Oberbayerisches Volksblatt

Oberbayerisches Volksblatt
Oberbayerisches Volksblatt
Oberbayersiches Volksblatt
Beschreibung Abonnement-Tageszeitung
Verlag Oberbayerisches Volksblatt GmbH & Co.
Medienhaus KG, Rosenheim
Erstausgabe 26. Oktober 1945

(Vorläuferzeitung Rosenheimer Anzeiger:
1. Januar 1855)

Erscheinungsweise montags bis samstags
Verkaufte Auflage (IVW 3/2011, Mo-Sa) 68.057 Exemplare
Reichweite (IVW Q1/2008) 0,274 Mio. Leser
Chefredakteur Willi Börsch
Geschäftsführer Oliver Döser, Norbert Lauinger
Weblink www.ovb.net;

Das Oberbayerische Volksblatt (OVB) ist eine Regionalzeitung in Stadt und Landkreis Rosenheim und im Landkreis Mühldorf am Inn sowie im Chiemsee-Bereich und westlichen Teil des Landkreises Traunstein. Sie erreicht mit ihren Regionalausgaben eine verkaufte Auflage von 68.057 Exemplaren.[1]

Der sogenannte Mantel, also die Politik-, Sport- und Wirtschaftsseiten, kommt vom Münchner Merkur, an dem die Rosenheimer Verlegerfamilie Döser selbst maßgeblich beteiligt ist. Der Verlag heißt Oberbayerisches Volksblatt GmbH & Co Medienhaus KG, die Geschäftsführer sind Oliver Döser und Norbert Lauinger.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Herausgeber des OVB, Alfons Döser sen., eignete sich die Anteile des Rosenheimer Tagblatt Wendelstein von Heinrich Bergmann, dem katholischen Herausgeber, an, als dieser im KZ Dachau saß. Bergmann bekam 1000 Reichsmark und nahm unter Druck gesetzt den Betrag an. Alfons Döser wurde Verlagsleiter; später fusionierte das Tagblatt Wendelstein mit dem Rosenheimer Anzeiger und nach 1945 gab Döser, der inzwischen die meisten Anteile besaß, das Oberbayerische Volksblatt heraus. Die Spruchkammer Rosenheim urteilte über sein Verhalten in der Nazi-Zeit, er habe eine „schmutzige Gesinnung“ gehabt. Erst später, als die Spruchkammer-Urteile in Bayern milder wurden, wurde er als „Mitläufer“ eingestuft. Döser war NSDAP-Mitglied (Nummer 4007128).

Sein Sohn Alfons Döser jun. sagte in einem Interview, die Zeitung sei liberal und nicht rechts gerichtet. Im Januar 1972 berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel, dass das OVB sowohl das NPD-Parteiorgan Deutsche Nachrichten als auch die NPD-nahe Deutsche Wochenzeitung drucke.[2] In den vergangenen Jahren wurde das OVB zweimal vom deutschen Presserat wegen antisemitischer Hetze gerügt; der derzeitige Chefredakteur, Willi Börsch, gratulierte der völkisch-rechtsnationalen Jungen Freiheit in einem Glückwunschschreiben zum 20-jährigen Bestehen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte die amerikanische Besatzungsmacht in Bayern anstelle der bis 1945 vorherrschenden kleinteiligen Presselandschaft mit zahlreichen Lokalzeitungen eine überschaubare Zahl mittelgroßer Regionalzeitungen mit höherer Auflage aufbauen. In Oberbayern wurden von den Amerikanern nur in München, Ingolstadt, Rosenheim, Garmisch-Partenkirchen und Bad Reichenhall neue Zeitungen lizenziert. Die Lizenz für eine neue Zeitung in Rosenheim erhielten Leonhard Lang und Ernst Haenisch. Am 8. Oktober 1945 wurde die neue Rosenheimer Zeitung mit dem Titel Oberbayerisches Volksblatt von der amerikanischen Militärregierung in München genehmigt. Die Lizenz bezog sich auf die Stadt Rosenheim und die damaligen Landkreise Rosenheim, Bad Aibling, Wasserburg und Mühldorf. Das Oberbayerische Volksblatt, genehmigt mit der „Lizenz Nr. 6“, war die sechste neue Zeitung in Bayern. Die erste Ausgabe erschien am 26. Oktober 1945.

Die Titelseite der 1. Ausgabe des Oberbayerischen Volksblatts vom 26. Oktober 1945 (Ausschnitt)

Redaktion und Verlag der neuen Zeitung hatten ihren Sitz im Verlagsgebäude an der Prinzregentenstraße, in dem bis Mai 1945 der traditionsreiche Rosenheimer Anzeiger produziert worden war. 1949 stieg Franz Niedermayr, der Besitzer der Druckerei, als weiterer Gesellschafter und Geschäftsführer in den Verlag des Oberbayerischen Volksblatts ein. Als im gleichen Jahr der Lizenzzwang für die Gründung von Zeitungen aufgehoben wurde, konnte sich das Oberbayerische Volksblatt erfolgreich gegen die Konkurrenz der nun wieder gegründeten Lokalblätter behaupten.

Das ehemalige Verlagshaus an der Prinzregentenstraße in Rosenheim in den 1950er Jahren

1951 stieg der Rosenheimer Wendelstein-Verlag mit einem Anteil beim Oberbayerischen Volksblatt ein. Die kleine Tageszeitung Rosenheimer Tagblatt Wendelstein wurde daraufhin eingestellt. 1952 stellte man die Jahrgangszählung des Oberbayerischen Volksblatts vom 8. auf den 98. Jahrgang um, um somit die Tradition der 1855 erstmals erschienenen Vorgängerzeitung Rosenheimer Anzeiger aufzunehmen. Nach dem Ausscheiden von Ernst Haenisch und dem Tod von Leonhard Lang wurde schließlich 1967 der Münchner Merkur" Gesellschafter beim Oberbayerischen Volksblatt. Seitdem übernimmt das OVB Teile des Mantels, also die Seiten mit Welt- und Bundespolitik, Bayernteil, Wirtschaft, überregionalem Sport und überregionaler Kultur, vom Münchner Merkur.

1972 konnte der Verlag des Oberbayerischen Volksblatts eine neue Druckerei in der Aisingerwies am Rosenheimer Stadtrand eröffnen. 1979 zog sich Franz Niedermayr altersbedingt nach 30 Jahren von der Verlagsleitung zurück, wodurch Alfons Döser, seit 1968 neben Niedermayr in der Geschäftsführung tätig, alleiniger Geschäftsführer und Herausgeber der Zeitung wurde. 1982 – 15 Jahre nach dem Einstieg des Münchner Merkurs in den OVB-Verlag – gelang es dem Rosenheimer Zeitungsverlag im Gegenzug selbst Teilhaber am Münchner Merkur und der Boulevardzeitung tz zu werden. 1989 ging mit Radio Charivari der erste lokale Radiosender in Rosenheim auf Sendung, an dem der OVB-Verlag beteiligt ist, und 1990 konnte schließlich unweit des bisherigen Verlagsgebäudes ein neues Verlagshaus an der Hafnerstraße bezogen werden. 1997 startete der Internet-Auftritt OVB online und 2001 wurde mit Beteiligung des OVB-Medienhauses der Sender Radio Galaxy Rosenheim gegründet. Verleger Alfons Döser zog sich 2003 aus der Verlagsleitung zurück; seitdem sind Oliver Döser und Norbert Lauinger Geschäftsführer des Medienunternehmens. 2004 feierte der Verlag den 150. Zeitungsjahrgang des OVB und seiner Vorläuferzeitung Rosenheimer Anzeiger.

2007 führte das Oberbayerische Volksblatt einen umfassenden gestalterischen Relaunch durch. Nach wie vor setzt die Zeitung einen besonderen Schwerpunkt auf die ausführliche lokale Berichterstattung.

Verbreitungsgebiet und Regionalausgaben

Verbreitungsgebiet des Oberbayerischen Volksblatts und seiner Lokalausgaben

Sie hat in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets Alleinstellung, ist also die einzige Tageszeitung, die einen Lokalteil für die Region anbietet. Nur im Osten des Verbreitungsgebiets deckt sich die Abdeckung des OVB nicht mit den Landkreisgrenzen. Östlich von Mühldorf sowie in einigen Gemeinden des Landkreises Traunstein überschneiden sich das Verbreitungsgebiete des OVB mit dem der Passauer Neuen Presse (PNP), des Traunsteiner Tagblatts und des Trostberger Tagblatts.

Neben der Hauptausgabe Oberbayerisches Volksblatt für Rosenheim, die angrenzenden Gemeinden und das Inntal gibt es nachfolgende Lokalausgaben:

  • Mangfall-Bote im Altlandkreis Bad Aibling (westlicher Landkreis Rosenheim) mit Redaktionen in Bad Aibling und Kolbermoor
  • Chiemgau-Zeitung im Raum Prien und rund um den Chiemsee (östlicher Landkreis Rosenheim, westlicher Landkreis Traunstein)
  • Wasserburger Zeitung im Altlandkreis Wasserburg (nördlicher Landkreis Rosenheim, Teile der Landkreise Mühldorf und Traunstein)
  • Mühldorfer Anzeiger im Landkreis Mühldorf mit Redaktion in Mühldorf
  • Waldkraiburger Nachrichten im Landkreis Mühldorf mit Redaktion in Waldkraiburg
  • Neumarkter Anzeiger

Verflechtung mit der Zeitungsgruppe Münchner Merkur

Mit dem Münchner Merkur ist das OVB nicht nur redaktionell, sondern auch durch die Eignerstruktur eng verbunden. Das OVB Medienhaus gehört zu einem Drittel dem Wendelstein Verlag der Familie Döser, zu einem Drittel dem Eigentümer der Brauerei Wieninger, zu einem Drittel dem Münchner Zeitungsverlag von Dirk Ippen. Umgekehrt ist das OVB mit 29,16 Prozent an der Mediengruppe Münchner Merkur/tz beteiligt. Alfons Döser ist gemeinsam mit Dirk Ippen Herausgeber des Münchner Merkur.

Beteiligung an Radio und Fernsehen

Zum OVB Medienhaus gehören auch Beteiligungen an den beiden örtlichen Radiosendern: Radio Charivari (Rosenheim) ist seit 1989 auf Sendung (OVB-Beteiligung: 49,9 Prozent). Die Nachrichten und den überwiegenden Teil des Programms (abgesehen von den Prime-Time-Sendungen) liefert der bayernweite Lokalradio-Dienstleister BLR zu. 2001 kam ein Lokalfenster des Jugendsenders Radio Galaxy dazu, der in mehreren kleineren bayerischen Städten Frequenzen hat und ein Mantelprogramm zuliefert.

Bereits 1987 ging das Regionalfernsehen Rosenheim (RFR) im Kabelnetz an den Start. Anfang 2004 wurde das Sendegebiet um die Landkreise Mühldorf, Altötting, Traunstein und Berchtesgadener Land erweitert und das RFR in RFO (Regionalfernsehen Oberbayern) umbenannt; es erreicht inzwischen etwa eine halbe Million potenzieller Zuschauer. An diesem Regional-Fernsehsender RFO ist das OVB wiederum mit 33 Prozent beteiligt.

Literatur

  • Weber Klaus: Döser und Kathrein. Profiteure der Nazis? Eine Veranstaltung und ihre Folgen. Beiheft 4 des Jahrbuchs zur Geschichte Kolbermoors. Geschichtswerkstatt Kolbermoor e.V., 2009.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. laut IVW, drittes Quartal 2011, Mo-Sa (Details und Quartalsvergleich auf ivw.eu)
  2. Der Spiegel: „Umzug nach Bayern„, 3/1972, S. 17

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