Nicht-aristotelische Logik

Nicht-aristotelische Logik

Als Ramismus bezeichnet man die kritischen Lehren des Petrus Ramus zur aristotelisch-scholastischen Logik, Dialektik und Philosophie. Ein bekannter Vertreter des Ramismus ist beispielsweise Johannes Althusius.

Ramistische Logik und Dialektik

Ausgehend von Platon, Cicero und Quintilian kritisiert der Ramismus die aristotelische Logik und ersetzt sie durch eine an die Rhetorik angelehnte natürliche Logik des gesunden Menschenverstandes (vgl. Petrus Ramus' Aristotelicae animadversiones, 1543).

Als Aufgabe der Logik in der Gewinnung von Erkenntnis betrachtet Ramus das Finden kürzester Wege. Wichtiges Mittel hierbei ist nicht die unfruchtbare bloße Syllogistik, sondern Beobachtung und Experiment. Deshalb müssen die Logiker die Natur erforschen. Die Logik nannte Ramus "die Kunst zu schlussfolgern" und unterteilte sie dafür in zwei Bereiche:

  1. de inventione: die Lehre vom Begriff und von der Definition und
  2. de iudicio: die Lehre vom Urteil, vom Schließen und von der Methode.

Entsprechend kennt die ramistische Dialektik ebenfalls zwei Bereiche:

  1. inventio argumentorum und
  2. dispositio argumentorum.

Schlüsse und Urteile (iudicio) werden eingeteilt in:

  1. axiomaticum und
  2. dianoeticum (als Syllogismus).

Schlüsse und Beweise können auf artificiale oder inartificiale Quellen zurückgreifen. Er maß der Erforschung von Beweisregeln eine große Bedeutung zu. Daher widmete er in seiner Logik der Ausarbeitung solcher Beweisverfahren große Aufmerksamkeit, die die Spezifik des in seiner Theorie widergespiegelten Inhaltes berücksichtigen. Die von ihm geäußerte Idee über die wichtige Rolle der Mathematik, die Klarheit in der Erkenntnis bringt, hatte großen Einfluss auf Leibniz.

Dazu kritisch: Jacopo Zabarella

Gegenposition: Aristotelismus mit Vertretern wie Johannes Casus, Jacobus Cheyneus, Daniel Cramer, Theophil Golius, Antonius Ruvius und Johannes Magirus.

Siehe auch

Literatur

  • Arnd Friedrich: Die Gelehrtenschulen in Marburg, Kassel und Korbach zwischen Melanchthonianismus und Ramismus in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Hessische Historische Kommission Darmstadt). ISBN 3884431358
  • R. Pozzo: Ramismus, Semiramismus, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, VIII. Darmstadt 1992

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