Neufundland (Dominion)

Neufundland (Dominion)
Dominion of Newfoundland
Red Ensign
Flagge
Amtssprache Englisch
Hauptstadt St. John's
Staatsform Konstitutionelle Monarchie
Regierungsform Konstitutionelle Monarchie
Staatsoberhaupt Eduard VII.
Georg V.
Eduard VIII.
Georg VI.
Regierungschef Robert Bond

Edward Patrick Morris
William F. Lloyd
Michael Patrick Cashin
Richard Squires
William Warren
Albert Hickman
Walter Stanley Monroe
Frederick C. Alderdice

Fläche 405.212 km²
Währung Newfoundland dollar
Gründung 26. September 1907
Nationalhymne Ode to Newfoundland
(Ode an Neufundland)
Zeitzone UTC -3.30 (Neufundland)
UTC -4 (Labrador)
Neufundland gab de facto seine Eigenständigkeit mit der Einführung des Commission of Government am 16. Februar 1934 auf, wurde de jure aber erst am 23. März 1949 Teil von Kanada.
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Neufundland (engl. Dominion of Newfoundland) existierte von 1907 bis 1934 als eigenständiges Dominion innerhalb des Britischen Reiches. Es kann für die Zeit von 1919 bis 1934 als dritter Staat Nordamerikas (ohne Mittelamerika) neben den USA und Kanada gelten. Mit Australien und Neuseeland erhielt Neufundland im Jahr 1907 seinen Dominion-Status, und die Dominions können seit Gründung des Völkerbundes als unabhängige Staaten gelten. Hauptstadt war wie bei der heutigen Provinz Neufundland und Labrador die Stadt St. John’s.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Situation vor dem Dominion

Kanada war seit 1867 ein selbstverwaltetes Dominion, das erste seiner Art (siehe Geschichte Kanadas). Das Dominion bildete sich aus der bisherigen britischen Kronkolonie Kanada (mit den Teilprovinzen Oberkanada-Ontario und Niederkanada-Québec), sowie aus den Kolonien Neubraunschweig und Neuschottland. Ursprünglich war geplant, auch die Kronkolonie Neufundland als fünfte Provinz in die neue kanadische Föderation einzubeziehen, aber die neufundländischen Händler und Banker hatten wenig Interesse daran: Kanada verschloss sich in einer protektionistischen Wirtschaftspolitik hinter hohen Zöllen, während Neufundland vom Kabeljau-Export nach Großbritannien, Europa und den USA lebte. Auch der katholisch-irischstämmige Teil der Bevölkerung, etwa die Hälfte der Einwohner, war größtenteils gegen den Zusammenschluss mit dem englisch und protestantisch dominierten Kanada und wollte die Unabhängigkeit. Schon 1854 war Neufundland von der Britischen Krone ein Status verantwortlicher Eigenregierung mit einem selbstgewählten Inselparlament gewährt worden. Zwei Jahre nach der Unabhängigkeit Kanadas stimmte das selbstgewählte Parlament 1869 gegen die Vereinigung mit Kanada und Neufundland blieb zunächst Kronkolonie.

Erlangung des Dominion-Status

Nach einer Wirtschaftsdepression in den 1890ern besserte sich die Lage mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie von St. John’s nach Port aux Basques im Jahr 1898. Zeitgleich mit Neuseeland erlangte Neufundland am 26. September 1907 den Dominion-Status. Um die Grenze zwischen Kanada und Neufundland auf der Labrador-Halbinsel gab es zunächst Konflikte, die erst 1927 durch eine neutrale britische Kommission gelöst werden konnten – allerdings gegen den Protest der kanadischen Provinz Québec, auf deren Kosten die neue Grenzziehung ging. Die seit 1900 anhaltende Prosperität der Wirtschaft steigerte sich noch durch den Ersten Weltkrieg, in dem auch ein neufundländisches Regiment auf Seiten der Alliierten kämpfte. Allerdings wurde fast das ganze Regiment 1916 am ersten Tag der Schlacht an der Somme ausgelöscht.

Politischer und wirtschaftlicher Niedergang

Zweimaliger Premier im Zwielicht: Richard Squires

In den 1920er Jahren begann ein drastischer wirtschaftlicher und infolgedessen auch politischer Niedergang. 1923 wurde der Premierminister Richard Squires wegen Korruption verhaftet. Er wurde von zwei wirtschaftsfreundlichen Regierungen unter zwei Cousins abgelöst, Walter Monroe und Frederick Alderdice, die sich aber so unbeliebt machten, dass Squires 1928 an die Regierung zurückkehrte. Bald verschärfte die Weltwirtschaftskrise von 1929 die ohnehin bestehenden Probleme, und die Armut grassierte. Am 5. April 1932 kam es zu einer gewalttätigen Demonstration von 10.000 Menschen vor dem Regierungsgebäude, und Squires floh. Die nächste Regierung, wieder unter Alderdice, bat die britische Regierung, die Herrschaft zu übernehmen, bis sich die Wirtschaft Neufundlands wieder stabilisiert hätte. Die daraufhin eingesetzte königliche Kommission kam zu dem Schluss, dass die politische Kultur Neufundlands an einer ihr innewohnenden tiefgreifenden Korruption litt und die wirtschaftlichen Aussichten düster beurteilt werden mussten, und empfahl der Regierung die Selbstauflösung. Alderdice folgte dieser Empfehlung im Dezember 1933, und eine britische Kommission übernahm die vorläufigen Regierungsgeschäfte. Am 16. Februar 1934 unterzeichnete Alderdice einen Erlass, der die Verfassung außer Kraft setzte, und Neufundland kehrte auf den Status einer Kronkolonie zurück – ein in der Kolonialgeschichte nahezu einmaliger Vorgang. Viele Neufundländer betrachteten durch die Außerkraftsetzung der Verfassung die nachfolgende Regierung als Diktatur, und sie hatte tatsächlich keine verfassungsmäßige Basis.

Zweiter Weltkrieg und Pläne der Union mit den USA

Territoriale Aufteilung Kanadas von 1927 bis 1949. Neufundland und Labrador sind grau eingezeichnet.

Die schwere Wirtschaftskrise hielt in Neufundland noch bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs an. Nach dem Fall Frankreichs 1940 übertrug Großbritannien die militärische Verteidigung Neufundlands an Kanada. Als die USA an mehreren Standorten große Militärbasen errichteten, verdoppelte sich fast über Nacht das Bruttoinlandsprodukt des Landes. Amerikanisches Geld strömte ins Land, und nun konnte Neufundland sogar an Großbritannien Anleihen zur Bewältigung der Kriegslast ausgeben. Neufundländische Frauen heirateten zu Tausenden Soldaten der US-Armee, und der plötzliche Wohlstand war für das arme Land so beeindruckend, dass eine Partei gegründet wurde, die Economic Union Party, die eine Union mit den USA anstrebte, zumindest eine wirtschaftliche Union. Diese Partei war gegen Kriegsende sehr einflussreich, Großbritannien aber verweigerte unter kanadischem Einfluss eine Volksabstimmung über die Union mit den USA. Das US-amerikanische Außenministerium hielt sich aus politischen Rücksichten auf die Kriegsalliierten Großbritannien und Kanada bei einer Zusammenarbeit mit den Unionisten in Zukunft zurück.

Vereinigung mit Kanada

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es 1946 die ersten Wahlen seit 1932. Die neugewählte Versammlung beschloss, eine Volksabstimmung über die Zukunft Neufundlands abzuhalten. Drei Positionen formierten sich: 1. Neufundlands derzeitigen Status als britische Kronkolonie beizubehalten und in einer neuen Verfassung zu verankern, 2. Eigenständigkeit als Dominion, 3. Vereinigung mit Kanada. Die dritte Möglichkeit, die Vereinigung mit Kanada, war ursprünglich gar nicht vorgesehen, wurde aber nach massiven Unterschriftssammlungen des Befürworters dieser Position, Joseph (Joey) Smallwood, schließlich als dritte Option aufgenommen. Großbritannien unterstützte diese dritte Option und erklärte, an Neufundland künftig keine finanzielle Unterstützung mehr zu leisten. Bei der ersten Volksabstimmung vom 3. Juni 1948 erhielt kein Vorschlag eine absolute Mehrheit: 45 % votierten für die erneute Unabhängigkeit als Dominion, 41 % für die Vereinigung mit Kanada, und nur 14 % für die Beibehaltung des gegenwärtigen Status als britische Kolonie.

Ein-Dollar-Note Neufundlands von 1920

In der nun folgenden Kampagne für die Stichwahl-Volksabstimmung begannen religiöse Fragen die Atmosphäre zu vergiften: Die katholischen Bischöfe galten als Gegner des mehrheitlich anglikanisch-protestantischen Kanada, und es entstanden Gerüchte, sie hätten den katholischen Gläubigen (etwa einem Drittel der Bevölkerung) die Empfehlung erteilt, gegen den Beitritt zu stimmen. Das war höchstens partiell richtig: So war Michael O'Reilly, der Bischof von St. George an der Westküste, samt seiner Kongregation ein starker Befürworter der Union mit Kanada. Auf die Gerüchte hin gab der protestantische Oranier-Orden eine scharf antikatholische Wahlempfehlung für den Beitritt zu Kanada. Bei der Stichwahl am 22. Juli 1948 votierten dann 48 % der Wähler für die Unabhängigkeit, 52 % für die Vereinigung mit Kanada. Diese wurde am 31. März 1949 vollzogen, und Joseph Smallwood wurde erster Premier der nunmehr kanadischen Provinz Neufundland.

Siehe auch

Weblinks


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