Orthodoxe Kirchenbauten

Orthodoxe Kirchenbauten
Sveti Jovan Kaneo in Ohrid (Mazedonien), 13. Jh.
Orthodoxe oder unierte Dorfkirche in Kwiatoń (Polen)
Pantánassa-Kloster (Mistra, GR) 15. Jh.

Orthodoxe Kirchenbauten unterscheiden sich zumeist äußerlich, vor allem aber in der Gestaltung und Ausstattung des Innenraumes von römisch-katholischen und protestantischen Kirchengebäuden. Kirchengebäude katholisch-unierter Gemeinschaften folgen größtenteils dem Schema der orthodoxen, da sie trotz Unterstellung unter den Papst orthodoxe Riten pflegen.

Inhaltsverzeichnis

Bauformen

Äußerlich fällt die Bevorzugung von Kuppeln auf, die im westlichen Kirchenbau eher selten vorkommen.

Grundformen

In Griechenland, den slawischen Balkanländern und russischen Landen ist die Kreuzkuppelkirche Standardschema. Ein großer Teil der orthodoxen Kirchenbauten ist nicht viel länger als breit, denn man bevorzugte, den Grundriss der höheren Teile der Gebäudes einem Griechischen Kreuz anzunähern. In Russland, Ukraine, Weißrussland und ruthenisch geprägten Gegenden Polens bestehen orthodoxe und unierte Kirchenbauten nicht selten aus eine Aneinanderreihung mehrerer Bauteile von jeweils annähernd quadratischem Grundriss. Die Bauform der Basilika kommt in der Orthodoxie nur als Kreuzbasilika mit zumeist sehr kurzen Kreuzarmen vor.

Landestypische Besonderheiten

Die zeitliche Entwicklung des orthodoxen Kirchenbaus zeichnet sich durch einen wesentlich geringeren Stilwandel aus als der des westkirchlichen (katholischen und protestantischen). Andererseits gab es starke regionale Unterschiede, zumal ein großer Teil der ostkirchlichen Gemeinschaften autokephal ist, also die orthodoxen Kirchen im Gegensatz zur katholischen kein gemeinsames Oberhaupt haben.

Die Hagia Sophia von Konstantinopel, heute Istanbul, ist zwar der größte orthodoxe Kirchenbau und älter als die meisten anderen, aber ihre Form des Kompromisses zwischen Basilika und Zentralbau, der zu einem ovalen Grundriss führte, fand kaum Nachahmung.

In Griechenland, der heutigen Türkei und auf dem Balkan sind die Kirchenkuppeln in der Regel einschalig, was sie äußerlich gedrungen erscheinen lässt. In russischen Landen baute und baut man dagegen vorzugsweise Zwiebeldächer über die Kuppeln. Die stilistische Besonderheit der Moskauer Basilius-Kathedrale und einiger ähnlich gestalteter kleinerer Kirchen aus derselben Zeit wird dahingehend gedeutet, dass hier die Architektur der Moschee der kurz vorher eroberten und zerstörten tatarischen Hauptstadt Kasan Pate gestanden hat.

In die ostkirchliche Architektur Polen-Litauens fanden auch barocke Elemente (Ukrainisches Barock) Aufnahme. Freskenbemalung der Außenwände und zu deren Schutz weit überstehende Dächer sind eine Spezialität der rumänischen Kirche (Moldauklöster im Gebiet des ehemaligen Fürstentums Moldau und die Holzkirchen in der Maramureș).

Klöster

Ein großer Anteil der kunsthistorisch bedeutenden orthodoxen Kirchen sind Klosterkirchen. Beispiele:

In orthodoxen Klöstern steht nicht selten mehr als nur eine Kirche; einen Kreuzgang haben sie dagegen fast nie.

Historische Bedingungen

Wie bei jeglichen religiösen Gebäuden verbreitet, ist die Größe ostkirchlicher Kirchenbauten nicht zuletzt davon beeinflusst, ob jeweilige Kirchengemeinschaft eng mit dem Staat verbunden war, oder unter islamischer oder katholischer Herrschaft nur geduldet. So wurden in Griechenland und den Balkanländern nach deren Loslösung vom Osmanischen Reich vielerorts Kirchen gebaut, die größer sind als die dort erhaltenen mittelalterlichen, so die Alexander-Newski-Kathedrale in Sofia.

Das Äußere konfessionell umgewidmeter Gotteshäuser, zum Beispiel in früher zu Polen-Litauen gehörigen Orten Weißrusslands und der Ukraine oder in der Oblast Kaliningrad, spiegelt wie überall die Konfession der ursprünglichen Bauherren wider.

Innenausstattung

Ikonostase der Kathedrale von Uglitsch (Russland)
Innenraum der St. Wladimir-Kirche, Kiew

Der Innenraum orthodoxer Kirchengebäude ist nach den Erfordernissen des ostkirchlichen Ritus, in Europa zumeist Byzantinischen Ritus gestaltet:

  • Der Altarraum (Allerheiligstes) ist vom Gemeinderaum optisch durch eine mit Bildern bedeckte Trennwand geschieden, der Ikonostase. Diese Trennung kann als Rückgriff auf vorchristliche griechische Tradition verstanden werden; der wichtigste Teil altgriechischer und altrömischer Tempel war die Cella, zu der nur Priester Zugang hatten. Im Mittelalter gab es auch in vielen westlichen Kirchen eine Trennung, die aber den Blick in der Regel nicht ganz verstellte, den Lettner. Für die orthodoxe Theologie steht das Verbergen des Allerheiligsten hinter der Ikonostase dafür, dass Gott ohne Vermittlung durch Christus unerreichbar sei. Die Bildinhalte der Ikonostase vermitteln nach dieser Lehre zwischen der Gemeinde und dem Allerheiligsten. Die Ikonostase ist so angelegt, dass trotz dieser Raumteilung die hinter der Trennwand gesprochene und gesungene Liturgie im Gemeinderaum verstanden werden kann.
  • Die Gestaltung der Bilder, Ikonen, untersteht traditionell strengen Regeln.
  • Orthodoxe Kirchen haben keine Orgeln, da die orthodoxe Christenheit die menschliche Stimme als einzig zulässiges Instrument betrachtet, um Gott Lobpreis darzubringen.
  • Orthodoxe Kirchen haben in der Regel keine Kirchenbänke, sondern nur für Alte und Schwache eine Sitzreihe an den Wänden. Der Großteil der Gemeinde steht deswegen während der Liturgie.

Auch über die Ikonostase hinaus sind nicht wenige orthodoxe Kirchen prächtig ausgemalt. Historisch ist dabei der Byzantinische Bilderstreit des frühen Mittelalters bemerkenswert, in dem sich die Ikonoklasten gegen den Bilderschmuck der Kirchen wandten, Jahrhunderte vor den Bilderstürmern zur Zeit der westkirchlichen Reformation. Auf dem Zweiten Konzil von Nicäa wurde dieser Streit beendet, indem unter Verweis auf die Fleischwerdung Christi die bildliche Darstellung Christi, der Engel und der Heiligen ausdrücklich gebilligt wurde. Dies gilt jedoch nur für zweidimensionale (Ab-) Bilder. In dieser Erinnerung an das biblische Bilderverbot sind Skulpturen in orthodoxen Kirchen nicht üblich und werden gemeinhin skeptisch gesehen. In Griechenland wie in Russland schmückte man die Innenwände und Gewölbe der Kirchen gerne mit Mosaiken. Während diese in der Frühzeit vorzugsweise aus einfachem Material waren (Glasmosaiken), geizte man später nicht mit Gold.

Bilder

Siehe auch

Weblinks


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