OpInfo

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Der Ausdruck Operative Information umfasst im Sprachgebrauch der deutschen Bundeswehr alle Methoden und Maßnahmen zur Beeinflussung des Verhaltens und der Einstellung von gegnerischen Streitkräften sowie fremder Zivilbevölkerungen im Rahmen militärischer Operationen. Ziel der Operativen Information ist es, das Agieren der eigenen Streitkräfte zu erleichtern. Zur Planung und Umsetzung nutzt sie Erkenntnisse der Kommunikationswissenschaft, der Werbung und der Public Relations. Verwendet werden Massenmedien aller Art (Hörfunk, Fernsehen, Lautsprecheraufrufe, Handzettel, Plakate, Zeitungen, Give-aways, E-Mails, SMS, Gesprächsmedien usw.).

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Operative Information ist der heute von der Bundeswehr verwendete Begriff für die Psychologische Kriegführung. Letzterer wird wie der zwischenzeitlich genutzte Name Psychologische Verteidigung nicht mehr benutzt. Der Grund dafür ist, dass sich heute der Einsatz von Militärmacht nicht nur auf Ebenen des unmittelbaren kriegerischen Konfliktes bewegt, sondern häufig auch zur Befriedung oder Stabilisierung in Spannungs- oder Konfliktgebieten dient (z.B. in UN-Missionen). Außerdem erhebt die Bundeswehr für sich den Anspruch, keine unwahren Informationen zu verbreiten. Sie versucht jedoch durch selektive Information Meinungen zu beeinflussen. Im NATO-Sprachgebrauch hat sich der Begriff Psychological Operations (PSYOPS)[1] durchgesetzt. Dies ist ein Parallelverfahren zu MEDIAOPS (Media Operations), worunter im zivilen Sprachgebrauch Public Relations/Medienarbeit zu verstehen ist. PSYOPS und MEDIAOPS sind in einigen Einsatzgebieten Teilgebiete von INFOOPS (Information Operations). Hierbei handelt es sich um ein übergreifendes Konzept, welches in den sogenannten Informationsraum wirken soll, und alle Fähigkeiten, die darin zur Wirkung kommen, koordiniert.

Geschichte der Operativen Information

Bereits kurz nach Gründung der Bundeswehr 1955 befasste man sich schon 1957 damit, eigene Kräfte für die sogenannte „Psychologische Kriegführung“ (PSK) aufzustellen. Die konkrete Planung dazu fand ab 1958 statt und 1959 wurde die PSK-Truppe letztlich aufgestellt. Am Standort Andernach wurden unter anderem eine Radiokompanie mit technischer Unterstützung des Südwestfunks sowie ein Druckereizug, der 1966 nach Adenau ausgelagert wurde, betrieben. Ab 1970 erfolgte die Umbenennung in „Psychologische Verteidigung“ und 1971 die Gründung eines Schwesterbataillons in Clausthal-Zellerfeld. Noch bis 1972 wurden in erster Linie von dort aus echte Einsätze insbesondere mit Wasserstoffballons an der innerdeutschen Grenze gefahren.

Nach Einstellung dieser Einsätze entstand 1974 „Radio Andernach“ als Betreuungssender für deutsche Soldaten im Ausland. Die Druckereizüge wurden nun vermehrt wie zivile Druckereien eingesetzt und produzierten nur noch bei größeren Übungen Flugblätter und Plakate für den virtuellen Ernstfall. Nach Anpassung an die Heeresstruktur 4 im Jahr 1981 gehörten die Bataillone 800 (CLZ), 850 (Andernach) und 851 (Adenau) nun zur Fernmeldetruppe. 1986 erfolgte der Umzug der PSV-Schule nach Waldbröl. Im Jahr darauf wurde die Verlegung des PSV Bataillon 800 beschlossen, die 1989 angesichts des bevorstehenden Mauerfalls mit der Auflösung des Bataillons endete.

1990 wurden die verbleibenden Einheiten erneut umbenannt, diesmal in Operative Information, womit der Begriff der operativen Information erstmals offiziell benutzt wurde. Es folgten verschiedene unterstützende Einsätze im Rahmen von UN- und NATO-Missionen in Somalia (1993/94), auf dem Balkan (1995-2000) insbesondere in Bosnien-Herzegovina (1997) und im Kosovo (1999/2000), sowie in Afghanistan (2001) und im Kongo (2006).

Seit 2004 gehört zu den Aufgaben die so genannte NATO Response Force und im Jahr 2005 wurden unter Mitwirkung von ZOpInfo die so genannten EU Battle Groups aufgebaut. Nach dem Umstieg des Ballonzugs von Wasserstoff auf Helium im Jahre 2007 erfolgte 2008 die Schließung des Standortes Adenau. [2]

Bundeswehr

Die Truppe Operative Information ist heute eine eigene Truppengattung der Bundeswehr. Bis vor wenigen Jahren gehörte sie zur Fernmeldetruppe des Heeres. Teilweise waren die OpInfo-Kräfte Teil des Stabes des nun aufgelösten Fernmeldekommandos 900 /Führungsunterstützungsbrigade 900 in Rheinbach (nämlich der 1991 aufgestellte Spezialstab ATV FmTr OpInfo). Es gab jedoch zeitweise auch eigene OpInfo-Bataillone (FmBtl 950 OpInfo / OpInfoBtl 950, damals in Andernach/Neuwied und Mayen). Derzeit ist die Operative Information als Truppengattung der Streitkräftebasis zugeteilt.

Wichtigste Unterscheidung im Selbstverständnis der Operativen Information der Bundeswehr zum Prinzip der psychologischen Kriegführung ist die Tatsache, dass die OpInfo, will sie langfristig funktionieren, nur nachprüfbare Informationen verbreiten soll. Ansonsten, so die offizielle Doktrin der Bundeswehr, würde sie, und mit ihr auch die gesamten Streitkräfte im Einsatzland, ihre Glaubwürdigkeit verlieren.

Die OpInfo-Truppe besteht heute aus dem Zentrum Operative Information (ZOpInfo) in Mayen sowie dem unterstellten Bataillon für Operative Information 950 (OpInfoBtl 950) in Koblenz. Auch das Betreuungsradio der Bundeswehr (Radio Andernach) gehört zur OpInfo-Truppe, auch wenn Radio Andernach keine PSYOPS-Tätigkeiten wahrnimmt. Das Hörfunkprogramm von Radio Andernach richtet sich ausschließlich an die deutschen Soldaten im jeweiligen Auslandseinsatz und hat nichts mit dem OpInfo-Radio, dem sogenannten Zielgruppenradio, zu tun. Besonders die Sendung „Meet and Greet“ erfreut sich bei den deutschen Soldaten großer Beliebtheit. In dieser Sendung werden Grüße und Wünsche aus der Heimat in den Einsatz übertragen. Die Sendung wird am Vormittag live ausgestrahlt und am Abend wiederholt. Die Grüße der Angehörigen, Freunde und Bekannten können per Telefon, Internet oder Postkarte übermittelt werden. Das entsprechende Sendeteam bereitet die oftmals große Flut an Grüßen auf und stellt eine Sendung zusammen.

Das Zielgruppenradio strahlt dagegen Programme in der jeweiligen Landessprache (z. B. im Rahmen des ISAF- Einsatzes in Afghanistan in Dari und Paschtu) aus. Ein deutscher Redakteur leitet direkt im Einsatzland afghanische Redakteure an. Die Produktion des Radios wird durch afghanische Redakteure sichergestellt. Somit können lokale, sprachliche und kulturelle Besonderheiten sehr gut berücksichtigt werden. Sie produzieren diverse Sendungen zu verschiedenen aktuellen Themen.

Des weiteren verfügt OpInfo über eigene Fernseh-Produktions- und Redaktionseinheiten. Die Beiträge werden fast alle im Einsatzland produziert und über die lokalen Sender im Einsatzland abgestrahlt. Vor Ort werden neben einem deutschen TV Redakteur ebenfalls afghanische Redakteure eingesetzt, die sowohl für die Anmoderation, als auch für die Vertonung der Beiträge zuständig sind.

Alle von OpInfo eingesetzten Redakteure werden entsprechend ausgebildet und verfügen über hohe Kompetenzen im jeweiligen Medienbereich.

Eine weitere Einheit, die die OpInfo bereitstellt, sind die Einsatz-Kamera-Trupps (EKT). Die EKT fliegen auf Wunsch des Bundesministeriums der Verteidigung in die jeweiligen Einsatzländer und übertragen von dort live (mittels eigener SNG) nach Deutschland. Sie sollen eine bessere Lagebeurteilung und Einsatzdokumentierung ermöglichen. Im Standort Mayen verfügt OpInfo über ein branchenübliches voll ausgerüstetes und einsatzbereites Fernsehstudio (Sende und Aufzeichnungsformate: DVCPRO 50 und DigiBeta). Auch im Internet ist OpInfo tätig.

Zielgruppen

Zielgruppen werden bei internationalen Einsätzen auf NATO-Ebene abgestimmt und durch das NAC sowie die nationalen Autoritäten freigegeben. Änderungen daran bedürfen der erneuten internationalen Abstimmung. In den aktuellen Auslandseinsätzen der Bundeswehr wirkt die Operative Information auf die Menschen in den Einsatzgebieten ein, mit dem Ziel, durch Information den Abbau der Spannungen und Feindseligkeiten zu fördern, sowie ein für Friedensschlüsse günstiges Klima herzustellen. Für den Auslandseinsatz gilt: Die Zielgruppe(n) wird in der jeweiligen Einsatzbefehlsgebung durch ACO (Allied Command For Operations, vormals SHAPE) veröffentlicht und für alle multinational eingesetzten Einheiten damit verbindlich.

Für den Verteidigungsfall in Deutschland gilt: Die Zielgruppe der OpInfo wird direkt durch den Deutschen Bundestag festgelegt.

Verboten ist den deutschen Truppen grundsätzlich:

  • im Inland die Beeinflussung der eigenen Soldaten, der deutschen Bevölkerung und die von verbündeten Streitkräften und der Medien
  • im Auslandseinsatz zusätzlich die Beeinflussung sämtlicher verbündeter Streitkräfte und der internationalen Medien.

Methoden

Zu den „traditionellen“ Methoden der Operativen Information gehören:

  • Verteilen von Flugblättern und Informationsschriften, auch hinter feindlichen Linien durch Abwurf aus Flugzeugen, durch Ballone, sowie „Flugblattwerfer”; oftmals sind Flugblätter auch im Stil der jeweiligen Landeswährung gefertigt und auf den ersten Blick kaum von einem auf der Straße liegenden Geldschein zu unterscheiden
  • Einsatz von Radio- sowie Fernsehsendungen und -spots
  • Lautsprecherbeschallung
  • Gesprächsführungen (Face-to-Face Communications)
  • Einsatz von Magazinen und Tageszeitungen, die in der jeweiligen Landessprache gedruckt und verteilt werden, z. B. Stimme der Freiheit/Sada-e-Azadi in Afghanistan (ISAF, zweisprachig, Erscheingungsweise: zweiwöchentlich), die Erwachsenenzeitschrift „Dritarja“ und die monatliche Jugendzeitschrift For you im Kosovo
  • Veranstaltungen (Konzerte, Sponsoring von Veranstaltungen etc.)
  • Verteilung von Spielzeug, Radios, Wasser etc.
  • Erstellung von Internetseiten und -auftritten

Beispiele

  • Während des Kalten Kriegs wurde in der Bundesrepublik von Franz Josef Strauß das Referat für Psychologische Kampfführung der Bundeswehr eingerichtet. Die offizielle Aufgabe bestand darin, auf Zeitschriften der DDR zu reagieren, die vor Bundeswehrkasernen verteilt wurden.
  • Ein aktuelles Beispiel (2006), bei dem die OpInfo-Truppe im Rahmen der NATO Operation ISAF beteiligt ist, findet sich auf der Webpage Sada-E-Azadi[3].
  • In Bosnien-Herzegowina (BiH) wurde seitens OpInfo eine Jugendzeitschrift namens MIRKO in mehreren Versionen erstellt und verteilt; die serbokroatische Version gab es in lateinischer wie in kyrillischer Schrift; zusätzlich kamen auch englische oder deutsche Versionen zum Einsatz, vornehmlich im Schulunterricht.
  • Im Kosovo wurde zunächst eine Zeitschrift namens Ditet e Shprese entwickelt, die allerdings von einem Nachfolgeprodukt Dritarja (16 S.) abgelöst wurde. Der an die albanische Zielgruppe gerichtete Dritarja entspricht dem Prozor für den serbokroatischen Teil der Bevölkerung. Ähnlich der Jugendzeitung MIRKO in BiH wird im Kosovo das Magazin FOR YOU (20 S.) publiziert. Die Zeitschriften werden wie bei OpInfo-Produkten üblich unentgeltlich verteilt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. PSYOPS
  2. Die Geschichte der OpInfo Truppe
  3. www.sada-e-azadi.net

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