Pasardschik

Pasardschik
Pasardschik (Пазарджик)
Wappen von Pasardschik Karte von Bulgarien, Position von Pasardschik hervorgehoben
Basisdaten
Staat: Bulgarien
Oblast: Pasardschik
Einwohner: 78.716 (1. Juni 2010[1])
Koordinaten: 42° 11′ N, 24° 20′ O42.18333333333324.333333333333215Koordinaten: 42° 11′ 0″ N, 24° 20′ 0″ O
Höhe: 215 m
Postleitzahl: 4400
Telefonvorwahl: (+359) 034
Kfz-Kennzeichen: PA
Verwaltung
Bürgermeister: Todor Popow
Webpräsenz: www.pazardjik.bg

Pasardschik [ˈpazɐrdʒik] (bulgarisch Пазарджик) ist eine Stadt in Zentralbulgarien und liegt an der Mariza inmitten der Oberthrakischen Tiefebene. Sie ist Sitz eines Bezirkes -- Oblast Pasardschik -- und der nach ihr benannten Gemeinde

Inhaltsverzeichnis

Gemeinde Pasardschik

Die Region wird aufgrund des günstigen Klimas und der fruchtbaren Böden traditionell landwirtschaftlich genutzt und gilt als Gemüse- und Obstanbauregion. Hauptanbauprodukte neben Getreide sind Tomaten, Paprika, Kartoffeln, Wassermelonen, Tabak und Wein, daneben auch Pfirsiche, Kirschen und Baumwolle.

Die Gemeinde Pasardschik teilt sich wie folgt auf:

  • Aleko Konsatntinowo
  • Aprilzi
  • Brataniza
  • Chadschiewo
  • Gelemenowo
  • Glawiniza
  • Gowedare
  • Debraschtiza
  • Dobrowniza
  • Dragor
  • Swunitschewo
  • Iwajlo
  • Junazite
  • Krali Marko
  • Lajchowo
  • Malo Konare
  • Mirjanzi
  • Mokrischte
  • Owtschepolzi
  • Ognjanowo
  • Pasardschik
  • Pataleniza
  • Pischtogowo
  • Rosen
  • Saraja
  • Sbor
  • Sinitowo
  • Topoli dol
  • Zar Asen
  • Zrantscha
  • Tschernogorowo
  • Welitschkowo

Geschichte

Nach der Eroberung von Bosnien (1463) durch das osmanische Reich (Bulgarien wurde bereist 1396 erobert), wurde eine Karawanenstraße zwischen Sarajevo und Konstantinopel über Priština, Skopje, Kjustendil und Samokow etabliert. Die Karawanenstraße traf dann auf die „Große Heerstraße“, die Via Militaris. An der Gabelung der beiden Straßen wurde Tatar Pazarcik im Jahre 1485 gegründet, um eine Kolonie von Tataren aus Bessarabien über die wenig bekannt ist, außer dass sie im Dienste des osmanischen Reiches waren.[2]

Tatar Pazarcik wurde ab dem 16. Jahrhundert regionales Zentrum einer Kaaza, litt jedoch an der Nähe von Plowdiw, welches eine traditionelle regionale Metropole darstellte. Es war dennoch ein florierendes Handelszentrum: Eisen aus Samokow, Holz aus den Rhodopen und Reis, dessen Anbau von denen im 16. Jahrhundert in der Region eingeführt worden war. Die Waren wurde meist über Floß und Schiffe entlang des Mariza-Flusses bis nach Edirne und die Ägäis geschickt. [2] 1540 wurde die Eski-Moschee fertiggestellt. Sie ist heute das älteste noch erhaltene Bauwerk der Stadt.[3]

Gelegen auf einer Hauptachse wurde Tatar Pazarcik durch zahlreiche Reisende, als Dorf (Scheper, 1533), als Palanka (Schweiger, 1577) oder als Stadt beschrieben (Kuripešič, 1530; Vrancic, 1567). Im Jahre 1578 zählte Stephanus Gerlach nicht mehr als 30 Häuser von Christen, die jedoch über keine Kirche oder Priester verfügten. Alle bewunderten die im Jahre 1574 von Damat İbrahim Pascha erbeute Karawanserei Kurschum chan, welche einem eleganten Brunnen hatte. Für Evliya Çelebi hatte die Stadt 16 Machallas und 870 Häuser. 1664 wurde ein Uhrturm (Sahat-Kula) gebaut.[2] Aus dem 16. Jahrhundert stammt auch der Pascha Hammām.[3]

Der Uhrturm heute

Ab dem 18. Jahrhundert stieg die bulgarische Bevölkerung signifikant. 1741 errichtete man einen neuen Uhrturm. Die Stadt war im 18./19. Jahrhundert eine wichtige Handwerker- und Messestadt und ein geistiges Zentrum der Bulgarischen Wiedergeburt. Im Zuge der Tanzimat-Reformen von 1834 konnte sich eine bulgarische Gemeinde bilden, welche 1837 die Sweta-Bogorodiza-Kirche (Muttergotteskirche) mit ihrer geschnitzten Altarwand, ein Werk von Meistern der berühmten Debar-Schule erbauen ließ. Stojan Sachariew, ein Sohn der Stadt, berichtet, dass sie in den 1860er in 33 Machallas geteilt war. Hier gab es zu dieser Zeit 3,420 Häuser, 1,200 Geschäfte, 19 Moscheen, 6 Kirchen, 1 Synagoge und 4 öffentliche Bäder. Weiter existierten 8 türkischen und 6 bulgarischen Schulen sowie je eine jüdische, valachische und eine armenische Schule. [2]

1862 wurde das Tschitalischte Widelina eröffnet. 1865 hatte Pasardschik um die 25.000 Einwohnern, wobei die Bulgaren mit 57% die Mehrheit stellten.[2] 1869 gründetet Wasil Lewski hier ein revolutionäres Komitee der Inneren Revolutionären Organisation (IRO). Im 19. Jahrhundert wurden die Handelswaren auch Pazarcik das gesponnene Tuch (aba) und den Cord (Gajtan) ergänzt. Jährlich fand hier zwischen 30. Juni und 15. August die Mara-Messe statt. Im Jahr 1873 wurde Tatar Pazarcik an das osmanische Eisenbahnnetz angeschlossen und es verliefen Bahnverbindungen nach Konstantinopel (Istanbul) und zum Hafen Dedeaghač.[2]

Im Januar 1878 wurde die Stadt im Zuge des „Russisch-Türkischen Befreiungskriegs“ von 1877/78 auf dem Befehl von Süleiman Pascha, Oberkommandierende der türkischen Militäroperationen auf der Balkanhalbinsel niedergebrannt.[2] In der Folge verließ der Großteil der türkischen Bevölkerung die Stadt. Am 14. Februar 1878, endete formal die osmanisch-türkische Herrschaft über die Stadt. Nach dem Berliner Kongress wurde Pasardschik jedoch erneut Teil des Osmanischen Reiches und in der autonomen Provinz Ostrumelien bis zu deren Vereinigung (1885) mit dem Fürstentum Bulgarien eingegliedert. Bei der Volkszählung und Ostrumelien 1884 hatte Pasardschik 15.425 Einwohner. In Ostrumelien war jedoch der Reisanbau verboten worden, was vor allem die Reisanbauer der Region Pasardschik traf. 1900 hatte die Stadt 17.000 Einwohner, darunter 2.000 Türken und 1.000 moslemische Zigeuner.

In 1923 gab es in der Stadt nur noch vier Moscheen. Die Stadt trug bis 1934 den Namen Tatar Pazarcik als sie in Pasardschik umbenannt wurde.[2] Sie war in der Vergangenheit Anfangsbahnhof der Rhodopenbahn. Weiter ist die Stadt Ausgangspunkt für die in der Nahe liegenden Höhenkurorte Peschtera, Welingrad, Dospat und die historische Ortschaft Batak.

Heute wird der Islam in Pasardschik nur noch von der Zigeuner-Minderheit (Chorohan und Kalajdschi) und eine kleiner Teil von Pomaken, welche ursprünglich aus den Rhodopen-Gebirge stemmen, vertreten.[2]

Sehenswürdigkeiten

  • Uhrturm von Pasardschik
  • Kathedrale Mariä Himmelfahrt
  • Historisches Museum
  • Hausmuseum Konstantin Welitschkow
  • Stanislaw-Dospewski-Memorialmuseum in einem in Jahre 1864 erbauten Haus des Künstlers und das Geschichtsmuseum.
  • Theater Konstantin Welitschkow

Politik

Städtepartnerschaften

Pasardschik unterhält mit folgenden Städte einer Partnerschaft[4]:

Bildung

In Pasardschik existieren alle Schultypen Bulgariens. Das Sprachgymnasium „Bertholt Brecht“ist Mitglied der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“. Des Weiteren existieren eine Fachlochschule für Landwirtschaft, eine Pädagogen, sowie eine Filiale der Musikfakultät der Paisij-Chilendarski-Universität Plowdiw

Söhne und Töchter der Stadt

Einzelnachweise

  1. http://grao.bg/tna/tab02.txt
  2. a b c d e f g h i Tatar Pazarcik in Encyclopaedia of Islam
  3. a b http://www.pazardjik.bg/newweb/framebg.html
  4. Списък на побратимени градове

Literatur

  • Tatar Pazarcik in Encyclopaedia of Islam, Second Edition., Volume X, page 371, column 1

Weblinks

 Commons: Pazardzhik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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