Artes mechanicae

Artes mechanicae

Als artes mechanicae oder praktische Künste wurden in Altertum, Mittelalter und Renaissance Fertigkeiten bezeichnet, die dem unmittelbaren Broterwerb dienten.

Die von den Klöstern erstmals propagierte Wertschätzung der Handarbeit fand im 12. Jh. „offizielle“ Bestätigung, indem den Sieben Freien Künsten analog Sieben Mechanische Künste gegenübergestellt wurden. In den Schriften des Hugo von St. Viktor, seit 1133 Leiter einer Klosterschule in Paris, sind die einzelnen Handwerkszweige auf etwas überraschende Weise zur Zahl 7 hinkonstruiert: Webekunst, Waffenschmiedekunst, Bauhandwerk als Steinmetz und Maurer, Schifffahrt, Jagd, Heilkunst, Schauspielkunst.

Dazu zählten als armatura Berufe des Handwerks und ab dem Mittelalter auch die der Bildenden Künste und der Baukunst (Arbeiten in Stein, Holz, Metall, Waffenkunst, Bildhauerei, Malerei, Architektur), die agricultura (Landwirtschaft) und das lanificium (Bekleidungshandwerk). Zu den letztgenannten Künsten zählten u.a. die Schneider, Gerber und Schuster.

Im weiteren Sinne lassen sich die praktischen Künste unter dem Sammelbegriff Technik (altgriechisch τεχνη [téchne] = „Fähigkeit, Kunstfertigkeit, Handwerk“) zusammenfassen.

Die artes mechanicae wurden gegenüber den septem artes liberales (sieben freien Künsten) als niedrigerstehend angesehen. Während es für die Ausübung oder das Studium der freien Künste notwendig war, ein "freier Mann" zu sein, konnten auch Unfreie die praktischen Künste ausüben. Die Tätigkeit von Sklaven im Altertum wurde daher auch Artes illiberales genannt. Für den Unfreien war es demzufolge unmöglich, die Artes liberales zu studieren, weil hierzu nur Freie zugelassen waren. Diese Artes mechanicae standen auch in einem geringeren gesellschaftlichen Ansehen als die Artes liberales. Und die Tätigkeiten der Unfreien wiederum standen in einem noch geringerem Ansehen als die der Freien (etwa die der Handwerker) innerhalb der Artes mechanicae.

Schon in der griechischen Antike gibt es Äußerungen, die praktische Tätigkeiten geringschätzig betrachten. In seiner "Politik" lässt Aristoteles seiner Geringschätzung über das Handwerk freie Bahn: Die Handwerker vernachlässigten oft aus Liederlichkeit ihre Arbeit und bedürften einer "Tugend", wie sie der Sklave braucht, nur insoweit, als sie Anteil an der Sklavenarbeit haben; die Stellung nämlich des Handwerkers sei die einer begrenzten Sklaverei (Pol. I, 13), und deshalb sei er auch kein Staatsbürger (Pol. III, 5; VII, 9). (Im Jahre 317 v. Chr. zählte Attika eine Sklavenbevölkerung von 400.000 gegenüber 21.000 freien Bürgern.)

Siehe auch: Studia humanitatis, Artes liberales

Literatur

Jutta Bacher: Artes mechanicae in: Hans Holländer (Hg.): Erkenntnis, Erfindung, Konstruktion, Berlin 2000, S. 35-49.


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