Otto Robert Georgi

Otto Robert Georgi

Otto Robert Georgi (* 22. November 1831 in Mylau; † 1. April 1918 in Leipzig) war ein deutscher Jurist, erster Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und Reichstagsabgeordneter.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Otto Robert Georgi entstammte einer angesehenen evangelisch-lutherischen Fabrikanten- und Bankiersfamilie in Mylau. Sein Vater war der sächsische Finanzminister und Bankier Robert Georgi (1802-1869). Seine Mutter, Emilie Brückner (1801-1879), war eine Tochter des Fabrikanten und Bankiers Christian Gotthelf Brückner.

Er war seit 1861 mit Anna Gruner (1841-1925) verheiratet, der Tochter des Großkaufmanns Ferdinand Gruner (1810-1858) in Leipzig. Aus dieser Ehe gingen sechs Söhne und zwei Töchter hervor, darunter die Verlagsbuchhändler und Besitzer des Paul Parey Verlags Arthur Georgi und Rudolf Georgi.

Leben

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Plauen studierte Georgi Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig sowie in Göttingen und Heidelberg und promovierte 1857 zum Doktor der Rechtswissenschaften. 1859 ließ er sich als Rechtsanwalt und Notar in Leipzig nieder. 1863 übernahm er das Sekretariat der Handels- und Gewerbekammer. 1865 wurde er zum Bevollmächtigten des Zentralvorstandes des Gustav-Adolf-Vereins gewählt.

Mit der Wahl zum Stadtverordneten begann 1867 seine politische Karriere. 1870 übernahm er den Vorsitz der Stadtverordnetenversammlung bis er 1874 zum Vizebürgermeister gewählt wurde. Am 28. Oktober 1876 wurde er, als Nachfolger des verstorbenen Carl Wilhelm Otto Koch, zum Bürgermeister der Stadt Leipzig ernannt, der ab dem 20. Dezember 1877 nach dem Aufstieg Leipzigs zur Großstadt erstmals den Titel Oberbürgermeister erhielt. Georgi wurde dadurch zum letzten Bürgermeister und ersten Oberbürgermeister der Stadt. Er behielt dieses Amt bis zu seiner Pensionierung am 30. September 1899. In dieser Eigenschaft war er als Experte für Finanzen und Eisenbahnfragen seit 1876 zugleich Mitglied der Ersten Kammer des sächsischen Landtags und von 1895 bis 1896 deren Vizepräsident. Während seiner Amtszeit trug Georgi entscheidend zum Stadtbild Leipzigs bei. Unter seiner Führung entstanden südwestlich der Altstadt zahlreiche neue Gebäude, wie 1884 das neue Gewandhaus und 1887 das Leipziger Konservatorium, 1888 das Reichsgericht, die Königliche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe sowie 1891 die Universitätsbibliothek. Zwischen 1889 und 1891 wurden 17 Vorstadtdörfer eingemeindet, sodass Leipzig nach Berlin, Hamburg und München zur viert größten Stadt Deutschlands wurde. Ebenfalls zu seinen Verdiensten zählt der Wandel der Leipziger Messe von einer Waren- zur Mustermesse, der bis zum 2. Weltkrieg den Aufstieg Leipzigs zum Welthandelsplatz und zur reichen Bürgerstadt begründete.

Neben seiner politischen Tätigkeit für die Stadt Leipzig war er von 1871 bis 1877 Abgeordneter des Reichstags der Nationalliberalen Partei (NLP) seines heimatlichen Wahlkreises Auerbach-Mylau-Reichenbach im Vogtland.

Georgi starb 1918 im Alter von 86 Jahren und wurde auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt.

Ehrungen

Aufgrund seiner Verdienste wurde Georgi anlässlich seiner Pensionierung am 30. September 1899 zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig ernannt. Zugleich wurde ihm zu Ehren ein Teil des Leipziger Innenstadtrings, die ehemalige Bahnhofstraße, in Georgiring umbenannt. Ebenso war er Ehrenbürger von Mylau und seit 1911 von Johanngeorgenstadt, woher seine Vorfahren aus eines böhmischen Exulantenfamilie stammten.

Ihm wurde die Ehrendoktorwürde der Medizin und 1902 der Titel Königlich-Sächsischer Geheimrat verliehen.

Er war Träger des Roter-Adler-Ordens zweiter Klasse, des Preußischen Kronenordens zweiter Klasse, des Königlich-Sächsischen Verdienstordens zweiter Klasse und des Königlich-Sächsischen Albrechtsordens erster Klasse.

Sein Portrait schmückt jeweils die Fassade des Neuen Rathauses sowie den Rathausbrunnen auf dem Burgplatz in Leipzig.

Werke

  • Otto Georgi: Der sächsische Entwurf eines Wassergesetzes. Ein Beitrag zu seiner Beurteilung. Duncker & Humblot, Leipzig 1907.

Literatur

  • Hermann Christern (Hrsg.): Biographisches Jahrbuch, Überleitungsbd. 2. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, Berlin 1925.
  • Herrmann A.L. Degener (Hrsg.): Wer ist's? Zeitgenossenlexikon enthaltend Biographien nebst Bibliographien. Angaben über Herkunft, Familie, Lebenslauf, Werke, Lieblingsbeschäftigungen, Parteiangehörigkeit, Mitgliedschaft bei Gesellschaften, Adresse. Andere Mitteilungen von allgemeinem Interesse. 4. Aufl. Degener, Leipzig 1909
  • Herbert Helbig: Georgi, Otto. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 6. Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 243
  • Hermann Kalkoff (Hrsg.): Nationalliberale Parlamentarier 1867-1917 des Reichstages und der Einzellandtage. Beiträge zur Parteigeschichte, aus Anlaß des fünfzigjährigen Bestehens der Nationalliberalen Partei Deutschlands. Schriftenvertriebsstelle der Nationalliberalen Partei Deutschlands, Berlin, 1917
  • Karin Kühling und Doris Mundus: Leipzigs regierende Bürgermeister vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Eine Übersichtsdarstellung mit biographischen Skizzen. Sax, Beucha 2000, S. 62-63, ISBN 3-934544-02-9
  • Katrin Löffler, Iris Schöpa und Heidrun Sprinz: Der Leipziger Südfriedhof. Geschichte, Grabstätten, Grabdenkmäler. 2. Aufl. Edition Leipzig, Leipzig 2000, S. 124, ISBN 3-361-00526-4
  • Doris Mundus: Der erste Oberbürgermeister von Leipzig - Otto Georgi. In: Leipziger historischer Kalender 2006. Lehmstedt, Leipzig 2005, ISBN 3-937146-22-9

Weblinks


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