Nikolai Fjodorowitsch Koroljew

Nikolai Fjodorowitsch Koroljew
Koroljew (links) bei seinem letzten Turnier 1954 in Sofia

Nikolai Fjodorowitsch Koroljew (* 14. Februar 1917; † 12. Februar 1974) war ein sowjetrussischer Boxer. Er war Sieger bei der Arbeiter-Olympiade 1937 in Antwerpen und neunfacher sowjetrussischer Meister im Schwergewicht.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Nikolai Koroljew wuchs im Moskauer Stadtteil Ismailowo auf. Als Jugendlicher focht er gegen seine Altersgenossen auf der Straße so manches „Boxgefecht“ aus und stellte dabei fest, dass er meist gewann. Ab 1934 zügelte er dann seine überschüssige Kraft in einem Sportverein und begann dort mit dem Boxen. Sein erster Trainer wurde der damals sehr berühmte Moskauer Trainer Anatoli Harlampiew. Dieser führte Nikolai Koroljew rasch an die sowjetrussische Spitzenklasse der Schwergewichtsboxer heran. Bereits im Februar 1936 wurde er als Angehöriger von „Pischchevik“ Moskau Meister von Moskau im Schwergewicht und im Juni 1936 wurde er mit einem Sieg im Endkampf über Nikolai Beljajew erstmals sowjetrussischer Meister im Schwergewicht.

Im Jahre 1936 wurde in der Sowjetunion die sog. „absolute Meisterschaft“ der Boxer ins Leben gerufen. Startberechtigt dazu waren die besten Schwergewichtsboxer, aber auch der Halbschwergwichtsmeister und in Ausnahmefällen sogar der Mittelgewichtsmeister. Diese Sportler ermittelten in Kämpfen, die über sechsmal drei Minuten gingen (normale Amateurkämpfe dauerten 3 x 3 Minuten) den absoluten Meister der UdSSR. Bei der ersten Austragung 1936 siegte Nikolai Koroljew im Endkampf über den fünffachen sowjetischen Halbschwergewichtsmeister Wiktor Michailow und war damit erster absoluter Meister der UdSSR der Boxer.

1937 gewann Nikolai Koroljew mit einem Sieg im Endkampf über den Georgier Andro Nawasardow erneut die sowjetrussische Meisterschaft und wurde auch wieder absoluter UdSSR-Meister der Boxer mit einem erneuten Sieg über Wiktor Michailow. Im gleichen Jahr fand in Antwerpen die sog. Arbeiter-Olympiade statt. Dort gewann Nikolai Koroljew mit Siegen über Hilandrom aus Finnland und Eldorades aus Palästina die Schwergewichtskonkurrenz.

1938 und 1939 wurde er erneut sowjetrussischer Meister im Schwergewicht. Er besiegte dabei in den Endkämpfen jeweils Andro Nawarsardow. Bei der dritten Austragung der absoluten UdSSR-Meisterschaft 1939 unterlag er aber knapp mit 2:1 Richterstimmen gegen Wiktor Michailow und musste diesem den populären Titel überlassen.

Danach trat Nikolai Koroljew freiwillig in die Rote Armee ein und kämpfte an vorderster Front gegen die Armeen Hitler-Deutschlands. 1943 begann er aber wieder mit dem Boxen und feierte in der Folgezeit noch große Erfolge. Bei der 4. absoluten UdSSR-Meisterschaft besiegte er Iwan Ganykin nach Punkten und Lewon Guduschauri durch KO in der 1. Runde, konnte aber gegen den Mittelgewichtsmeister der UdSSR Ewegeni Ogurenkow wegen einer Verletzung nicht antreten, der damit kampflos absoluter UdSSR-Meister wurde.

1944 verlor Nikolai Koroljew bei der UdSSR-Meisterschaft im Schwergewicht gegen Andro Nawasardow, wurde aber erneut absoluter UdSSR-Meister. Im Endkampf besiegte er dabei Ewgeni Ogurenkow nach Punkten. 1945 gewann er wieder beide Titel. Er siegte in den Finalkämpfen über Martin Linnamägi und Andro Nawasardow. Der vierte Titelgewinn bei der absoluten UdSSR-Meisterschaft war zugleich der letzte dieser Art, denn nach 1945 wurde diese Meisterschaft nicht mehr ausgetragen. 1945 nahm Nikolai Koroljew auch an einem Box-Turnier in Helsinki teil. Er besiegte dort im Endkampf den Finnen Paavo Mattson. Seine Hoffnung, bald auch bei internationalen Meisterschaften starten zu können, erfüllte sich für den inzwischen Dreißigjährigen jedoch nicht. Die Sowjetunion nahm erstmals 1952, bei den Olympischen Spielen in Helsinki, an einer solchen Meisterschaft teil.

1946 gewann er erneut die sowjetrussische Meisterschaft im Schwergewicht und startete beim sog. „All-Slawian-Turnier“ in Prag. Er gewann dieses Turnier vor Livansky, Tschechoslowakei und I. Birac, Jugoslawien. In den Jahren 1947 bis 1949 gewann er dann seine sowjetrussischen Meistertitel im Schwergewicht Nummer sieben bis neun. 1949 siegte er dabei über einen jungen Boxer aus Litauen, Algirdas Schozikas.

Dieser Algirdas Schozikas erwies sich dann in den Jahren 1951 bis 1953 als der neue sowjetrussische Star im Schwergewicht, denn er gewann in diesen Jahren die sowjetrussische Meisterschaft jeweils mit Siegen über Nikolai Koroljew. Für diesen war das natürlich deprimierend, weil die sowjetrussischen Verantwortlichen für die Nominierung des Starters bei den Olympischen Spielen in Helsinki 1952 auf den jüngeren Algirdas Schozikas zurückgriffen.

Nikolai Koroljew, der verheiratet war und drei Töchter hatte, boxte noch bis 1954. Als er in einem Länderkampf in Sofia gegen den Polen Antoni Goscianski nach Punkten verlor trat er zurück. Nikolai Koroljew war von 1936 bis 1949 ohne Zweifel der beste sowjetrussische Boxer und vielleicht sogar der beste Schwergewichtsboxer in der Welt. Nur beweisen konnte er Letzteres nie.

Länderkämpfe von Nikolai Koroljew

UdSSR-Meisterschaften mit Nikolai Koroljew

  • 1936: 1. Nikolai Koroljew, 2. Nikolai Beljajew, 3. P. Anfrikow,
  • 1937: 1. Nikolai Koroljew, 2. Andro Nawasardow, 3. O. Lozow,
  • 1938: 1. Nikolai Koroljew, 2. Andro Nawasardow, 3. H. Fedajew,
  • 1939: 1. Nikolai Koroljew, 2. Andro Nawasardow, 3. Nikolai Beljajew,
  • 1944: 1. Andro Nawasardow, 2. Nikolai Koroljew, 3. Martin Linnamägi und N. Yurchenko,
  • 1945: 1. Nikolai Koroljew, 2. Martin Linnamägi, 3. P. Lange,
  • 1946: 1. Nikolai Koroljew, 2. Andro Nawasardow, 3. Martin Linnamägi und G. Tatabadse,
  • 1947: 1. Nikolai Koroljew, 2. Andro Nawasardow, 3. Martin Linnamägi,
  • 1948: 1. Nikolai Koroljew, 2. Anatoli Petrow, 3. Andro Nawasardow,
  • 1949: 1. Nikolai Koroljew, 2. Algirdas Schozikas, 3. Anatoli Petrow,
  • 1951: 1. Algirdas Schozikas, 2. Nikolai Koroljew, 3. W. Katajew,
  • 1952: 1. Algirdas Schozikas, 2. Nikolai Koroljew, 3. W. Katajew,
  • 1953: 1. Algirdas Schozikas, 2. Nikolai Koroljew, 3. L. Maurer

Absolute UdSSR-Meisterschaften mit Nikolai Koroljew

  • 1936: 1. Nikolai Koroljew, 2. Wiktor Michailow,
  • 1937: 1. Nikolai Koroljew, 2. Wiktor Michailow,
  • 1939: 1. Wiktor Michailow, 2. Nikolai Koroljew,
  • 1943: 1. Ewgeni Ogurenkow, 2. Nikolai Koroljew, 3. Andro Nawasardow,
  • 1944: 1. Nikolai Koroljew, 2. Ewgeni Ogurenkow, 3. N. Yurchenko,
  • 1945: 1. Nikolai Koroljew, 2. Andro Nawasardow, 3. Lewon Guduchauri

Quellen

  • Fachzeitschrift Box Sport aus den Jahren 1950 bis 1954

Weblink

Porträt von Nikolai Koroljew in englischer Sprache


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