Pantar (Insel)

Pantar (Insel)
Pantar
Nusa Tenggara Timur
Nusa Tenggara Timur
Gewässer Sawusee, Bandasee
Inselgruppe Alorarchipel, Kleine Sunda-Inseln
Geographische Lage 8° 25′ S, 124° 7′ O-8.4166666666667124.116666666671372Koordinaten: 8° 25′ S, 124° 7′ O
Pantar (Kleine Sunda-Inseln)
Pantar
Länge 50 km
Breite 29 km
Fläche 728 km²
Höchste Erhebung Gunung Delaki
1.372 m
Hauptort Baranusa
Zwei Kilometer weite Caldera des Gunung Sirung

Pantar, auch Galiao, Putar, Also, Pondai; ist die zweitgrößte Insel des Alor-Archipels, das zu den Kleinen Sundainseln im Osten von Indonesien gehört. Es ist ein Teil der Provinz Nusa Tenggara Timur. Hauptort ist Baranusa.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Pantar hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 50 Kilometer und ist zwischen 11 und 29 Kilometer breit. Die Fläche beträgt 728 Quadratkilometer. Östlich liegt die größere Insel Alor, westlich liegen jenseits der Straße von Alor Lembata (Lomblen) und die anderen Inseln des Solorarchipels. Südlich liegt jenseits der Sawusee die Insel Timor, nördlich die Bandasee.

Höchster Gipfel ist mit 1372 Metern der vulkanische Gunung Delaki an der Südspitze. Er bildet das Südwestende einer 14 Kilometer langen, nach Nordosten abfallenden Vulkankette. An ihrem anderen Ende ragt der vom Dorf Kakamauta aus zugängliche Gunung Sirung auf. Dieser 862 Meter hohe komplexe Vulkan besteht aus basaltischen Lavaströmen, seine letzte bekannte Eruption fand 1970 statt.[1]

Von der einzigen Stadt und dem zugleich größten Hafen Baranusa am Ende der Blangmerang-Bucht im westlichen Inselteil an der Nordküste bestehen Fährverbindungen mit Kalabahi auf Alor und Balauring im Osten von Lembata. Ein weiterer Küstenort im Norden ist Kabir an der Nordostspitze der Insel. Die meisten kleineren Dörfer liegen im Inselinnern.

Die Blangmerang-Bucht schneidet von Norden in den ansonsten recht geraden Küstenverlauf ein und teilt zusammen mit dem Gunung Delaki im Süden die Insel in eine kleinere West- und eine größere Osthälfte. Das östliche Inselinnere besteht aus einer von Norden nach Süden leicht abfallenden Hochebene, die von tiefen, quer verlaufenden Tälern und einzelnen Hügelketten gegliedert wird. Außerhalb der Anbauflächen im Umkreis der Dörfer ist die Hochfläche von einer Savannenvegetation mit Alang Alang-Gras (Imperata arundinacea) und dazwischenliegenden Eukalyptus-Baumgruppen bedeckt. Unterhalb des Steilabfalls verläuft entlang der Ostküste ein schmaler Streifen mit Kokospalmen. Der westliche Inselteil senkt sich dagegen langsam zum Meer ab. Kokospalmen gedeihen ferner um die Dörfer und auf den Hügeln im Inselinnern. Lontarpalmen sind auf den umliegenden Inseln weit verbreitet, aber auf Pantar selten.[2]

Geschichte

Chinesische Sandelholz-Händler besuchten im 13. Jahrhundert die Insel Timor, über die Nachbarinseln geben ihre Berichte keine Auskunft. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts dürfte das hindu-javanische Majapahit-Reich auf den östlichen Sundainseln einige Vasallenkleinreiche besessen haben, wie aus der Reichschronik Nagarakertagama hervorgeht. Demnach unternahmen sie 1357 einen Feldzug nur bis zur Insel Sumbawa, die Chronik führt für das Jahr 1365 dennoch eine Reihe Inseln weiter östlich auf, die als „abhängig“ bezeichnet werden. Pantar wird darin nicht genannt, dafür lässt sich vermutlich der Name Galiyao mit der Insel lokalisieren.

Die Schreibvariante Galao findet sich in einer Liste von Inseln, zu den 1511 als erste Europäer eine portugiesische Molukken-Expedition gelangte. In Antonio Pigafettas Tagebuch der ersten Weltumseglung wird 1522 eine Insel Galiau kurz vor Malua (heute Alor) erwähnt. Weitere Indizien sprechen letztlich für die Gleichsetzung von Galiyao mit Pantar.[3] Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts scheint der Name Galiyao verschwunden zu sein, da er in Reiseberichten nicht mehr erwähnt wird. Es gibt zumindest einige Hinweise auf das Wort in Lokalsprachen. Johannes Elbert hörte während seiner Sunda-Expedition 1910 von Händlern aus Alor oder Pantar, die Galigau genannt wurden. Anfang der 1990er Jahre bekam Susanne Rodemeier bei Feldforschungen auf Pantar von einem früheren Königreich Galéau im Westen der Insel erzählt, nach dem sich heute ein Clan auf Alor nennt. Rodemeier folgert daraus, dass es sich bei Galiyao während der Majapahit-Zeit um mehrere Kleinreiche auf Pantar und entlang der Westküste von Alor gehandelt haben dürfte.[4]

Die Portugiesen besuchten die kleineren Inseln um Timor nur selten. Die Bewohner von Pantar konvertierten im Gegensatz zu einigen ihrer Nachbarn nicht zum katholischen Christentum. Trotzdem war die Insel für die Kolonialmacht wichtig, da sie als Quelle für besonders reinen Schwefel galt, der zur Herstellung von Schwarzpulver benötigt wurde.[5]

1851 verkaufte der portugiesische Gouverneur José Joaquim Lopes de Lima ohne Rücksprache mit Lissabon die Ansprüche auf Pantar ebenso wie auf den Ostteil von Flores, Solor und Alor für 200.000 Florins an die Niederländer. Gouverneur Lopes de Lima fiel in Ungnade und wurde abgesetzt, als Lissabon von dem Vertrag erfuhr. Auf der Rückreise nach Portugal verstarb Lopes de Lima in Batavia. Doch schließlich verzichtete Portugal auf die Gebiete im Vertrag von Lissabon 1859.[5]

Kultur

Die einzelnen Volksgruppen auf Pantar erfuhren eine calvinistisch-christliche oder islamische Missionierung. Die christlichen Dörfer liegen vorwiegend im Innern der Insel, die muslimischen entlang der Küste. Die Beziehungen zwischen den einzelnen Religionsgemeinschaften und Dörfern wurden bisher traditionell durch ritualisierte „Familienbeziehungen“ geprägt, die für die politische Stabilität der gesamten Region verantwortlich gemacht werden.[6] Gewalttätige Unruhen zwischen den beiden Religionsgruppen, wie sie ab 1999 auf den Molukken stattfanden, blieben auf Pantar zwar aus, dennoch herrscht zwischen manchen Volksgruppen seit 1994 ein Misstrauen, das gelegentlich in offene Konflikte ausarten kann. Das Misstrauen hängt mit der weit verbreiteten Angst vor Schwarzer Magie zusammen.[7] In den traditionellen Religionen wurden entweder Lera-Wulan („Sonne-Mond“) oder Latala als Schöpfergott und Welterhalter verehrt. Einen großen Einfluss besaßen die Totenseelen der den Menschen normalerweise wohlgesinnten Ahnen.[8]

Zwischen Pantar und den westlich gelegenen Inseln des Solor-Archipels verläuft eine Kulturgrenze, die sich am unterschiedlichen Brauchtum und an den Sprachen zeigt. Diese Grenze war bereits Mitte des 19. Jahrhunderts den niederländischen Kolonialherren bekannt und führte zur Verwaltungsgliederung in ein Solor- und Alor-Archipel. Westlich von Pantar wurde traditionell der Brautpreis durch Übergabe von altem Elfenbein beglichen, auf Pantar und Alor gab es Kesseltrommeln (Moko) ähnlich denen der antiken Dong-Son-Kultur. Im Westen errichteten die Dorfbewohner traditionell die Wohnhäuser ebenerdig, von Pantar nach Osten waren Pfahlbauten üblich.

Alle regionalen Sprachen gehören zur malayo-polynesischen Sprachfamilie. Westlich von Pantar werden neben dem heute üblichen überregionalen Indonesisch überwiegend soloresische Sprachen gesprochen, während auf Pantar und weiter östlich die Sprachenzersplitterung größer ist und mehrere, nicht mit den Solor-Sprachen verwandte Dialekte der Trans-Neuguinea-Sprachen verbreitet sind.[9]

Zu den regional auf Pantar verbreiteten Sprachen gehören in alphabetischer Reihenfolge:

  • Belagar, das an der Nordostküste von Pantar und der größten östlichen Nachbarinsel Pura gesprochen wird
  • Kairab, an der Ostküste im Ort Tamalabang. Größte Wortschatzübereinstimmung mit dem Belagar
  • Kelong, im Nordwesten der Insel in einer Bergregion im Landesinnern nordöstlich von Kabir
  • Lamma, eine Ritualsprache im zentralen Landesinnern
  • Nédebang, im Ort Baolang an der Nordwestküste
  • Téwa, in mehreren Dialekten im Zentrum und in der Bucht von Blangmerang[10]

Literatur

  • Susanne Rodemeier: Tutu kadire in Pandai-Munaseli. Erzählen und Erinnern auf der vergessenen Insel Pantar (Ostindonesien). Lit-Verlag, Münster 2006
  • Ernst Vatter: Ata Kiwan. Unbekannte Bergvölker im tropischen Holland. Ein Reisebericht. Bibliographisches Institut, Leipzig 1932

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sirung im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
  2. Roswitha Holzinger: Die Sammlung von den Inseln Pantar und Pura im Museum für Völkerkunde zu Frankfurt am Main. In: TRIBUS, Stuttgart 1970, S. 17–20
  3. Robert H. Barnes: The Majapahit dependency Galiyao. In: Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde 138, Nr. 4, Leiden 1982, S. 407–412
  4. Susanne Rodemeier: Local Tradition on Alor and Pantar. An Attempt at localizing Galiyao. In: Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde 151, Nr.3, Leiden 1995, S. 438–442
  5. a b History of TimorTechnische Universität Lissabon
  6. Syarifuddin R. Gomang: Muslim and Christian alliances. „Familia relationships“ between inland and coastal peoples of the Belagar community in eastern Indonesia. Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde 162–4, Leiden 2006, S.468–489
  7. Bettina Volk, S. 165
  8. Hermann Niggemeyer: Ata Kiwan. „Menschen der Berge“ im Solor-Archipel (Ostindonesien). II. Frauenarbeiten. Institut für den wissenschaftlichen Film, Göttingen 1963
  9. Robert H. Barnes: Alliance and warfare in an Eastern Indonesian principality. Kédang in the last half of the nineteenth century. Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde 157, Leiden 2001, S. 275
  10. Karl-Heinz Pampus: Sieben Tage auf Pantar. Eine Erkundungsreise auf Ernst Vatters Spuren. In: Karl H. Kohl (Hrsg.): Paideuma. Mitteilungen zur Kulturkunde, Bd. 52, Kohlhammer, Stuttgart 2006, S.135–147

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