Askaris

Askaris
Askari-Trompeter der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika
Askari-Boy im Elefantenfuß (1906)

Als Askari (arab. für „Soldat“, auch in Sprachen wie Swahili, Türkisch, Persisch und Somali als Lehnwort vorkommend, Plural im Deutschen Askaris[1], eigentlich aber Asakir bzw. Asaker) wurden vor allem in Afrika einheimische Soldaten oder Polizisten in den Kolonialtruppen der europäischen Mächte bezeichnet. Die Bezeichnung wurde in den Kolonialtruppen von Italien, Großbritannien, Portugal, Deutschland und Belgien gebraucht. Askaris spielten sowohl bei der Eroberung von Kolonien als auch danach bei der Aufrechterhaltung der Kolonialherrschaft eine wichtige Rolle. In beiden Weltkriegen kämpften sie auch außerhalb ihrer Herkunftsgebiete.

Askaris in der deutschen Schutztruppe

Im deutschen Sprachraum sind Askaris zuerst durch die Orient-Romane Karl Mays, dann durch die Askaris der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika bekannt geworden. Sie bildeten den Großteil der deutschen Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika und trugen im Ersten Weltkrieg die Hauptlast des Kampfes gegen die britischen Truppen.

Die ersten Askaris in deutschen Diensten in Ostafrika waren durch Hermann von Wissmann in Ägypten angeworbene Söldner aus dem Sudan und Zulus aus dem portugiesischen Mosambik, mit denen der ostafrikanische Küstenstreifen 1889 gegen den Widerstand der Küstenbevölkerung unter Abuschiri erobert wurde. Sie wurden aus der sogenannten „Wissmann-Truppe“ in die Schutztruppe übernommen. Ein Teil der brutalen Kriegsführung im Maji-Maji-Krieg von 1905 wird oft auf sie zurückgeführt, wobei sie die Befehle der Taktik verbrannter Erde ihrer deutschen Offiziere ausführten.

Askari in Deutsch-Ostafrika, 1914
Badende Askaris in Deutsch-Ostafrika, Datum unbekannt

Um die Askari bildete sich ein teilweise etwas übertriebener Mythos der deutschen Kolonialgeschichte, der die in den deutschen Kolonien herrschenden humanen Verhältnisse aufzeigen sollte und die geschichtsrevisionistischen Bestrebungen der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg stützte. Tatsächlich hatten die Askaris den deutschen Kolonialherren in freiwilliger Loyalität gedient und nach dem Ende der deutschen Herrschaft sich nach dieser zurückgesehnt; beim Abschied 1918 sollen Tränen geflossen sein. Entgolten wurde ihre Treue mit vergleichsweise hohem Sold und dem Anrecht auf lebenslange Rente. Ein Teil der Askari kam zu Beginn nicht aus Ost-Afrika, sondern aus dem englischbesetzten Sudan. Diese waren entweder Söldner oder Feinde der Engländer. Die Masse der insgesamt etwa 40.000 Mann, die im ersten Weltkrieg die von allen Seiten wiederholt vorgetragenen Angriffe alliierter Truppen abwehrten, waren allerdings Landeskinder.

Zusammen mit dem kleinen Kontingent deutscher Soldaten unternahmen sie auch Angriffe auf gegnerische Gebiete. Deutsche und Askaris konnten auf die Unterstützung der einheimischen Bevölkerung bauen, die keineswegs unter alliierte Herrschaft kommen wollte. Der Krieg wurde als eine Mischung aus Stellungs-, Bewegungs- und Partisanenkrieg (= Guerillakrieg) geführt und verband deutsche Militärtaktik mit einheimischer Kenntnis der Verhältnisse und Beweglichkeit zu einer schlagkräftigen Kampfführung.

Die Treue der Askari gegenüber der Schutztruppe im Ersten Weltkrieg führte man lange Zeit auch auf das Charisma des militärischen Oberhauptes Paul von Lettow-Vorbeck zurück. Geschichten über die „Askari-Treue“ wurden von Kolonialismusbefürwortern der 1920er Jahre propagandistisch ausgenutzt und überhöht.

In Anlehnung daran wählte man das Wort Askari auch als Titel für die Nachrichten aus der kolonialen Jugendbewegung. Dieses meist nur vierseitige Blatt lag den Ausgaben des Jambo (Unterhaltungs- und Belehrungshefte über Kolonien und Übersee) der Jahrgänge 1924 und 1925 bei.

1938 wurde in der Hamburger Lettow-Vorbeck-Kaserne ein Deutsch-Ostafrika-Ehrenmal errichtet, mit dem der Askaris gedacht wird.

Die Pensionen der Askari wurden von der Bundesrepublik Deutschland vom Anfang der 1960er Jahre bis zum Tode der letzten Askaris Ende der 1990er Jahre weiterhin ausgezahlt.

Als Askari bezeichnete man auch die afrikanischen Soldaten in Diensten des italienischen Heeres in Italienisch-Ostafrika.

Einzelnachweise

  1. canoo.net

Weblinks


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