Orjoler Operation

Orjoler Operation

Die Orjoler Operation (russisch Орловская операция, auch als Operation Kutusow bekannt) war eine Offensive der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg, die als Teil der Schlacht am Kursker Bogen angesehen wird. Die Offensive begann am 12. Juli 1943 und endete am 18. August 1943.[1] Im Rahmen der Offensive konnte zum ersten Mal das Konzept der „Operation in der Tiefe“ erfolgreich umgesetzt werden.[2] Durch Angriffe in divergierende Richtungen konnte dabei eine Zersplitterung der deutschen Verteidigungsmaßnahmen erreicht werden, die letztlich den Rückzug der deutschen Truppen aus dem Raum Orjol zur Folge hatte.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die sowjetisch-deutsche Front war Ende März 1943 zum stehen gekommen, nachdem im vorangegangenen Winter großangelegte Gegenoffensiven der Roten Armee die Verbände der Wehrmacht weit zurückgedrängt hatten. Nach der Niederlage in der Schlacht um Stalingrad war zeitweise der gesamte deutsche Südflügel in Gefahr geraten, abgeschnitten und überrannt zu werden bevor ein Abwehrerfolg in der Schlacht bei Charkow die deutschen Linien stabilisierte. Absichten diesen Erfolg zu weiteren Gegenangriffen auszunutzen, scheiterte am katastrophalen Zustand der deutschen Divisionen. Da jedoch auch die sowjetischen Truppen große Verluste erlitten hatten, beschränkten sich ab Ende März 1943 beide Seiten auf die strategische Defensive und bereiteten sich auf die Fortsetzung der Operationen nach Ende der Schlamm-Periode vor.

Sowjetische Planungen

Die Planung für die Orjoler Operation begann Ende April 1943 als Teil der Planungen für die Verteidigung von Kursk. Der ursprüngliche Plan sah den Angriff in drei Richtungen vor. Die 11. Gardearmee der Westfront sollte dabei von Norden her angreifen, zwei Angriffsgruppen der Brjansker Front, die 6. und die 3. Armee zusammen mit der 63. Armee von Osten, und die 13. zusammen mit der 70. Armee der Zentralfront von Süden. Die Offensive sollte beginnen, wenn der deutsche Angriff im Süden des Kursker Bogens gestoppt worden war.[3] Die Angriffsvorbereitungen blieben der deutschen Aufklärung weitestgehend verborgen.[4]

Truppenstärke

Drei sowjetische Fronten, die Brjansker Front unter dem Befehl von Markian Popow, die Zentralfront unter Konstantin Rokossowski und der linke Flügel der Westfront unter Wassili Sokolowski, mit einer Gesamtstärke von 1,286,049 Soldaten (davon 927.494 in den kämpfenden Truppen) , 26.379 Geschützen, 2.409 Panzern und 3.023 Flugzeugen[5][6] standen zwei Armeen der deutschen Heeresgruppe Mitte, der 2. Panzerarmee und der 9. Armee gegenüber. Die deutschen Verbände hatten laut Frieser zu Beginn des Unternehmens Zitadelle 495.000 Mann. Zu Beginn der Operation Kutuzov schätz er die Stärke der Fronttruppen auf 307.000.Die beiden Armeen hatten außerdem 5.500 Geschütze inklusive PaK und FlaK sowie 625 Panzer und Sturmgeschütze und 610 einsatzbereite Flugzeuge.[7]

Verlauf

Noch während des Angriffes der 9. deutschen Armee startete die Westfront unter Wassili Danilowitsch Sokolowski ihren Angriff gegen die 2. deutsche Panzerarmee. Nach dreistündigem vorbereitenden Artilleriebeschuss gelangen relativ schnell einige taktische Einbrüche in die schwachen vorderen deutschen Stellungen. Das hier aber unerwartet tiefgestaffelte Verteidigungssystem der Deutschen ließ die weiteren sowjetischen Angriffe unter schweren Verlusten stecken bleiben. Die deutsche Führung reagierte auf diesen großangelegten Gegenangriff mit der Verlegung einiger Divisionen aus dem Bereich der 9. Armee. Dies hatte zur Folge, dass die auch so schon langsam vorankommenden deutschen Verbände noch mehr an Kraft verloren.

Da sich die deutschen Armeen nicht in der Lage sahen, die überlegenen sowjetischen Verbände zu stoppen, zogen sie sich stetig in die Tiefe zurück. Seit Anfang August setzen sich alle Wehrmachtsverbände in Richtung der Hagenstellung ab. Die Hagenstellung war eine ausgebaute Stellung im Hinterland, sie verlief in Nord-Süd-Richtung und stellte für die Wehrmacht eine günstig zu verteidigende Linie dar. Außerdem konnten durch diese Frontverkürzung mehrere Divisionen frei gemacht werden, welche entweder direkt zu kritischen Frontabschnitten gebracht werden konnten oder als Reserven benutzt wurden.

Verluste und Folgen

Die Rote Armee stieß auf der 400 Kilometer breiten Front bis zu 150 Kilometer nach Westen vor, zerschlug 14 deutsche Divisionen (nach sowjetischen Angaben 90.000 Tote) und verlor 430.000 Soldaten (113.000 Tote), 2.500 Panzer, 900 Geschütze und 1.000 Flugzeuge [8]. Von den auf deutscher Seite eingesetzten 90 Jagdpanzern vom Typ „Ferdinand“ gingen 39 verloren.[9]

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orjoler Operation beim Russischen Verteidigungsministerium (russisch)
  2. David M. Glantz, The Military Strategy of the Soviet Union, Routledge 1992, S. 143.
  3. David M. Glantz, Soviet Military Deception in the Second World War. Routledge, 1989, S. 160.
  4. David M. Glantz, Soviet Military Deception in the Second World War. Routledge, 1989, S. 161.
  5. Frieser S. 175
  6. Orjoler Operation in Hrono (russisch)
  7. Frieser S. 175-177
  8. Schlacht am Kursker Bogen in Soldaty 20 weka Abschnitt "Orjoler Operation" (russisch)
  9. Walter Scott Dunn, Soviet Blitzkrieg. The Battle for White Russia, 1944. Lynne Rienner Publishers 2000, S. 75.

Literatur

  • Frieser, Karl-Heinz. Klaus Schmider und Klaus Schönherr: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 8: Die Ostfront 1943/44 - Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. Hsrg vom Militärgeschichtliches Forschungsamt der Bundeswehr. DVA 2007, ISBN 978-3-421-06235-2.

Weblinks


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