Otaheite

Otaheite

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Tahiti
Lage von Tahiti im Pazifik
Lage von Tahiti im Pazifik
Gewässer Pazifischer Ozean
Inselgruppe Gesellschaftsinseln
Geographische Lage 17° 41′ S, 149° 27′ W-17.676666666667-149.454444444442241Koordinaten: 17° 41′ S, 149° 27′ W
Länge 61 km
Breite 29 km
Fläche 1042 km²dep1
Höchste Erhebung Mont Orohena
2.241 m
Einwohner 178,133
Hauptort Papeete

Tahiti, ältere Namen Otaheite, King George Island oder Sagittaria, ist eine Insel im Süd-Pazifik, die politisch zu Französisch-Polynesien gehört. Sie hat eine Fläche von 1.042 km² und etwa 178.000 Einwohner (Stand: August 2007)[1]. Hauptstadt und größte Stadt der Insel ist Papeete.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Tahiti zählt geografisch zu den Gesellschaftsinseln (französisch: Îles de la Société), genauer zu den Inseln über dem Winde (französisch: Îles du Vent). Sie ist die größte und bevölkerungsreichste Insel des Archipels. Tahiti ist eine Doppelinsel aus Tahiti Nui (Groß-Tahiti) und dem kleineren und dünner besiedelten Tahiti Iti (Klein-Tahiti), die durch den Isthmus von Taravao verbunden sind.

Das Landschaftsbild ist von steilen Gipfeln geprägt, deren höchster, der Orohena auf Tahiti Nui, 2.241 m emporragt. Die höchste Erhebung auf Tahiti Iti ist der Mt. Ronui mit 1.332 Metern. Fließgewässer haben tiefe Täler eingegraben, die von schroffen Felsgraten begrenzt werden. Das Inselinnere ist dicht mit tropischer Vegetation bewachsen und wird von unbefestigten Wegen und Fußpfaden nur stellenweise erschlossen. Die Siedlungen befinden sich in dem schmalen Küstenstreifen, der Norden und Westen von Tahiti ist am dichtesten besiedelt. Das Inselinnere ist unbewohnt.

Entgegen der verbreiteten Meinung ist Tahiti keineswegs von weißen Stränden umgeben. Die Insel hat nur verhältnismäßig wenige natürliche Strände, die überwiegend aus schwarzem, basaltischen Sand bestehen und hauptsächlich entlang der Westküste verteilt sind. Die gepflegten, weißen Hotelstrände sind in der Regel künstlich angelegt.

Geologie

Karte von Tahiti

Tahiti besteht aus zwei erloschenen Vulkanen, die aus einem Hot Spot unter der Pazifischen Platte entstanden sind. Die Insel bewegt sich mit der Pazifischen Platte mit ca. 12,5 cm pro Jahr in Richtung Nordwest. [2] Die beiden Vulkane haben die Inselteile Tahiti Nui und Tahiti Iti ausgebildet, sie zeigen aus der Luft die Form einer Acht. Tahiti ist ein Atoll, dessen relativ stabile Zentralinsel mit einer Geschwindigkeit von nur 0,25 mm pro Jahr versinkt.

Für die beiden Inselteile wurde ein Alter von 10.000 bis 70.000 Jahre ermittelt.[3] Die Riffbildung des geologisch recht jungen Atolls ist noch nicht fortgeschritten, das Saumriff um die Insel ist noch nicht vollständig geschlossen.

Klima

Das Klima ist tropisch-feucht. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 26 °C, wobei sich die einzelnen Monate nur unwesentlich unterscheiden. Im Jahresmittel fallen 1.737 mm Regen (zum Vergleich: Köln 797 mm). Die regenreichsten Monate sind Dezember und Januar mit mehr als 300 mm Regen. Die Regenfälle sind aber – wie in den Tropen üblich – heftig und nur von kurzer Dauer. Eher trocken sind die Monate August und September mit durchschnittlich weniger als 50 mm Regen.[4]

Flora und Fauna

Tahiti: Vegetation im Inselinnern
Traditionelles Haus auf Tahiti mit Garten

Die Vegetation Französisch Polynesiens ist von zwei Besonderheiten gekennzeichnet: einem hohen Anteil endemischer Pflanzen bei einer relativen Artenarmut. Die isolierte Lage der Inseln und die Tatsache, dass sie niemals mit einer kontinentalen Landmasse verbunden waren, erklärt die hohe Zahl endemischer Pflanzen. Im Südpazifik breiteten sich die Pflanzen von West nach Ost aus. Das führte dazu, dass die Biodiversität der Inseln nach Osten zu abnimmt. So weisen die im Westen gelegenen Inseln Neuguinea und Neukaledoniens gegenüber Tahiti eine weit höhere Anzahl von Arten auf. Deutlich artenärmer sind dagegen die Pitcairninseln und die Osterinsel im äußersten Osten des Pazifiks.

Inzwischen hat der Mensch die Flora auf dem dicht besiedelten Tahiti entscheidend verändert. Bereits die ersten polynesischen Siedler führten ursprünglich nicht auf der Insel heimische Nutzpflanzen ein, zum Beispiel den Taro. Um die terrassierten Felder für den Nassfeldanbau des Taro (ähnlich wie in Asien für den Reis) anzulegen, wurde die Landschaft bereits in protohistorischer Zeit großflächig umgestaltet.

Weitere Pflanzen brachten die Europäer nach Tahiti, die sich teilweise ausgewildert und zu einem Problem für die einheimische Flora entwickelt haben. Ein Beispiel ist die ursprünglich aus Südamerika stammende Guave. Die Pflanze wurde wegen ihrer wohlschmeckenden Früchte eingeführt und fand auf Tahiti beste Wachstumsbedingungen vor. Mittlerweile überwuchern Guavenbüsche großflächig auch unzugängliche Inselbereiche und bedrohen so indigene Pflanzengemeinschaften.

Traditionell kultivierten die Polynesier zahlreiche Blütenpflanzen für die Ausgestaltung ihrer Feste und religiösen Zeremonien, darunter den Hibiskus, die Tiare (Gardenia tahitensis), Bougainvillea und den duftenden Jasmin, die man auch heute noch in jedem Hausgarten finden kann.

Tropische Früchte werden überwiegend für den eigenen Bedarf angebaut, die Mitte des 19. Jahrhunderts von den Franzosen eingeführte Vanille wird hingegen exportiert und ist wegen ihrer hervorragenden Qualität sehr begehrt.

Die gebirgigen Teile Tahitis sind mit einem üppig wachsenden, größtenteils noch naturbelassenen Bergregenwald bedeckt. In den ständig feuchten und schattigen Tälern wachsen Farne, darunter zahlreiche endemische Arten. Die Farne haben einen Anteil von rund 30 % an den in Polynesien wachsenden Pflanzen.

Die größeren Tiere Polynesiens wurden alle vom Menschen eingeführt. Bereits die ersten Siedler brachten Hunde, Schweine, Hühner und die Pazifische Ratte als Nahrungstiere mit, die Europäer führten Ziegen, Kühe, Schafe und Pferde ein.

Indigene Landtiere sind lediglich Insekten, Krebse, Schnecken und Eidechsen. Für den Menschen gefährliche Tiere gibt es auf Tahiti nicht, insbesondere keine Schlangen. Unangenehm sind Sandflöhe am Strand, eine giftige Hundertfüßerart aus der Familie der Scolopender und die im Landesinnern überall präsenten Stechmücken.

Die Meeresfauna des Korallenriffes ist sehr artenreich. Neben Hunderten verschiedenartiger Korallenfische kann der Taucher und Schnorchler zahlreiche Mollusken, Kraken, Stachelhäuter und Krebstiere des tropischen Meeres beobachten. Hinter dem Riff gibt es Haie, Rochen, Schwertfische, Meeresschildkröten und, besonders von August bis November, gelegentlich auch Wale.

Geschichte

Vorgeschichte

Kultplattform (marae) im Arahurahu-Tal

Tahiti wurde – wie die anderen Gesellschaftsinseln auch – etwa um 200 v. Chr. von Tonga und Samoa aus besiedelt.[5] Spuren der ersten Siedler sind kaum vorhanden. Da natürliche Höhlen und Felsüberhänge, anders als zum Beispiel auf den Marquesas, auf Tahiti weitgehend fehlen, vermutete der amerikanische Anthropologe Kenneth P. Emory, dass die ersten Einwohner wahrscheinlich in strandnahen Kleinsiedlungen der Küstenebene lebten.[6] Von der Geografie der Insel mit ihren abgeschlossenen, sich zum Meer hin öffnenden Tälern begünstigt, bildeten sich mit zunehmendem Bevölkerungswachstum alsbald unabhängige Stammesfürstentümer heraus, die sich wiederum in einzelne Clans aufspalteten. Die Stammesgesellschaft war streng hierarchisch gegliedert und in mehrere soziale Ebenen geschichtet.

Im Wesentlichen gab es drei Kasten:

  • der Adel, polynesisch ari´i oder ariki, an der Spitze der Gesellschaft. Sie stellten die großen Landbesitzer. Ganz oben standen die ariki rahi (deutsch: die großen Ariki), die Souveräne, die sich aus den alten Adelsfamilien rekrutierten. Auf Tahiti gab es deren acht, die jeweils einem Stamm vorstanden. Diese Familien stellten auch die höchsten Priester, in der Regel nachgeborene Söhne.
  • die Freien, polynesisch raatira, das waren im Wesentlichen die Kleingrundbesitzer, Handwerker, Bootsbauer, Tätowierer und Künstler. Im Kriege waren sie die engsten Gefolgsleute der Ariki. Die Grenzen zwischen den Raatira und den untersten Stufen des Kleinadels waren fließend.
  • die Hörigen, polynesisch manahune, die die Felder in Abhängigkeit von den Grundherren bestellten. Die Produkte mussten sie größtenteils abführen.

Das Herrschaftssystem Tahitis bezog sowohl Merkmale der mittelalterlich-europäischen Feudalgesellschaft als auch der Kastengesellschaft hinduistischer Prägung ein.[7] Religiöse und weltliche Macht waren eng verzahnt, teilweise in denselben Personen vereint.

Eine besondere Rolle innerhalb der polynesischen Gesellschaft Tahitis nahm der Geheimbund der Arioi ein, der sowohl von religiöser, als auch von machtpolitischer Bedeutung war, letzteres durch Repräsentation und Prachtentfaltung zum Ruhm der Herrscherhäuser.

→ Hauptartikel: Arioi

Zur Zeit der Kulturblüte, d. h. vor der europäischen Entdeckung, hatte Tahiti vermutlich 35.000 Einwohner.[8] Zur Ernährung der Bevölkerung war ein ausgeklügeltes System der Landnutzung angelegt worden, dessen kunstvoll be- und entwässerte Anbauterrassen für Taro stellenweise heute noch archäologisch nachweisbar sind. Weitere bedeutende Kulturpflanzen waren die Brotfrucht, die Kokospalme und die Tahitikastanie (Inocarpus fagifer aus der Familie der Fabaceae).

Im Gegensatz zur seiner heutigen Bedeutung war Tahiti vor der europäischen Okkupation nicht das politische und religiöse Zentrum der Gesellschaftsinseln. Diese Rolle fiel Raiatea zu, der mythischen Geburtsstätte des Kriegsgottes Oro, wo auch der Marae Taputapuatea, die heiligste aller Kultplattformen Polynesiens stand.

Die Machtverhältnisse der Gesellschaftsinseln waren bis zum Eingreifen der Europäer weitgehend ausgeglichen, auf Tahiti gelang es zunächst keinem Stamm die Oberherrschaft zu erringen.

Europäische Einflussnahme

Es ist nicht abschließend geklärt, welcher Europäer als „Entdecker“ Tahitis gelten kann. Der Portugiese Pedro Fernández de Quirós sichtete am 10. Februar 1606 eine bewohnte Insel, die er Sagittaria nannte und bei der es sich um Tahiti gehandelt haben könnte. Eine Bestätigung dafür gibt es jedoch nicht. So gilt heute der Engländer Samuel Wallis als erster Europäer, der am 21. Juni 1767 [9] Tahiti betrat. Er nannte die Insel King George Island. Bereits im folgenden Jahr, am 6. April 1768, landete der Franzose Louis Antoine de Bougainville, blieb neun Tage und bezeichnete Tahiti euphorisch als „La Nouvelle Cythère“ (das neue Kythera; gemeint ist die Liebesinsel der Aphrodite).

Luftaufnahme vom Pointe Vénus, heute dicht bebaut; rechts die Bucht von Matavai

Im Bewusstsein der Europäer sind besonders die Besuche von James Cook geblieben. Am 13. April 1769 ankerte er mit seinem Schiff Endeavour in der Matavai Bucht, ca. 10 km nördlich des heutigen Papeete. Er hatte den Auftrag den Venustransit zu beobachten und errichtete zu diesem Zweck ein Sternwarte. Heute befindet sich an dieser Stelle der Leuchtturm Pointe Vénus. Mit Cook reiste der Botaniker Joseph Banks, der während des dreimonatigen Aufenthaltes umfangreiche botanische Studien durchführte. Seine dabei gewonnen Erkenntnisse führten zu der verhängnisvollen Fahrt der Bounty von 1787 nach Tahiti, mit der die britische Admiralität William Bligh beauftragte.

Am 12. November 1772 ankerte die spanische Fregatte El Águila in der Baie de Tautira. Ihr Kapitän Domingo de Boenechea hatte den Auftrag von Manuel d'Amat i de Junyent (1704–1782, Gouverneur von Chile und Vizekönig von Peru) Tahiti für Spanien zu annektieren. Er nannte die Insel nach seinem Auftraggeber Isla de Amat [10]. Die Annexion blieb jedoch ohne politische Nachwirkungen.

Am 17. August 1773 kehrte James Cook nach Tahiti zurück. In seiner Begleitung befanden sich die beiden naturwissenschaftlich gebildeten Deutschen Johann Reinhold Forster und Georg Forster. Die Berichte der frühen Entdecker bestimmten lange Zeit (und teilweise heute noch) das Bild der Europäer von der Südsee.

„Ein Arkadien, dessen Könige wir sein werden“

Joseph Banks

Bougainvilles romantisch angehauchter Reisebericht Voyage autour du monde sowie Georg Forsters 1777 erschienene Reisebeschreibung A Voyage Round The World [11] schienen Rousseaus Menschenbild vom „Edlen Wilden“ zu bestätigen, den die Europäer auf Tahiti gefunden zu haben glaubten.

Der dritte Besuch Cooks auf Tahiti dauerte von Mitte August bis September 1777. Auf Einladung eines Häuptlings nahm er an einer religiösen Zeremonie an einem Marae teil, die in einem Menschenopfer endete.

Cooks Schiffe HMS Resolution und Adventure in der Bucht von Matavai. (Gemälde von William Hodges, 1776)

Die europäischen Schiffe steuerten in der Regel die Matavai-Bucht an. Die Bucht - Wallis nannte sie vorausschauend „Royal Bay“ - gehörte zum Stammesfürstentum Pare, dessen Ariki war Pomaré I.. Er wurde daher von den Europäern als „König“ der gesamten Insel betrachtet, obwohl er nur einer von acht unabhängigen Stammesfürsten war. Da es für die europäischen Besucher zudem nützlich war, nur einen Ansprechpartner zu haben, unterstützten sie die Pomaré-Dynastie in ihren Stammesrivalitäten auch militärisch, sodass Pomaré I. um 1780 die gesamte Insel seiner Herrschaft unterwerfen konnte. Pomarés Eroberungskriege und die von den Europäern eingeschleppten Krankheiten führten zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang. Missionare schätzten 1804 die Bevölkerungszahl Tahitis nur noch auf 6.000 Menschen.[12]

Im Jahr 1796 beschloss die „London Missionary Society“ das Schiff Duff unter dem Kommando von Kapitän James Wilson auszurüsten, um Missionare nach Tahiti, Tonga, den Marquesas, Hawaii und Palau zu entsenden. An Bord befanden sich 30 Missionare, davon vier ordinierte Geistliche.[13] Ein acht Jahre später zur Zentrale der Society entsandter Bericht beschreibt die Erfolge der Zivilisation und der Mission der „Eingeborenen“ Tahitis aber als eher gering.

Zwischenzeitlich hatten sich auch entlaufene Matrosen, Walfänger, Händler und Abenteurer auf der Insel angesiedelt, die Alkohol und Feuerwaffen an die Bewohner verkauften. Die traditionellen Stammeskriege bekamen dadurch eine neue und besonders verhängnisvolle Qualität, was zu einem weiteren Bevölkerungsrückgang führte.

Pomaré II. setzte ab 1803 die Kriege zur Festigung seiner Herrschaft fort, wurde jedoch 1808 geschlagen und flüchtete nach Moorea. Als Folge musste die Missionsstation aufgegeben werden. 1811 kehrte Pomaré II. nach Tahiti zurück - und mit ihm die Missionare. Er ließ sich 1812 taufen und in den Folgejahren traten weitere führende Ariki zum Christentum über. 1819 führte er einen von den Missionaren verfassten Strafkatalog ein, der für alle Praktiken, die im Gegensatz zur christlichen Lehre standen, drastische Strafen vorsah. So war zum Beispiel für „Blasphemie, Idolatrie und Rückkehr zur Götzendienerei“ die Todesstrafe und für „Unzucht (d. h. außereheliche geschlechtliche Beziehungen), begangen, verhehlt oder den Missionaren verborgen“, mehrjährige Zwangsarbeit vorgesehen. [14]

Auf den Gambierinseln hatte sich die französische katholische Mission unter dem Orden „Pères et religieuses des Sacrés-Cœurs de Picpus“ (kurz: Picpusiens) etabliert. Sie beobachteten die protestantische Mission auf Tahiti mit Argwohn und Besorgnis. 1836 landeten die französischen Missionare Laval und Caret auf Tahiti, um den katholischen Glauben zu predigen. Da sie nicht ohne Erfolg waren, verfügte der Missionar und amtierende britische Konsul George Pritchard ihre Ausweisung. Diese Maßnahme führte zur Entsendung zweier französischer Kriegsschiffe.

Am 15. November 1836 betrat Charles Darwin während seiner Weltreise von 1831 bis 1836 Tahiti. Die Beagle ankerte in der Mataiva-Bucht.

Am 10. September 1839 erreichte Charles Wilkes im Rahmen der United States Exploring Expedition Tahiti. Er baute seine tragbaren Observatorien, im Gedenken an James Cook, am Pointe Vénus auf. Die ihn begleitenden Wissenschaftler führten insbesondere anthropologische, ethnologische und botanische Studien durch. Einen interessanten Hinweis auf das Verhältnis der Bevölkerung zum Christentum gibt uns das Tagebuch des 1. Offiziers William Reynolds:

Der einzige Hinweis auf Religion, den ich bei den Eingeborenen entdecken konnte, war die Beachtung äußerlicher Formen und die Furcht vor den Missionaren.[15]

1842 erfolgte eine erneute französische Intervention, deren Kommandeur Abel Aubert Du Petit-Thouars am 9. September 1842 das vorläufige französische Protektorat verkündete. Er nutzte dabei geschickt die vorübergehende Abwesenheit des britischen Konsuls Pritchard. Im November 1843 wurde das Protektorat durch Abmachungen zwischen Du Petit-Touars und Königin Pomaré IV. vertraglich bestätigt und 1844 auch von Frankreich formell anerkannt.

Ihr Sohn Pomaré V. dankte am 29. Juni 1880 ab. Als Folge fiel der gesamte Archipel an Frankreich. Pomaré V. war der letzte König von Tahiti, er starb 1891 an den Folgen seiner Trunksucht.

Wegen des Verdachtes der Beteiligung an einer Meuterei auf dem australischen Walfänger Lucy Ann war der Schriftsteller Herman Melville 1842 in Papeete inhaftiert. Ihm gelang aber die Flucht aus dem Gefängnis. Später verarbeitete er diese Erlebnisse in dem Roman Omoo. Von 1891 bis 1893 lebte der Maler Paul Gauguin auf Tahiti. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Gemälde, die das Bild vom „Paradies Südsee“ in Europa weiter festigten. 1895 kehrte er nach Tahiti zurück. Er legte sich mit der Kolonialverwaltung und den Missionaren an und musste 1901 nach Atuona auf der Insel Hiva Oa übersiedeln, wo er 1903 starb.

Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges ankerten die deutschen Panzerkreuzer SMS Scharnhorst und SMS Gneisenau vor Papeete, um Kohle aufzunehmen. Als ihnen das verweigert wurde und der französische Kommandant mit einer Küstenbatterie das Feuer eröffnen ließ, beschoss die Schiffsartillerie Papeete und zerstörte dabei einige Häuser. Während des Krieges lief auch der legendäre „Seeteufel“ Felix Graf von Luckner mit seinem Hilfskreuzer Seeadler mehrere Male Tahiti an. Eine Kanone des Schiffes steht heute in einem kleinen Park vor dem Postgebäude von Papeete.

Am 23. Oktober 1987 kam es in einigen Vororten von Papeete, ausgelöst durch einen Streik der Hafenarbeiter, zu Ausschreitungen, als sich arbeitslose Jugendliche wegen ihrer Perspektivlosigkeit und schlechter Bildungs- und Berufschancen gegen die französische Administration auflehnten. Eigens eingeflogene Kräfte der Gendarmerie Nationale konnten die Unruhen aber schnell beenden.[16]

Politik und Verwaltung

Politisch gehört Tahiti heute zu Französisch-Polynesien. Die Insel ist Französisches Übersee-Territorium und damit der EU angegliedert. Sie wird durch eine Unterabteilung (Subdivision administrative des Îles du Vent) des Hochkommissariats von Französisch-Polynesien (Haut-commissariat de la République en Polynésie française) mit Sitz in Papeete verwaltet.

Tahiti gliedert sich politisch in zwölf eigenständige Gemeinden (Communes des Îles du Vent):

Gemeinde Einwohner [1] Teilgemeinden (Communes associées)
Arue 9.319 verwaltet auch die Insel Tetiaroa
Faa´a 28.421
Hitia´a O Te Ra 8.319 Hitiaa, Mahaena, Papenoo und Tiarei
Mahina 13.609
Paea 12.327
Papara 9.659
Papeete 20.521
Pirae 14.850
Punaauia 23.762.
Tiarapu-Est 10.569 Afaahiti, Faaone, Pueu, Tautira und die Insel Mehetia
Tiarapu-Ouest 6.181 Teahupoo, Toahotu und Vairao
Teva I Uta 7.861 Mataiea und Papeari

Politisch zählt zu Tahiti außerdem noch die Gemeinde Moorea mit den Teilgemeinden Afareaitu, Haapiti, Paopao, Papetoai, Teavaro und Île de Maiao

Amtssprache ist Französisch. Währung ist (noch) der an den Euro gebundene CFP-Franc. Der Verwaltungshaushalt Tahitis wird mit Mitteln aus Frankreich und der EU subventioniert.

Größte Stadt ist Papeete im Nordwesten von Tahiti Nui, gleichzeitig auch der Verwaltungssitz von Französisch-Polynesien, mit rund 20.000 Einwohnern. Außerdem gibt es auf Tahiti zwei weitere Kommunen mit über 20.000 Einwohnern: Faa´a und Punaauia.

Die Insel beherbergt etwa 70 % der Gesamtbevölkerung Französisch-Polynesiens. Das hängt wesentlich mit ihrer zentralen Funktion in Politik und Wirtschaft zusammen. Der Lebensstandard ist der höchste in der Region. Die Bevölkerung setzt sich aus 83 % Polynesiern, 11 % Europäern, 4 % Asiaten und 2 % Mischlingen zusammen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Schwarzer Strand auf Tahiti
Eine Maschine der Air Tahiti Nui
Markthalle in Papeete
Monumentale Steinstatuen am Marae Arahurahu

Der wichtigste Wirtschaftsfaktor ist mittlerweile der Tourismus. Tahiti ist, neben Bora Bora, die touristisch am besten erschlossene Insel Polynesiens. Es finden sich Hotels aller Preisklassen, das Preisniveau ist allerdings außerordentlich hoch.

Das zweite wirtschaftliche Standbein ist der Handel mit Perlen. Vor der Insel selbst finden sich zwar keine Perlenfarmen, aber Tahiti hat sich in den letzten Jahren zum Zentrum des Handels mit schwarzen Perlen entwickelt. Das führt so weit, dass schwarze Perlen mittlerweile als „Tahitiperlen“ angeboten werden, obwohl sie tatsächlich von den Austral-, Gesellschafts- und Marquesas-Inseln sowie dem Tuamotu-Archipel stammen.

Mit zunehmender Beliebtheit der alternativen Kosmetik und Heilkunst gewinnen zwei weitere Erzeugnisse Tahitis an Bedeutung: Monoi-Öl, ein traditionelles Pflegemittel aus natürlichen Bestandteilen und der Saft der Noni-Früchte, dem gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden.

Tahiti ist das wirtschaftliche Drehkreuz für Französisch-Polynesien. Hafen und Flughafen haben Verteilerfunktion für die übrigen Inseln der Region.

Im Norden von Tahiti-Nui, unweit der Stadt Papeete, liegt der recht große Aéroport international Tahiti Faa'a.

Das große Hafenbecken kann auch größere Fracht- und Passagierschiffe aufnehmen. Die Anlegestellen für Kreuzfahrtschiffe befinden sich unmittelbar am Boulevard Pomaré in der Nähe des Stadtzentrums von Papeete.

Sehenswürdigkeiten

  • Die Stadt Papeete bietet keine besonderen Sehenswürdigkeiten. Interessant ist jedoch die Markthalle, in deren Erdgeschoss die Einheimischen ihren täglichen Bedarf an Nahrungsmitteln einkaufen. In der ersten Etage findet der Tourist ein reichhaltiges Angebot von Souvenirs. Im Stadtzentrum gibt es ein „Perlenmuseum“, das eher eine Verkaufsshow ist, jedoch einen guten Überblick über die Zucht schwarzer Perlen bietet.
  • Die etwa 10 km von Papeete entfernte Matavai-Bucht, die bevorzugte Anlegestelle der frühen europäischen Besucher, wird von einem 1867 errichteten Leuchtturm überragt. Nahebei befinden sich Gedenksteine für James Cook und die Missionare der London Missionary Society sowie ein öffentlicher Strand.
  • Der Botanische Garten von Papeari mit einem reichhaltigen Bestand tropischer Blütenpflanzen und alter Bäume wurde in den 1930-er Jahren von dem amerikanischen Botaniker Harrison Smith angelegt. Inmitten der Anlage befindet sich das Gauguin Museum, das anhand von historischen Fotos und Schautafeln das Leben Gauguins in der Südsee zeigt. Das Museum enthält allerdings nur Reproduktionen seiner Gemälde.
  • Der Fa´arumai-Wasserfall ist von dichter tropischer Vegetation umgeben. Von hier aus sind zwei weitere Wasserfälle auf einem Fußpfad erreichbar.
  • Der Marae Mahaiatea war mit ca. 90 x 30 Metern einst die größte Kultplattform Tahitis. Er war in der Art einer Stufenpyramide in elf Terrassen angelegt und etwa 15 Meter hoch. Heute sind von der Anlage nur noch Reste zu sehen. Der Marae im Arahurahu-Tal wurde hingegen vorbildlich restauriert. Die großen Steinstatuen sind noch vorhanden. In jedem Jahr findet hier das Heiva-Festival statt, bei dem traditionelle sportliche Wettbewerbe, Tänze und Musik aufgeführt werden.
  • Das 1974 eröffnete Musée de Tahiti et des Îles bei dem Örtchen Punaauia ist sowohl ein naturkundliches als auch ethnologisches und historisches Museum. Neben Informationen zur Geologie und Geografie Tahitis sind hier monumentale Steinstatuen von Tahiti, den Marquesas und Raivavae ausgestellt sowie Waffen, Ritualgegenstände und kunsthandwerkliche Objekte.

Einzelnachweise

  1. a b Institut Statistique de Polynésie Française (ISPF) - Recensement de la population 2007
  2. National Geographic Map: The earth´s fractured surface, Washington, D.C., Beilage zum April-Heft 1995
  3. V. Cloutard, A. Bonneville: Ages of seamounts, islands and plateaus on the Pacific plate, Paris 2004 [1]
  4. http://www.klimadiagramme.de/Australien/tahiti.html
  5. P.V. Kirch: On the Road of the Winds – An Archaeological History of the Pacific Islands Before European Contact, Berkeley-Los Angeles-London 2002, S. 230-231
  6. Report on Bishop Museum Archaeological Expedition to the Society Islands in 1960 and 1961, Journal of the Polynesian Society Nr. 71, Honolulu 1962, S. 119
  7. W. E. Mühlmann: Arioi und Mamaia. Eine ethnologische, religionssoziologische und historische Studie über polynesische Kultbünde., Wiesbaden 1955, S. 4-6
  8. D. L. Oliver: Ancient Tahitian Society, Honolulu 1974
  9. J. Hawkesworth: Geschichte der Seereisen und Entdeckungen im Südmeer, deutsche Übersetzung von J.F. Schiller, Berlin 1774
  10. G. Corney: The Quest and Occupation of Tahiti by Emissaries of Spain during the years 1772-1776, London 1913
  11. Georg Forster: Reise um die Welt, 2007 als illustrierter Nachdruck erschienen im Eichborn Verlag, ISBN 978-38218-6203-3
  12. W. E. Mühlmann, a.a.O., S. 198
  13. K. S. Latourette: A History of the Expansion of Christianity, Vol. 5, New York 1943, S. 202
  14. Karl R. Wernhart, Auswirkungen der Zivilisationstätigkeit und Missionierung in den Kulturen der Autochthonen am Beispiel der Gesellschaftsinseln aus: Wiener Beiträge zur Geschichte der Neuzeit, Band 7, Europäisierung der Erde?, München 1980, S. 145-146
  15. Zitat aus: Nathaniel Philbrick: Dämonen der See - Die dramatische Expedition zur Erschließung des Pazifiks und der Antarktis (1838-1842), München 2004, S. 165
  16. GEO-Special Südsee, Hamburg 1990, S. 144

Weblinks


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  • Otaheite arrowroot — noun a starch obtained from the root of the pia • Syn: ↑Otaheite arrowroot starch • Hypernyms: ↑starch, ↑amylum * * * noun Usage: usually capitalized O : a starch obtained from the root of the pia; …   Useful english dictionary

  • Otaheite arrowroot starch — noun a starch obtained from the root of the pia • Syn: ↑Otaheite arrowroot • Hypernyms: ↑starch, ↑amylum …   Useful english dictionary

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