Neutestamentler

Neutestamentler
Neues Testament
Evangelien
Apostelgeschichte des Lukas
Paulusbriefe
Katholische Briefe
Offenbarung des Johannes

Das Neue Testament (abgekürzt NT) ist eine Sammlung von 27 Schriften des Urchristentums, die Jesus Christus im ständigen Rückbezug auf das Alte Testament als den zur Rettung Israels und des Kosmos gekommenen Messias und Sohn Gottes verkünden. Auf diese als Wort Gottes verstandenen Zeugnisse der Bibel beziehen sich alle Richtungen des Christentums.

Das NT besteht aus vier Textgattungen: den vier kanonischen Evangelien, die Jesu Leben, Sterben und Auferstehen erzählend entfalten, einer Apostelgeschichte, 21 Briefen an christliche Gemeinden und einer Apokalypse, der Johannesoffenbarung.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Der Begriff hat sich aus dem griechischen „Καινή Διαθήκη“ (Kainē Diathēkē) entwickelt, was „neuer Bund“ heißt und ins Lateinische mit „Novum Testamentum“ übersetzt worden ist. Jesus Christus benutzt den Ausdruck beim letzten Abendmahl, wahrscheinlich in bewusster Anlehnung an das Wort des Propheten Jeremia: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Ewige, da will ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund schließen.“ (Jer 31,31 EU)

Das Neue Testament ist in griechischer Sprache aufgezeichnet worden („Novum Testamentum Graece“). Dabei handelt es sich um das sogenannte Koine-Griechisch. Die Hebraismen der eingeflossenen griechischen Sprache der biblischen Septuaginta nennt man Bibelgriechisch. Vereinzelt wird auch für möglich gehalten, dass das Neue Testament oder einige seiner Teile ursprünglich in Aramäisch (der Sprache Jesu und der ersten Christen) verfasst wurde. Da die griechische Sprache am Ende des 1. Jahrhunderts dominierte, ist auch eine aramäisch-griechische Version denkbar. Jedoch gibt es für solche Annahmen keine antiken Textzeugnisse. Alle bisher bekannten neutestamentlichen Handschriften aus den ersten Jahrhunderten sind in griechischer Sprache verfasst.

Gemäß der christlichen Bibel beginnt das Neue Testament (d.h. der neue Bund Gottes mit den Menschen) erst nach dem Tode des Juden Jesus von Nazareth. Brief an die Hebräer 9,17 EU:

Denn wo ein Testament ist, da muss der Tod geschehen des, der das Testament machte. Denn ein Testament wird fest durch den Tod; es hat noch nicht Kraft, wenn der noch lebt, der es gemacht hat.

Jesus selber war noch praktizierender und beschnittener Jude und lehrte die Gebote und die Weisheiten der Tora. Das Neue Testament im engen Sinne beginnt somit nach der Erzählung von Tod und Auferstehung Jesu Christi zum Ende der christlichen Evangelien.

Bibelkundlicher Überblick über das NT

Die Apostelgeschichte

Zentrale Punkte sind das Pfingstereignis und die Aussendung der Jünger. Die „Taten der Apostel“ enthält die Steinigung des ersten Märtyrers, Stephanus. Darüber hinaus vermittelt der Text Informationen über die Urgemeinde in Jerusalem (Jerusalemer Urgemeinde) und über das Leben der ersten Christen. Außerdem geht es um die Missionsarbeit des Apostel Paulus. Die Apostelgeschichte endet mit der letzten Station des Paulus: in Rom.

Apostelgeschichte des Lukas Taten der Apostel: Apg (Auch „Acta Apostolorum“)

Die Briefe

Das „Corpus Paulinum“

Im Neuen Testament finden sich mehrere Schriften, die als Verfasser den Apostel Paulus angeben. Nur sieben dieser Briefe sind jedoch mit Sicherheit von Paulus verfasst. Für die anderen wird mit unterschiedlich gewichtigen Gründen eine spätere Verfasserschaft (z.B. von Schülern des Paulus) angenommen.

Dementsprechend unterscheidet man zwischen „echten Paulinen“ oder Protopaulinen (Römerbrief, beide Korintherbriefe, Galaterbrief, Philipperbrief, erster Thessalonicherbrief, Brief an Philemon) und Deuteropaulinen (zweiter Thessalonicherbrief, Kolosserbrief, Epheserbrief, beide Briefe an Timotheus, Brief an Titus).

Siehe auch: Paulinismus

Der Brief an die Hebräer

Der Hebräerbrief spielt eine Sonderrolle unter den Briefen des Neuen Testaments. Er nennt selbst keinen Verfasser. Die Alte Kirche nahm traditionell an, Paulus sei der Verfasser. Dies ist jedoch in der modernen Bibelwissenschaft äußerst umstritten.

Die katholischen Briefe

Die Bezeichnung „katholische“ Briefe spielt nicht auf die römisch-katholische Konfession an, sondern bezieht sich auf das griechische Wort katholos, was so viel wie „für alle“ bedeutet. Alle katholischen Briefe nennen einen der Jünger Jesu oder einen der ersten Christen als Verfasser. Auch diese Angaben sind stark umstritten.

Geschichte des Neuen Testaments

Bevor das Neue Testament im heutigen Umfang zusammengestellt wurde, waren die einzelnen Schriften in christlichen Gemeinden unabhängiger voneinander im Umlauf. Eine erste Sammlung stellt vermutlich das Corpus Paulinum dar, denn es ist bekannt, dass gegen Ende des 1. Jhs. paulinische Briefe zusammengefasst worden sind, um sie zu erhalten. Diese Zusammenfassungen zirkulierten in einigen Gemeinden.

Im 2. Jh. versuchte der von der Großkirche als Häretiker verurteilte Marcion, das Christentum von jüdischen Bezügen abzutrennen und lediglich das Lukas-Evangelium, die Apostelgeschichte und die Paulusbriefe zu verwenden. Dieser Kanon war in seinen Gemeinden maßgeblich. Darauf reagierte die großkirchliche Kanonbildung. Zunächst wurde jedoch keine verbindliche Entscheidung getroffen. Der so genannte Kanon Muratori des 2. Jhs. in Rom umfasst die vier Evangelien, die Apostelgeschichte, das Corpus Paulinum, den Judasbrief, die zwei Johannesbriefe, die Offenbarung des Johannes sowie eine Offenbarung des Petrus und die Weisheit Salomos. Vor allem die Aufnahme des Hebräerbriefs und des zweiten Petrusbriefes blieb lange umstritten.

Neutestamentliche Apokryphen

Neben den Schriften der später im neutestamentlichen Kanon zusammengefassten Texte wurden von Christen des 1. und 2. Jhs. weitere Texte angefertigt, gelesen und im Gottesdienst verwendet. Die in diesem Zeitraum entstandenen, nicht in den Kanon aufgenommenen Schriften nennt man Apokryphen.

Zu den neutestamentlichen Apokryphen zählen u.a.:

Viele dieser Texte waren zum Zeitpunkt der Kanonbildung nicht genügend bekannt oder autoritativ oder wurden aus anderen Gründen nicht aufgenommen. Von diesen apokryphen Texten sind Schriften zu unterscheiden, die ebenfalls zu jener Zeit entstanden sind, aber nicht nur keine Aufnahme in den Kanon des Neuen Testaments gefunden haben, sondern auch nicht in Gemeinden verwendet wurden, die später Teil der Großkirche wurden, sondern als Häretiker ausgeschieden wurden. Die Unterscheidung orthodoxer und häretischer Positionen, insbesondere von Großkirche und Gnostizismus, bildet sich aber erst in den ersten Jahrhunderten heraus und wird u.a. durch Apologeten wie Justin der Märtyrer und Irenäus von Lyon erst kriteriologisch fundiert. Daher ist anzunehmen, dass viele später als "Gnostiker" und "Häretiker" beurteilte Gemeinden und Gemeindemitglieder sich anfangs nicht als vom sonstigen Christentum verschieden verstanden haben. Die Unterscheidung "orthodoxer christlicher Apokryphen" und "gnostischer häretischer Schriften" ist daher oftmals problematisch. Grundsätzlich wird angenommen, dass die Kanonbildung oftmals entlang der sich herausbildenden Opposition zu als Häretikern ausgeschiedenen Positionen verlief, so dass Texte, auf welche sich "Häretiker" hätten berufen können, aus dem Kanon ausgeschieden wurden, um die großkirchliche Identität zu festigen.[1]

Neutestamentliche Wissenschaft

Die neutestamentliche Wissenschaft ist ein Teilgebiet der Bibelwissenschaft und beschäftigt sich mit dem Neuen Testament vermittels

Neutestamentliche Fachwissenschaftler arbeiten im deutschen Sprachraum größtenteils an evangelischen und katholischen theologischen Fakultäten.

Siehe auch

Literatur

Einführende Fachliteratur
  • Jürgen Roloff: Einführung in das Neue Testament. Reclam, Ditzingen 1995, ISBN 3-15-009413-5
  • Gerd Theißen: Das Neue Testament. C.H.Beck, München 2002, ISBN 3-406-47992-8
  • Helmut Köster: Einführung in das Neue Testament. Berlin 1980.
  • Hans Conzelmann, Andreas Lindemann: Arbeitsbuch zum Neuen Testament. UTB Bd 52. Stuttgart 2004, ISBN 3-8252-0052-3
  • Peter Stuhlmacher, Gerhard Friedrich, Paul Althaus: Das Neue Testament deutsch. Teilband 1: Die Entstehung und der Wortlaut des Neuen Testaments. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1963 (10. Aufl.).
  • Udo Schnelle: Einleitung in das Neue Testament. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2005 (5.Aufl.), ISBN 3-525-03238-2
  • Erich Mauerhofer: Einleitung in die Schriften des Neuen Testaments. VTR; RVB, Nürnberg; Hamburg 2004 (3. Aufl.) ISBN 3-937965-11-4 (VTR), ISBN 3-928936-80-8 (RVB)
  • Karl Jaroš: Das Neue Testament und seine Autoren. Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar 2008, ISBN 978-3-8252-3087-6
Weiterführende Fachliteratur
  • Detlev Dormeyer: Das Neue Testament im Rahmen der Literaturgeschichte. Darmstadt 1993, ISBN 3-534-06830-0
  • Thomas Schmeller (Hrsg.): Historiographie und Biographie im Neuen Testament und seiner Umwelt, Novum Testamentum et Orbis Antiquus : Studien zur Umwelt des Neuen Testaments ; 69. Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-53968-2
Populärwissenschaftliche und sonstige Literatur
  • Stefan Schreiber: Begleiter durch das Neue Testament. Patmos, Düsseldorf 2006, ISBN 3-491-70391-3
  • Poko: Studiengruppe: So entstanden die Evangelien. Herder, Freiburg im Breisgau 1968.
  • William MacDonald: Kommentar zum Neuen Testament. CLV, Bielefeld 1997 (2. Aufl.), ISBN 3-89397-378-8 (PDF, 6 MB)
  • F. F. Bruce: Die Glaubwürdigkeit der Schriften des Neuen Testamentes: eine Überprüfung des historischen Befundes. Verlag der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell 1976, ISBN 3-88002-031-0

→ siehe auch die allgemeinen Hinweise unter Bibel

Einzelnachweise

  1. Siehe zum vorstehenden z.B. ausführlich: Johann Ev. Hafner: Selbstdefinition des Christentums. Ein systemtheoretischer Zugang zur frühchristlichen Ausgrenzung der Gnosis. Herder, Freiburg 2003, ISBN 3-451-28073-6

Weblinks

→ siehe auch die allgemeinen Hinweise unter Bibel

Ausgaben und Übersetzungen
Bibelkunde
Sonstiges

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