Otto Suhr

Otto Suhr
Otto Suhr (Bildmitte), 1955

Otto Ernst Heinrich Hermann Suhr (* 17. August 1894 in Oldenburg (Oldb.); † 30. August 1957 in Berlin) war ein deutscher Politiker. Er war Sozialdemokrat und vom 11. Januar 1955 bis zu seinem Tod Regierender Bürgermeister von Berlin.

Später wurden das Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin und die Otto-Suhr-Allee nach ihm benannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ehrengrab Otto Suhrs auf dem Waldfriedhof Zehlendorf
Berliner Gedenktafel in Berlin-Mitte, Parochialstraße 1–3

Im Alter von neun Jahren zog er mit seiner Familie nach Osnabrück, vier Jahre später nach Leipzig. 1914 begann er sein Studium in den Fächern Volkswirtschaft, Geschichte und Zeitungswissenschaft, das er wegen Teilnahme am Ersten Weltkrieg für fünf Jahre unterbrechen musste. 1922 war er mit 28 Jahren Arbeitersekretär beim Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund. Die Promotion erfolgte im darauffolgenden Jahr (1923).

Von 1933 bis 1935 arbeitete Otto Suhr als Redakteur für die Berliner Wochenzeitschrift Blick in die Zeit sowie als freier Wirtschaftspublizist, u. a. für die Frankfurter Zeitung und das Magazin Deutscher Volkswirt. 1936 beauftragte er Andreas Gayk als seinen freien Mitarbeiter mit Rechercheaufgaben. Zu dieser Zeit wohnte Suhr in der Kreuznacher Straße 28 in Wilmersdorf.[1]

Otto Suhr war verheiratet mit Susanne Pawel und wohnte zuletzt in der Dahlemer Hüninger Straße 4.

1954 wurde ihm das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Suhr wurde auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in Berlin-Nikolassee beigesetzt. Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin.

Abgeordneter

Seit 1946 war Suhr Mitglied und – bis 1951 – Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung von Berlin. 1948/1949 gehörte er dem Parlamentarischen Rat an. 1949 wurde er als Berliner Vertreter Mitglied des Deutschen Bundestages, legte das Mandat aber am 31. Januar 1952 nieder. Von 1951 bis 1954 war er Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses.

Öffentliche Ämter

1948 war er als nicht stimmberechtigter Vertreter Berlins Teilnehmer des Verfassungskonvents auf Herrenchiemsee, die einen Verfassungsentwurf ausarbeiten sollte, der dem Parlamentarischen Rat als Grundlage dienen sollte. Die Arbeit des Konvents bildete somit das Fundament für das Grundgesetz.

Von 1948 bis 1955 leitete Suhr als Direktor die Deutsche Hochschule für Politik (heute Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin). Von 1951 bis 1953 war Suhr Mitglied im Verwaltungsrat des Vereins Studentische Darlehnskasse e. V.

Bei den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus im Dezember 1954 war Suhr Spitzenkandidat der SPD, die eine knappe absolute Mehrheit der Mandate erringen konnte. Suhr bildete dessen ungeachtet eine Koalition mit der CDU und wurde im Januar 1955 zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt. Am 21. Juli 1957 wurde er noch turnusmäßig zum Bundesratspräsidenten gewählt, verstarb aber vor der Amtsübernahme, sodass Willy Brandt als sein Nachfolger im Amt des Regierenden Bürgermeisters auch dieses Amt übernahm.

Werke

  • Die Organisationen der Unternehmer, 1924
  • Die Welt der Wirtschaft vom Standort des Arbeiters, 1925
  • Die Lebenshaltung der Angestellten, 1928
  • Angestellte und Arbeiter. Wandlungen in Wirtschaft und Gesellschaft, et al., 1928
  • Tarifverträge der Angestellten, 1931
  • Eine Auswahl aus Reden und Schriften, 1967

Literatur

  • Gunter Lange: Otto Suhr, Im Schatten von Ernst Reuter und Willy Brandt, Eine Biographie, Verlag Dietz Nachfolger, Bonn 1994
  • Siegfried Mielke (Hrsg.) unter Mitarbeit von Marion Goers, Stefan Heinz, Matthias Oden, Sebastian Bödecker: Einzigartig – Dozenten, Studierende und Repräsentanten der Deutschen Hochschule für Politik (1920–1933) im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Berlin 2008, ISBN 978-3-86732-032-0, S. 332–336.

Otto Suhr war 1946 bis 1950 gemeinsam mit Louise Schroeder Herausgeber der in Berlin erscheinenden Halbmonatsschrift „Das sozialistische Jahrhundert“ (Auflage: 20.000, während der Blockade 10.000 Stück).

Weblinks

 Commons: Otto Suhr – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jensen und Rickers: Andreas Gayk. Neumünster 1974, S. 196.

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