Oberrimsingen

Oberrimsingen
Oberrimsingen
Ehemaliges Gemeindewappen von Oberrimsingen
Koordinaten: 47° 59′ N, 7° 40′ O47.97897.6622199Koordinaten: 47° 58′ 44″ N, 7° 39′ 44″ O
Höhe: 199 m ü. NN
Fläche: 9,03 km²
Einwohner: 1.498 (31. Dez. 2005)
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 79206
Vorwahl: 07664

Oberrimsingen ist ein Ortsteil der Stadt Breisach. In Oberrimsingen befinden sich ein Jugendwerk für schwer erziehbare Jugendliche sowie das Schloss Rimsingen, in dem regelmäßig Theateraufführungen stattfinden.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Oberrimsingen liegt am westlichen Tuniberg auf der Niederterrasse der Rheinebene. Die Gemarkung ist ca. 906 ha groß und liegt auf 193-292m über NN. Die Kernstadt Breisach liegt 10 Kilometer von Oberrimsingen entfernt, nach Freiburg sind es etwa 15 Kilometer. Beide Städte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Oberrimsingen zu erreichen.

Geschichtliches

Oberrimsingen und Niederrimsingen waren ursprünglich eine weilerartige Höfe-Siedlung und zählen zu den ältesten Siedlungen am Tuniberg. In der Altsteinzeit lebten um 10.000 vor Christus die Menschen als Rentierjäger in Lößhöhlen unterhalb der Ehrentrudiskapelle. Bodenfunde auf dem Kapellenberg und dem Hängstberg bei Munzingen weisen auf eine Besiedlung in der Jungsteinzeit zwischen 4.000 und 1.800 vor Christus hin, in der die Menschen Ackerbau und Viehzucht trieben.

Luftbild Oberrimsingen (Mitte links) und Niederrimsingen (vorn rechts)

Zunächst bildete Oberrimsingen mit Niederrimsingen eine Gemeinde. Erstmals ist Rimsingen im Jahre 819 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch schriftlich erwähnt. Im 10. Jahrhundert besaßen die Edelfreien von Rimsingen die Ortschaft. Graf Birchtilo stiftete 993 das Kloster Sulzburg und stattete es mit Gütern in Niederrimsingen aus. Vom Geschlecht der Rimsingen stammen die Herren von Üsenberg ab, die auf der gleichnamigen Felseninsel im Rhein unterhalb von Breisach ihre Burg und ihren Stammsitz hatten. Der Üsenberger Hesso II. berief 1072 Mönche aus dem Reformkloster Cluny im Burgundischen nach Oberrimsingen, die wenige Jahre später unter ihrem ersten Prior Gerold das Kloster vom Tuniberg in das nahe, heute verschwundenen, Grüningen verlegten.

Durch die kirchlichen Verhältnisse bahnte sich zwar eine Trennung der beiden Rimsingen an, die erste Erwähnung von Oberrimsingen im Jahre 1291 und von Niederrimsingen im Jahre 1334 ist jedoch nur in Verbindung mit dem Lehnswesen zu sehen. 1275 wird die Trennung beider Siedlungen in der Erwähnung von „Rimsingen superior“ (deutsch: obern Rimsingen 1329) deutlich.

Zahlreiche Klöster hatten im 12. Jahrhundert in Oberrimsingen umfangreichen Grundbesitz, in den folgenden Jahrhunderten besaßen auch die Herren von Üsenberg, die Markgrafen von Hachberg und die Stadt Breisach Güter und Rechte. 1430 gelangte Oberrimsingen unter die Herrschaft der Herren von Staufen, Niederrimsingen blieb jedoch weiterhin bei Breisach. Diese unterschiedliche Herrschaftszughörigkeit führte zur Bildung der beiden Gemeinden. Die Geschicke Niederrimsingens wurden fortan durch die Zugehörigkeit zur Reichsstadt Breisach und damit zu Vorderösterreich sowie durch die enge Verbindung mit dem Kloster Sulzburg bestimmt.

Oberrimsingen kam nach dem Aussterben der Herren von Staufen im Jahre 1602 für wenige Jahre an das Haus Habsburg, ging 1607 an das Kloster Günterstal und 1621 durch Kauf zusammen mit Hausen an der Möhlin an die Herren von Falkenstein (seit 1708 Freiherren). 1805 fielen beide Orte an das Großherzogtum Baden und wurden selbständige Gemeinden.

Bis 1924 unterstanden sie dem Bezirksamt Breisach, dann dem Landamt und später dem Landkreis Freiburg, seit Januar 1973 dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Mit der Gemeindereform wurden Niederrimsingen am 1. April 1973 und Oberrimsingen am 1. Januar 1975 als Stadtteile in die Stadt Breisach eingemeindet.

Im Bauernkrieg 1524/25 zogen die Oberrimsinger mit dem Kaiserstühler Haufen, sie plünderten die Kapelle in Grüningen und belagerten Freiburg. Im Dreißigjährigen Krieg plünderten die Schweden 1632/33 die Kapelle in Grüningen und die Kirche und den Pfarrhof in Oberrimsingen und steckten letztere in Brand. Bei Kriegsende war der Ort vollständig zerstört und ausgestorben. In den folgenden Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts zwischen Frankreich und Österreich, in den französischen Revolutionskriegen und in den napoleonischen Kriegen Endes des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte die Bevölkerung von Oberrimsingen durch die Nähe zu Breisach unter Einquartierungen, Requisitionen und Fuhrleistungen zu leiden sowie harte Schanzarbeiten auf den Wällen von Breisach zu verrichten.

1833 erlebten die Oberrimsinger die ersten Dampfschiffe auf dem Rhein; die Rheinkorrektion Tullas brachte ihnen Arbeit und Verdienst. 1901 wurde das heutige Rathaus erbaut. 1911 erhielt das Dorf elektrischen Strom und 1912 die Wasserleitung. 1936 wurde das nahe Grezhausen eingemeindet. Beim Fliegerangriff im März 1945 wurden mehrere Wohnhäuser, Scheunen und Stallungen vollständig zerstört und etwa 60 Anwesen beschädigt. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung stetig zu: 825 Einwohner zählte Oberrimsingen im Jahre 1825. Durch Abwanderungen in die Stadt und durch Auswanderungen nach Amerika ging die Bevölkerungszahl auf 657 Einwohner im Jahre 1905 zurück. Die Ansiedlung von Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, die Einrichtung des Christophorus-Jugendwerkes und die Neubautätigkeit in den letzten Jahrzehnten brachten einen erheblichen Bevölkerungszuwachs.

Bis 1945 arbeitete fast die gesamte Bevölkerung in der Landwirtschaft mit Ackerbau, Viehzucht und Weinbau. Durch Flurbereinigungen und Rebumlegungen konnten erhebliche Strukturverbesserungen erreicht werden. Das Umlegungsgebiet Weingarten mit dem Spätburgunder und dem Müller-Thurgau umfasst die besten Reblagen am Tuniberg. Durch die Ansiedlung von mehreren Kies- und Schotterwerken nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Zahl der Berufstätigen in der Industrie erheblich zu. Ein nicht geringer Teil der Bevölkerung arbeitet als Auspendler in Freiburg oder Breisach.

Schon 1770 gab es in Oberrimsingen eine Schule, die auch die Kinder von Grezhausen besuchten. Ein Brand zerstörte 1853 teilweise das Schulgebäude, im folgenden Jahr wurde es wieder neu erbaut. 1860 entstand ein neues Schulgebäude, das schon 1868 wegen der starken Zunahme der Schulkinder aufgestockt wurde. 1960/61 wurde ein Neubau mit vier Klassenzimmern errichtet, das Alfred Ruch entworfen hat. Der Freiburger Münsterbaumeister Sepp Jakob schuf die Reliefbilder zum Leben des heiligen Ulrich in der Eingangshalle.

Zahlreiche Verein, Vereinigungen und Gruppierungen prägen heute entscheidend das kulturelle Leben des Dorfes.

Pfarrkirche St. Stefan

Pfarrkirche St. Stefan

Unter Einbeziehung des alten romanischen Turmes entstand 1737 die Pfarrkirche unser lieben Frau zu Oberrimsingen neu. Urkundlich im 11. Jahrhundert als Eigenkirche der Herren von Rimsingen erwähnt, gehörte der Kirchensatz 1329 den Herren von Staufen, 1360/70 den Johannitern. Nach dem Pestjahr 1584 wurde die Pfarrei eine Filiale von Gündlingen. Die schlechte seelsorgerische Betreuung der Filiale Oberrimsingen durch die Pfarrei Gündlingen führte im 17. und 18. Jahrhundert andauernd zu Klagen und bestärkte "einen der heißesten Wünsche Oberrimsingens" auf Wiedererrichtung einer eigenen Pfarrei. 1801 von der Landesregierung genehmigt, zog 1805 ein Pfarrei in die Gemeinde ein. Ein stattlicher Pfarrhausneubau folgte 1810 nach. Am 3. März 1945 fand Pfarrer Otto Wachenheim bei der Bombardierung unter den Trümmern des alten Pfarrhauses den Tod.

Glanzstück der Kirche ist seit 1953 die Träublemadonna (um 1520), die aus der Vorgängerkirche stammen dürfte, zeitweilig das Beinhäuschen schmückte, 1943 - bei Verlegung des Gemeindefriedhofes nach Grüningen - in die Privatkapelle der Familie Dienger-Bohrer Aufnahme fand und so bis heute bewahrt blieb. Die Pfarrkirche Gottenheim besitzt übrigens eine stilistisch genau übereinstimmende Schwesterfigur der Oberrimsinger Muttergottesstaue. Bei der Kirchenrenovierung des Jahres 1977 beschaffte die Pfarrei Oberrimsingen für das Chorwandkruzifix Maria- und Johannesstauen als Assistenzfiguren und für den Kanzelkorb vier Evangelistenstatuetten aus der Hand des Bildhauers Josef Schäfer, Opfingen.

Alte Wandbilder wurden unter dem Verputz der Wand zwischen Chor und Turm festgestellt, jedoch nicht freigelegt. Auf dem Platz vor der Kirche neben einem Steinkruzifix des Freiburger Barockbildhausers J. B. Sellinger das Gefallenenehrenmal der Gemeinde, eine erschütternde Marienklage, 1964 von Sepp Jakob, dem Chefbildhauer der Freiburger Münsterbauhütte, geschaffen.

Schloss Rimsingen

1733 entstand nach den Plänen des Deutschordensbaudirektors Franz Anton Bagnato das frühklassizistische Schloss auf dem Gelände des ehemaligen Falkensteinschen Gutshofes am westlichen Ortsrand. Von den Freiherren von Falkenstein ging das Schloss und der Grundbesitz auf dem Wege der Erbfolge 1873 an die Grafen von Helmstedt und 1957 an Mathilde Kranke Freiin von Gleichenstein in Bad Krozingen.

1946 hat der Caritasverband der Erzdiözese Freiburg im Schloss das Christophorus-Jugendwerk eingerichtet und Lehrwerkstätten für praktische Berufe sowie moderne ein- und zweigeschossige Flachbauten für die Schule und das Internat des Jugenddorfes errichtet. 1977 pachtete die Galerie Kröner das Schloss und stellt vor allem Meister des französischen Impressionismus und moderne deutsche Malerei aus. 1979 hat die Stadt Breisach das Schloss und die dazugehörigen Grundstücke erworben. Inzwischen befindet sich das Schloss Rimsingen in Privatbesitz. Es gibt eine Kleinkunstbühne wo regelmäßig Aufführungen stattfinden.

Domäne Rothaus

Das Rothaus an der B31 nach Breisach ist 1472 in einer Urkunde erwähnt und war damals im Besitz des Breisacher Frauenklosters Marienau. Nach seiner Aufhebung im Verlaufe der Bauernunruhen zu Beginn des 16. Jahrhunderts kam es wohl an die Stadt Breisach und ging schließlich an die Herren von Falkenstein. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtete der Großunternehmer Litschgi aus Krozingen ein Wohnhaus mit Metzgerei und Gastwirtschaft sowie mehrere Wirtschaftsgebäude, als der seinen Floßkanal längs der Möhlin von Hausen nach Breisach baute. Das Gut Rothaus blieb bis in die 1870er Jahre im Besitz der Freiherren von Falkenstein, Gutsbesitzer Christian Lohrer verkaufte es 1908 an Siegmund Graf von Berckheim aus Weinheim. Schließlich hat es 1931 der Badische Staat käuflich erworben und seither an Domänenverwalter verpachtet. Nach einem Brand im Jahre 1954 entstanden neue Wirtschaftsgebäude.

Industrie

In Oberrimsingen befinden sich wenige Betriebe, die meisten Arbeitsplätze befinden sich im etwa 15 Kilometer entfernten Freiburg.

Ehrenbürger Erich Kiehn

Nach dem verheerenden Krieg kam 1946 Erich Kiehn nach Oberrimsingen. Er hatte von Erzbischof Gröber den Auftrag erhalten, sich den durch ein verbrecherisches System verführten Jugendlichen anzunehmen. Im Schloss von Oberrimsingen gab er ihnen Heimat, Essen, Würde, Bildung und Arbeit. Durch seine moderne Pädagogik wurde Oberrimsingen bald sehr bekannt. Sein Fachbuch für den Erzieher hieß in Fachkreisen „Der rote Kiehn“. Man orientierte sich nach Oberrimsinger Art.

So bekam das Christophorus Jugendwerk den Staatspreis Baden-Württemberg verliehen. Herr Erich Kiehn bekam das Bundesverdienstkreuz und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Breisach am Rhein. Nach ihm ist auch die Erich-Kiehn-Schule im Christopherus Jugendwerk und die Erich-Kiehn-Straße in Oberrimsingen benannt worden.

Herr Erich Kiehn verstarb am 27. März 2008 und ist auf dem Oberrimsinger Friedhof in Grüningen beerdigt. Herr Kiehn wäre am 31. August 2008 95 Jahre alt geworden.

Weblinks


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