Pascendi Dominici Gregis

Pascendi Dominici Gregis

Pascendi oder mit vollem Titel Pascendi Dominici gregis ist eine Enzyklika Pius' X. Sie wurde am 8. September 1907 kurze Zeit nach dem Dekret Lamentabili sane exitu des Sanctum Officium veröffentlicht, ist aber unabhängig von diesem entstanden.

Die Enzyklika Pascendi wendet sich gegen den sogenannten Modernismus in der Katholischen Kirche. Pius X. will darin erstmals das „System“ der Modernisten als omnium haereseon conlectum (Zusammenfassung aller Irrlehren) offenlegen bzw. entlarven. In ihrem lehrhaften Hauptteil beschrieb die Enzyklika den Modernisten in sieben Rollen: als Philosophen, der nur im Rahmen der Immanenz, also innerweltlich, denkt, als Gläubigen, der sich nur auf die subjektive religiöse Erfahrung stützt, als Theologen, der das Dogma nur symbolistisch verstehen kann, als Historiker und Bibelkritiker, der die göttliche Offenbarung durch Anwendung der historisch-kritischen Methode in innerweltliche Entwicklungsprozesse auflöst, als Apologeten, der die christliche Wahrheit nur vom Standpunkt der Immanenz her rechtfertigt, und schließlich als Reformer, der die Kirche grundstürzend verändern will. Der Modernismus leiste Widerstand gegen die hergebrachte scholastische Theologie und das kirchliche Lehramt. Seine Kennzeichen seien falsche intellektuelle Neugier, Hochmut, Ignoranz und Täuschungsabsicht. Dies beweise sich unter anderem dadurch, dass kein Modernist das ganze modernistische System offen vertrete, sondern immer nur in einer der genannten Rollen auftrete. In einem disziplinarischen Schlußteil traf die Enzyklika praktische Maßnahmen zur Einschärfung der scholastischen Philosophie und Theologie, zur Maßregelung verdächtiger Dozenten und Priesteramtskandidaten, zur Zensur und zur Schaffung antimodernistischer Kontrollgremien. Pascendi bejahte den wissenschaftlichen Fortschritt nur, wenn er sich „im Lichte der katholischen Wahrheit und unter ihrer Führung“ vollzog.

Der Hauptverfasser der Enzyklika war der frz. Theologe Joseph Lemius aus dem Orden der Oblaten (OMI). Bei der Rekonstruktion des „Systems“ des Modernismus stützte er sich vor allem auf die Werke des frz. Theologen Alfred Loisy. Lemius' Absicht war es, die verdeckten philosophischen und theologischen Voraussetzungen von Loisys Bibelauslegung offenzulegen.

Papst Benedikt XV. hat in seiner Antrittsenzyklika 1914 das Werk seines Vorgängers bestätigt und gewürdigt, aber zugleich festgestellt, dass unter Theologen jederzeit und so lange Lehrfreiheit bestehe, bis eine definitive Entscheidung des kirchlichen Amtes feststehe. Er wandte sich gleichzeitig vom Integralismus ab, der oft mit dem Antimodernismus verbunden war und den Pius X. mit dem Sodalitium Pianum gefördert hatte. Pascendi ist heute im Licht der Entscheidungen des II. Vatikanum zu würdigen (vgl. Enz. Fides et ratio von Papst Johannes Paul II., 1998).

Verurteilte Lehren

Literatur

  • Claus Arnold, Kleine Geschichte des Modernismus. Herder, Freiburg 2007, S. 106-119. ISBN 978-3-451-29106-7

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