Pedipalpus

Pedipalpus
Pedipalpi der männlichen Großen Winkelspinne (Tegenaria atrica)

Der paarige Pedipalpus ist ein wichtiges Merkmal der Spinnentiere (Arachnida). Dabei handelt es sich um eine umgewandelte Extremität im Kopfbereich der Tiere.

Der Pedipalpus ist primär zu einem Tastorgan umfunktioniert, eine Schere trägt er im Grundmuster sehr wahrscheinlich nicht.[1] Der Pedipalpus ist mit der Mandibel der Krebstiere und Tracheentiere homolog und folgt bei den Spinnentieren auf die Chelicere oder Kieferklaue.

Innerhalb der Arachnida wurde der Pedipalpus sowie die Chelicere auf vielfältige Weise abgewandelt, vor allem durch die mehrfach konvergente Ausstattung mit Scheren. Diese bildeten sich bei den Skorpionen, Geißelskorpionen, Pseudoskorpionen und Kapuzenspinnen. Bei den Pseudoskorpionen sind sie außerdem mit Giftdrüsen bestückt.

Bei den Geißelspinnen bilden die Pedipalpen große Fangbeine mit einschlagbaren Fußgliedern. Haftorgane an den Pedipalpen findet man bei den Walzenspinnen, diese dienen zum Fang von Beutetieren sowie als Haftstrukturen an glatten Steinen.

Auch innerhalb der Webspinnen wurde der Pedipalpus umstrukturiert. Hier dient er bei den männlichen Tieren als Spermaüberträger. Dazu wurde der Fuß (Tarsus) in ein primär dreiteiliges Palpenorgan umgebaut, welches im Inneren einen Hohlraum für das eigene Sperma aufweist (Spermatophore). Das Palpenorgan, der Bulbus, wird von den Männchen an der eigenen Geschlechtsöffnung oder an einem Spermanetz befüllt und bei der Paarung in die weibliche Geschlechtsöffnung eingeführt. Dafür müssen die Chitinspangen auf dem Organ (das Cymbium) auf die Geschlechtsöffnung des Weibchen abgestimmt sein, entsprechend spricht man hier von einem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Innerhalb vieler Gruppen der Webspinnen ist eine genaue Artbestimmung nur anhand dieser Strukturen möglich.

Weitere Funktionen sind das Tasten durch die dichte und lange Behaarung, das Trommeln oder Zupfen am Netz zur innerartlichen Kommunikation, z. B. bei der Balz, oder auf dem Substrat, vermutlich zur Orientierung, z. B. bei Springspinnen. Manche Arten weisen auch Stridulationsorgane an oder in den Pedipalpen auf.

Quellen

  • Rainer F. Foelix: Biologie der Spinnen. Georg Thieme Verlag Stuttgart 1979. ISBN 3-13-575801-X

Einzelnachweise

  1. Nachweis über fossile Seeskorpione

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