Neuererwesen

Neuererwesen
Neuerertagung der Landwirtschaft 1953 in Leipzig unter der Losung „Durch die Anwendung sowjetischer Neuerermethoden zu einer blühenden Landwirtschaft!“

Neuererwesen beschreibt das betriebliche Vorschlagswesen in der DDR. Als Neuerer wurden dabei die Werktätigen bezeichnet, die Verbesserungsvorschläge einreichten. Das Neuererwesen ähnelt damit dem betrieblichen Vorschlagswesen.

Inhaltsverzeichnis

Begriffe

Neuerer (Lehnübersetzung von russ. новатор, nowator) war in der DDR eine Bezeichnung für einen Erfinder, Entdecker oder Forscher an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen, in den Betrieben, Kombinaten und Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, der Vorschläge zur Verbesserung des Arbeitsablaufes, Verbesserung von Maschinen und Anlagen, zur Einsparung von Material, Energie, Arbeitsmitteln und Arbeitskräften, also zur Rationalisierung einreichte.

Den Verbesserungsvorschlag oder die Erfindung eines Neuerers nannte man Neuerervorschlag, alles mit Erfindungen und Verbesserungsvorschlägen Zusammenhängende nannte man Neuererbewegung.

Staatliche Förderung

1964, Ball der Aktivisten und Neuerer in Berlin

In der DDR gab es eigens eine Neuererverordnung (NVO), die die Organisation des Neuererwesens und die Rechte der Neuerer sowie die Vergütungen für Neuerungen regelte. Neben den individuellen Neuerungen gab es auch gezielte Neuerervereinbarungen, die Lösungen eines komplexen oder übergreifenden Problems anstrebten.

Das Neuererwesen wurde in der DDR offiziell als Ausdruck des Engagements der Werktätigen in der sozialistischen Produktion gewertet und entsprechend gefördert und gefordert. Erfolgreich umsetzbare oder bereits umgesetzte Neuerervorschläge wurden mit großzügigen Geldprämien und Auszeichnungen belohnt.

Die hohen Beteiligungszahlen belegen den propagandistischen, gesellschaftlichen Stellenwert, spiegeln aber weniger den wahren ökonomischen Nutzen wider. 1965 zählte man 409.000 Neuerervorschläge (NV) mit einem angegebenen Nutzen von über 1,2 Milliarden Mark der DDR, 1988 gar 440.000 NV mit einem angegebenen Nutzen von mehr als 6,2 Milliarden DDR-Mark.[1]

Wichtige Bestandteile des Neuererwesens in der DDR waren die Messe der Meister von Morgen (MMM) und die „Zentrale Neuererausstellung“, auf der die Neuerungen der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Ferner wurde vom Amt für Erfindungs- und Patentwesen der DDR das Journal Der Neuerer – Zeitschrift für Erfindungs- und Vorschlagwesen herausgegeben. Die Zeitschrift erschien von 1952 bis 1990 monatlich und ermutigte Arbeiter, Verbesserungsvorschläge zu machen, die die Produktivität an ihrem Arbeitsplatz erhöhen sollten.

Einzelnachweise

  1. Staatliche Verwaltung für Statistik: Statistisches Jahrbuch 1989 der DDR. Staatverlag der DDR, Berlin 1989, 1. Auflage, S. 132, ISBN 3-329-00457-6

Siehe auch

Weblinks


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