Neuburger

Neuburger
Trauben der weißen Rebsorte Neuburger

Neuburger ist eine weiße autochthone österreichische Rebsorte. Die kräftig wachsende Sorte kann gut karge, trockene Rebstandorte nutzen. Die Weine sind eher säureärmer und haben ein nussiges Aroma und erinnern an Weine des Weißen Burgunder. Die Anbaufläche ist in Österreich stark rückläufig. Dafür gibt es zwei Gründe. Einerseits liefert sie ausgezeichnete Weinqualität, die aber neben dem Grünen Veltliner schwer bestehen kann. Andererseits wird sie von einer Krankheit - der Kurztriebigkeit - geschwächt, die Rebstöcke absterben lässt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Der Neuburger ist eine autochthone Sorte von Österreich die in der Wachau ihren wahrscheinlichen Ursprung hat. [2]
Der Legende nach haben die Weinhauer Franz Machherndl und Christoph Ferstl, die auch zeitweise als Schiffer tätig waren, bei Oberarnsdorf in der Wachau um 1850 ein Rebbündel aus der Donau gefischt.[3] Die Reben wurden im „Ecklgrund“ nahe dem St. Peter Keller ausgepflanzt. Einige Jahre später konnte bereits der erste Wein gekeltert werden. Die frühe Reife und der eher säurearme Wein hat sich gegenüber den damaligen Sorten positiv hervorgetan und fand Beachtung und Verbreitung bei den Winzern. So wurde die neue Rebe in Spitz/Donau auf dem Burgberg (im Volksmund der Tausendeimerberg) gesetzt. Die Rebe wurde von Arnsdorf nach Spitz an der Donau (liegt gegenüber am nördlichen Ufer der Donau) gebracht. Hier steht heute die Ruine Hinterhaus, welche im Volksmund einfach „Burg“ genannt wird. Die Rebe wurde zuerst Burgrebe und dann Neuburger genannt. Aus dem Österreichischen Weinbuch ist in einem Beitrag von Wilhelm Bauer zu entnehmen, dass wahrscheinlich das Rebenbündel Neuburger aus dem mit verschiedenen Sorten bepflanzten Spitzer Graben, einem Seitental gegenüber der Fundstelle, gekommen ist.[4]

Die Elternsorten (Roter Veltliner x Sylvaner) sind autochthone Rebsorten in Österreich. Ein Hinweis, dass die Sorte in der Region in und um der Wachau entstanden ist. Man kann auch annehmen, dass die Sorte schon 1860 in der Region in den Weingärten vorhanden war. Früher waren reinsortige Weingärten nicht vorhanden. Das kräftige Wachstum des Neuburger kann Anlass gewesen sein, dass dies häufig in Form von Rebholzbündeln zur Sicherung von Schiffsladegut verwendet wurde und so auch verloren gegangen sein kann. Im Stadtarchiv von Neuburg an der Donau (Bayern) findet sich eine Notiz aus dem Jahr 1768: Aus dem churfürstlichen Auwalde zwohundert Eichen für Weinpressen nach Österreich und Ungarn geflösst, lebende Weinruten mitgeführt und etliche aus dortigem Lande gebracht. Da ist zwar der Hinweis enthalten, dass Weinruten mitgeführt und nach und von Neuburg an der Donau gebracht wurden. [5] In Neuburg an der Donau fanden sich keinerlei Hinweise auf Weinbau bzw. Rebsorten.
Fest stehen aus gentechnischen Untersuchungen die Elternsorten und das die Sorte Neuburger in keinem benachbarten Land früher bekannt war. Man kann annehmen, dass die Sorte ihren Ursprung in der Wachau hat. Eventuell aus dem Spitzer Graben, da dort auf den steilen Terrassenlagen extreme Verhältnisse vorliegen.

Abstammung

Natürliche Kreuzung aus Roter Veltliner x Sylvaner. Das sind zwei autochthone Rebsorten von Österreich. [6]

Ampelografische Merkmale

  • Die Triebspitzen sind hellgrün, glatt und glänzend, leicht bronziert.
  • Das Blatt ist groß, drei- bis fünflappig und die Hauptnerven sind am Stielansatz rot.
  • Der Triebwuchs ist sehr kräftig.
  • Die Traube ist klein bis mittelgroß, dichtbeerig, zylindrisch; mit gelbgrünen, punktierten, dickschaligen und fleischigen Beeren.


Reife: früh bis mittel

Ertrag

Die Sorte bringt mittelhohe und eher unregelmäßige Erträge.

Vor- und Nachteile

Vorteilhaft ist, dass die Sorte, was den Boden betrifft, eher anspruchslos ist und gedeiht auch gut auf kalkreichen Boden. Weiters ist das Triebwachstum kräftig und die Rebstöcke vertragen deshalb gut trockene, karge Terrassenstandorte.

Symptome der Kurztriebigkeit bei der Rebsorte Neuburger

Nachteilig ist, dass auf tiefgründigen, sehr wüchsigen Standorten die Blüten verrieseln. Die Sorte ist winterfrost- und sehr spätfrostempfindlich, für Oidium und Peronospora wenig, aber besonders für Botrytis sehr anfällig. Die sehr kompakten Trauben sind hier nachteilig. Krankheit - der Kurztriebigkeit[7] - geschwächt, dass die Rebstöcke absterben können. Die Ursachen für diese Krankheit konnten bis heute nicht erforscht werden.

Wein

Die Sorte bringt meist kräftige, volle, milde Weine mit neutralem Geschmack. Junge Weine sind würzig blumig, später nussig im Geschmack. Ist sehr gut geeignet für die Qualitäts- und Prädikatsweinerzeugung. Wenn die eher frühreife Sorte spät gelesen wird erreicht sie hohe Zuckergehalte in den Beeren. Diese Trauben ergeben schwere, eher säureärmere Weine, die ein charakteristisches nussiges Aroma aufweisen, das an Burgunderweine erinnert.

Verbreitung

Bedeutung hat der Neuburger nur mehr in der Thermenregion südlich von Wien, im nördlichen Burgenland und in der Wachau. Im Jahr 2009 umfasste der Neuburger 652 ha, das sind 1,4 % der gesamten Rebfläche des Österreichs, 1999 waren es noch 2,3 %. Ein Rückgang in 10 Jahren (1999-2009) um 40,4 %.[8]

Die Rebflächen in Österreich verteilten sich im Jahr 2009 wie folgt auf die einzelnen Anbaugebiete:

Weinbaugebiet Rebfläche (Hektar) 2009
Niederösterreich 424
Burgenland 219
Wien 8
Steiermark 0
Österreich gesamt 652

Quelle: Weingartenerhebung 2009 [9]

Im benachtbarten Ausland hat der Neuburger nur in Tschechien eine gewisse Bedeutung. Auch dort geht die Fläche wegen der Kurztriebigkeit zurück.

Synonyme

Lt. Qualtätsrebsorten Verordnung:[10] Neuburger.
In der älteren Literatur und in der Rebsortendatenbank[11] findet man noch die Namen: Brubler, Brugler, Féher Neuburger, Féher Neuburgi ujvari, Neiburger, Neuburg, Neuburger Alb, Neuburger Blanc, Neuburgi, neuburgske, Neuburske, Neue Rebe, Neugurger bijeli, Nojburger, Novogradski und Ujvari.

Neuburger Denkmal

Das Neuburger Denkmal, wurde auf Initiative von Josef Löschnig 1935 in Arnsdorf in der Wachau errichtet. Es erinnert an den Ursprung dieser autochthonen Rebsorte. Es wurde am 5. September 1935, anlässlich des 9. Österreichischen Weinbaukongresses, eingeweiht. Unter dem Denkmal befand sich ein Keller wo ca. 300 Flaschen Wein der Sorte Neuburger aus den besten österreichischen Weinorten gelagert sind und alle zehn Jahre zur Verkostung und neuerlichen Flascheneinlagerung geöffnet werden. Durch die Kriegsereignisse kam es nicht dazu. Im Mai 1941 wurde das ursprüngliche Denkmal von Nationalsozialisten gesprengt. Der Wein wurde fast zur Gänze ausgetrunken. Nur 35 Flaschen haben den Krieg im vermauerten Kutscherakeller in Krems überstanden.
Erst 1983 wurde auf der gleichen Stelle in Oberarnsdorf wieder ein Weindenkmal errichtet. Das wegen seiner säulenähnlichen Ausführung „Weinsäule“ genannte Denkmal wurde am 13. September 1983 eingeweiht. Die „Weinsäule“ wurde im Jahr 1999 durch ein neues „Neuburger Denkmal“ ersetzt, das ähnlich dem ersten „Neuburger Denkmal“ ausgeführt wurde Die feierliche Segnung fand am 20. Mai 2000 statt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Karl Bauer et al.: Weinbau, 8. Auflage 2008, Österr. Agrarverlag, S 401, ISBN 978-3-7040-2284-4.
  2. Ferdinand Regner: Verzeichnis der österreichischen Qualitätsweinrebsorten und deren Klone, 2008, LFZ Klosterneuburg
  3. Das Neuburgerdenkmal [1]
  4. Wilhelm Bauer, Das österreichische Weinbuch, Verlag Austria Press, Wien, 1992, S 21
  5. Hans Frühwirth, Der Kremser Wein und die Kremser Weinkultur, Eigenverlag, 2005, S 18, ISBN 3-9501219-0-1
  6. Ferdinand Regner: Verzeichnis der österreichischen Qualitätsweinrebsorten und deren Klone, 2008, LFZ Klosterneuburg
  7. Karl Bauer et al.: Weinbau. 8. Auflage 2008, Österreichischer Agrarverlag, S 401 ISBN 978-3-7040-2284-4
  8. Rebsortenverteilung in Österreich
  9. Österreichische Weinmarketingserviceges.m.b.H. (ÖWM) (Hrsg.): Dokumentation Österreichischer Wein 2009. Wien 2008, S. 40ff. (PDF 4,5 MB).
  10. Qualitätsrebsortenverordnung von Österreich [2]
  11. Rebsortendatenbank Neuburger in der Datenbank des Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof.

Weblinks

Literatur

  • Hans Ambrosi, Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann: Farbatlas Rebsorten, 3. Auflage, Eugen Ulmer, 2011, ISBN 978-3-8001-5957-4.
  • Ferdinand Regner: Verzeichnis der österreichischen Qualitätsweinrebsorten und deren Klone, 2008, LFZ Klosterneuburg.
  • Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages. 1. Auflage. Hachette Livre, 2000, ISBN 2-0123633-18.
  • Jancis Robinson: Das Oxford Weinlexikon. Hallwag, Gräfe und Unzer, München 2006, ISBN 978-3-8338-0691-9.

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