Oberbruch

Oberbruch
Oberbruch
Stadt Heinsberg
Koordinaten: 51° 4′ N, 6° 9′ O51.0611111111116.146944444444441Koordinaten: 51° 3′ 40″ N, 6° 8′ 49″ O
Höhe: 41 m ü. NN
Fläche: 7,89 km²
Eingemeindung: 1. Jan. 1969
Eingemeindet nach: Oberbruch-Dremmen
Postleitzahl: 52525
Vorwahl: 02452

Oberbruch ist ein Stadtteil der Kreisstadt Heinsberg im Kreis Heinsberg und liegt südöstlich des Kernortes.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Benachbarte Orte von Oberbruch sind Dremmen im Süden, Heinsberg im Westen, Unterbruch im Nordwesten und Ratheim im Osten.

Geschichte

Ein Broiker buysch wird erstmals 1382 urkundlich erwähnt, dabei ist aber unklar, ob es sich hier bereits um eine Siedlung handelte. Ein Gehöft (hoff in dem Broik), das zum Heinsberger Lehen gehörte, wird 1449 erstmals erwähnt. Oberbruch gehörte bis ins 19.Jahrhundert zum Gericht Dremmen; die katholische Gemeinde gehörte sogar bis 1910 zum Pfarre Dremmen und wurde dann Rektorat.

1852 war Oberbruch ein Weiler mit 22 Gebäuden und 115 Einwohnern. Es gehörte zu einem Gemeindeverband „Oberbruch“, der auch die Dörfer Eschweiler, Grebben und Hülhoven, die Weiler Hagen und Riethausen sowie verschiedene Gehöftgruppen (z.B. Bleckden oder Kranzes) und Einzelgebäude umfasste (z.B. Kivit oder Oberbruchermühle). Das heutige Oberbruch ist aus den meisten dieser Siedlungskerne zusammengewachsen.

Am 1. Januar 1969 wurde der Ort nach Oberbruch-Dremmen eingemeindet.[1] Seit dem 1. Januar 1972 gehört Oberbruch zu Heinsberg.[2]

Ortsname

Der Ortsname ist aus der Flurbezeichnung Bruch entstanden. Das im 16. Jahrhundert hinzugekommene Beiwort „Ober-“ (Over-) unterscheidet den Ort vom benachbarten Unterbruch.

Ortsneckname

Der tief gelegene Ort wurde regelmäßig – in manchen Jahren sogar mehrfach – von Überschwemmungen der Rur heimgesucht. Von den Einwohnern der Nachbarorte bekamen die Oberbrucher daher den Necknamen „Waateratte“ (Wasserratten).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Denkmäler

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Die Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG war eine Aktiengesellschaft, deren Werke Kunstseide produzierten. Sitz der AG war Wuppertal-Elberfeld, das Stammwerk befand sich in Oberbruch.

Entstehung des Glanzstoff-Werks Oberbruch

Glanzstoff-Werk Oberbruch 1902/03

Oberbruch war lange Zeit einer der bedeutungslosesten Heinsberger Stadtteile: Bis kurz vor 1900 bestand es lediglich aus einer Papiermühle und einer Handvoll Häuser. Genau diese Abgeschiedenheit und Bedeutungslosigkeit aber führte 1897 zur Ansiedlung und Gründung der Rheinischen Glühlampenfabrik durch den Chemiker Dr. Max Fremery sowie den Ingenieur Johann Urban: Aus Angst vor Ideendiebstahl entwickelten die beiden gerade hier ihr Verfahren, Fäden aus in Kupferoxyd-Ammoniak gelöster Zellulose herzustellen, zur Produktionsreife, bevor sie es zum Patent anmeldeten und damit die Geburtsstunde der deutschen Kunstseide einläuteten. Fremery und Urban verwendeten ihre Kupferseide zunächst nur zur Herstellung von Glühfäden in ihrer Glühlampenfabrik, am 19. September 1899 aber wird von ihnen die Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG mit Sitz in Wuppertal gegründet. 1902 schließen Fremery und Urban ihre Glühlampenfabrik, um sich von da an vor allem der Kupferseidenproduktion zu widmen, deren wichtigster Abnehmer in den Folgejahren die bergische Besatzindustrie wird. Rasch erkennen sie schließlich auch das weitere Potential der Kunstseide als solcher, erwerben 1911 die Viskose-Patente der zuvor von ihnen aufgekauften „Fürst Guido Donnersmarckschen Kunstseiden- und Acetatwerke“ in Sydowsaue bei Stettin, und bringen diese ebenfalls zur Produktionsreife.

Blütezeit

„Glanzstoff“-Werksbahn um 1950

Von da an blüht die Produktion von Kunstseide und verwandten Produkten wie etwa Perlon, Nylon oder Dralon bis in die 1970er Jahre: Das Oberbrucher Glanzstoffwerk bleibt über mehr als 6 Jahrzehnte einsamer Weltmarktführer bei der Herstellung von Kunstfasern und deren Ausgangsprodukten. Über 10.000 Beschäftigte finden in Oberbruch Arbeit, darunter viele Gastarbeiter, vorwiegend aus Griechenland und Portugal, aber auch viele Pendler aus den unmittelbar benachbarten Niederlanden. Somit wuchs Oberbruch mit mehreren tausend Einwohnern zum größten Stadtteil von Heinsberg an. In der Wirtschaftswunderzeit waren neue Produktionsverfahren bei „Glanzstoff“ ein gern gesehener Repräsentationsanlass für die Politprominenz.

Niedergang

In den 1980er Jahren geht die Produktion mehr und mehr zurück, aus Glanzstoff wurde die Enka AG, später übernahm Akzo Nobel weite Teile des Werkes. Schließlich wurde aus dem großen Werksgelände der Industriepark Oberbruch (IPO), in dem unterschiedliche Firmen aus unterschiedlichen Branchen ansässig sind. Ein Teil dieser Firmen sind aus dem vorigen Werk ausgegliederte Teilbereiche: So wurde etwa aus der ehemaligen Betriebsschlosserei die Firme HIMA, oder das werkseigene Kraftwerk zur Dampf und Energieerzeugung gehört nun der Firma Nuon. Für den Glanzstoff-Nachfolger Enka arbeiten im Jahr 2006 nur noch 151 Beschäftigte am Standort Oberbuch. Obwohl diese eine Beschäftigungsgarantie bis 2012 haben, wurde ihnen bereits im Mai 2006 die Schließung mitgeteilt, weil die Produktion bis Ende 2007 nach Fernost verlagert wird. Damit endet die Ära Glanzstoff am Ursprungsstandort endgültig.

Gegenwart

Wurde während des 20. Jahrhunderts die sprichwörtlich ganze Welt von Oberbruch aus mit Kunstfasern beliefert, so ist es im 21. Jahrhundert die Kohlefaser (Carbon). Die jetzt im IPO ansässige Firma Toho Tenax Europe ist Weltmarktführer in der Kohlefaserproduktion: Die Fasern für Raumfahrzeuge, moderne Flugzeuge oder etwa auch für Rennräder kommen aus Oberbruch.

In Oberbruch ist die Hauptstraße in Erinnerung an die ersten Werksdirektoren Boos-Fremery-Straße benannt worden, eine Straße im Viertel mit ehemaligen Werkswohnungen nach dem Mitbegründer Urbanstraße.

Mehrere Großfirmen des Chemieparks Oberbruch wie zum Beispiel Kuag und Enka (die von amerikanischen und chinesischen Investoren aufgekauft wurden), verlagern Ende 2007 ihre Produktionsstätten nach Fernost.

Eine weitere wirtschaftliche Neuheit in Oberbruch ist das Industriegebiet an der Parkstraße, das an Dremmen und Ratheim grenzt und die zahlreichen Diskotheken und Cafes, welche sich hauptsächlich in dem Ortsteil Oberbruch-Altstadt befinden.

Verkehr

DB-Baureihe V 90 in der Güterübergabestelle Oberbruch

Bahn

Der ehemalige Bahnhof Oberbruch (Rhl.) (vormals: Grebben) liegt an der Wurmtalbahn, die derzeit nur dem Güterverkehr für den Chemiepark Oberbruch dient. Ab Dezember 2012 soll die Strecke durch die Euregiobahn wieder in den öffentlichen Nahverkehr integriert werden.

ÖPNV

Durch Oberbruch verläuft die Buslinie 493, welche auf unterschiedlichen Linienführungen zwischen der Stadt Heinsberg und dem Bahnhof Lindern eine Verbindung herstellt. Bedient werden dabei die Ortsteile Schafhausen, Eschweiler, Oberbruch, Hülhoven, Dremmen, Porselen, Horst und Randerath. Außerdem gibt es mit der Buslinie 401 Verbindungen nach Heinsberg, Ratheim und Hückelhoven-Baal. Die Buslinie SB4 verkehrt seit Ende 2006 zwischen Heinsberg und Erkelenz. Diese Linie führt ebenfalls durch Oberbruch.

neue Rurbrücke

Radwege

Es gibt mehrere gut ausgebaute Radwegverbindungen in die Nachbarorte. Verbessert wurde die Situation durch die neue Rurbrücke zwischen Oberbruch und Ratheim; sie ersetzt eine alte Rurbrücke welche baufällig war und 2005 zusammenbrach.

Traditionell besteht ein starkes Verkehrsbedürfnis erholungssuchender Oberbrucher im Fuß- und Radverkehr zwischen Oberbruch und dem benachbarten Ratheimer Adolfosee.

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
  2. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.

Weblinks

 Commons: Werksbahn Chemiepark Oberbruch – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Commons: Eine erste Sonderfahrt mit Politikern auf der Bahnstrecke Heinsberg-Lindern – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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