Pernstein (Adelsfamilie)

Pernstein (Adelsfamilie)
Wappen der Pernsteiner

Die Adelsfamilie von Pernstein (tschechisch z Pernštejna) war ein böhmisches und mährisches Adelsgeschlecht. Sie gehörte in ihrer Blütezeit zu den reichsten Familien des Landes, zu politischen Verbündeten böhmischer Könige und nahm wichtige Ämter wahr. Sie trat auch als Mäzene der Kunst auf. Ursprünglich protestantisch, traten sie später zum katholischen Glauben über. Ihr aufwendiger Lebensstil und die wirtschaftlich veralteten Formen der Vermögensverwaltung führten schließlich zur Verschuldung und zum Zerfall des Vermögens. Die männliche Linie starb 1631 aus.

Inhaltsverzeichnis

Ursprünge

Die Angehörigen der mährischen Adelsfamilie der Pernstein (tschech. Pernštejn), deren Vorfahren vermutlich die Herren von Medlova waren, nannten sich seit dem 13. Jahrhundert nach ihrer neu erbauten Burg Pernštejn bei Nedvedice.

Gründer war der Sage nach Věňav, ein Köhler, der für seine tapfere Tat, das Einfangen eines wilden Auerochsen, vom König ein Waldgebiet und ein Wappen mit dem Kopf eines Auerochsen erhielt. Věňav soll diesen Ur dem König vorgeführt und als Zeugnis seiner Kraft das Tier mit einer Axt erlegt haben.

Die Pernsteiner kolonisierten zunächst entlang des Flusses Svratka (Burg Pernštejn, Kloster Doubravník, Burg Zubrštejn) und hatten in Mähren Staatsfunktionen inne.

12. und 13. Jahrhundert

Das erste schriftlich nachgewiesene Mitglied des Geschlechts war 1174 Hotart (oder: Gotthardus). Dessen Sohn Stephan von Mödlau (Štěpán z Medlova) (er starb vor 1235) war königlicher Burggraf auf Burg Veveří und Amtsinhaber in Znaim. Er gilt auch als Gründer des Klosters der Augustinerinnen in Doubravník. Seine Söhne hießen Vojtěch, Jimram und Štěpán. Vojtěchs Frau starb früh und er wurde Mönch. 1239–1256 war er Propst des Klosters in Doubravník. Bei ihm tauchte das erste Mal der Namenszusatz de Lapide (oder: z Kamene) und später de Zubrstein auf. Die Prädikate de Zubri und z Bystřice sind Erfindungen des Historikers und Handschriftenfälschers Antonín Boček. Die Urkunde, nach der Štěpán von Medlov 1243 das von den Tataren zerstörte Kloster Doubravník neu aufbaute und reich ausstattete, ist ebenso eine Fälschung von Boček.

Štěpáns Sohn Filip wurde Kämmerer in Mähren. Sein zweiter Sohn, ebenfalls mit dem Namen Štěpán, nannte sich 1285 das erste Mal z Pernštejna. Von da an blieb der Familienname erhalten, wenn auch in der Familie gelegentlich später noch andere Namen geführt wurden, z. B. 1302 z Jakubova und noch später z Aueršperku. Zu dieser Zeit war es nicht ungewöhnlich, dass sich Adelige eigene Namenszusätze (Nachnamen) gaben und sich nach den Herrschaften, die sie besaßen, nannten.

14. und 15. Jahrhundert

Jimram z Pernštejna sowie die Brüder Jimram und Filip z Jakubova waren in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts Beisitzer des mährischen Landrechts. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts trat der Sohn Jimrams, Vilém z Pernštejna, in den Vordergrund, der in den 1380er und 1390er Jahren ebenfalls Beisitzer am Landgericht war. Er wurde eine der führenden Persönlichkeiten in Mähren. 1398 war er Bürgermeister in Znojmo. Anfang des 15. Jahrhunderts brach in Mähren der Krieg aus. Vilém, der früher Anhänger des Markgrafen Jobst war, trat nun auf die Seite der Gegner des Landesherren. In den Jahren 1408–1409 war er Kämmerer des Brünner Gerichts und übernahm diese Funktion 1417 auch auf dem Olmützer Gericht. 1421 wurde er mährischer Landeshauptmann. 1415 stellte er sich mit zahlreichen anderen mährischen und böhmischen Adeligen an die Seite von Jan Hus gegen das Konzil und Kaiser Sigismund. An den Hussitenkriegen nahm er jedoch nicht teil. Da die Jakubov-Linie der Pernštejns zu dieser Zeit ausstarb, wurde Vilém der Gründer eines neuen Stammes. Sein erster Sohn starb früh. Es überlebten ihn jedoch Bavor und Jan. Bavor nahm an den siegreichen Schlachten der Hussiten in Ústí und Tachov (1426 und 1427) teil. Auch Johann († 1475) war Anhänger der Hussiten, der durch Vermählungen, Pfändungen und Käufe das Vermögen mehrte. Er stand an der Seite von Hynek Ptáček von Pirkstein und später Georgs von Podiebrad. 1438 und 1454 wurde er als Gesandter zum polnischen König geschickt. Auch König Georg war er treu ergeben, wechselte nach dessen Tod 1471 aber in die Partei des Ungarnkönigs Matthias Corvinus. 1473 wurde er zu einem der vier Statthalter Mährens gewählt. Er war mit Bohunka z Lomnice verheiratet.

Seine Söhne waren Zikmund, der zweimal im Krieg für König Georg von Podiebrad in Gefangenschaft geriet (1467 und 1470), sowie Vilém und Vratislav. Vilém und Vratislav kauften zum väterlichen Besitz Litava hinzu. Vratislav (er starb 1496) war Oberstlandkämmerer, und brachte es schließlich 1494 zum Landeshauptmann von Mähren. Er war Alleinerbe und durch Hochzeit gewann er Plumlov und Prostějov hinzu.

Persönlichkeiten

  • Wilhelm von Pernstein (tschechisch Vilém z Pernštejna a na Helfštejně) (* 1435; † 8. April 1521), böhmischer Politiker und das bedeutendste Mitglied des Geschlechts der Pernsteiner.
  • Vojtěch von Pernstein (auch Adalbert von Pernstein, tschechisch Vojtěch z Pernštejna) (* 1490; † 1534), böhmischer Adeliger
  • Anna z Pernštejna (etwa 1521-nach 1540), war mit Wilhelm von Sternberg verheiratet
  • Johann von Pernstein (tschechisch Jan z Pernštejna - auch Bohatý der Reiche genannt) († 1548), war Adeliger in Böhmen und Mähren, Höchster Kämmerer und Landeshauptmann der Marktgrafschaft Mähren.
  • Auch Jaroslav von Pernstein (* 1528, † 1569) starb kinderlos. Verheiratet war er mit Elisabeth Thurzo. Jaroslav wirtschaftete unordentlich. Außerdem lebte er im Überfluss. Er verschuldete sich und verlor während seines Lebens fast sein ganzes Erbteil. Er schadete sich auch, als er erbarmungslos die „Brüder“ aus seinen Ländereien vertrieb und ihm somit Arbeitskräfte fehlten.
  • Vratislav von Pernstein (tschechisch Vratislav z Pernštejna) (* 9. Juli 1530; † 20. Oktober 1582) , war böhmischer Adliger und Politiker des späten Mittelalters.
  • Maximilian von Pernstein (* 1575, † 1593) trat in den Stand der Kirche ein und wurde Domherr von Olomouc, obwohl er in Rom lebte. Vom Papst wurde er als Botschafter nach Polen gesandt. Er starb in Rom und ist im Dom der Jungfrau Maria der Größeren begraben.
  • Johann von Pernstein (Jan † 1597), der Bruder Maximilians, trat in kaiserliche Dienste ein, kämpfte in Holland unter Alessandro Farnese, dann in Ungarn gegen die Türken. Ihm wird die Nutzung der Petard bei der Eroberung der Festungen und Städte zugeschrieben. Er ehelichte die Tochter seines Onkels Anna Marie Manriquez de Lara, mit der er drei Töchter hatte, Anna, Frebonie und Helena Eusebie, sowie den Sohn Vratislav.
  • Vratislav Eusebius (* 1594, † 1631) kämpfte als einer der „Höchsten“ unter Kaiser Rudolf II. und war dessen Berater und Kämmerer. Er starb im Kampf mit den Schweden in der Gegend von Tangermünde. Sein Erbteil bekam seine Schwester Frebonie. Noch heute leben seine Nachfahren in Österreich.
  • Frebonie Eusebie (* 1596, † 1646) gründete 1640 in Litomyšl die piaristische Universität. Ihr Vermögen vermachte sie dem Orden der Karmeliter. Litomyšl bekam Václav von Lobkowicz und nach ihm erhielten es 1649 die Grafen von Trauttmansdorff.

Besitztümer

Burg Aueršperk, Brandýs nad Orlicí, Bystřice nad Pernštejnem, Burg Helfštýn, Hluboká nad Vltavou, Hranice na Moravě, Hrušovany u Brna, Jakubov u Moravských Budějovic, Jimramov, Kojetín, Kralice nad Oslavou, Křižanov, Burg Kunětická Hora, Lanškroun, Burg Lanšperk, Burg Litice nad Orlicí, Litomyšl, Medlov, Mitrov, Moravec, Náchod, Nové Město, Pardubice, Burg Pernštejn, Burg Pyšolec, Plumlov, Potštejn, Přerov, Prostějov, Rychnov, Skály, Tlumačov, Tovačov, Třebíč, Ústí n. Orlicí, Velké Meziříčí, Vranov, Židlochovice, Zubrštejn

Weblinks

Literatur

  • Petr Vorel (Hrsg.): Česká a moravská aristokracie v polovině 16. století. Edice register listů bratří z Pernštejna z let 1550-1551. Pardubice 1997.

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