Osvaldo Hurtado

Osvaldo Hurtado

Osvaldo Hurtado Larrea (* 26. Juni 1939 in Chambo, Chimborazo) ist ein ecuadorianischer Politiker und Sozialwissenschaftler. Er ist der Gründer der Partei Democracia Popular und war für sie von 1979 bis 1981 Vizepräsident Ecuadors, nach dem Tod des Präsidenten Jaime Roldós übernahm er von 1981 bis 1984 die Präsidentschaft. Ebenfalls war er Präsident der Verfassunggebenden Versammlung Ecuadors 1997/98.

Hurtado wuchs in Riobamba auf, wo er 1957 auf einer von Jesuiten geführten Schule das Abitur machte. Anschließend studierte er zunächst Jura an der Katholischen Universität Ecuadors, wo er schließlich 1963 die Licenciatura in Sozialwissenschaften und 1966 den Doktorgrad in Rechtswissenschaft erlangte. Er hat Politische Soziologie an derselben Universität (1971–78) und an der University of New Mexico (im damaligen Campus Quito, 1973–78) unterrichtet. Ebenfalls hat er eine Reihe von universitären Kursen in Amerika und Europa gegeben und unterrichtete noch während seines Studiums an ecuadorianischen Schulen.

1964 war er Gründungsmitglied der neuen christdemokratischen Partei Partido Demócrata Cristiano (PDC), deren Vorsitzender er 1966 wurde. 1969 war er kurzzeitig Vizeminister im Arbeitsministerium während der fünften Präsidentschaft von José María Velasco Ibarra. 1972 erklärte er die Unterstützung des PDC für die Militärjunta um General Guillermo Rodríguez Lara, die Velasco Ibarra gestürzt hatte. Er wurde Assessor des Generalsrates, schied jedoch bereits nach einem Monat aus seinem Dienst aus.

Hurtado war seit 1977 als Vorsitzender des Legislativausschusses, der den Rahmen für die demokratischen Wahlen 1978 schuf, und als Mitglied des Obersten Wahlgerichts führend an der Vorbereitung der Redemokratisierung nach der Militärdiktatur beteiligt. Parteipolitisch schloss sich der PDC 1977 mit der von Julio César Trujillo geführten Partei Partido Conservador Progresista (einer Abspaltung des Partido Conservador Ecuatoriano) zur neuen Partei Democracia Popular zusammengeschlossen, die allerdings erst 1979 offiziell registriert wurde. Im Januar 1978 wurden Trujillo und er kurzfristig verhaftet und verbrachten einige Tage im Gefängnis. Die Democracia Popular trat in Koalition mit der Concentración de Fuerzas Populares, deren Kandidaten Jaime Roldós Hurtado im Legislativausschuss kennengelernt hatte, zu den Präsidentschaftswahlen 1978 an, bei denen Roldós und Hurtado in das Amt des Staatspräsidenten bzw. Vizepräsidenten gewählt wurden. Nach Roldós' Tod wurde er am 24. Mai 1981 zu dessen Nachfolger. Seine Präsidentschaft war von tiefer Krise in Wirtschaft und Staatsfinanzen und den Folgen des El Niño-Phänomens 1982 geprägt. Hurtado leitete Reformen ein, die jedoch nicht sofort Wirkung zeigten und angesichts polarisierender Äußerungen des Oppositionsführers León Febres-Cordero, der 1984 als Hurtados Nachfolger vereidigt wurde, nicht direkt fortgesetzt wurden, sondern durch einen marktliberaleren wirtschaftspolitischen Kurs ersetzt wurden.

Hurtado zog sich daraufhin aus dem direkten politischen Leben zurück und widmete sich stärker der Politikberatung, unter anderem im von ihm gegründeten und von der Konrad-Adenauer-Stiftung geförderten Institut Corporación de Estudios para el Desarrollo (CORDES), und der Arbeit in internationalen Verbänden christdemokratischer Parteien zu. 1997 war er Spitzenkandidat der Liste der Democracia Popular für die vom seiner Partei angehörenden Jamil Mahuad einberufenen Verfassunggebende Versammlung, zu deren Vorsitzenden er gewählt wurde. Nach dem Sturz Mahuads 2001 trat er bei den Präsidentschaftswahlen 2002 für seine neugegründete politische Bewegung Patria Solidaria an, erhielt aber nur 1% der Stimmen. Die Partei löste sich bald darauf wieder auf. Die Democracia Popular hatte seinen ehemaligen Vizepräsidenten León Roldós unterstützt, der als Unabhängiger 15,4% der Stimmen erhielt.

Hurtado ist seit 1968 verheiratet und hat fünf Kinder. Er ist Autor zahlreicher Bücher, unter denen El poder político en el Ecuador (1977) das bekannteste ist und als Standardwerk zur Politikwissenschaft in Ecuador gilt.

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Jaime Roldós Präsident von Ecuador
19811984
León Febres Cordero

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Osvaldo Hurtado — For the Chilean footballer, see Osvaldo Hurtado (footballer). Osvaldo Hurtado Larrea President of Ecuador In office May 24, 1981 – August 10, 1984 Vice President León Roldós Aguilera (July 2, 1981 August 10, 1984) Preceded by …   Wikipedia

  • Osvaldo Hurtado —  Pour l’article homonyme, voir Osvaldo Heriberto Hurtado.  Osvaldo Hurtado Larrea, né le 26 juin 1939 à Chambo (Chimborazo), a été président d Équateur du 24 mai 1981 au 10 août 1984. Il a constitué le parti Democracia Popular.… …   Wikipédia en Français

  • Osvaldo Hurtado Larrea — 31.er Presidente de la República del Ecuador 24 de mayo de 1981 – 10 de agosto de 1984 Vicepre …   Wikipedia Español

  • Osvaldo Hurtado Galeguilllo — Saltar a navegación, búsqueda Osvaldo Hurtado Nombre Osvaldo Heriberto Hurtado Galeguilllo Apodo Arica Nacimiento …   Wikipedia Español

  • Osvaldo Hurtado Larrea — (* 26. Juni 1939 in Chambo, Chimborazo) ist ein ecuadorianischer Politiker und Sozialwissenschaftler. Er ist der Gründer der Partei Democracia Popular und war für sie von 1979 bis 1981 Vizepräsident Ecuadors, nach dem Tod des Präsidenten Jaime… …   Deutsch Wikipedia

  • Osvaldo Hurtado Galeguillo — Osvaldo Hurtado Nombre Osvaldo Heriberto Hurtado Galleguillos Apodo Arica Nacimiento 2 de noviembre de 1957 (54 años) Arica …   Wikipedia Español

  • Osvaldo Hurtado (footballer) — Football player infobox playername = Osvaldo Hurtado fullname = Osvaldo Heriberto Hurtado Galeguilllo dateofbirth = birth date and age|1957|11|2 cityofbirth = Arica countryofbirth = Chile height = currentclub = clubnumber = position = Forward,… …   Wikipedia

  • Osvaldo Heriberto Hurtado Galeguillo — Osvaldo Hurtado Personal information Full name Osvaldo Heriberto Hurtado Galeguilllo Date of birth November 2, 1957 …   Wikipedia

  • Osvaldo — is a given name: Osvaldo Ardiles (born 1952), an Argentine football (soccer) player and coach Osvaldo Bagnoli, an Italian football (soccer) coach Osvaldo Brandão, a Brazilian football (soccer) coach Osvaldo Canobbio, a Uruguayan football (soccer) …   Wikipedia

  • Hurtado — ist der Familienname folgender Personen: Alberto Hurtado Cruchaga (1901–1951), chilenischer Heiliger, Jesuit Antonio Hurtado (1957), deutscher Atomphysiker Direktor des Instituts für Energietechnik TU Dresden Bartolomé Hurtado (1620–1698),… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”