Norilsk

Norilsk
Stadt
Norilsk
Норильск
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/AltFöderationskreis Sibirien
Region Krasnojarsk
Stadtkreis Norilsk
Bürgermeister Sergei Schmakow
Gegründet 1935
Stadt seit 1953
Fläche 4.500 km²
Höhe des Zentrums 90 m
Bevölkerung 203.930 Einw. (Stand: 2009)
Bevölkerungsdichte 45 Ew./km²
Zeitzone UTC+8
Telefonvorwahl (+7)3919
Postleitzahl 6633xx
Kfz-Kennzeichen 24, 84, 88
OKATO 04 429
Website http://norilsk.net
Geographische Lage
Koordinaten 69° 20′ N, 88° 13′ O69.33333333333388.21666666666790Koordinaten: 69° 20′ 0″ N, 88° 13′ 0″ O
Norilsk (Russland)
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Norilsk (Region Krasnojarsk)
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Region Krasnojarsk
Liste der Städte in Russland

Norilsk (russisch Норильск) ist eine Großstadt in der Region Krasnojarsk in Russland und liegt im Nordwesten des Mittelsibirischen Berglandes. Aufgrund der Nickel-Produktion weisen der Ort und seine Umgebung eine hohe Umweltverschmutzung auf.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Norilsk hat 203.930 Einwohner (Stand 2009) und gilt aufgrund seiner Lage rund 300 Kilometer nördlich des Polarkreises als nördlichste Großstadt der Welt. Die Stadt liegt an den westlichen Ausläufern des Putorana-Gebirges, etwa 100 km östlich von dem am Jenissei gelegenen eisfreien Hafen Dudinka. Von dort besteht Verbindung zur Nordostpassage.

Geschichte

Das älteste Haus von Norilsk

Die Region um Norilsk ist außerordentlich reich an natürlichen Ressourcen, insbesondere an Nickel-, Kupfer-, Cobalt- und Platinerzen, sowie hochwertiger Steinkohle. Um diese Bodenschätze nutzbar zu machen, beschloss das Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion im Jahr 1935, in Norilsk einen Industriestandort zu gründen. Ein Nickelkombinat sollte die Erze vor Ort verhütten und teilweise auch raffinieren. 1939 wurde entschieden, in Norilsk eine komplette Stadt zu errichten. Der administrative Status einer Stadt wurde Norilsk 1953 verliehen.

In den ersten beiden Jahrzehnten wurden Norilsk und das dortige Nickelkombinat fast ausschließlich von Gefangenen gebaut und betrieben, die in dem von 1935 bis 1956 bestehenden Norilsker Besserungsarbeitslager (russische Kurzform: Noril-Lag) inhaftiert waren. Die Insassenzahl dieses Lagers stieg bis zu Stalins Tod 1953 stetig an und erreichte in den frühen 1950er Jahren etwa 70.000 Personen.[1]

Von 1948 bis 1954 existierte in Norilsk zudem das „Speziallager Nr. 2“ (auch: „Gorny lager“ / „Gorlag“, deutsch Berglager), in dem zusätzlich ca. 20.000 (fast ausschließlich „politische“) Häftlinge unter besonders strengen Haftbedingungen interniert waren. Im Sommer 1953, wenige Monate nach Stalins Tod, traten die Insassen dieses Lagers in einen mehrmonatigen Häftlingsaufstand. Unter anderem forderten sie eine Lockerung der Haftbedingungen, eine strafrechtliche Verfolgung von durch das Lagerpersonal verübten Verbrechen, sowie eine generelle Überprüfung der Fälle aller für politische („konterrevolutionäre“) Vergehen verurteilten Gefangenen. Eine eigens aus Moskau angereiste Kommission stellte Zugeständnisse in vielen, jedoch nicht allen Punkten in Aussicht. In einigen der Lagerabteilungen nahmen die Häftlinge daraufhin die Arbeit wieder auf. Nachdem die Lageradministration jedoch damit begann, die Organisatoren des Aufstands von den übrigen Häftlingen zu isolieren, traten viele dieser Häftlinge erneut in Ausstand. Die Lageradministration brach daraufhin den Widerstand, indem sie jede einzelne Lagerabteilung von Wachtruppen und Einheiten des Innenministeriums stürmen ließ, wobei Dutzende Gefangene zu Tode kamen. Viele der am Aufstand beteiligten Häftlinge wurden systematisch misshandelt, vereinzelt wird auch von Erschießungen berichtet. Über tausend am Aufstand beteiligte Häftlinge wurden in andere Gefangenenlager verlegt.

Politik

Im Jahre 2004 wurden die zuvor selbständigen nahegelegenen Städte Talnach und Kaijerkan nach Norilsk eingemeindet (außerdem die 160 km entfernte Siedlung Sneschnogorsk), wodurch die Bevölkerungszahl nun die 200.000 übersteigt.

Einreisebeschränkungen

Seit November 2001 ist Ausländern (ausgenommen sind Staatsbürger Weißrusslands) eine Einreise in die Stadt nur noch gestattet, wenn Genehmigungen der Stadtverwaltung und des Nickelwerks vorliegen. Fluggesellschaften und Reedereien sind angewiesen, Ausländern ohne derartige Genehmigungen keine Fahrscheine zu verkaufen.

Wirtschaft

Industrie

Verschmutzung bei Norilsk

Norilsk gilt als einer der weltführenden Rohstofflieferanten. Seit 1993 bildet das vormalige Norilsker Nickelkombinat den Kernbestandteil des zur Interros-Gruppe zählenden Konzerns MMC Norilsk Nickel, einem der zehn größten und zugleich profitabelsten Unternehmen Russlands sowie Weltmarktführer in der Nickelproduktion. Noch heute ist das Unternehmen der einzige nennenswerte Arbeitgeber in Norilsk – etwa 80 Prozent aller Arbeitnehmer sind dort beschäftigt. Zugleich gilt es als größter Einzelluftverschmutzer der Welt. Die Natur in der Umgebung ist über viele Kilometer schwarz gefärbt. Im Jahr 2003 betrug der Gesamtausstoß an Luftschadstoffen in Norilsk 2.020 Millionen Tonnen. Im Oktober 2006 wurde Norilsk vom Blacksmith Institute zu einem der zehn „am schlimmsten belasteten Orte der Welt“ erklärt.[2] Auch 2007 erhielt der Ort diese „Auszeichnung“.[3]

Infrastruktur

Norilsk ist nur mit dem Flugzeug oder über den Jenissei bzw. durch das Polarmeer bis Dudinka mit dem Schiff zu erreichen. Letztere Route wurde auch mit Eisbrechern freigehalten. Der Flughafen liegt 40 km außerhalb der Stadt.

An das russische Eisenbahnnetz ist Norilsk nicht angebunden, da eine zu Stalins Zeiten begonnene Strecke, die Polarkreiseisenbahn, nie fertiggestellt wurde. Die Stadt wird jedoch durch eine etwa 120 km lange Bahnlinie mit dem Binnen- und Hochsee-Hafen von Dudinka verbunden. Von dort werden die in Norilsk gewonnenen Erze und Metalle das ganze Jahr (außer Juni, wegen Überschwemmung nach der Eisschmelze) über den Jenissei und den nördlichen Seeweg verschifft. Bei der Bahnstrecke handelte es sich anfänglich um eine Schmalspurbahn, die später durch eine Breitspurstrecke ersetzt wurde. Bis in die neunziger Jahre fand auch Personenverkehr statt. Nachdem nun aber auch im Winter die Straße nach Dudinka und zum Flughafen vom Schnee befreit werden, wurde dieser eingestellt. Obwohl die Eisenbahnstrecke vielfach als nördlichste der Welt bezeichnet wird, existieren nahe Murmansk noch nördlichere Bahngleise.

Am Ort befindet sich eine Monitoring-Station des SDCM-Systems.

Bildungseinrichtungen

  • Filiale des Moskauer Instituts für Unternehmertum und Recht
  • Kolleg für Management und Recht
  • Norilsker Industrielles Institut
  • Norilsker Ökonomisches Institut

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Simon Ertz: Building Norilsk, In: The Economics of Forced Labour: The Soviet Gulag, herausgegeben von Paul Gregory, Stanford: Hoover Institution Press, 2003, S. 127–150, siehe: [1]
  • Leonid Borodkin, Simon Ertz: Coercion versus Motivation: Forced Labor in Norilsk. In: The Economics of Forced Labour: The Soviet Gulag, herausgegeben von Paul Gregory, Stanford: Hoover Institution Press, 2003, S. 75–104, siehe: [2]

Weblinks

 Commons: Norilsk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Karte der Gulag bei Norilsk
  2. Top 10 Most Polluted Places 2006
  3. Top 10 Most Polluted Places 2007

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