Oberselters

Oberselters
Oberselters
Koordinaten: 50° 19′ N, 8° 15′ O50.3211111111118.245180Koordinaten: 50° 19′ 16″ N, 8° 14′ 42″ O
Höhe: 180–300 m
Fläche: 4,22 km²
Einwohner: 1.173 (30. Juni 2006)
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 65520
Vorwahl: 06483

Oberselters im Taunus ist mit 1.221 Einwohnern seit der Eingemeindung am 1. Juli 1974 der viertgrößte Stadtteil von Bad Camberg im Landkreis Limburg-Weilburg / (Hessen).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Oberselters liegt im östlichen Hintertaunus im Goldenen Grund, rund drei Kilometer nordwestlich der Kernstadt Bad Camberg und rund 15 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Limburg an der Lahn. Der Ort liegt an der Bundesstraße 8 im Tal des Emsbaches. Am westlichen Gemarkungsrand verlaufen die A3 und die ICE-Strecke Frankfurt-Köln. Die Main-Lahn-Bahn führt westlich am alten Ortskern vorbei, ist inzwischen aber an beiden Seiten von Häusern umgeben. Das Oberselterser Gebiet grenzt im Nordwesten an Niederselters und dann im Uhrzeigersinn an Eisenbach, Erbach und Dauborn.

Die grob rechteckige Gemarkung mit nach Nordosten auskragender Spitze wird in der nördlichen Ecke von Wald bedeckt und ist ansonsten vor allem landwirtschaftlich genutzt. Das Gelände steigt beidseitig des Emsbachtals an, im Osten auf bei zu 300 Meter, im Westen auf bis zu 264 Meter. Der Ort selbst liegt auf 183 Metern Höhe.

Geologisch befindet sich im Ostteil der Gemarkung eine Gemengelage aus eisenschüssigem Schiefer, Quarzitgängen und Quarzkies-Lagern, ebenso nordwestlich des Orts, wo auch ein kleines Diabasvorkommen besteht. Unmittelbar im Emsbachtal und im Westen der Gemarkung hat sich eine Lössschicht gebildet. Vom Südosten des Orts verläuft ein Bleierzgang weiter in Richtung Südosten.

Geschichte

Kirche St. Antonius mit angebautem Pfarrheim im Vordergrund

Die Rupertinerin Rachild schenkte Saltrissa, damals einer Ansammlung von herrschaftlichen Höfen und einer Waldschmiede, 772 dem Kloster Lorsch. Aus dieser Waldschmiede entwickelte sich vermutlich die heute leerstehende Hammermühle am Ortsausgang in Richtung Niederselters.

1448 entstand eine Kapelle in der Ortsmitte, die zunächst dem Heiligen Leonhard, ab 1526 dem Heiligen Antonius geweiht war. Da diese Kapelle baufällig geworden war, entstand 1776 an ihrer Stelle eine barocke Kirche. In ihrer Innenausstattung stechen eine stuckverzierte Spiegeldecke, barocke Statuen und eine Kanzel aus Nussbaumholz hervor. 1777 wurden aus dem vom Kirchenbau übriggebliebenen Holz die erste Schule und ein Backhaus errichtet. Zuvor war Bad Camberg der Schulstandort gewesen. Nach dem Anbau eines weiteren Klassenraumes 1831 fand in der Oberselterser Schule bis 1968 Unterricht statt. Seitdem besuchen die Kinder aus dem Ort die Mittelpunktschule "Goldener Grund" in Niederselters.

Kirchlich war der Ort über Jahrhunderte Bad Camberg zugeordnet. 1901 entstand innerhalb der Pfarrei Bad Camberg ein Seelsorgebezirk Erbach-Oberselters, der 1913 zur eigenständigen Pfarrei wurde.

Im Ersten Weltkrieg fielen 19 Oberselterser, im Zweiten 42.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs der Ort vor allem westlich der Bahnlinie, wo das so genannte "Oberdorf" entstand. 1962 wurde ein Pfarrheim neben der Kirche fertiggestellt.

1974 stimmte die Gemeindevertretung mit sieben zu sechs Stimmen für die Eingemeindung nach Camberg und gegen die nach Selters (Taunus). 1980 wurde ein Bürgerhaus mit angrenzendem Feuerwehrhaus fertiggestellt.

Der Mineralbrunnen

Teil der Mineralbrunnen-Anlage

1784 brach in Oberselters eine Mineralquelle auf, was zum Rückgang der Wassermenge an den älteren Quellen im benachbarten aber kurtrierischen Niederselters führte. In den folgenden Jahren kam es zunächst zu schriftlichen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fürstentümern. 1794 ließ Kurtrier eine 800 Mann starke Militäreinheit mit zwei Kanonen vor Oberselters aufmarschieren und erzwang so das Zuschütten der Oberselterser Quelle. Nachdem beide Orte 1803 in das Herzogtum Nassau eingegliedert wurden, öffneten die Oberselterser ihre Quelle wieder, was erneut Auseinandersetzungen zwischen beiden Orten auslöste. Im folgenden Jahr musste Oberselters die Quelle wieder schließen. Erst seit 1870 wird dort fortgesetzt Mineralwasser gewonnen und vermarktet.

1871 wurde die Nassau-Selterser Mineralquellen AG gegründet, die im Frühjahr 1873 mit dem Abfüllen des in Oberselters geförderten Mineralwassers begann und im ersten Jahr 300.000 Krüge verkaufte. Der Mineralbrunnen war über Jahrzehnte der größte Gewerbebetrieb im Ort. Vor dem Ersten Weltkrieg umfasste die Belegschaft 60 Männer und Frauen. In den 1950er Jahren begann der Ertrag der Quelle nachzulassen. Um den Betrieb zu erhalten, übernahm die Gemeinde Oberselters 1956 die Aktienmehrheit und wandelte das Unternehmen in eine GmbH um. In den folgenden Jahren wurden neue Quellen erschlossen und die Produktion ausgeweitet. 1995 wurden mehr als 60 Millionen Flaschen verkauft. 2003 schloss sich die Brunnengesellschaft mit der Frankenbrunnen GmbH zur Oberselters Mineralbrunnen Vertriebs GmbH zusammen.

Geographie

Waldbestand

Oberselters hat eine Waldfläche von 80 ha, auf drei Wälder verteilt:

Wald Größe in ha
Jungewald 11,9
Kühgraben 46,4
Winterholz 21,7

[1]

Bürgermeister 1848-1974

Bürgermeister Amtszeit
Anton Brahm 1848-1869
Anton Schwarz 1870-1881
Jakob Bauer 1881-1889
Jakob Stahl 1900-1917
Peter Deisel 1918-1924
Heinrich Müller 1925-1933
Anton Zimmermann 1933-1934
Josef Zimmermann 1934-1945
Wilhelm Papst 1945-1950
Josef Zimmermann 1950-1968
August Weil 1968-1974

[2]

Einwohnerentwicklung

Die Angaben bis 1858 sind die der Zollabrechnungsbevölkerung, bis 1910 dann die ortsanwesende und seitdem die Wohnbevölkerung.

Jahr Einwohnerzahl
1585 41 Haushalte
1834 480
1840 538
1846 551
1852 590
1858 569
1864 536
1871 526
1875 584
1885 567
1895 543
1905 550
1910 587
1925 575
1939 601
1946 782
1950 763
1956 809
1961 839
1967 963
1974 1.017
1987 1.002
1998 1.221
2004 1.178
2005 1173

[3]

Kultur und Gesellschaft

Die Freiwillige Feuerwehr Oberselters sorgt seit ihrer Gründung im Jahr 1934 für den Brandschutz und die allgemeine Hilfe des Ortes. Seit dem 4. Juni 1974 führt sie eine Jugendfeuerwehr. Der 1921 gegründete Sportverein bildet zusammen mit Niederselters und in einigen Bereichen auch mit Erbach eine Spielgemeinschaft. Der Gesangverein "Liederkranz" setzt sich zusammen aus einem Männerchor (gegründet 1896) und einem Frauenchor (gegründet 1997). Der Chor tritt in drei Chorgattungen auf: Männer, Frauen und gemischt. Der Chorleiter ist seit 2001 Dr. Georg Hilfrich. Der Verschönerungsverein Oberselters besteht seit 1956.

Kerb

Die Kerb, das Kirchweihfest, ist eine der wichtigsten Veranstaltung im Kalender des "Brunnendorfes". Sie wird im Vierjahresrhythmus von der Freiwilligen Feuerwehr, dem SV Oberselters, dem MGV Liederkranz und dem Verschönerungsverein am ersten Wochenende im September veranstaltet.

Einzelnachweise

  1. Oberselters und seine Geschichte, S. 111
  2. Oberselters und seine Geschichte, S. 36
  3. Oberselters und seine Geschichte, S. 95

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