Paisley-Höhlen

Paisley-Höhlen
42.761634-120.553665
Paisley-Höhlen (Oregon)
Paisley-Höhlen
Paisley-Höhlen

Die Paisley-Höhlen (engl. „Paisley Caves“ oder „Paisley Five Mile Point Caves“ oder „Paisley 5 Mile Point Caves“) sind acht Höhlen und Abris [1] im Becken des Summer Lake 8  km (5 Meilen) nördlich des Ortes Paisley, Lake County im US-Bundesstaat Oregon. Archäologische Funde in den Höhlen aus dem Jahren 2002/03, die 2007 analysiert und 2008 veröffentlicht wurden, bestätigen die Thesen über den Anfang der Besiedlung Amerikas, schieben deren Beginn aber um rund 1500 Jahre vor den bisher angenommen Zeitpunkt. Sie sind der Beweis für pre-clovis Paläo-Indianer. 2011 wurde der bekannte Zeitraum für die Besiedelung Amerikas durch Funde im Buttermilk Creek Complex in Texas, die auf 15.500 bis 12.300 Jahre B.P. datiert werden, weiter nach vorne verschoben.

Ausgrabungen

Erstmals führte 1938 Luther Sheeleigh Cressman Grabungen in den Paisley-Höhlen durch. Es wurden menschliche und tierische Knochen, Werkzeuge und Feuerstellen gefunden. Seit 2002 nutzt die University of Oregon die Höhle für Lehrgrabungen.[2] Dabei wurden die jetzigen Funde gemacht.

Die Höhlen entstanden durch Wellenschlag des prähistorischen Lake Chewaucan, der am Ende der letzten Eiszeit große Teile Zentral-Oregons bedeckte und aus dem der heutige Summer Lake hervorging. Als nach der Eiszeit der Wasserspiegel des Sees beträchtlich fiel, wurden Schluff und Sand sowie feines Geröll durch den Wind in die Höhlen eingetragen. Organisches Material wie Knochen, Exkremente (Koprolithen), Pflanzenteile und Artefakte wurden von Menschen und Tieren eingebracht. Unter den Artefakten aus organischem Material konnten Schnüre aus Tiersehnen und Pflanzenfasern, Tierfell, Flechtwerk und hölzerne Pflöcke gefunden werden. Aufgrund des Klimas der Region mit extremer Trockenheit blieben die organischen Bestandteile in exzellentem Erhaltungszustand. Außerdem wurden einige wenige Steinwerkzeuge und Abschläge aus der Herstellung von steinernen Klingen entdeckt. Die Stratigraphie war ungestört und wurde mit traditionellen Methoden auf die Übergangszeit zwischen Pleistozän und Holozän datiert.

Bei Grabungen der University of Oregon im Winter 2002/03 wurden in den untersten Schichten 14 Koprolithe (versteinerte Exkremente) gefunden, die menschlichem Kot entsprachen.[3] Die Exkremente (Kot) sind nach kalibrierten 14C-Datierungen 14.300 Jahre alt. In den Funden konnte menschliche DNA identifiziert werden und diese konnte nach Untersuchungen an der Universität Kopenhagen und zur Kontrolle in Leipzig und Uppsala anhand der mitochondrialen DNA mit den Haplogruppen A2 und B2 eindeutig indianischen Ureinwohnern Amerikas zugeordnet werden.[4] Eine Kontamination der Funde durch die Ausgräber wurde ausgeschlossen, weil von ihnen niemand die spezifischen genetischen Merkmale der indianischen Urbevölkerung trägt. Eine Übertragung der DNA aus höheren, jüngeren Schichten konnte ebenfalls ausgeschlossen werden, weil in den Koproliten die DNA der Wüsten-Buschratte (Neotoma lepida) fehlte, die in jüngeren Schichten weit verbreitet ist.[5] Die Funde wurden im April 2008 auf der Webseite der Zeitschrift Science und im Mai in der Zeitschrift selbst publiziert.[6]

Das Alter der Funde liegt etwa 1500 Jahre vor der Clovis-Kultur, die als früheste flächenhaft verbreitete menschliche Kultur Amerikas gilt. Seit etwa dem Jahr 2000 galt die Existenz von Paläo-Indianern pre clovis (vor Clovis) als wissenschaftliche Lehrmeinung, allerdings lagen bis zur Publikation der Funde aus den Paisley-Höhlen keine direkt datierten menschlichen Überreste vor. Die Funde aus Oregon passen auch örtlich in die angenommene Besiedlungsentwicklung, so dass der Zeitpunkt der Besiedlung nach vorne verschoben werden muss, die bestehenden Theorien aber bezüglich des Ablaufs gestützt werden. Demnach kamen die ersten Bewohner Amerikas am Ende der letzten Eiszeit über die noch existierende Landbrücke Beringia zwischen Sibirien und Alaska. Der frühe Fund in Oregon lässt vermuten, dass sie an der Pazifikküste nach Süden zogen und nicht wie alternativ angenommen, eine eisfreie Lücke zwischen dem Laurentidischen Eisschild und den Gletschern der Coast Mountains im nord-kanadischen Yukon-Territorium genutzt haben.[7]

Anmerkungen

  1. University of Oregon: NGBPP Research at the Paisley Caves
  2. University of Oregon: NGBPP Research at the Paisley Caves
  3. Zeitschrift Wissenschaft.de am 4. April 2008
  4. Pre-Clovis Breakthrough, 3. April 2008
  5. M. Thomas P. Gilbert,L. Jeninks et al.: DNA from Pre-Clovis Human Coprolites in Oregon, North America. In: Science, 9. Mai 2008, Volume 320, Seiten 786–789
  6. M. Thomas P. Gilbert, Dennis L. Jenkins et al.: DNA from Pre-Clovis Human Coprolites in Oregon, North America; doi:10.1126/science.1154116
  7. Michael Balter: DNA from Fossil Feces Breaks Clovis Barrier. In: Science, Vol 320, 4. April 2008, Seite 37

Weblinks


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