Oppidum Finsterlohr

Oppidum Finsterlohr

Das Oppidum Burgstall bei Finsterlohr, oft auch Oppidum Finsterlohr genannt, liegt in der Stadt Creglingen (Main-Tauber-Kreis, Baden-Württemberg) und stammt aus der späten Eisenzeit (La-Tène-Zeit). Archäologische Untersuchungen haben bisher nur in sehr beschränkten Umfang stattgefunden. Seit 2007 wird die Anlage jedoch wieder untersucht.[1]

Inhaltsverzeichnis

Topographie

Das Areal des Burgstall wird an zwei Seiten vom Taubertal und im Südosten von einem Bachtal begrenzt. Die westliche Seite ist nur teilweise durch ein Tälchen von der Hochfläche abgetrennt. Hier ist der Hauptwall, der sich um die ganze Anlage herumzieht, um einen weiteren, sogenannten Vorwall ergänzt. Innerhalb der 123,5 ha großen Befestigungsanlage liegt der gleichnamige Weiler Burgstall.

Befestigung

Ehemalige Teilrekonstruktion der Pfostenschlitzmauer des Oppidums Finsterlohr.

1929 stellte Kurt Bittel bei Grabungen im Nordwesten des Oppidums die Reste eines Zangentores fest. Der Tordurchgang bestand demnach aus zwei je 3,5 m breiten Torflügeln sowie einem begehbaren Übergang. Auf einer Schautafel ist das Tor anhand einer Rekonstruktionszeichnung für das Oppidum von Manching illustriert.

Im Zuge eines Straßenbaus wurde im Jahr 1973 ein Teil des Hauptwalls sowie des Vorwalls untersucht. Dabei zeigte sich am Hauptwall eine aus drei Perioden bestehende Baugeschichte. Da die Konstruktion der ersten Mauerphase nur eine begrenzte Lebensdauer besaß, wurde sie in der Periode II mit einer „Variante des echten murus gallicus“ (Zürn 1977, S. 239) ersetzt, jedoch ohne die typische Steinverblendung. Die letzte Phase des Hauptwalls bestand aus einer Pfostenschlitzmauer, welche seit 2008 auf zwölf Metern Länge in voller Höhe rekonstruiert und in den archäologischen Lehrpfad eingegliedert ist. Der Vorwall weist hingegen nur eine Bauphase auf.

Bei archäologischen Untersuchungen in den Jahren 2007 und 2008 konnte im Osten des Hauptwalles die Existenz eines weiteren Tores mit ebenfalls mehreren Bauphasen bestätigt werden.

Nutzung

Trotz großflächiger landwirtschaftlicher Nutzung und der Bodenabtragung während des oben genannten Straßenbaus konnten kaum Funde gemacht werden, die auf eine Besiedlung hinweisen könnten. Zürn betont hierbei den stellenweise bereits nach 30 cm anstehenden Fels. Angesichts des relativ häufigen Auftauchens von Regenbogenschüsselchen und keltischen Siedlungsbefunden im Umkreis des Oppidums könnte es sich bei dieser Anlage um eine reine Verteidigungsanlage für Notzeiten gehandelt haben. Diese Interpretation stünde allerdings im Gegensatz zur derzeiten Benennung als Oppidum aufgrund dessen Definition als stadtartig angelegte Siedlung.

Literatur

  • M. Thoma: Das Osttor der spätkeltischen Befestigung Burgstall bei Creglingen-Finsterlohr, Main-Tauber-Kreis. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2007, S. 105-110.
  • M. Thoma: Eine neue Toranlage am Oppidum Burgstall bei Creglingen-Finsterlohr, Main-Tauber-Kreis. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2007, S. 101–105.
  • K. Bittel: Grabungen am Burgstall von Finsterlohr. In: Germania 14, 1930, S. 30–38.
  • K. Bittel: Das keltische Oppidum bei Finsterlohr. In: Württembergisch Franken 24/25, 1950, S. 69–86.
  • H. Zürn: Grabungen im Oppidum von Finsterlohr. In: Fundberichte aus Baden-Württemberg 3, 1977, S. 231–264.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fränkische Nachrichten: Keine Siedlungsspuren gefunden

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