Operationszone Adriatisches Küstenland

Operationszone Adriatisches Küstenland
Zona d'operazioni del Litorale adriatico
Operationszone Adriatisches Küstenland
Litorale Adriatico.svg
Lage in Italien
Status Operationszone des Deutschen Reiches (de facto), bzw. der Italienischen Sozialrepublik (de jure)
Amtssprachen Italienisch, Deutsch
Hauptstadt Triest
Einrichtung 10. September 1943
Oberster Kommissar Friedrich Rainer
Ende Mai 1945
Währung Lira

Die Operationszone Adriatisches Küstenland wurde zusammen mit der Operationszone Alpenvorland am 10. September 1943 aus italienischen Gebieten gebildet, die in Nordostitalien von der Wehrmacht nach dem Waffenstillstand der Regierung Badoglio am 8. September 1943 im Fall Achse besetzt und einer deutschen Militärverwaltung unterstellt worden waren. Sie bestand aus den Provinzen Udine, Gorizia (Görz), Triest, Pula (Pola), Rijeka (Fiume) sowie einigen der bislang italienisch verwalteten Gebieten Jugoslawiens, den Provinzen Laibach, Susak und Bakar. Als „Oberster Kommissar“ wurde am 1. Oktober der Reichsstatthalter von Kärnten und Chef der Zivilverwaltung der besetzten Gebiete Kärntens und der Krain, Friedrich Rainer, eingesetzt. Er erhielt den Auftrag, die Operationszone zu „entitalienisieren“. Die Bezeichnung von Orten, Straßen und Institutionen wurde eingedeutscht, italienische Schulen und Banken geschlossen. Diese Maßnahmen, die auch in der Operationszone Alpenvorland durchgeführt wurden, wurden von der Regierung von Salò als offenkundiges Eingeständnis der Absicht einer Annexion dieser Gebiete durch Deutschland betrachtet.

Militärbefehlshaber der Operationszone war seit dem 10. Oktober 1943 der General der Gebirgstruppe Ludwig Kübler. Wegen zahlreicher italienischer, slowenischer und kroatischer Partisanen wurden starke militärische Kräfte stationiert und das Gebiet schließlich im Dezember 1943 zum „Bandenkampfgebiet“ erklärt.

Die Provinz Laibach erhielt am 20. September eine slowenische Provinzverwaltung mit General Leon Rupnik an der Spitze. Berater des Präsidenten wurde der HSSPF „Alpenland“ Erwin Rösener. Die Provinzialverwaltung stellte eine eigene reguläre und eine politische Polizei auf, die mit der Gestapo in Ljubljana zusammenarbeitete. Seit dem italienischen Waffenstillstand wurde Südslowenien von einer starken Partisanenbewegung beherrscht. Zur Bekämpfung der Partisanen hatte sich bereits im September 1943 die Slowenische Heimwehrlegion (Domobranska legija) gebildet. Sie hatte eine Stärke von bis zu 13.000 Mann und war der deutschen SS unterstellt. Die Führung der Domobranci war antikommunistisch gesinnt. In Oberkrain wurde der Oberkrainer Selbstschutzbund gegründet, der den Bezirksstellen der Gestapo direkt unterstellt wurde. Im slowenischen Teil Julisch Venetiens entstand das Slowenische Nationale Schutzkorps, das dem HSSPF in Triest, Odilo Globocnik, unterstellt war. Seit Herbst 1944 kamen weitere bewaffnete Einheiten aus anderen Teilen Jugoslawiens auf der Flucht vor der Roten Armee nach Julisch Venetien, darunter Tschetniks aus Dalmatien, Lika und Bosnien. Diese Truppen dienten alle als Besatzungstruppen.

Über das Schicksal dieser Truppeneinheiten, die mit den deutschen Besatzern kollaborierten, ist wenig bekannt. Etwa 10.500 von ihren Angehörigen wichen gegen Ende der Krieges nach Kärnten zurück und wurden von der britischen Armee den jugoslawischen Behörden ausgeliefert. Rund 7.000 sollen von der jugoslawischen Geheimpolizei OZNA hingerichtet worden sein, andere wurden zu Haftstrafen verurteilt und nach der Amnestie im August 1945 entlassen.

Siehe auch

Literatur

  • Roland Kaltenegger: Operationszone "adriatisches Küstenland" - Der Kampf um Triest, Istrien und Fiume 1944/45. Leopold Stocker Verlag, Graz/ Stuttgart 1993, ISBN 3-7020-0665-6.
  • Karl Stuhlpfarrer: Die Operationszonen "Alpenvorland" und "Adriatisches Küstenland" 1943-1945. Verlag Hollinek, Wien 1969. (= Publikationen des Österreichischen Instituts für Zeitgeschichte und des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien, Bd.7)
  • Michael Wedekind: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien. 1943 bis 1945. Publikation des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, München 2002, ISBN 3-486-56650-4. (Militärgeschichtliche Studien Band 38)
  • Wilhelm Baum: Die Verbrechen der Nationalsozialisten im besetzten Oberkrain und in der Operationszone "Adriatisches Küstenland" (Triest). In: Das Buch der Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus in Kärnten. Kitab-Verlag, Klagenfurt 2010, ISBN 978-3-902585-53-0, S. 232-252.

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