl der Stadt Neubrandenburg mit über 90.000 ihren historischen Höchststand. Inzwischen ist die Einwohnerzahl jedoch wieder stark gesunken. Seit der Wende in der DDR hat die Stadt wegen der hohen Arbeitslosigkeit und des Geburtenrückgangs bis 2005 mehr als 20.000 Einwohner verloren. Am 30. September 2005 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Neubrandenburg nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes Mecklenburg-Vorpommern 68.416 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1829 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik (bis 1989) und des Statistischen Landesamtes (ab 1990). Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1966 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1800 4.711
1829 6.002
1. Dezember 1875 ¹ 7.495
1. Dezember 1880 ¹ 8.406
1. Dezember 1885 ¹ 9.134
1. Dezember 1890 ¹ 9.323
1. Dezember 1900 ¹ 10.559
1. Dezember 1905 ¹ 11.443
1. Dezember 1910 ¹ 12.348
1. Dezember 1916 ¹ 10.828
5. Dezember 1917 ¹ 11.062
8. Oktober 1919 ¹ 12.606
16. Juni 1925 ¹ 13.675
16. Juni 1933 ¹ 15.181
17. Mai 1939 ¹ 21.833
1. Dezember 1945 ¹ 16.007
Jahr Einwohner
29. Oktober 1946 ¹ 20.446
31. August 1950 ¹ 22.412
31. Dezember 1955 26.995
31. Dezember 1960 33.369
31. Dezember 1964 ¹ 37.939
1. Januar 1971 ¹ 46.087
31. Dezember 1975 64.011
31. Dezember 1981 ¹ 79.813
31. Dezember 1985 84.654
31. Dezember 1988 90.471
31. Dezember 1990 89.284
31. Dezember 1995 80.483
31. Dezember 2000 73.318
30. Dezember 2005 68.188
31. Dezember 2006 67.517
31. Dezember 2007 66.373

¹ Volkszählungsergebnis

Politik

Stadtvertretung

Mandatsverteilung in der Stadtvertretung der Stadt Neubrandenburg nach der Wahl 2004

Die Stadtvertretung der Stadt Neubrandenburg besteht aus 43 Abgeordneten. Seit der Wahl vom 13. Juni 2004 setzt sie sich wie folgt zusammen:

Partei Sitze
CDU 12
Die Linke 13
SPD 7
AU 3
FDP 2
Grüne 1
Einzelbewerber 4

Die Stadt (Wahlkreisnummer 2) besteht aus 78 Wahlbezirken mit 58.828 Wahlberechtigten. Zur Wahl gingen 22.916 die 2.042 ungültige und 65.887 gültige Stimmen abgaben. Dies entspricht einer Wahlbeteiligung von rund 40 % (alle Daten aus 2004).

Näheres zum Wahlverfahren und zu rechtlichen Bestimmungen: Kreistag (Mecklenburg-Vorpommern)

Wappen

Das Wappen wurde am 11. Mai 1966 durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung bestätigt und unter der Nr. 40 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Blasonierung: „In Silber ein rotes zweipfortiges, spitzbogiges Stadttor, bekrönt durch sechs Zinnen und zwei Spitztürme, zwischen denen ein blauer Kübelhelm mit rotem Adlerfluge steht.“

Das Wappen wurde 1994 neu gezeichnet.

Flagge

Die Stadtflagge zeigt auf silbernem (weißem) Untergrund die Figuren des Stadtwappens, die durch zwei senkrechte rote Streifen eingefasst werden. Die roten Streifen nehmen je ein Fünftel der Flaggenlänge ein. Die Länge der Flagge verhält sich zur Höhe wie 5:3.

Bürgermeister

Oberbürgermeister der Stadt Neubrandenburg ist Dr. Paul Krüger. Die letzten Wahlen fanden am 18. Mai 2008 statt. Die Stichwahl zwischen Krüger und Hans-Joachim Schröder fand am 1. Juni 2008 statt, in welcher sich der Amtsinhaber mit 52% zu 48% gegen den Herausforderer durchsetzte.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater und Musik

Konzertkirche (St. Marien)
Schauspielhaus Neubrandenburg (2007)

Museen

Bauwerke

Stadtmauer mit Wiekhäusern
Fangelturm (Mönchenturm)

Neubrandenburg besitzt mit seiner Stadtmauer und den vier spätgotischen Toren eine ziemlich vollständig erhaltene mittelalterliche Wehranlage aus dem 13.–15. Jahrhundert. Eingebettet in einen Stadtmauerring von etwa 2.300 Meter Länge und bis zu sieben Meter Höhe sind die vier Stadttore (Stargarder Tor, Friedländer Tor, Treptower Tor und Neues Tor), Wiekhäuser (Weich-, Wachhäuser) und Fangelturm. Die aus rotem Backstein errichteten Tore gaben Neubrandenburg den Beinamen Viertorestadt oder Stadt der vier Tore. Vor dem Zweiten Weltkrieg galt Neubrandenburg als Rothenburg des Nordens.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind die 1298 geweihte Hauptpfarrkirche St. Marien, die nach starker Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ab den 1970er Jahren als Konzerthalle wieder aufgebaut wurde (Einweihung 2001), das ehemalige Franziskanerkloster mit Klosterkirche St. Johannis und die historische Vierrademühle, seit der Schließung Ende des 20. Jahrhunderts ein Standort multikultureller und gastronomischer Angebote.

Im Wohngebiet Oststadt befindet sich der erste jemals gebaute WBS 70-Block des Neubrandenburger Wohnungsbau-Kombinates, der inzwischen unter Denkmalschutz steht.

Die Ravensburg im Burgholz, nahe dem Stadtteil Monckeshof, ist eine slawische Wehranlage.

Denkmäler

siehe Liste der Denkmäler, Brunnen und Skulpturen in Neubrandenburg

Parks

  • Kulturpark mit vielfältigen gastronomischen und touristischen Angeboten am Tollensesee (Hotels, Gaststätten, Eisdiele, Bootshaus mit Bootverleih, Gokart, Streichelzoo).
  • Modellpark Mecklenburgische Seenplatte – zahlreiche Gebäudemodelle im Maßstab 1:25

Sport

  • FFV Neubrandenburg (Frauenfußballverein) – Der erfolgreichste Fußballverein der Stadt. Spielt in der Regionalliga.
  • 1. FC Neubrandenburg 04 – spielt derzeit in der Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern. In der Saison 1964/65 spielte der Club unter dem Namen SC Neubrandenburg ein Jahr in der DDR-Oberliga, welche die höchste Spielklasse der DDR war.
  • ASG Vorwärts Neubrandenburg – ehemaliger Fußballverein
  • ASG Vorwärts Fünfeichen – ehemaliger Fußballverein
  • SV Motor Süd Neubrandenburg e.V. Der Verein wurde am 1.9.1953 als BSG Motor Süd Neubrandenburg gegründet. Am 17.8. 1990 wurde er in SV Motor Süd Neubrandenburg e.V. umbenannt. 1988 gab es 10 Sportsektionen mit fast 1.000 Mitgliedern, z.Zt. gibt es die drei Abteilungen Fußball, Kanu, Badminton und allgemeine Sportgruppe mit insgesamt rd. 300 Mitgliedern.


  • Das Jahnsportforum ist Neubrandenburgs größte Sporthalle. Viele Sportereignisse, darunter auch das jährlich stattfindende Knabenturnier werden hier ausgeführt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Neubrandenburg ist das Oberzentrum eines ca. 400.000 Einwohner zählenden Einzugsgebietes. In Bezug auf Bruttoinlandsprodukt (Quelle: Eurostat, 2007), Arbeitsplatzdichte (Quelle: IHK zu Schwerin, 2007) und Pro-Kopf-Steuereinnahmen nimmt die Stadt eine führende Position unter den kreisfreien Städten Mecklenburg-Vorpommerns ein. In Neubrandenburg sind namhafte Unternehmen des Fahrzeug- und Maschinenbaus ansässig. Als Beispiele für überregional bzw. international tätige Unternehmen aus Neubrandenburg seien hier genannt: De Maekelboerger, SMW, Spheros, Telegate, Webasto, Weber-Maschinenbau, Weka-Holzbau. Eine wachsende Branche stellen Callcenter dar, die Stadt ist das Zentrum der Branche im Nordosten.[4] Neubrandenburg liegt innerhalb einer strukturschwachen Region. Die Arbeitslosigkeit ist vergleichsweise hoch, daraus folgend hat es in den Jahren seit der deutschen Wiedervereinigung große Abwanderungsbewegungen gegeben.

Verkehr

Neubrandenburg liegt 135 Kilometer nördlich von Berlin, 150 Kilometer östlich von Schwerin und 100 Kilometer südöstlich von Rostock.

Östlich und nördlich von Neubrandenburg verläuft die A 20. Um die Innenstadt laufen die Bundesstraßen B 96 (SassnitzStralsund–Neubrandenburg–BerlinZittau) und B 104 (Lübeck–Neubrandenburg–Stettin) in einen Ring zusammen. Im Westen der Stadt beginnt die B 192 (Neubrandenburg–Wismar) und acht Kilometer östlich der Stadt die B 197 (Neubrandenburg–Anklam). Neubrandenburg ist Knotenpunkt der beiden Eisenbahnlinien Berlin–Stralsund und Lübeck–Stettin. Außerdem gibt es eine Nebenstrecke nach Friedland, die 1884 eröffnet wurde. Der Personenverkehr wurde am 14. Januar 1994 eingestellt. Gelegentlich verkehren auf einem Teilabschnitt Güterzüge.

An der nördlichen Stadtgrenze, an der B 96, befindet sich in Trollenhagen der Flughafen Neubrandenburg.

Staatliche Einrichtungen

Neubrandenburg ist Garnisonsstadt. In der Tollensekaserne sind die 14. Panzergrenadierdivision, das Feldjägerbataillon 151 und das Heeresmusikkorps 14 der Bundeswehr stationiert. Das Fernmeldebataillon 801 der Bundeswehr ist in der Kaserne Fünfeichen stationiert.

Medien

  • In Neubrandenburg erscheint die regionale Tageszeitung Nordkurier, die hier auch ihren Hauptsitz und Druckort unterhält. Zudem ist die Stadt Sitz eines Regionalstudios des NDR (das so genannte Haff-Müritz-Studio Neubrandenburg).
  • NB-Radiotreff 88,0: Neubrandenburg hat auch einen Offenen Kanal der Landesrundfunkzentrale Mecklenburg-Vorpommern. Der Sender hat seinen Sitz Treptower Straße 9 (gegenüber vom Marktplatzcenter) und ist auf der Frequenz 88,0 zu empfangen.
  • In Neubrandenburg ist der Empfang des TV-Senders „neu'eins - Dein Regionalfernsehen“ möglich. Neu'eins ist ein regionaler TV-sender, der in Neubrandenburg, Neustrelitz, Waren (Müritz), Burg Stargard, Röbel und Umgebung über das Kabelnetz zu empfangen ist. Weiterhin betreiben die Neubrandenburger Stadtwerke GmbH seit 1992 den Stadt- und Infokanal „tele.n“.

Bildung

Grundschulen

  • Grundschule Mitte „Uns Hüsung” (Europaschule) - ehemals 1. Grundschule „Uns Hüsung”
  • 5. Grundschule „Grundschule am See”
  • Grundschule Ost „Hans Christian Andersen“ (Europaschule) - ehemals 9. Grundschule
  • 12. Grundschule „Datzeberg”
  • 13. Grundschule am Reitbahnsee
  • 15. Grundschule

Regionale Schulen

  • 1. Regionale Schule „Fritz Reuter“
  • 8. Regionale Schule „Johann Heinrich Voß“

Gymnasien

  • Lessing-Gymnasium
  • Albert-Einstein-Gymnasium
  • Sportgymnasium, Eliteschule des Sports
  • Evangelisches Gymnasium St. Marien
  • Abendgymnasium

Gesamtschulen

  • Gesamtschule Mitte (Europaschule)

Förderschulen

  • Förderschule zur individuellen Lebensbewältigung „Kranichschule”
  • Allgemeine Förderschule „Pestalozzischule” - Förderzentrum -
  • Sprachheilschule – Sprachheilpädagogisches Förderzentrum

Berufliche Schulen

  • Berufliche Schule für Wirtschaft & Verwaltung
  • Berufliche Schule Wirtschaft, Handwerk und Industrie
  • Berufliche Schule für Sonderpädagogische Aufgabenstellung

Schulen in nicht-öffentlicher Trägerschaft

  • Evangelische Schule St. Marien
  • BIP-Kreativitätsgrundschule
  • Kooperative Gesamtschule mit Grundschule „Stella“
  • Landesschule für Körperbehinderte
  • Leistungsorientiertes Schulzentrum RegioGym Neubrandenburg
  • Schulstation „Das Boot“
  • Berufliche Schule am Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum
  • Bildungsinstitut für Umweltschutz und Wasserwirtschaft Neubrandenburg e. V. (BUW)

Hochschulen

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Wenceslaus Johann Gustav Karsten (1732–1787), Mathematiker, Hochschullehrer
  • Franz Christian Boll (1775–1818), Pastor an der Marien- und der Johanniskirche, Heimatforscher
  • Wilhelm Ruscheweyh (1783–1844), Zeichenlehrer, Dekorationsmaler, Hofdekorateur
  • Ernst Alban (1791–1856), Augenarzt und Maschinenbauer
  • Franz Boll (1805–1875), Theologe, Historiker
  • Wilhelm Ahlers (1810–1889), Jurist, Bürgermeister, Tierschützer
  • Hermann Müller-Strübing (1812–1893), Klassischer Philologe
  • Luise Mühlbach (1814–1873), Schriftstellerin
  • Ernst Boll (1817–1868), Naturforscher, Historiker
  • Franz Boll (1849–1879), Mediziner, Professor in Rom
  • Carl Teske (1859–1894), Heraldiker
  • Theodor Leipart (1867–1947), Gewerkschafter
  • Hans Wendt (1878–1922), niederdeutscher Schriftsteller
  • Irmgard Unger-Brückner (1886–1976), Schriftstellerin, Heimatforscherin
  • Wilhelm Jaeger (1888–1979), Bildhauer
  • Maria Koubenec (1899–1995), Schneidermeisterin, Heimatforscherin
  • Otto Ernst Remer (1912–1997), Generalmajor und Rechtsextremist
  • Otto Vitense (d. J.) (1912-1962), Politiker
  • Horst-Gösta Berling (1925–1997), Pädagoge, Schulhistoriker
  • Edda Klatte (* 1953), Mittelstreckenläuferin
  • Elke Klatte (* 1953), Mittelstreckenläuferin
  • Anne Gollin (* 1956), Schriftstellerin
  • Rüdiger Helm (* 1956), Kanusportler, Olympiasieger 1976 u. 1980
  • Cornelia Oschkenat, (* 1961), Leichtathletin und Olympiateilnehmerin
  • David C. Bunners (* 1966), deutscher Schauspieler
  • Thomas Zereske (1966-2004), Kanurennsportler (Canadier), Olympiasieger
  • Jana Sorgers (* 1967), zweifache Olympiasiegerin und neunfache Weltmeisterin im Rudern
  • Katrin Krabbe (* 1969), Leichtathletin, Weltsportlerin des Jahres 1991
  • Manuela Derr (* 1971), Leichtathletin
  • Anja Dittmer (* 1975), Triathletin
  • Tim Borowski (* 1980), Fußballnationalspieler
  • Viola Odebrecht (* 1983), deutsche Fußballspielerin
  • Martin Hollstein (*1987), Kanusportler, Olympiasieger 2008

Persönlichkeiten, die vor Ort wirken oder gewirkt haben

Fritz-Reuter-Denkmal
Jahn-Denkmal (1904)
  • Erasmus Alberus (um 1500–1553), Theologe, Reformator und Dichter
  • Johann Berckmann († 1560), Augustinermönch, erster Prediger der lutherschen Lehre
  • Sylvia Bretschneider, (* 1960), Lehrerin, seit 2002 Präsidentin des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern
  • Ernst (Theodor Johann) Brückner (1746–1805), Theologe, Dichter, Mitglied des Göttinger Hains
  • Christian Bunners (*1934), Theologe, Autor, 1965–75 Pastor und Propst in Neubrandenburg
  • Johannes Chemnitzer (* 1929), Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung Neubrandenburg
  • Franka Dietzsch (* 1968), Leichtathletin des SC Neubrandenburg
  • Andreas Dittmer (* 1972), Kanute, Ehrenbürger von Neubrandenburg
  • Georg Ewald (1926–1973), Minister, Sekretär der SED-Bezirksleitung Neubrandenburg
  • Gerd Frick (* 1948), Maler und Grafiker
  • Caspar David Friedrich (1774–1850), Maler, weilte zu Besuchen von Verwandten mehrfach in Neubrandenburg und zeichnete hier
  • Joachim Goldbach (* 1929), 1972–1979 Chef des Militärbezirkes V der NVA (Neubrandenburg)
  • Karl Graf von Hahn (1882–1857), gen. „Theatergraf“, lebte zeitweilig in Neubrandenburg
  • Ida Gräfin Hahn-Hahn (1805–1880), Schriftstellerin, lebte zeitweilig in Neubrandenburg
  • Carl Horn (1794-1879), Theologe, Mitgründer der Jenaer Urburschenschaft, verbrachte hier seinen Lebensabend
  • Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852), Vater der deutschen Turn- und Sportbewegung („Turnvater“), war Hauslehrer in Neubrandenburg
  • Paul Krüger, (* 1950), seit 2001 Oberbürgermeister
  • Astrid Kumbernuss (* 1970), Leichtathletin des SC Neubrandenburg
  • Bernhard Latomus (um 1560–1613), Pädagoge und Historiker, Rektor in Neubrandenburg
  • Margarete Neumann (1917–2002), Schriftstellerin, lebte in Neubrandenburg
  • Otto Piper (1841–1921), Jurist, Burgenforscher, besuchte 1851–1862 in Neubrandenburg das Gymnasium
  • Herbord von Raven († vor 1287), Erbauer der Stadt und erster Stadtschulze
  • Brigitte Reimann (1933–1973), Schriftstellerin, lebte 1968–1973 in Neubrandenburg
  • Fritz Reuter (1810–1874), niederdeutscher Schriftsteller, lebte 1856–1863 in Neubrandenburg
  • Julie de Roquette (1763–um 1827), Dichterin im Umfeld des Göttinger Hains, lebte ab 1793 in Neubrandenburg
  • Gustav Rühberg (1875-1932), Pädagoge, Politiker, war ab 1902 Lehrer an der Neubrandenburger Bürgerschule
  • Gerhard Schiedewitz (1925–2007), Journalist, 1964–1989 Chefredakteur der Bezirkszeitung „Freie Erde“
  • Hermann Stech (1907–1992), Jurist, Generaldirektor der Mecklenburgischen Versicherung, lebte in Neubrandenburg
  • Horst Stechbarth (* 1925) 1964–1967 Chef des Militärbezirkes V (Neubrandenburg)
  • Otto Vitense (d. Ä.) (1880–1948), Pädagoge und Historiker, lebte und wirkte 1909–1948 in Neubrandenburg
  • Johann Heinrich Voß (1751–1826), Dichter und Übersetzer, ging in Neubrandenburg zur Schule
  • Vinzenz Wanitschke *1932), Bildhauer, ging in Neubrandenburg zur Schule
  • Karl Wendt (1869–1942), Pädagoge, Stadthistoriker
  • Kurt Wünsch (* 1939), Schriftsteller, war in den 60er Jahren bis 1971 Mathematiklehrer in Neubrandenburg

Einzelnachweise

  1. Urteil des Landesverfassungsgerichtes vom 26. Juli 2007
  2. MAUBACH, Peter ; KRÜGER, Dieter: Geschmäht und verfolgt : Juden in Neubrandenburg. - In: Neubrandenburger Mosaik Nr. 13 (1991), S. 36-45.
  3. A. Kaminsky: Orte des Erinnerns, Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, Bonn 2007, 257ff.
  4. heise resale - Weiterer Callcenter-Betreiber siedelt sich in Neubrandenburg an

Weblinks


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