Onopordum acanthium

Onopordum acanthium
Eselsdistel
Eselsdistel am Leipziger Auenwald.

Eselsdistel am Leipziger Auenwald.

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Carduoideae
Tribus: Cynareae
Gattung: Eselsdisteln (Onopordum)
Art: Eselsdistel
Wissenschaftlicher Name
Onopordum acanthium
L.

Die (Gemeine) Eselsdistel (Onopordum acanthium), auch Krebsdistel, Wolldistel, Krampfdistel genannt, ist eine Pflanzenart in der Unterfamilie der Carduoideae innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Es ist eine zweijährige, krautige Pflanze. Im ersten Jahr wird eine Rosette gebildet. Im zweiten Jahr wächst sie zu imposanten Wuchshöhen von 0,5 bis 3 Metern und Pflanzendurchmessern von 1,5 Metern. Sie ist mit lockeren und spinnwebigen Haaren bedeckt. Die Laubblätter sind kurz gezahnt oder fiederteilig, wellig und stachelig. Ihre breiten herablaufenden Ränder bilden am Stängel stachelige Flügel.

Die körbchenförmigen Blütenstände sind groß, kugelig. Es sind nur Röhrenblüten vorhanden, die purpurrot sind. Nach dem Abblühen schwillt der Blütenkorb an und produziert 8.500 bis 40.000 Samen.

Der wissenschaftliche Namen Onopordum acanthium bedeutet „dornige Eselblähung“, abgeleitete aus der Wirkung der Pflanze auf Esel.

Ökologie

Die Gewöhnliche Eselsdistel ist ein zweijähriger Hemikryptophyt und bildet im 1. Jahr eine bis 1 m breite Rosette mit tiefreichendem Wurzelwerk aus. Die ganze Pflanze erscheint durch Totalreflexion des Lichts dicht grau-weißfilzig. Die bis über einen Meter langen, ovalen Blätter sind wie ihre, am ganzen Stängel herablaufenden, breiten Blattspreitenbasen am Rande stachelig. Der Stängel erscheint dadurch geflügelt; die Flügel dienen der Stabilisierung der großen Pflanze im Sturm und auch der Wasserableitung direkt in den Wurzelbereich. Die Stacheln halten Paarhufer vom Fressen ab. Alle diese Merkmale können als xerophytische Anpassungen an trockene Standorte gedeutet werden. Die Blüten stehen oft in über 5 cm breiten, von stacheligen Hüllblättern umgebenen, reichblütigen Köpfchen („Korbblumen-Typ“) am Ende bestachelter Seitenzweige. Die Scheibenblüten sind hellpupurn. Wegen ihrer bis 12 mm langen Kronröhre können nur langrüsselige Besucher an den Nektar gelangen. Die bis 5 mm langen Griffeläste spreizen nicht, sondern wenden zur Reife allein ihre mit Papillen besetzten Außenränder. Dieses abweichende Verhalten einer Asteracee führt zu geringerer Verdunstung im Narbenbereich. Besucher sind neben Bienen-Verwandten, Wespen und Schmetterlingen auch Schwebfliegen, die den Pollen von den aus der Blütenkrone ragenden Staubbeuteln sammeln. Die Früchte sind ölreiche Achänen, sie tragen einen wenigreihigen, gefiederten und hygroskopischen (nur bei Trockenheit spreizenden) Pappus und verbreiten sich deshalb als Schirmchenflieger. Dazu findet Adhäsionsausbreitung bei feuchtem Wetter statt, sowie Ausbreitung durch Ameisen und Ausbreitung als Kulturflüchter durch den Menschen. Die Samen sind langlebig.

Vorkommen

Die Eselsdistel stammt aus submediterranen, kontinentalen Gebieten in Europa und Kleinasien (Mittelmeerländern, asiatischen Regionen Russlands) und kommt neben ihren Ursprungsländern vereinzelt in ganz Europa vor. In den Vereinigten Staaten gilt die eingeschleppte (invasive Pflanze) Pflanze als „Unkraut“. Sie bevorzugt trockene Sommer auf sandigen Lehm- und Kalkböden. So kommt sie in Deutschland und angrenzenden Ländern als Ruderalflora z.  B. am Wegrand (daher „Wegdistel“ im Niederländischen), auf Verkehrsinseln, Trockenwiesen und Feldern vor. In Teilen ihres Lebensraumes ist sie eine gefährdete Pflanze. Nach Ellenberg ist sie eine Volllichtpflanze, ein Wärmezeiger, subkontinental verbreitet, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger, ein ausgesprochener Stickstoffzeiger, und eine Verbandscharakterart Wärmebedürftiger Distelgesellschaften (Onopordion acanthii).

Nutzung

Teile der Pflanze sind für den Menschen verwertbar, wie z. B. die Blütenkörbchen und deren Böden artischockenähnlich als Gemüse, die Stiele (geschält) wie Spargel oder Rhabarber in Wasser gekocht. Der Samen (25 % ölhaltig) lässt sich zu essbarem Öl (auch lampengeeignet) pressen. Die Blüten enthalten Onopordopikrin, Flavonglykoside und Gerbstoffe. Der der Droge zugeschriebene cardiotonische Effekt ist fragwürdig, neuere Untersuchungen liegen jedenfalls nicht vor.

Geschichtliches

Diese Distel, in Schottland „Schottische Distel“ („Scotch / Scottish Thistle“) oder „Baumwolldistel“ („Cotton Thistle“ wegen des (baum)wollartigen Samens (daher auch schwed. „Ulltistel“ - „Wolldistel“) genannt, ist seit dem 13. Jahrhundert Wappenpflanze Schottlands und der Stewarts, da durch ihre Stacheln ein heimlicher Nachtangriff barfüßiger Wikinger entdeckt wurde und abgewehrt werden konnte. Der „Distelorden“ („Order of the Thistle“) ist Schottlands ältester und höchster Orden.

Bilder

Literatur

  • Wolfgang Frey und Andrea Hauser (Hrsg.): Onopordetum acanthii (Eselsdistel-Gesellschaft) im mittleren und unteren Unstruttal : Lebensstrategien in einer wärmeliebenden Ruderalgesellschaft. Thüringische Botanische Gesellschaft e.V., Jena 1996. 84 S., Illustrationen, graphische Darstellungen Haussknechtia-Beiheft No. 6; Literaturverz. S. 75 - 79
  • H. Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen. 5. Auflage, Ulmer-Verlag, 1996
  • R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 6. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2005, ISBN 3-494-01397-7
  • Margot Spohn/ Marianne Golte-Bechtle: Was Blüht den da? Enzyklopädie, Kosmosverlag, 2005
  • Dietrich Frohne: Heilpflanzenlexikon 7. Auflage, 2002, Wissenschaftliche Verlagsanstalt mbH Stuttgart, ISBN 3-8047-1897-3

weitere wissenschaftliche Texte in englisch und französisch:

  • K. G. Beck: 1999. Biennial thistles. In: Sheley, R. L. und J. K. Petroff, eds. Biology and Management of Noxious Rangeland Weeds. Oregon State University Press, Corvallis, Oregon.
  • R. H. Callihan und T. W. Miller: 1998. Scotch Thistle. Idaho’s Noxious Weeds. http://www.oneplan.state.id.us/pest/nw27.htm.
  • J. Davison und I. Hackett: 1986. Scotch thistle control in Nevada. Fact sheet – College of Agriculture, University of Nevada-Reno Cooperative Extension.
  • M. Grieve: 1971. A Modern Herbal: The Medicinal, Culinary, Cosmetic and economic Properties, Cultivation and Folk-Lore of Herbs, Grasses, Fungi, Shrubs & Trees with Their Modern Scientific Uses. Dover Publications, Inc., New York.
  • J. F. Hooper, J. A. Young und R. A. Evans: 1970. Economic evaluation of Scotch thistle suppression. Weed Science 18:583-586.
  • L. Mucina: 1989. Syntaxonomy of the Onopordum acanthium communities in temperate and continental Europe. Vegetatio 81:107-115.
  • H. A. Roberts und R. J. Chancellor: 1979. Periodicity of seedling emergence and achene survival in some species of Carduus, Cirsium, and Onopordum. Journal of Applied Ecology 16:641-647.
  • A. Vezina und M. M. Grandtner: 1980. Nouvelle station d’Onopordum acanthium L. au Quebec. Le Naturaliste Canadien 107:45-47.

Weblinks


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