Offenbach-Rumpenheim

Offenbach-Rumpenheim
Rumpenheim
Wappen von Rumpenheim
Koordinaten: 50° 8′ N, 8° 48′ O50.1297222222228.7980555555555Koordinaten: 50° 7′ 47″ N, 8° 47′ 53″ O
Einwohner: 5.028 (31. März 2011)
Eingemeindung: 1. Apr. 1942
Postleitzahl: 63075
Vorwahl: 069
Karte

Rumpenheim am Mainbogen

Rumpenheim ist ein Stadtteil von Offenbach am Main und liegt im Mainbogen zwischen dem Stadtteil Bürgel und der Stadt Mühlheim am Main.

Inhaltsverzeichnis

Ortsname

Rumpenheimer Wappen nach dem „Hessischen Ortswappenbuch“ – zurückgehend auf ein altes Gerichtssiegel

Der Ortsname Rumpenheim lässt durch seine Endung auf -heim darauf schließen, dass es sich um eine Gründung durch die Franken handelt, welche ab 496 hier siedelten (siehe auch: Fränkische Landnahme).[1] In der merowingischen Zeit (bis etwa 506) wurden wahrscheinlich entlang der alten römischen Mainuferstraße mehrere Siedlungen, unter anderem Rumpenheim gegründet.[2]

Der erste Teil des Ortsnamens bezieht sich wohl auf einen Personennamen. Demnach könnte der Gründer des Ortes Rumpo oder Rumpho geheißen haben, dies ist die Kurzfassung von Rumpraht. Rumpenheim hieße demnach: Siedlung des Rumpo/Rumpho und seiner Leute. Eine andere Theorie geht davon aus, dass es sich bei dem ersten Teil des Ortsnamens um eine Abwandlung von Rumpe handelt. Dies ist ein korbartiges Weidengeflecht, das zum Fischfang benutzt wurde.[3]

In der Folgezeit wurde der Ort zwischen 770 und 850 immer als Rumphenheim geschrieben. 1380 wird Rumpinheim, 1343 Rümpinheim, 1390 wieder Rumphenheim geschrieben. 1451 wird das Dorf als Rumppenheym, 1576 Rumpelhaim, 1616 Rumpelheim und 1625 als Rumpellum erwähnt.[4]

Geschichte

Zur vermuteten Gründung Rumpenheims siehe unter Ortsname. Aus Rumpenheim sind aus der Zeit vor seiner ersten urkundlichen Erwähnung (s. u.) Funde einer Siedlungsfläche aus der Urnenfelderkultur, Scherben aus der Hallstattzeit, Gräber aus der La-Tène-Zeit sowie römische Scherben und Gräber entdeckt.[5] In Römischer Zeit lag das Gebiet im sogenannten Dekumatenland und war Teil der Civitas Auderiensium in der Provinz Obergermanien, der Limes mit seinen Kastellen verlief in der Nähe.

Das hallstattzeitliche Wagengrab

1972 wurde in der Rumpenheimer Flur Klingenrain eine hallstattzeitliche Grabkammer entdeckt. Diese bestand aus Kalksteinbrocken und hatte eine Fläche von 4,3 x 2,8 Metern (Innenraum: 3,5 x 2 Meter). Bei dem Bestatteten handelte es sich um einen ca. fünfzigjährigen Mann mit 1,73 m Körpergröße, welcher auf einem Holzwagen liegend beigesetzt war. Grabbeigaben waren eine Lanze, ein Messer, Körperteile von Tieren und Keramik. Durch die Beigaben konnte das Grab auf die Epoche Hallstatt D1 bis Hallstatt D2 (ca. 550 vor Christus) datiert werden.

Aufgrund der Grabbeigaben und der Besattungsmethode als Wagengrab, wird vermutet, dass es sich um ein Fürstengrab handelt.[6][7]

Hochmittelalter

Lorscher Codex

Rumpenheim wurde erstmalig am 1. Juni 770 im Lorscher Codex urkundlich erwähnt, als der Rumpenheimer Gunthardt dem Kloster Lorsch einen Weingarten schenkte.[8] Es zählt damit zu den am frühesten erwähnten Orten der Region. In dieser Zeit war Rumpenheim Teil des fränkischen Maingaus. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten folgen zahlreiche weitere beurkundete Schenkungen an das Kloster Lorsch.[9] Es werden Wohngebäude, Äcker, Wald, Wiesen, ein goldenes Kreuz und 40 Hörige verschenkt. Durch die Schenkungen hatte das Kloster einen Besitz von 600 bis 700 Morgen Land. Später gelangte das Dorf ganz in den Besitz des Lorscher Reichsklosters, das in jener Zeit von zentraler Bedeutung für das Reich war.

Abt Winther (auch Winitherius) verkaufte 1077 dem Pfalzgrafen einen Teil des Klosterbesitzes, unter anderem auch Rumpenheim, um Bischof von Worms werden zu können. Sein Nachfolger erwarb den Besitz aber wieder zurück. Ende des 11. Jahrhunderts wurde Rumpenheim den Herren von Dornberg als Lehen gegeben. Bis 1232 übernahm der Mainzer Erzbischof und Kurfürst alle Rechte und Besitzungen des Klosters Lorsch, sodass Rumpenheim Teil des Kurfürstentums „Kurmainz“ wurde. Die Herren von Dornberg starben 1259 mit Konrad von Dornberg aus. Daraufhin wurde Rumpenheim 1261 als Lehen an die Herren von Hanau gegeben.

Vom Mittelalter bis 1819 gehörte Rumpenheim der Biebermark an.

Herrschaft und Grafschaft Hanau

Rumpenheimer Schloss im März 2005

Die Herren von Rumpenheim bekamen das Dorf seit dem Ende des 13. Jahrhunderts von den Herren von Hanau als Afterlehen. 1401 verzichtete Günter von Rumpenheim auf das Lehen, und neuer Hanauer Vasall wurde ab 1409 Frank von Kronberg. Bis 1617 blieben die Kronberger Lehnsherren in Rumpenheim mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 1426 und 1449.

Ab 1617 waren die Grafen von Hanau ohne Afterlehen direkt Herren in Rumpenheim. 1621 wurde Rumpenheim durch Truppen des spanischen Generals Spinoza im Dreißigjährigen Krieg ausgeplündert und in Brand gesteckt. Auch die kaiserlichen Truppen des Generals Guillaume de Lamboy verlangten den Bewohnern der Gegend während der Belagerung Hanaus schwere Opfer ab. Die Einwohnerzahl sank in diesen Jahren stark, so dass 1637 nur noch 57 Personen hier lebten.

1674 belehnte Graf Friedrich Casimir von Hanau den Chef seiner Regierung, Georg Seifert von Edelsheim, mit Rumpenheim. Dieser errichtete Ende des 17. Jahrhunderts ein Herrenhaus, Grundstock des heutigen Rumpenheimer Schlosses.

Hessen

Mit dem Tod des letzten Grafen von Hanau, Johann Reinhard III. 1736, fiel Rumpenheim, als Teil der Grafschaft Hanau-Münzenberg, an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, das spätere Kurhessen.

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts war das Schloss Rumpenheim im Besitz des Landgrafen Friedrich III. von Hessen-Kassel (1747–1837), der die Hessen-Rumpenheimer Seitenlinie des Hauses Hessen begründete, und diente ihm und seiner Familie als Residenz. Schritt um Schritt wurde das bestehende Herrenhaus zu einem dreiflügeligen Schloss ausgebaut.

Mit dem Ende des kurhessischen Staates nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 wurde Rumpenheim im Friedensvertrag vom 3. September 1866 von Preußen in einem Gebietstausch an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt gegeben.

1911 wurde der Ortsteil Waldheim als Landhauskolonie der Rumpenheimer gegründet.

20. Jahrhundert

Die Mainfähre verbindet Rumpenheim mit dem Maintaler Stadtteil Bischofsheim

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Schloss in die Kurhessische Hausstiftung (heute: Hessische Hausstiftung) eingebracht.

1942 verlor Rumpenheim ebenso wie schon Bürgel im Jahr 1908 und Bieber im Jahr 1938 seine Selbständigkeit und wurde nach Offenbach eingemeindet.

Nach einem Fliegerangriff am 20. Dezember 1943 brannte der Dachstuhl des Schlosses aus. Da in der Folgezeit Reparaturen unterlassen wurden, verfiel das Schloss, zunächst noch als Flüchtlingsunterkunft genutzt, zusehends. Brandstiftung trat hinzu, den Verfall zu beschleunigen.

Biebernsee wurde bis auf Ausnahmen nach 1945 als Wohnsiedlung mit landwirtschaftlichen Nebenerwerbsstellen (heute reine Wohnhäuser) ohne Geschäfte am östlichen Stadtrand von Offenbach erbaut. Der Name der Siedlung begründet sich auf einen nahe gelegenen Weiher, der ebenfalls den Namen „Biebernsee“ trägt.

→ Ortsteil Biebernsee: 50° 8′ N, 8° 49′ O50.1268.809

1965 erwarb die Stadt Offenbach Schloss und Park Rumpenheim. 1973 kam es zu einem Architekturwettbewerb, der zum Ziel hatte, die Ruine abzureißen und durch eine Hochhauszeile zu ersetzen. Dies wurde durch eine Bürgerinitiative verhindert. In den 1980er Jahren kam es zu ersten Sicherungsmaßnahmen, aber es dauerte noch bis 2002, bis das äußere Erscheinungsbild wiederhergestellt war. Im Innern allerdings wurde die vormalige Ruine mit Eigentumswohnungen des gehobenen Standards gefüllt.

In den letzten Jahren wurde Rumpenheim durch Neubaugebiete beträchtlich erweitert. Der ehemalige Offenbacher Stadtteil Lohwald, der sich auf Rumpenheimer Gemarkung befand, wurde abgerissen. An seiner Stelle entsteht das Wohngebiet An den Eichen.[10]

Die Mainfähre verbindet Rumpenheim mit dem Maintaler Stadtteil Bischofsheim.

Religion

katholische Kirche

Da die Grafschaft Hanau-Münzenberg mit der Reformation evangelisch wurde, folgte dem auch das Dorf Rumpenheim. Der Rumpenheimer Pfarrer Demuth heiratete 1532. Die evangelische Schlosskirchengemeinde ist heute Teil des Dekanates Offenbach der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Die katholische Pfarrei Heilig Geist und die Waldheimer Pfarrei Heilig Kreuz gehören als Teil des Dekanates Offenbach zum Bistum Mainz.

Söhne und Töchter des Ortes

Wissenswertes

Die Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute führt durch Rumpenheim. Das „Karlgeorg und Maria Hoefer Archiv“ der Schreibwerkstatt Klingpor Offenbach befindet sich in den Räumen der ehemaligen Pianofabrik. Hier werden die Werke von Karlgeorg Hoefer und seiner Ehefrau ausgestellt.

Die erste urkundliche Erwähnung von Rumpenheim erfolgte 770 im "Lorscher-Kodex", Schenkung eines Weingarten an das Kloster Lorsch. Noch heute wird auf diesem Flurstück (In den Weingärten) Wein angebaut.

Einzelnachweise

  1. Seite „-heim“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. Februar 2009, 16:29 UTC. [1] (Abgerufen: 7. August 2009, 17:20 UTC)
  2. siehe Karl Nahrgang: Stadt und Landkreis Offenbach am Main - Atlas für Siedlungskunde, Verkehr, Verwaltung, Wirtschaft und Kultur, 1963, Tafel III 4/28
  3. siehe Helmut Hill: Zur Geschichte Rumpenheims in Offenbacher Geschichtsverein: Zur Geschichte der Offenbacher Vororte - Offenbacher Geschichtsblätter Nr. 20, 1970, S. 41/42
  4. [2] Hessisches Ortslexikon: Rumpenheim, Historische Namensformen
  5. siehe Karl Nahrgang: Die Bodenfunde der Ur- und Frühgeschichte in Stadt und Landkreis Offenbach am Main, 1967, S. 173 - 175
  6. [3] Haus der Stadtgeschichte Offenbach: Das Wagengrab des Fürsten zu Rumpenheim
  7. siehe auch Gesine Weber: Das Hallstattzeitliche Wagengrab: Offenbachs erster Fürst? in Helmut Hill: Rumpenheim und Waldheim... (s. u.), S. 14 - 15
  8. [4] Urkunde Nr. 3436 (Reg. 506) aus dem Codex Laureshamensis
  9. [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] Urkunden Nr. 3420 - 3436 und Nr. 3678 [22] aus dem Codex Laureshamensis
  10. „An den Eichen“ wird Offenbachs botanisches Viertel

Literatur

  • Offenbacher Geschichtsverein: Zur Geschichte der Offenbacher Vororte. Offenbach am Main, 1970 (Offenbacher Geschichtsblätter, Nr. 20)
  • Helmut Hill (Hrsg.): Rumpenheim und Waldheim, Lebendige Stadtteile von Offenbach am Main. CoCon, Hanau 2006, ISBN 3-9377-7425-4

Weblinks

 [{{fullurl:Commons:
Category:Offenbach-Rumpenheim|uselang=de}} Commons: Rumpenheim] – Sammlung von Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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