Assisenhof

Assisenhof

Assisen (aus dem lat. sessio) ist ein verfassungsrechtlicher Begriff des Mittelalters ursprünglich für feierliche Versammlungen und Zusammenkünfte, auf denen rechtliche Angelegenheiten geregelt wurden, aber auch die Ergebnisse solcher Sitzungen (Gesetze, Regelungen und auch die Strafen). Später wurden damit im englischen und dann wieder im französischen Recht bis ins 19. Jahrhundert Geschworenengerichte bezeichnet. Als „Assisenhof“ werden noch heute Schwurgerichte mit Laienrichtern in Frankreich, Belgien (Cour d'Assises bzw. Hof van Assisen) und Italien (Corte d'Assise) bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Wandlung des Begriffes

Nach der Eroberung Jerusalems im Jahr 1099 ließ Gottfried von Bouillon die Statuten für seine Gerichtshöfe ( das Hofgericht und das Landgericht) in feierlichen Sitzungen entwerfen und daher heißt das entsprechende Aktenstück Assises de Jerusaleme. Selbst die von den Assisenversammlungen bewilligten Steuern nannte man Assisa, und die von Assisengerichten zuerkannten Strafen hießen Assises. Mit den französischen Normannen wanderte die Benennung nach England und bezeichnete die vierteljährigen Gerichtssitzungen, welche die 12 Richter Englands in den Grafschaften herumreisend abhielten, wobei es sich um Geschworengerichte handelte, die alle Zivil- und Kriminalsachen zu entscheiden hatten. Aus England kehrte der Name Assisen für Geschwornengerichte wieder nach Frankreich zurück als Ludwig der Heilige festlegte, dass zu bestimmten Zeiten öffentliche Gerichtssitzungen gehalten werden sollten, um sowohl Beschwerden der Vasallen oder Untertanen über ihre Beamten als auch um die Berufungen gegen Urteile unterer Gerichtsstellen zu verhandeln. Diese Assisengerichte befassten sich sowohl mit Zivil- als Kriminalprozessen und zerfielen in sogenannten grandes oder petites assises. Aus dem Institut der Assisen hatten sich die Geschwornengerichte ausgebildet, die seit der französischen Revolution in allen französischen Départements eingerichtet wurden. Auch nach der Niederlage Napoleons und der Neuordnung der Grenzen blieben in den ehemals französischen linksrheinischen Besitzungen die Assisengerichte bestehen.

Gesetze

Bekannte Prozesse

  • Assisenprozeß Mai 1849 in Düsseldorf gegen Ferdinand Lassalle[1]
  • Assisenprozeß zu Landau 1833 gegen die Redner des Hambacher Festes[2]

Literatur

  • Assises de Jerusalem (franz. hrsg. von La Thomassière, Bourges 1690)
  • Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 891
  • Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 295

Einzelnachweise

  1. Meine Assisen-Rede, gehalten vor den Geschwornen zu Düsseldorf am 3. Mai 1849, gegen die Anklage, die Bürger zur Bewaffnung gegen die Königl. Gewalt aufgereizt zu haben / von F. Lassalle UB / 1848 Flugschriften im Netz 03.05.1849
  2. Wirth: Die Freiheit muss immer wieder neu erstritten werden

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