Oldendorf (Melle)

Oldendorf (Melle)
Oldendorf
Stadt Melle
Koordinaten: 52° 12′ N, 8° 20′ O52.2030555555568.336111111111176.0Koordinaten: 52° 12′ 11″ N, 8° 20′ 10″ O
Höhe: 76,0–234.3 m ü. NN
Fläche: 24 km²
Einwohner: 4.779 (5. März 2009)
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 49324
Vorwahl: 05422
Karte

Lage von Oldendorf in Melle

Oldendorf ist ein nordwestlicher Stadtteil der Stadt Melle in Niedersachsen am Südhang des Wiehengebirges zwischen den großen Städten Osnabrück und Bielefeld.

Inhaltsverzeichnis

Stadtteilbeschreibung

Zum Meller Stadtteil Oldendorf gehören die von Ost nach West gesehen am Südfuße des Wiehengebirges liegenden Ortsteile Oldendorf, Föckinghausen, Westerhausen, sowie der sich nördlich von Oldendorf befindende Ortsteil Oberholsten und der Ortsteil Niederholsten nördlich von Westerhausen. Die Bevölkerung des gesamten Stadtteils Oldendorf ist zu 63% evangelisch-lutherisch, und zu 19 % römisch-katholisch. Die übrigen Einwohner gehören anderen oder keiner Religionsgemeinschaft an. Die Bahnstrecke Löhne–Rheine verläuft durch den Ortsteil Westerhausen, wo auch eine Haltestelle der Wiehengebirgsbahn vorhanden ist, die dort stündlich verkehrt. Der Stadtteil Oldendorf ist durch den Stadtbus Melle in den städtischen Regionalbusverkehr integriert. Die Abfahrt Nr. 22 der Autobahn A 30 bzw. die Europastraße 30 ist 3 km von Westerhausen entfernt.

Landschaft und Erholung

Panorama vom Ort Oldendorf
Westerhausen-Föckinghausen

Das Gebiet im Stadtteil Oldendorf ist im Norden hügelig und zum großen Teil bewaldet. Dort befindet sich der Bergrücken des Wiehengebirges mit dem Hesterbrink (234,3 m) in Oberholsten, der höchsten Erhebung der Stadt Melle, wo sich auch das Quellgebiet der Hunte befindet, dem längsten linken Nebenfluss der Weser. Aus den unterhalb der Bauernschaft Niederholsten gelegenen fünf großen Brunnen wird über 70 % des Trinkwassers der gesamten Stadt Melle gewonnen[1]. Das gesamte Gebiet ist Landschaftsschutzgebiet, 1.490 ha sind zudem Wasserschutzgebiet und ein Teil des Natur- und Geoparks TERRA.vita. Richtung Osten ragt der 220 m hohe Dietrichsberg mit dem Wildpark und der Diedrichsburg hervor, die auch Wahrzeichen von Oldendorf ist. Zum Süden hin wird das Gebiet zunächst von der welligen, landwirtschaftlich genutzten Landschaft in den Bauernschaften Ober- und Niederholsten und dem Ortskern Oldendorf geprägt, bis es schließlich immer flacher werdend die Niederungen der Hase und Else erreicht. Dort befinden sich die Ortsteile Westerhausen und Föckinghausen.

In der Landschaft am Südhang des Wiehengebirges sind ca. 71 km Wanderwege gekennzeichnet, die von fünf Wanderparkplätzen aus an 91 Ruhebänken, Wetter- und Grillhütten vorbeiführen und auch über das Gelände des Wildgeheges auf dem Diedrichsberg weisen. In den Ortschaften Oldendorf und Westerhausen bieten große Turnhallen, sowie ein Tennis- und ein Fußballstadion, Möglichkeiten, Sport zu treiben. Das Freibad in Oldendorf und das größte Meller Binnengewässer, der 30.000 m² große Grönegausee, sind weitere attraktive Naherholungsstätten.

In Richtung Niederholsten am Oldendorfer Berg befindet sich das schön gelegene Reiterwaldstadion als Örtlichkeit für Großveranstaltungen. In Oberholsten haben sich wegen der nebel- und kunstlichtarmen Gegend zwei Sternwarten angesiedelt, die auch an der Expo 2000 beteiligt waren und das größte Newton-Teleskop aufweisen, das für die öffentliche Beobachtung genutzt wird. An den Sternwarten endet der Planetenweg, ein in Melle beginnender astronomischer Lehrpfad, der unser Sonnensystem maßstabsgetreu nachbildet[2].

Geschichte

Oldendorf (Aldendorphe / Altes Dorf) ist im 8. Jahrhundert eins der kleinen 25 Urdörfer im gesamten Grönegau (Graingau). Die Urdörfer bestanden aus fünf bis acht Höfen, insgesamt aus ca. 150 Bauernhöfen mit ca. 1200 Menschen.[3] Bei Grabungen haben Funde bestätigt, dass Oldendorf zu dem am längsten besiedelten Gebiet der Stadt Melle gehört. Spuren lassen erkennen, dass Oldendorf vor ca. 10.000 v. Chr. bewohnt war und Strukturen von Siedlungen können bis etwa 4000 v. Chr. nachgewiesen werden.[4] Grund für diese Standortwahl war unter anderem, dass am Westerhausener Berg eine reichlich wasserführende Quelle entsprang. Frühe germanische Besiedlungen haben um 700 v. Chr. am Südwesthang des Wiehengebirges bei Westerhausen in der oberen Bauernschaft stattgefunden.[5] Erste urkundliche Erwähnung gab es für Oldendorf um das Jahr 1000 im Register des Klosters Corvey im Zusammenhang mit der Kirche. Der Ort Oldendorf wurde erstmals 1160 in einer Urkunde erwähnt. Da ab der Karolingerzeit die ersten Maierhöfe errichtet wurden, entstand derzeit auch der Ort Westerhausen mit dem Meyerhof. Dem Meyer zu Westerhausen obliegte als Unterholsgraf auch das Holzgericht.[6] Ober- und Niederholsten, sowie Föckinghausen wurden urkundlich erst 1240 genannt.[7] Drei Ortschaften von Oldendorf liegen an einer alten Heerstraße, sowie einem alten Handelsweg. Dieser wurde 1820 - 1825 von Osnabrück bis Oldendorf verlegt und als Straße ausgebaut.[8] An dieser Straße siedelten sich Neubauern und einige Handwerker an. Durch den Bau der Eisenbahnstrecke von Löhne nach Osnabrück im Jahr 1855, begann ab 1879, durch die Errichtung einer Haltestelle in Westerhausen, die Wandlung von einer Bauernschaft zum Industriestandort.[9] Ab 1903 sorgte die zuvor in Melle abgebrannte und in Westerhausen am Bahnhof wieder angesiedelte Heroldsche Treibriemenfabrik für einen kräftigen Aufschwung, der durch den käuflichen Erwerb des Fabrikgebäudes und -geländes 1942 durch die Westland-Gummiwerke fortgesetzt werden konnte.[10] In Oldendorf-Westerhausen gab es erst ab 1921 elektrisches Licht. Zu der damaligen Zeit hatten die Häuser ein Plumpsklo und eine Schwengelpumpe. Die Kreis- und Gemeindestraßen waren geschottert bzw. unbefestigt. Ein Arbeiter verdiente in den 1930er Jahren ca. 50 Pfennig die Stunde, wobei ein Brot 45 Pfennig kostete.[11] Die Einwohnerzahl hatte sich ab 1903 in Westerhausen und Föckinghausen bis 1950, durch die Eisenbahn, in der Industrie und dem Handwerk mehr als verdoppelt. Der 1976 fertiggestellte Streckenabschnitt der nur drei km entfernten Bundesautobahn-A 30 (Abfahrt Nr. 22) bewirkte in der Folgezeit einen wirtschaftlichen Aufschwung in den Ortsteilen Westerhausen und Föckinghausen.[12]

Das Wappen von Oldendorf

Wappen

Das Wappen des Stadtteils Oldendorf zeigt auf gelbem Grund die rote Diedrichsburg mit blauem Dach. Das zuvor verwendete Welfenrosswappen musste 1952 an das niedersächsische Innenministerium abgegeben werden.[13]

Einwohnerentwicklung

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerentwicklung der früheren Samtgemeinde Oldendorf und des jetzigen Stadtteils Oldendorf.[14][15]

Jahr Einwohner
1821 1.716
1900 1.874
1905 1.964
1910 2.043
1939 2.018
1946 2.948
1950 3.072
Jahr Einwohner
1955 2.946
1969 3.393
1991 3.999
1992 4.060
1993 4.109
1994 4.147
1995 4.234
Jahr Einwohner
1996 4.367
1997 4.472
1998 4.613
1999 4.622
2000 4.638
2001 4.676
2002 4.687
Jahr Einwohner
2003 4.719
2010 4.779

Wohnbevölkerung der Gemeinde Oldendorf mit Gebietsstand vom 27. Mai 1970[16]:

Datum Einwohner
17. Mai 1939 672
13. September 1950 979
6. Juni 1961 819
27. Mai 1970 948

Politik

Ortsbürgermeister ist Peter Bungard (SPD).

Die folgende Tabelle zeigt die Kommunalwahlergebnisse seit 2006.

Ortsrat Oldendorf: Wahlergebnisse
CDU SPD Grüne FDP Wählerge-
meinschaften
Einzel-
bewerber
Sonstige Gesamt Wahl-
beteiligung
Wahlperiode  % Mandate  % Mandate  % Mandate  % Mandate  % Mandate  % Mandate  % Mandate  % Gesamtanzahl der Sitze im Rat  %
2006 – 2011 24,8 4 63,8 10 7,7 1 3,8 0 - - - - - - 100 15 52,9
2011 – 2016 20,8 3 61,1 9 14,5 2 3,6 1 100 15 53,0
Prozentanteile gerundet.

Wirtschaftsstruktur

Plan von Oldendorf

Es gibt ein paar größere Betriebe der Industrie, u.a. den Büromöbelhersteller Assmann und die Westland Gummiwerke. Das sehr große Umschlagslager der Logwin AG und das Großlager des Händlers Thomas Philipps sind ebenfalls in Oldendorf ansässig. Die größte deutsche Besamungsstation, der Osnabrücker Herdbuch, befindet sich auch dort. Hauptsächlich wird der Stadtteil vom mittelständischen Gewerbe, der bäuerlichen Landwirtschaft und allen anderen Versorgungsmöglichkeiten eines Stadtteils geprägt.

Bildung und Sport

Oldendorf besitzt zwei Grundschulstandorte. Die Grundschule Oldendorf besuchen zur Zeit 66 Schüler und die Grundschule Westerhausen 163 Schüler (Stand: 9/2009). Kindergärten befinden sich in den Ortsteilen Oldendorf und Westerhausen. Sport-, Fußball- und Tennisplätze, sowie Sporthallen sind ebenfalls in den beiden Ortschaften vorhanden.

Sehenswürdigkeiten

Sehenswert ist die einschiffige evangelisch-lutherische Marienkirche, die Anfang des 12. Jahrhunderts mit dem Kirchturm aus Stein vollendet wurde. Besonders sehenswert ist der dreiflügelige Schnitzaltar mit seinen Darstellungen der Passion Christi.[17] Eine kleine, von Mönchen aus dem Kloster Corvey erbaute Holz-Kirche (Klause), die dem heiligen Dionysius geweiht war, hatte es an dieser Stelle schon im 9. Jahrhundert gegeben. Ab dem Jahr 1255 hat Oldendorf ein selbständiges Kirchspiel[18]. Das Gut Ostenwalde, das seit 1343 im Besitz der Familie v. Vincke ist, weist ein dreiflügeliges Herrenhaus auf und liegt östlich von Oldendorf an einer alten Heerstraße. Unweit davon befindet sich eine restaurierte, funktionstüchtige Ölmühle von 1681. Im Ort Westerhausen kann ein restaurierter Kalkofen aus dem Jahr 1912 als Industriedenkmal besichtigt werden.


Veranstaltungen

Ein Mittelaltermarkt findet seit ein paar Jahren jährlich auf dem Gelände der Diedrichsburg statt.

Vereine

Übersicht über die Vereine im Stadtteil Oldendorf mit Gründungsjahr in Klammern[19].

  1. Arbeiterwohlfahrt Ortsverein Westerhausen (1947)
  2. Bläsercorps im Hegering Oldendorf (1985)
  3. Cheerful Voices Songs- und Gospelchor der Kirchengemeinde Oldendorf (1999)
  4. DRK-Jugendrotkreuz Westerhausen (1984)
  5. DRK-Ortsverein Oldendorf (1937)
  6. DRK-Bereitschaft Westerhausen (1974)
  7. Förderverein der Grundschule Oldendorf e. V. (1998)
  8. Förderverein der Grundschule Westerhausen e. V. (1996)
  9. Förderverein Oldendorfer Freibad e. V. (2005)
  10. Freiwillige Feuerwehr Niederholsten (1930)
  11. Freiwillige Feuerwehr Oldendorf (1924)
  12. Hegering Oldendorf (1947)
  13. Heimat- und Verschönerungsverein Westerhausen-Föckinghausen (1969)
  14. Kirchenchor Oldendorf (1936)
  15. Landjugend Melle-Oldendorf (1948)
  16. Ländlicher Reit- und Fahrverein Oldendorf e. V. (1948)
  17. Männergesangverein Ober- und Niederholsten (1893)
  18. Männergesangverein Oldendorf (1890)
  19. Ölmühle Ostenwalde e. V. (1992)
  20. Ortslandvolkverband Oldendorf (1877)
  21. Posaunenchor Oldendorf (1954)
  22. Rassegeflügelzuchtverein Westerhausen und Umgebung e. V. (1932)
  23. Sängerveinigung Westerhausen (1901)
  24. Verband Wohneigentum Nds. e. V. Kreisgruppe Westerhausen-Föckinghausen (1963)
  25. 1. Meller Skatclub (1986)
  26. Sozialverband Deutschland Ortsgruppe Oldendorf (1947)
  27. Sportfischereiverein Bakum-Melle (1965)
  28. Sportvereinigung Oldendorf (1924)
  29. Tanzclub Grönegau-Melle (1984)
  30. TSV Westerhausen-Föckinghausen (1963)

Hinweise und Quellen

Einzelnachweise

  1. Unterlagen vom Bürgerbüro Oldendorf, Seite 5
  2. Unterlagen vom Bürgerbüro Oldendorf, Seite 6
  3. Meller Geschichten, von Wilhelm Knigge. Herausgeber: Buchhandlung Sutmöller, Melle 2002, Seite 9. ISBN 9783980765145
  4. Meller Jahrbuch 1995, Der Grönegau, Band 13, Seite 175
  5. Chronik der Gemeinde Westerhausen zur 800 Jahr Feier 1962, Seite 34
  6. Grönenberger Heimathefte, 1. Teil 1966, Seite 64
  7. Chronik der Gemeinde Westerhausen zur 800 Jahr Feier 1962, Seite 11, 113
  8. Der Grönegau in Vergangenheit und Gegenwart. Herausgegeben vom Landkreis Melle 1968, Seite 181
  9. Chronik der Gemeinde Westerhausen zur 800 Jahr Feier 1962, Seite 113
  10. Chronik der Gemeinde Westerhausen zur 800 Jahr Feier 1962, Seite 115
  11. Heimat- und Verschönerungsverein Westerhausen (Informations-Tafel am Kalkofen)
  12. Geschichte der Autobahn A 30
  13. Wappen in der Stadt Melle
  14. Erläuterungsbericht zum Flächennutzungsplan der Stadt Melle 2004, S. 46
  15. Meller Jahrbuch 1993, Der Grönegau, Band 11, Seite 85
  16. Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Gemeindestatistik Niedersachsen 1970. Teil 2: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Heft 5: Regierungsbezirk Osnabrück, Hannover 1973, S. 96.
  17. Meller Jahrbuch 2007, Der Grönegau, Band 25 von Werner Imbrock
  18. Heft: Die Oldendorfer Marienkirche und ihr Altar, von Christa Meyer. Herausgeber Ev. luth. Kirchengemeinde Oldendorf 1984, Seite 4
  19. Bezugsangabe. Aus den Unterlagen vom Bürgerbüro Oldendorf. Herausgegeben am 21. April 2010

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