Asher Ginsberg

Asher Ginsberg

Achad Ha'am, geb. als Ascher Ginsberg am 18. August 1856 in Skwyra bei Kiew, Ukraine; † 2. Januar 1927 in Tel Aviv, war ein zionistischer Aktivist, Hauptvertreter und „Erfinder“ des später so genannten Kultur-Zionismus, der Lehre vom „geistiges Zentrum“ (hebräisch merkas ruchani) in Palästina.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Achad Ha'am, der aus einer chassidisch geprägten Familie stammte, studierte Philosophie und Naturwissenschaften und wurde ein Anhänger des Zionismus. Er wurde Mitglied der Bewegung Hovevei Zion, die noch Leo Pinsker mitbegründet hatte, und versuchte mit einer Bnei Moshe genannten geheimen Gruppe, Hovevei Zion von innen heraus zu einer im sprachlichen wie kulturellen Sinne hebräischen Organisation umzubauen.

Nach zwei Palästinareisen 1891 und 1892 gelangte Ha'am zu der Ansicht, dass die Errichtung eines jüdischen Staates gerade dort zu vielen, teilweise schwerwiegenden Problemen führen würde und favorisierte von da an eine Vorgehensweise, die erst einmal wieder die jüdische Kultur in der Gegend zu verankern forderte. Die Haltung Ha'ams, die daher auch Kultur-Zionismus genannt wurde, unterschied sich so in der Analyse wenig von den Ergebnissen der sogenannten Politischen Zionisten. Lediglich die Schärfe der Kritik an Theodor Herzl mag hier auffallen. Ha'am zog aber andere Konsequenzen aus seinen Erkenntnissen: Während die Politischen Zionisten den Primat der Staatsgründung vertraten und gegebenenfalls auch auf andere Siedlungsgebiete ausgewichen wären, beschränkten Ginsberg und seine Anhänger lieber ihre politischen Ambitionen, bevorzugten dafür aber Erez Israel als Ziel. Zion als geistig-kulturelles Zentrum habe Vorrang vor dem politisch-wirtschaftlichen Aufbau und einer jüdischen Staatsgründung in Palästina. Im Zusammenhang damit forderte Achad Ha'am auch eine Verständigung mit den Arabern im Lande. Das kulturzionistische Anliegen wurde später auch von Martin Buber und anderen Intellektuellen vertreten und fand im zionistischen Bildungswesen auch Berücksichtigung.

Erst Weizmann gelang es, die beiden auseinandergefallenen zionistischen Fraktionen wieder zusammenzuführen.

1913 beantwortete Achad Ha'am in einem Brief die Frage „Was ist Judentum?“: „Ich denke, Religion selbst ist nur eine der Formen von Kultur. Und Judentum ist weder das eine noch das andere, sondern die nationale Schaffenskraft, die sich in der Vergangenheit als hauptsächlich religiöse Kultur ausdrückte. In dieser Form wird sich das Judentum auch in Zukunft ausdrücken.“

Ha'am lebte ab 1907 als Handelsvertreter der Wissotzky Tee-Gesellschaft in London und ließ sich am 9. Januar 1922 in Tel-Aviv nieder[1], wo er 1927 verstarb. Er war Ehrenbürger Tel-Avivs.

Er war auch der Schöpfer eines neuen hebräischen Stils für Publizistik und Wissenschaft. Achad Ha'am gilt als einer der besten modernhebräischen Schriftsteller und Literaturkritiker seiner Zeit.

Bedeutung des Namens

hebräisch: Einer aus dem Volke; diesen Namen gab er sich selbst, um zum Ausdruck zu bringen, kein professioneller Schriftsteller zu sein, sondern nur einer aus dem jüdischen Volk, der für sein Volk schreibt und sich für es engagiert.

Werke (Auswahl)

  • al paraschat ha-drachim („Am Scheidewege“), Aufsätze und Abhandlungen, 4 Bde., 1895
  • „Haschiloach“, wissenschaftliche Zeitschrift, 1897 ff.
  • bekannt auch der in Odessa geschriebene, erste Essay über ein zionistisches Thema: „Dies ist nicht der Weg“ (s. Weblink)

Literatur

  • Lexikon des Judentums. Bertelsmann Lexikon-Verlag, Gütersloh 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 24
  • Neues Lexikon des Judentums. Gütersloh/München 1992

Weblink

Einzelnachweise

  1. Mordecai Naor: Eretz Israel, Könemann, Köln, 1998, ISBN 3-89508-594-4, Seite 119

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