Niederwaldbahn

Niederwaldbahn

Die Niederwaldbahn (NWB) von Rüdesheim zum Niederwalddenkmal war eine 2,3 Kilometer lange meterspurige Zahnradbahn.

Orientierungsskizze der Niederwaldbahn 1884

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hinter dem Projekt einer Zahnradbahn zum Niederwalddenkmal stand die Stadt Rüdesheim und das Bankhaus Stern, Köln. Der Bau wurde von dem Schweizer Ingenieur Niklaus Riggenbach begleitet. Noch bevor die Strecke und Hochbauten komplett fertig gestellt waren, ging die Bahn am 30. Mai 1884 in Betrieb.

Am 1. Juli 1884 wurde die Niederwaldbahngesellschaft AG mit Sitz in Rüdesheim gegründet und die Betriebsrechte – bis dahin beim Bankhaus Stern - wurden an diese übertragen. Neben der Niederwaldbahn von Rüdesheim aus betrieb die Niederwaldbahngesellschaft AG eine zweite Linie von Aßmannshausen zum Jagdschloß, in gleicher Technik, die aber keine Verbindung zur Niederwaldbahn von Rüdesheim aufwies. Der Firmensitz wurde 1900 nach Berlin verlegt, wo der damalige Hauptaktionär, der Bankier G. Lilienthal, seinen Geschäftssitz hatte, 1920 wieder zurück nach Rüdesheim. G. Lilienthal verursachte 1911 mit seiner Bank einen betrügerischen Bankrott, der auch die NWB mit 70.000 Mark Schulden zurück ließ. Auch der Betrieb der Bahn blieb wirtschaftlich problematisch. 1920 wurde sie an die Stadt Rüdesheim verkauft, die Aktiengesellschaft aufgelöst.

Bei einem Luftangriff am 25. November 1944, der der Hindenburgbrücke galt, wurden auch die Bahnanlagen der NWB schwer beschädigt. 1952 entschied sich die Stadt Rüdesheim gegen den Wiederaufbau der Bahn. Sie wurde durch eine Seilbahn ersetzt. Die Bahnanlagen wurden abgerissen, Schienen und Fahrzeuge verschrottet.

Technik

Um die Steilstrecke hinauf zum Niederwalddenkmal, ein Höhenunterschied von 223 m mit einer maximalen Steigung von 20 %, zu überwinden, wurde das Zahnradsystem Riggenbach verwendet. Die Züge wurden von Dampflokomotiven geschoben. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg begannen Überlegungen, die Strecke zu elektrifizieren, wurden aber nicht mehr umgesetzt. In der Stadt Rüdesheim verlief die Trasse der Bahn 400 m in Straßenlage. Die Empfangsgebäude waren ursprünglich in Leichtbauweise errichtet. Die Bergstation wurde 1935 in Massivbauweise neu gebaut.

Die Talstation verfügte über ein Stumpfgleis. Der Abzweig zur Remise erfolgte über eine Zahnstangenweiche. Daran angeschlossen waren der Lok- und Wagenschuppen mittels einer Schiebebühne. Die Ausweiche an der Strecke (Ortslage am Steinbruch) besaß zwei Zahnstangenweichen. Ebenso besaß die Bergstation zwei Stumpfgleise.

Betrieb

Es handelte sich um eine Bahn rein touristischen Charakters: Sie verkehrte nur vom Palmsonntag, Ostern oder 1.Mai bis Ende Oktober. Die Nachfrage nach dem Angebot der Bahn war von Anfang an stark schwankend und witterungsabhängig. Die Gesellschaft versuchte dies mit der Anschaffung eines Bootes auszugleichen, das zwischen Rüdesheim und Aßmannshausen verkehrte, und so Rundfahrten über beide Bahnen der Gesellschaft ermöglichen sollte. Auch das erwies sich als nicht erfolgreich und fuhr Defizite ein. Mit dem Ersten Weltkrieg brach der Tourismus und damit die Nachfrage nach der Bahn drastisch ein, der Verkehr musste eingeschränkt und am 6.August 1917 ganz eingestellt werden. Erst 1925 – nun in städtischer Regie – konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden und übertraf alle Erwartungen. Mit 300.000 Fahrgästen im Jahr wurde 1928 sogar der Vorkriegsrekord übertroffen. Allerdings bewirkten kurz darauf Weltwirtschaftskrise und das Kraftfahrzeug erhebliche Einschnitte. Wie schon 1914 ließ auch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Nachfrage versiegen. Bereits am 30. August 1939 wurde der Betrieb eingestellt – wie sich später herausstellte: endgültig.

Wissenswert

Am Ende der Grabenstraße erinnert in Rüdesheim ein Prellbock an die Bahn und ein als Denkmal aufgestelltes Zahnrad, das – zusammen mit einem Hinweisschild – an der Seilbahn-Talstation aufgestellt wurde. Ebenso befindet sich noch ein Werkstattgebäude auf Höhe des großen Parkplatzes, mit NWB-Wetterfahne auf dem Dach.

Literatur

  • Gerd Wolff und Andreas Christopher: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 8: Hessen. EK-Verlag, Freiburg 2004, ISBN 3-88255-667-6, S. 94 ff..

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