Nicolas Luckner

Nicolas Luckner

Nikolaus Graf Luckner, frz. Nicolas Luckner (* 12. Januar 1722 in Cham in der Oberpfalz; † 4. Januar 1794 in Paris) war ein deutscher General in französischen Diensten, Marschall von Frankreich. Er ist der Urgroßvater des deutschen Seeoffiziers und Schriftstellers Felix Graf von Luckner.

Nikolaus Graf Luckner

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Luckner war der Sohn bürgerlicher Eltern. Sein Vater war der Chamer Gastwirt, Bierbrauer und Hopfenhändler Samuel Luckner, seine Mutter eine geborene Billich aus Kötzting. Nach dem frühen Tode seines Vaters verließ er das elterliche Wirtshaus „Zur Gans“ 1730 zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern und zog zu seiner Großmutter nach Kötzting, wo er seine Kinder- und Jugendjahre verbrachte. Er besuchte das Jesuitenkolleg Passau und trat 1737 in die bayerische Armee ein. Im selben Jahr wurde er Kadett im Infanterieregiment Morawitzky. Mit seinem Regiment kämpfte er in Ungarn gegen die Türken.

Früher Kriegsruhm

Lucknersches Husarenkorps im Siebenjährigen Krieg - frühe Uniform. Zeitgenössische Darstellung im Gmundener Prachtwerk
Das Regiment mit der späteren Uniform

Während des österreichischen Erbfolgekrieges machte er als Husar durch einen Ausfall aus dem belagerten Straubing erstmals auf sich aufmerksam. Er nahm am böhmischen Feldzug Karl Albrechts teil, von dem er 1743 als Premierleutnant der Grenadiere zurückkehrte. Er schloss sich nun dem Freikorps des Johann Michael Gschray in Deggendorf an. 1745 stieß er wieder zu seinem alten Regiment und wurde 23-jährig Kapitänleutnant (Hauptmann).

Da der österreichische Erbfolgekrieg inzwischen beendet war, ging Luckner mit dem bayerischen Husarenregiment Frangipani nach Holland und trat mit seinem Regiment in den Sold der Niederlande. Nach seiner Heirat mit der begüterten Niederländerin de Cypres und Auflösung des Regiments lebte er als verabschiedeter Major auf seinen Gütern in Holstein.

Bei Ausbruch des Siebenjährigen Krieges trat er als Major 1757 in hannoversche Dienste. Luckner begann als Befehlshaber eines Husarenkorps von 54 Mann. Er zeichnete sich namentlich bei Krefeld, Marburg, Eisenach, Göttingen, Hameln, Kassel und Nordheim gegen die Franzosen aus und führte mit seinen Husaren eine Art Partisanenkrieg im Rücken des Feindes. Er war erfolgreich im Zerstören von Nachschubkolonnen und bei nächtlichen Überfällen. Im August 1759 erbeutete er das Portefeuille des französischen Marschalls mit geheimen Anweisungen des Kriegsministeriums. Im selben Jahr wurde er zum Oberst befördert.

1761 verfügte der inzwischen zum Generalleutnant aufgestiegene Luckner über ein Regiment und besaß einen legendären Ruf. Als bei Kriegsende sein Regiment aufgelöst wurde, warf er vor dem versammelten Offizierskorps seinen mit allen Orden behängten Generalsmantel in das Kaminfeuer und gab um seine Entlassung ein. Nun bewarben sich Russland und Frankreich um ihn, und er trat gegen ein Jahresgehalt von 30.000 Livres 1763 als Generalleutnant in französische Dienste. Luckner wurde 1778 in den dänischen Freiherrnstand aufgenommen und 1784 zum Grafen erhoben. Da jahrelang Friede herrschte, verbrachte er die meiste Zeit auf seinen ausgedehnten Gütern in Holstein.

Der Marschall von Frankreich

Beim Ausbruch der Revolution trat er 1790 in die Dienste der Nationalversammlung. Am 28. Dezember 1791 wurde er zum Marschall von Frankreich ernannt, 1792 übergab man ihm den Oberbefehl über die Rheinarmee. In dieser Eigenschaft wurde ihm zu Ehren am 26. April 1792 das später als französische Nationalhymne Marseillaise bekannt gewordene Kriegslied der Rheinarmee von Rouget de Lisle komponiert.

In Straßburg sammelte der inzwischen 70-jährige seine Armee, brachte aber kaum 25.000 Mann zusammen. Er rückte damit nach Norden vor, überschritt die belgische Grenze, und es gelang ihm, die Österreicher zurückzudrängen. Danach wurde er zum Befehlshaber der Nordarmee ernannt und nahm die Städte Menen und Courtrai ein. Er erhielt nach der Flucht Lafayettes den Titel eines Generalissimus mit dem Auftrag, in der Gegend von Châlons-sur-Marne ein neues Reserveheer zu bilden.

Hier kamen im Laufe der Zeit etwa 60.000 junge Bauernburschen ohne Waffen zusammen, und Luckner zeigte ihnen gegenüber einen solchen Mangel an Energie, dass ihm der Konvent den Oberst Choderlos de Laclos an die Seite setzte. Luckner forderte daraufhin seine Entlassung, welche die Regierung mit vollen Bezügen bewilligte.

Verurteilung und Hinrichtung

Da ihm seine Pension nicht ausbezahlt wurde, ging er nach Paris, um sich zu beschweren, obwohl dort gerade die Schreckensherrschaft wütete. Luckner wurde auf eine Denunziation des Prinzen Carl von Hessen hin verhaftet und stand am 3. Januar 1794 vor dem Revolutionstribunal. Fouquier-Tinville stellte ihn als vorsichtigen, aber hartnäckigen Royalisten dar und warf ihm vor, als Marschall von Frankreich ohne erkennbaren Grund gewonnene Positionen wieder aufgegeben zu haben. Nach kurzer Beratung wurde er zum Tod durch das Fallbeil verurteilt und am 4. Januar 1794 guillotiniert.

Bereits ein Jahr später rehabilitierte der Nationalkonvent Marschall Luckner. Seinem ältesten Sohn Nikolaus Graf von Luckner (1750–1824) wurden der Marschallstab mit Bestallungsurkunde sowie die zurückbehaltenen Gelder ausgehändigt.

Literatur

  • Engelbert Schwarzenbeck: Graf Luckner, Buchreihe der Mittelbayerischen Zeitung, 1993, ISBN 3-927529-38-9
  • Franz Weyr: Das abenteuerliche Leben des Nikolaus Luckner aus Cham, Marschall von Frankreich. In: Unbekanntes Bayern 1. Entdeckungen und Wanderungen, Süddeutscher Verlag GmbH, 1955, ISBN 3-7991-5839-1
  • Theodor Heuss: Der Marschall aus der Oberpfalz, in: Ders.: Schattenbeschwörung. Randfiguren der Geschichte. Wunderlich, Stuttgart/Tübingen 1947; Klöpfer und Meyer, Tübingen 1999, ISBN 3-931402-52-5

Weblinks


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