Otto Scrinzi

Otto Scrinzi

Otto Scrinzi (* 5. Februar 1918 in Lienz/Tirol) ist ein österreichischer Nervenfacharzt, Publizist und rechtsextremer Politiker (VdU/FPÖ).

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Scrinzi besuchte das Gymnasium, machte 1936 Matura, studierte in Innsbruck, Riga, Königsberg und Prag und promovierte 1941. Er war ehemaliger SA-Sturmführer und Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 7897561), ebenso war er auch Mitglied des NSD-Studentenbundes. Ab 1940 arbeitete er als Assistent am Institut für Erb- und Rassenbiologie der Universität Innsbruck. Seit 1950 arbeitete er als Nervenfacharzt und war von 1955 bis 1983 Primararzt (Chefarzt) an der psychiatrischen Männerabteilung des Landeskrankenhauses Klagenfurt. 1973 wurde er Lehrbeauftragter an der Universität Graz.

Von 1949 bis 1956 war Scrinzi Abgeordneter im Kärntner Landtag und sowohl Klubobmann als auch Landesobmann des „Vereins der Unabhängigen“ (VdU), der Vorgängerpartei der FPÖ. Seit 1966 hatte er regelmäßige Kontakte zu dem NS-Kriegsverbrecher Walter Reder in Gaeta. 1968 wurde Scrinzi gegen den Willen des Vorstandes der FPÖ zum stellvertretenden Parteiobmann gewählt. Vom 30. März 1966 bis zum 4. Juni 1979 war Scrinzi Abgeordneter der FPÖ im Nationalrat, Südtirol-Sprecher seiner Partei und seit 1977 stellvertretender FPÖ-Klubobmann. 1978 war er Mitunterzeichner des Aufrufs der Deutschen National-Zeitung (Nr. 45 vom 3. November 1978) zur Erreichung einer Generalamnestie für NS-Verbrechen. 1979 kam es an der Universität Wien bei einem Vortrag Scrinzis über die „Minderheitenfrage“ zu Tumulten. 1981 Gründung der Gruppe „Aktion für Österreich“. Seitdem nimmt er fast jedes Jahr an Veranstaltungen der DVU in Passau teil. Er wurde von der DVU im Rahmen einer Großveranstaltung in der Passauer Nibelungenhalle 1985 mit dem „Andreas Hofer Preis“ ausgezeichnet, der mit 10.000 DM dotiert war. An dieser Veranstaltung nahm auch der österreichische Rechtsextremist Fritz Rebhandl (* 1921) teil, der im gleichen Jahr David Irving zu einem Vortrag nach Salzburg einlud und 1986 Scrinzis Kandidatur zum österreichischen Bundespräsidenten unterstützte.

1984 gründete er die „National-Freiheitliche Aktion“ (NFA) als Opposition zur FPÖ-Politik des damaligen Bundesparteiobmanns Norbert Steger, die seiner Ansicht nach zu liberal war. Er kandidierte 1986 bei der Bundespräsidenten-Wahl und scheiterte mit 1,2 % der gültigen abgegebenen Stimmen. Nach dem 18. Bundesparteitag der FPÖ in Innsbruck im September 1986, bei dem die Wahl Jörg Haiders zum Bundesparteiobmann einen Rechtsruck auslöste, söhnte sich Otto Scrinzi mit seiner Partei aus. 1992 wurde er Vorsitzender des Deutschen Kulturwerks Österreich. Trotz seines hohen Alters ist Scrinzi auch heute noch im rechtsextremen Spektrum aktiv.

Publizistische Tätigkeit

Scrinzi ist rege publizistisch tätig, unter anderem schrieb er Artikel für Die Aula, bei der er auch als „Schriftleiter“ fungierte [1], dem „Eckartboten“, den „Fakten“, der Deutschen National-Zeitung, der Deutschen Wochen Zeitung, den „Kärntner Nachrichten“, der „Neuen Freien Zeitung“, der „Neuen Ordnung“ usw. Er veröffentlichte auch eine Reihe von Büchern, unter anderem im Leopold Stocker Verlag.

Bekannt ist er auch für Aktivitäten in der europäischen rechtsextremen Szene. Unter anderem beteiligte er sich an der jährlichen IJzerbedevaart in Flandern, die damals mit Versuchen rechtsextremistischer Unterwanderung zu kämpfen hatte. Mehrfach war er Referent bei der „Gesellschaft für freie Publizistik“ (GfP) und der „Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik“ (AfP), die 2005 laut Verfassungsrechtler Heinz Mayer „massiv gegen die Bestimmungen des Verbotsgesetzes verstoßen“ hat.[2]

Zitate

  • „Ich war schon immer rechts, auch innerhalb der NSDAP.“ (Selbstbekenntnis Otto Scrinzis) [3]
  • „Nachdem nicht zuletzt durch die US-amerikanischen Interventionen, durch nichts als durch Macht- und Wirtschaftsinteressen bewirkt, drei europäische Ordnungsmächte zerstört und eine vierte, nämlich die sowjetische, als permanente Weltrevolution in Jalta und Potsdam in den Sattel gehoben wurde, steht die USA heute vor dem Trümmerhaufen einer verfehlten Außen- und Geldpolitik und sieht ihre Bürger und öffentlichen Einrichtungen elementar bedroht.“ (Otto Scrinzi in einem Kommentar für die „Aula“ zu den Terroranschlägen am 11. September 2001 in New York City) [4]
  • „Zwei Verdienste machen m. E. diese Publikation besonders wertvoll: die überzeugende Verschränkung des politischen und militärischen Geschehens und der umfangreiche Dokumentenanhang, die jedem Leser die geistigen Waffen in die Hand geben, sein Volk zu verteidigen und aus der eigenen Schuldverhaftung, dem Ergebnis von 60 Jahren Umerziehung, auszubrechen.“ [5] (Otto Scrinzi in seiner Rezension des Buches „Der Jahrhundertkrieg 1939 - 1945“, verfasst vom rechtskonservativen emeritierten Münchner Mineralogie-Professor Helmut Schröcke [6])

Werke

  • Politik zwischen Ideologie und Wissenschaft. (Eckartschriften Bd. 92) Österreich. Landsmannschaft, Wien 1984.
  • Ich bin stolz, Deutscher zu sein. Die Antwort an die Nestbeschmutzer. 2000 große Leistungen aus Geschichte und Gegenwart. Hrsg. von Otto Scrinzi. DSZ-Verlag, München 1993, ISBN 3-925924-10-8
  • Die Südtirol-Frage. (Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert) Deutsche Verlagsgesellschaft, Rosenheim 1998. ISBN 3-920722-53-1
  • Politiker und Arzt in bewegten Zeiten.Leopold Stocker Verlag, Graz 2003, ISBN 3-7020-1026-2.
  • Vom Volk ohne Raum zum Raum ohne Volk. Von der demographischen Irrfahrt eines Volkes. (Eckartschrift Bd. 175) Österr. Landsmannschaft, Wien 2005, ISBN 3-902350-12-1

Literatur

  • Andreas Pittler: Am Beispiel Otto Scrinzi : Rechtsextreme in Österreich. Aktionskomitee gegen Nazist. Wiederbetätigung, Wien 1986.
  • Lothar Höbelt: Festschrift für Dr. Otto Scrinzi zum 75. Geburtstag. Freiheitl. Bildungswerk, Wien 1993. (Personengeschichtliche Reihe des Freiheitlichen Bildungswerkes)

Weblinks

Quellen

  1. Die Aula: Wir über uns
  2. Heinz Mayer: Verfassungsrechtlichen Beurteilung vom 3. Februar 2005 diverser Publikationen der AFP („Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik“), (PDF-Datei)
  3. Die demagogischen Hetztiraden Jörg Haiders, Die Rheinpfalz, Nr. 27 vom 2. Februar 2000. Zitiert nach: Florian Scheuring: Jörg Haider und die FPÖ, Facharbeit, 2000
  4. Otto Scrinzi: Das Menetekel vom 11. September, Die Aula, Nr. 9, 2001 (siehe) Karl Pfeifer veröffentlichte hierzu die Kritik Seltsame Bundesgenossen gegen den US-Kreuzzug, ballhausplatz.at, 27. September 2001
  5. Otto Scrinzi, Aula, 1/2006, S. 46, zitiert nach: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Nicht direkt verlinkbar. Der Pfad lautet: Projekte/Schwerpunkt Rechtsextremismus/Aktuelle rechtsextreme Vereine, Parteien, Zeitschriften in Österreich/Aula/Zitate)
  6. Helmut Schröcke: Der Jahrhundertkrieg 1939 - 1945. Vorgeschichte, Kriegsschuld, Folgen. Ein kritischer Bericht.Druffel & Vowinckel-Verlag, Stegen am Ammersee 2005. (Druffel Zeitgeschichte). - ISBN 3-8061-1174-X (siehe)

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